Erschienen in:
01.06.2014 | Originalien
Methohexital zur Analgosedierung bei beatmeten Intensivpatienten
Prospektive nichtrandomisierte „Single-center“-Observationsstudie zur Delirinzidenz
verfasst von:
D. Volz, A. Vogt, M. Schütz, H.-B. Hopf
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 6/2014
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Das in bis zu 80 % der Intensivpatienten auftretende Delir ist mit erheblicher Morbidität und Letalität assoziiert. Risikofaktor für ein Delir ist die bei beatmeten Patienten notwendige Analgosedierung, die derzeit anhand der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) mit Midazolam oder Propofol als Sedativa durchgeführt werden.
Ziel der Arbeit
Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte die Frage beantwortet werden, ob das Barbiturat Methohexital im Vergleich zu Midazolam oder Propofol die Delirinzidenz bei analgosedierten und beatmeten Intensivpatienten reduziert.
Material und Methoden
Hierzu wurde eine prospektive, nichtrandomisierte Observationsstudie an Patienten, die bei Aufnahme auf die Intensivstation bereits beatmet waren oder innerhalb der folgenden 72 h beatmet wurden, durchgeführt. Es erfolgte eine Einteilung nach zu erwartender Beatmungsdauer: ≤ 7 Tage Propofol/Remifentanil vs. Methohexital/Remifentanil, > 7 Tage Midazolam/Fentanyl vs. Methohexital/Fentanyl. Primärer Endpunkt der Studie war die Entstehung eines Delirs während des Intensivstationsaufenthalts. Alle 8 h wurde eine Delirmessung via „Intensive Care Delirium Screening Checklist“ (ICDSC) vorgenommen; hierbei wurde ein Delir als ein ICDSC-Wert ≥ 4 definiert. Als Zielwerte für die Sedierungstiefe in der Richmond Agitation Sedation Scale (RASS) wurde ≥ − 2 und in der visuellen Analogskala (VAS) ≤ 4 zugrunde gelegt.
Ergebnisse
Ein Delir entwickelten 15 der 16 mit Midazolam/Fentanyl sedierten Patienten (94 %), während dies unter Methohexital/Fentanyl-Gabe nur bei 5 der 18 Patienten (28 %) auftrat. Dies ergibt eine absolute Risikoreduktion um 66 % (p < 0,001), entsprechend einer „number needed to treat“ (NNT) von 1,5. In der Gruppe Propofol/Remifentanil entwickelten 64 der 94 Patienten ein Delir (68 %), während es in der Gruppe Methohexital/Remifentanil nur 23 der 94 Patienten (24 %) waren. Dies ergibt eine absolute Risikoreduktion um 44 % (p < 0,001), entsprechend einer NNT von 2,5.
Schlussfolgerung
Methohexital zur Analgosedierung reduziert die Delirinzidenz bei beatmeten Intensivpatienten im Vergleich zu Midazolam oder Propofol um mehr als die Hälfte.