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Pädiatrie
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Publiziert am: 19.04.2025 Bitte beachten Sie v.a. beim therapeutischen Vorgehen das Erscheinungsdatum des Beitrags.

Pränatale Medizin

Verfasst von: Karl Oliver Kagan, Harald Abele und Christian F. Poets
Für die meisten Schwangeren dienen die pränatalmedizinischen Untersuchungen zur Bestätigung des normalen Schwangerschaftsverlaufs. Sollten sich jedoch Auffälligkeiten in der Entwicklung der Schwangerschaft oder des Feten zeigen, strebt die zeitgemäße pränatalmedizinische Betreuung eine möglichst umfassende präpartale Einschätzung der Risikosituation an, um werdenden Eltern Entscheidungswege im Hinblick auf den weiteren Schwangerschaftsverlauf, den Zeitpunkt und Ort der Entbindung und das postpartale Management für Mutter und Kind aufzuzeigen. Hierfür sind vor allem Ultraschalluntersuchungen als auch unterschiedliche Laboruntersuchungen unerlässlich. Neben der Diagnose von Komplikationen und Fehlbildungen befasst sich die Pränatalmedizin auch mit der intrauterinen Therapie einzelner Erkrankungen. Diesbezüglich sind beispielsweise die intrauterine Transfusion bei einer fetalen Anämie als auch die intrauterine Koagulation der kommunizierenden Gefäße bei einem feto-fetalen Transfusionssyndrom zu nennen.

Pränatale Beurteilung fetaler Entwicklungsstörungen und Einfluss auf die Perinatalmedizin

Eine zeitgemäße pränatalmedizinische Betreuung strebt eine weitreichende präpartale Einschätzung der Schwangerschaft an, um werdenden Eltern bei fetalen Auffälligkeiten Entscheidungswege im Hinblick auf den weiteren Schwangerschaftsverlauf, den Zeitpunkt und Ort der Entbindung und das postpartale Management für Mutter und Kind zu aufzuzeigen. Bei den meisten Schwangeren steht aber die regelmäßige Überprüfung und Bestätigung der normalen Entwicklung des Feten im Mittelpunkt.
Hierfür ist vor allem die Ultraschalldiagnostik von zentraler Bedeutung. Dazu kommen aber auch unterschiedliche laborchemische, genetische und biophysikalische Untersuchungen.
Diese unterschiedlichen Untersuchungsmethoden werden heute kombiniert, um möglichst früh in der Schwangerschaft verlässliche und präzise Diagnosen zu erstellen und um andere Screening-Untersuchungen durchführen zu können, die zur Prädiktion von Schwangerschaftskomplikationen im späteren Verlauf der Schwangerschaft dienen. Bestes Beispiel hierfür ist das Ersttrimester-Screening (ETS) in der 12. bis 14. SSW. Hierfür wird die Ultraschalluntersuchung mit biophysikalischen und biochemischen Untersuchungen sowie der zellfreien DNA-Analyse (cfDNA) kombiniert, um fetale Fehlbildungen oder Chromosomenstörungen frühzeitig zu erkennen und um das Risiko für typische Schwangerschaftskomplikationen wie zum Beispiel der Präeklampsie beurteilen zu können.
Sollte eine fetale Fehlbildung oder eine besondere Risikokonstellation vorliegen, zeichnet sich die moderne Prä- und Perinatalmedizin dadurch aus, dass ein interdisziplinäres Team aus vor- und nachgeburtlichen Spezialisten zur Verfügung steht, das die werdenden Eltern gemeinsam berät. Dies reicht von der intrauterinen Therapie bis zur nachgeburtlichen Akut- und Langzeitversorgung.
In der pränatalen Beratung liegt eine große Verantwortung gegenüber den werdenden Eltern und dem Ungeborenen. Im Mittelpunkt steht hierbei immer die Schwangere und ihre persönlichen Lebensumstände, sodass eine professionelle und interdisziplinäre, aber auch empathische und individuelle Beratung erforderlich ist.

