Erschienen in:
20.06.2019 | Opioide | Übersichten
Schmerzinhibition durch Opioide – neue Konzepte
verfasst von:
Prof. Dr. med. C. Stein
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Opioide sind die ältesten und stärksten Schmerzmedikamente, allerdings sind sie durch gefährliche Nebenwirkungen wie Atemdepression, Suchtpotenzial, Sedierung, Übelkeit und Obstipation limitiert. Die klinische Anwendung ist unbestritten in der Behandlung von akutem (z.B. perioperativem) und tumorassoziiertem Schmerz, jedoch hat die Langzeitanwendung bei chronischem Nichttumorschmerz zunehmend Kritik erfahren und zur aktuellen „Opioidkrise“ beigetragen.
Fragestellung und Ziele
Diese Übersicht behandelt pharmakologische Grundlagen und neue Forschungsstrategien zur Reduktion von Nebenwirkungen. Mechanismen der Schmerzentstehung und -inhibition sowie anderer Opioidwirkungen werden beschrieben. Zur Illustration der klinischen Situation und medizinischer Probleme werden pathophysiologische Veränderungen des Opioidsystems wie Plastizität von Opioidrezeptoren, Signalwegen, endogener Opioide, zentraler und peripherer Wirkorte diskutiert.
Schlussfolgerungen
Der epidemische Fehlgebrauch und Missbrauch von Opioiden hat gezeigt, dass große Wissenslücken in der Behandlung von chronischem Schmerz bestehen, dass Interessenkonflikte und die Validität von Modellen in der Medikamentenentwicklung stärker berücksichtigt werden müssen, und dass dringend neue Schmerzmedikamente ohne Suchtpotenzial gebraucht werden. Aktuell erscheinen die Verstärkung endogener Opioidwirkungen und die selektive Aktivierung peripherer Opioidrezeptoren am vielversprechendsten.