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Erschienen in: Der Schmerz 4/2019

02.07.2019 | Pflege | Originalien

„Wenn die mal nicht mehr kommen würden, dann kriege ich eine Krise“

Netzwerke der ambulanten Palliativversorgung aus Sicht von Patienten und Angehörigen

verfasst von: Felix Mühlensiepen, MPH, Dr. phil. Samuel Thoma, Judith Marschke, Univ.-Prof. Dr. med. Martin Heinze, M.B.Ch.B./Südafrika Dirk Harms, Univ.-Prof. Dr. Prof. h.c. Edmund A. M. Neugebauer, Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian von Peter, MPhil

Erschienen in: Der Schmerz | Ausgabe 4/2019

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Zusammenfassung

Ziel der Studie

Die Studie stellt die Sichtweisen von Patienten und Angehörigen auf Netzwerke der ambulanten Palliativversorgung dar. Dabei werden die Versorgungsformen allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) und spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), insbesondere in Bezug auf die Umsetzung der Schmerzbehandlung, kontrastiert.

Methodik

Die Studie basiert auf 27 halbstrukturierten, problemzentrierten Interviews mit 21 Patienten und 19 Angehörigen. Die Rekrutierung erfolgte anhand eines „purposive sampling“ in zwei Regionen Brandenburgs. Die Interviews wurden qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse

In der AAPV ist der Hausarzt zentraler Ansprechpartner und Koordinator des Versorgungsnetzwerks. Mit Wechsel in die SAPV sinkt seine Bedeutung, was zu Konflikten zwischen Haus- und Palliativarzt führen kann. Im Vergleich zur AAPV wird SAPV-Teams eine höhere Interventionsfähigkeit in Akutsituationen sowie Expertise in der Schmerztherapie zugeschrieben. So wird die Option auf parenterale Applikation von Opioiden als Vorzug der Betreuung durch das SAPV-Team gewertet. Die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen divergiert je nach individuellem Versorgungsnetzwerk – teilweise wird ausschließlich von Angehörigen gepflegt. Angehörige stehen dem Patienten im Versorgungsnetzwerk am nächsten und übernehmen Kernaufgaben.

Schlussfolgerung

Die personelle und professionelle Zusammensetzung von Netzwerken der ambulanten Palliativversorgung variiert individuell nach Versorgungssituation und -form. Versorgungsnetzwerke der AAPV und SAPV unterscheiden sich vor allem in Bezug auf die Erreichbarkeit der Leistungserbringer und Schmerztherapie. Informelle Versorgungsleistungen tragen entscheidend dazu bei, dass eine häusliche Palliativversorgung überhaupt möglich ist.
Anhänge
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Fußnoten
1
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit der Texte wird in Springer-Publikationen in der Regel das generische Maskulinum als geschlechtsneutrale Form verwendet. Dies impliziert immer beide Formen, schließt also die weibliche Form mit ein.
 
2
Forschungswerkstatt der AG Psychiatrische Versorgungsforschung der Hochschulklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Immanuel Klinik Rüdersdorf, an der u. a. FM, ST, JM, MH und SvP teilnahmen. Die Forschungswerkstatt dient der gemeinsamen Interpretation qualitativer Forschungsergebnisse der AG und besteht unabhängig vom Forschungsprojekt.
 
3
In den drei Interviews zeigte sich, dass der Leitfaden sehr umfangreich und in Teilen ungenau war. Um Interviewpartner nicht unnötig anzustrengen, wurde der Leitfaden reduziert und präzisiert. Die Ergebnisse der drei Interviews aus der Pilotphase konnten dennoch in die Datenauswertung einbezogen werden, da alle Inhalte der späteren Leitfadenversion auch in den drei Pilotinterviews thematisiert wurden.
 
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Metadaten
Titel
„Wenn die mal nicht mehr kommen würden, dann kriege ich eine Krise“
Netzwerke der ambulanten Palliativversorgung aus Sicht von Patienten und Angehörigen
verfasst von
Felix Mühlensiepen, MPH
Dr. phil. Samuel Thoma
Judith Marschke
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Heinze
M.B.Ch.B./Südafrika Dirk Harms
Univ.-Prof. Dr. Prof. h.c. Edmund A. M. Neugebauer
Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian von Peter, MPhil
Publikationsdatum
02.07.2019
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Der Schmerz / Ausgabe 4/2019
Print ISSN: 0932-433X
Elektronische ISSN: 1432-2129
DOI
https://doi.org/10.1007/s00482-019-0384-0

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