Sonografische Beurteilung einer normalen Schwangerschaft

In jeder Schwangerschaft sind drei Ultraschalluntersuchungen in der 9.–12. SSW, in der 19.–22. SSW und in der 29.–32. SSW vorgesehen. Diese Untersuchungen sollen Komplikationen in der Schwangerschaft frühzeitig aufdecken und dienen dem Schutz von Mutter und Kind.

Erstes Ultraschall-Screening nach Mutterschaftsrichtlinien

Im Rahmen der ersten Ultraschall-Untersuchung wird neben der Feststellung einer intakten, intrauterinen Schwangerschaft und einer ersten Beurteilung der Sonoanatomie das Gestationsalter und damit der Entbindungstermin festgelegt. Dazu dient neben der anamnestisch erhobenen letzten Periode auch die Scheitel-Steiß-Länge, die die genaueste Ermittlung des Gestationsalters ermöglicht (von Kaisenberg et al. 2024; Kagan et al. 2022) (Abb. 1). Diese ist von größter Bedeutung, um in Terminnähe eine übermäßige Terminüberschreitung oder eine Frühgeburt zu verhindern. Das Schwangerschaftsalter kann zu einem späteren Zeitpunkt nur noch mit deutlich höherer Unsicherheit bestimmt werden. Bei Mehrlingsschwangerschaften sollte die Chorionizität bestimmt werden. Das sogenannte Lambda-Zeichen, welches durch die angrenzenden Amnionhöhlen und das dazwischen befindliche Choriongewebe gebildet wird, weist auf dichoriale Mehrlinge hin. Das T-Zeichen, welches zum Einen durch die Chorionplatte, zum Anderen durch die beiden einander anliegenden Amnionhöhlen gebildet wird, spricht für eine monochoriale-diamniote Mehrlingsschwangerschaft (von Kaisenberg et al. 2020) (Abb. 2).
Abb. 1
Scheitel-Steiß-Länge in der 13+0 SSW. Der gestrichelte Doppelpfeil gibt die Messung der Scheitel-Steiß-Länge an
Abb. 2
Dichorial-diamniote Gemini mit einem lambda-Zeichen (links) und monochorial-diamniote Gemini mit einem T-Zeichen (rechts). Die Pfeile zeigen auf das lambda- und das T-Zeichen

Zweites Ultraschall-Screening nach Mutterschaftsrichtlinien

Die Ultraschalluntersuchung zwischen der 19. und 22. SSW zielt darauf, das fetale Wachstum zu beurteilen und Fehlbildungen zu erkennen. Die zeitgerechte Entwicklung wird anhand allgemein akzeptierter Körpermaße beurteilt (biparietaler Durchmesser, Kopfumfang, Abdomenumfang und Femurlänge). Durch den Einsatz hochauflösender Ultraschallsysteme einschließlich der farbkodierten Doppler-Sonografie können zu diesem Zeitpunkt mehr als 80 % aller Fehlbildungen erkannt werden. Dies hängt jedoch in erheblichem Maße von der Erfahrung des Untersuchers ab. Bei einer Untersuchung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM II/III-Standard) müssen deutlich mehr fetale Strukturen untersucht werden (Merz et al. 2012; Buijtendijk et al. 2024; Prodan et al. 2023). Die Untersuchung nach den Mutterschaftsrichtlinien beschränkt sich dagegen auf deutlich weniger Organsysteme. Hier stehen vor allem Neuralrohrdefekte und Herzfehler mit einem auffälligen Vierkammerblick im Mittelpunkt (Abb. 3).
Abb. 3
Normaler Vierkammerblick in der 21. SSW
Neben der Beurteilung der fetalen Entwicklung werden auch die Plazenta und deren Position untersucht. Bei einer Plazenta praevia würde ein vaginaler Entbindungsversuch zu lebensgefährlich starken Blutungen führen. Zudem lässt sich durch die Doppler-sonografische Beurteilung des Flussprofils in den Aa. uterinae das Risiko für eine spätere Präeklampsie ermitteln (Lee et al. 2024).

