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10.12.2020 | COVID-19 | Nachrichten

Bilanz

So hat Corona der Diabetesversorgung genutzt und geschadet

verfasst von: Thomas Hommel

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COVID-19-Pandemie und nationale Diabetesstrategie: Vertreter führender Diabetesverbände in Deutschland ziehen eine gemischte Bilanz des zu Ende gehenden Jahres. Was 2020 passiert ist bei der Diabetesversorgung.

Ärzte haben mit Blick auf die Versorgung der rund 7,7 Millionen Diabetes-Patienten in Deutschland eine eher gemischte Bilanz des zurückliegenden Jahres gezogen. 2020 sei von „außergewöhnlichen Ereignissen“ geprägt gewesen, die auch an der Diabetologie „nicht spurlos“ vorübergegangen seien, schreiben die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Monika Kellerer, und der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, Dr. Jens Kröger, im Vorwort zum „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2021“. DDG und diabetesDE geben den Report gemeinsam heraus.

Starker Anstieg bei Ketoazidosen

So habe die Corona-Pandemie dazu geführt, dass die Behandlungszahlen bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes sowohl in Arztpraxen wie auch in Krankenhäusern vorübergehend „Tiefststände“ erreicht hätten. Aus Angst vor Ansteckung hätten viele Patienten wichtige Kontrolltermine beim Arzt oder auch Schulungen bei Diabetes-Beratern ausgelassen. In den Krankenhäusern wiederum hätten viele Innere Abteilungen ihren regulären Betrieb eingeschränkt, um Kapazitäten für COVID-19-Patienten vorhalten zu können. „Dies führte in der Bevölkerung zu einer flächendeckenden temporären Minderversorgung“, betonen Kellerer und Kröger.

Die Auswirkungen des Corona-bedingten Lockdowns im Frühjahr seien bei einer Erkrankung wie Diabetes derzeit noch schwer abzuschätzen, so Kelllerer und Kröger. Eine Entwicklung zeichne sich aber bereits ab: So deute sich von März bis Mai ein deutlicher Anstieg der diabetischen Ketoazidosen bei Typ-1-Neumanifestationen im Kindes- und Jugendalter an.

Gleichzeitig habe die Pandemie auch in der Diabetologie einen „Digitalisierungsschub“ entfacht, schreiben Kellerer und Kröger. In „atemberaubend kurzer Zeit“ seien überdies länder- und fachdisziplinübergreifende Register zum besseren Verständnis der COVID-19-Erkrankung auch im Zusammenhang mit einer Vorerkrankung wie Diabetes entstanden.

Für diabetologische Schwerpunktpraxen sei 2020 gekennzeichnet von „Digitalisierungsumsetzung und Existenzsicherung unter Corona-Pandemie-Bedingungen“, betont auch der Vorsitzende des Berufsverbandes Niedergelassener Diabetologen, Dr. Nikolaus Scheper. Die Praxen hätten aufgrund ihrer „dauerhaften und regulären“ Befassung mit Digitalisierung vergleichsweise gut auf die Anforderungen der Krise reagieren können.

Videosprechstunden und Videoschulungen würden weiterentwickelt, so Scheper. Allerdings sei der persönliche Kontakt unverändert der „Goldstandard“ in der Betreuung chronisch kranker Menschen. Diabetologen seien keine Bremser der Digitalisierung. Dennoch verwahre sich sein Berufsstand wie die gesamte Ärzteschaft gegen eine von den Krankenkassen „unverhohlen als selbstverständlich vorausgesetzte Tätigkeit als vergütungslose Digitalisierungsassistenten“ der Patienten, schreibt Scheper.

Das „Top-Ereignis“ des vergangenen Jahres ist nach Ansicht der Diabetesverbände die im Sommer vom Deutschen Bundestag verabschiedete nationale Diabetesstrategie. Der Plan enthalte mit acht Kernpunkten „viel Notwendiges“, wird betont.

Diabetesplan nur ein Papiertiger?

Ob aus dem Rahmenwerk ein „Meilenstein“ werde, entscheide sich freilich erst, wenn klar sei, ob und wie die Strategie umgesetzt werde. Kritisch einzustufen sei bereits jetzt, dass der von Union und SPD aufgesetzte nationale Diabetesplan „nichts terminlich Verpflichtendes“ enthalte.

Zudem habe die Politik Kinder mit Typ-1-Diabetes vergessen, schreibt Kröger in einem gemeinsam mit Nicole Mattig-Fabian von der Bundesgeschäftsstelle von diabetesDE verfassten Beitrag. So fehle es – im Gegensatz zu den USA oder zu Schweden – in deutschen Schulen und Kitas an geschultem Personal, das sich um Kinder mit Diabetes-Typ-1 kümmere. Das bleibe nicht ohne Folgen. So nähmen laut einer DDG-Umfrage unter knapp 1200 betroffenen Familien 48 Prozent der Kinder mit Diabetes nicht gleichberechtigt am Unterricht teil.

Quelle: Ärzte Zeitung

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