Drittes Ultraschall-Screening nach Mutterschaftsrichtlinien

Primäres Ziel der Ultraschalluntersuchung zwischen der 29. und 32. SSW ist die Erfassung der intrauterinen Wachstumsretardierung sowie spätmanifestierender Fehlbildungen.
Die fetale Wachstumsretardierung stellt eine besondere Risikokonstellation dar, die eine deutlich intensive Überwachung und Entbindungsplanung erforderlich macht.

Ersttrimester-Screening

Neben diesen Ultraschall-Untersuchungen, die durch die Mutterschaftsrichtlinien festgelegt sind, hat sich heute zusätzlich das Ersttrimester-Screening etabliert. Dieses wird zwischen der 12. und 14. SSW durchgeführt und erlaubt eine eingehende Risikostratifizierung der Schwangerschaft (von Kaisenberg et al. 2024; Kagan et al. 2022; Sonek et al. 2016).
Dabei stehen Chromosomenstörungen, das Risiko für eine spätere Präeklampsie und Wachstumsretardierung sowie eine frühe feindiagnostische Beurteilung der Sonoanatomie im Mittelpunkt. Diese Untersuchung soll dazu beitragen, die weitere Betreuung der Schwangeren individuell an deren Bedürfnisse, das heißt an deren Risikoprofil anzupassen. So wird der weitere Fokus der Betreuung bei einem erhöhten Risiko für Präeklampsie auf der Prädiktion und Prävention dieser Erkrankung liegen. Sollten sich Fehlbildungen zeigen, ermöglicht die frühzeitige Diagnose eine weitere Abklärung des Befundes und die eingehende Beratung der werdenden Eltern ohne zeitlichen Druck.

Frühe Feindiagnostik

Bereits in der 13. SSW lassen sich etwa 30–50 % aller schweren fetalen Fehlbildungen erkennen (Buijtendijk et al. 2024; Karim et al. 2022; Karim et al. 2017). Auch hier ist die Detektionsrate erheblich von der Erfahrung des Untersuchers abhängig. Zur Steigerung der Detektionsrate wird der Einsatz von Surrogatparametern diskutiert. Diese sind einfacher darzustellen als die Fehlbildung selbst und sollen den Untersucher auf die mögliche Fehlbildung hinweisen. Diesbezüglich sind die erhöhte Nackentransparenz als Risikomarker für Herzfehler und syndromale Erkrankungen zu nennen, der Blutfluss im Ductus venosus und über der Trikuspidalklappe als Marker für Herzfehler, die auffällige Fossa posterior zur Detektion der Spina bifida und die Form der Maxilla als Hinweiszeichen auf eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (von Kaisenberg et al. 2024).

Beurteilung des Präeklampsie-Risikos

Das Risiko einer Präeklampsie im späteren Verlauf der Schwangerschaft kann mithilfe der Anamnese der Patientin, des Widerstandes in den Aa. uterinae, dem mütterlichen Blutdruck und den Serummarkern PlGF und PAPP-A (PlGF = Placental Growth Factor und PAPP-A = pregnancy-associated plasma Protein A) ermittelt werden. Die Detektionsrate für eine frühe Präeklampsie vor der 35. SSW liegt bei etwa 90 % bei einer Falsch-Positivrate von 10 % (von Kaisenberg et al. 2024).
Bei einem erhöhten Risiko kann die tägliche Einnahme von 150 mg Acetylsalicylsäure sinnvoll sein. In einer prospektiv randomisierten Multizenterstudie konnte damit eine über 50%ige Reduktion der Präeklampsie erreicht werden (Rolnik et al. 2017).

Beurteilung des Aneuploidie-Risikos

Unbalancierte Chromosomenaberrationen werden bei ungefähr 4 von 1000 Neugeborenen gefunden. Die häufigsten, klinisch relevanten Chromosomenstörungen sind dabei die Trisomie 21, 18 und 13 sowie gonosomale Aneuploidien.
Zahlreiche Screening-Algorithmen fokussieren auf das antenatale Aneuploidie-Screening auf Trisomie 21. Bei dieser Chromosomenstörung stellt das mütterliche Alter einen wichtigen Risikofaktor dar. So steigt das Risiko einer Trisomie 21 von unter 1:1000 bei einer 20-jährigen auf etwa 1:300 bei einer 35-jährigen und 1:100 bei einer 40-jährgien Schwangeren an.
Vor Einführung des Ersttrimester-Screenings basierte das Screening auf Trisomie 21 primär auf dem mütterlichen Altersrisiko. Als Schwellenwert wurde das Risiko einer 35-jährigen definiert. Schwangeren über 35 Jahren wurde eine Amniozentese angeboten, bei jüngeren Schwangeren erfolgte keine weitere Maßnahme. Dieses Verfahren hätte heute nur eine Detektionsrate von etwa 60 % bei einer Falsch-Positivrate von bis zu 25 % (Kagan et al. 2015). Aufgrund der besseren Testgüte ist das „Alters-Screening“ daher zugunsten des Ersttrimester-Screenings und des zellfreien DNA-Screenings (auch NIPT für „non-invasive prenatal testing“ oder cfDNA-Screening genannt) verlassen worden.
Das Ersttrimester-Screening auf Chromosomenstörungen, insbesondere auf Trisomie 21, basiert auf der Kombination des Altersrisikos der Schwangeren, der fetalen Nackentransparenz und den Serummarker freies beta-hCG und PAPP-A im mütterlichen Blut (Abb. 4). Durch dieses Verfahren lassen sich etwa 90 % der Feten mit Trisomie 21 erkennen, die Falsch-Positivrate liegt bei etwa 3–5 %. Durch den Einsatz zusätzlicher Ultraschallparameter wie dem fetalen Nasenbein oder dem Ductus venosus- und dem Trikuspidalklappenfluss lässt sich die Detektionsrate bis auf 95 % steigern (von Kaisenberg et al. 2024).
Abb. 4
Normale Nackentransparenzdicke (links) und erhöhte Nackentransparenzdicke bei einem Feten mit Trisomie 21 (rechts). Die Pfeile zeigen auf die Nackentransparenz
Die Methode wird aber zunehmend durch die Möglichkeiten der zellfreien fetalen DNA-Analyse aus dem mütterlichen Blut in Frage gestellt. Letztere stellt für den Anwender nur eine Blutabnahme dar und ist somit deutlich unkomplizierter als das Ersttrimester-Screening. Durch die zellfreie DNA-Analyse werden mehr etwa 98–99 % aller Schwangerschaften mit Trisomie 21 erkannt bei einer Falsch-Positivrate von unter 0,1 % (Rose et al. 2022) Auch für die Trisomie 18 und 13 lässt sich dieses Verfahren anwenden. Das Spektrum der genetischen Analysen kann wohl erweitert werden, ist aber noch Gegenstand aktueller Forschung (van der Meij et al. 2019).
Ein generelles Screening auf die gängigen Trisomien mittels zellfreier DNA wird von Seiten des gemeinsamen Bundesausschusses nicht unterstützt, der Einsatz soll auf Risikoschwangerschaften begrenzt bleiben. Grund hierfür sind die grundsätzlich kritische Einstellung auf ein allgemeines Screening auf Trisomie 21, die Kosten des Testverfahrens, die Rate an nicht auswertbaren Untersuchungen, die etwa bei 2–3 % liegt und die Häufigkeit der Trisomie 21 im Vergleich zu anderen Fehlbildungen.
Daher erscheint die Kombination beider Screening-Ansätze sinnvoll, bei der eine vorangehende Ultraschalluntersuchung mit einer zellfreien DNA-Analyse kombiniert wird (Prodan et al. 2022).
Auch die zellfreie DNA-Analyse ist nicht beweisend für eine Chromosomenstörung. So liegt der positive Vorhersagewert eines auffälligen zellfreien DNA-Tests für Trisomie 21 bei einer altersunabhängigen Prävalenz der Zielerkrankung von etwa 1:500 sowie einer Detektions- und Falsch-Positivrate von 99 % und 0,1 % bei etwa 66 %. Daher sollte ein auffälliges Ergebnis einer Screening-Untersuchung immer durch eine diagnostische Punktion abgeklärt werden (von Kaisenberg et al. 2024).

Diagnostische Punktionen

Bei fetalen Fehlbildungen oder einem auffälligen Screening-Test für Chromosomenstörungen, sind weiterführende genetische Analysen indiziert, die eine diagnostische Punktion erforderlich machen. Voraussetzung hierfür ist die eingehende Beratung des Paares, bei der der Nutzen der diagnostischen Punktion für den weiteren Fortgang der Schwangerschaft und das nachgeburtliche Management geklärt werden müssen.
Zu den gängigen diagnostischen Punktionen zählt die Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) und die Chorionzottenbiopsie. In seltenen Fällen kann auch eine Nabelschnurpunktion sinnvoll sein. Bei der Amniozentese wird ab der 16. SSW unter sonografischer Kontrolle von abdominal eine Nadel in die Fruchthöhle eingeführt und 10–15 ml Fruchtwasser entnommen. Der Eingriff dauert meist nur 1–2 min, das Fehlgeburtsrisiko liegt bei etwa 0,1 %. Bei der Chorionzottenbiopsie wird eine etwas dickere Nadel ebenfalls von abdominal in die Plazenta geschoben, um etwa 10–15 mg Chorionzottengewebe zu gewinnen. Der Eingriff kann ab der 12. SSW durchgeführt werden. Das Abortrisiko liegt beim transabdominalen Zugang auch etwa bei 0,2 %. Der transzervikale Zugang ist aufgrund des höheren Fehlgeburtsrisikos verlassen worden (Kähler et al. 2022).
Bei einem erhöhten Risiko für eine Trisomie 21, 18 oder 13 wird in der Regel eine zytogenetische Analyse durchgeführt. Hierbei werden numerische Chromosomenstörungen und strukturelle Störungen mit einer Größe von über 5–10 Megabasenpaaren erkannt. Bei komplexeren Fehlbildungskonstellationen ist der zytogenetische Ansatz nicht ausreichend, um das gesamte Spektrum möglicher Chromosomenstörungen suffizient zu erfassen. In diesen Fällen werden molekulargenetische Untersuchungen wie die Mikro-Array-Analyse oder das „Whole exome sequencing“ diskutiert, die eine Auswertetiefe bis hin zur einzelnen Basenpaarabfolge bieten (Mellis et al. 2022). Diese weiterführenden Analyse-Methoden sind für die korrekte Prognoseeinschätzung und Beratung der werdenden Eltern von großer Bedeutung.

Diagnose und Management von Fehlbildungen in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft werden bei etwa einem von 40 Feten Fehlbildungen gefunden. Der Diagnose folgt die weiterführende Abklärung des Befundes und die Beratung hinsichtlich der nachgeburtlichen Prognose.
Diese erfolgt interdisziplinär zusammen den Spezialisten, die in die nachgeburtliche Behandlung eingebunden sind. Dadurch wird versucht, den werdenden Eltern ein möglichst klares Bild der zur erwartenden Erkrankung des Kindes aufzuzeigen. Diese können sich auf die möglichen postpartalen Probleme einstellen oder sich bei entsprechendem Schweregrad auch gegen den Fortgang der Schwangerschaft entscheiden.
Von besonderer Bedeutung ist die vorgeburtliche Detektion von Herzfehlern sowie von Bauchwand- und Neuralrohrdefekten, da diese im Vergleich zu anderen Fehlbildungen häufig vorkommen, und da sie das peripartale Management direkt beeinflussen. Dabei wurde insbesondere für Herzfehler gezeigt, dass durch das pränatale Erkennen der Fehlbildung das postnatale Outcome verbessert werden kann (Peyvandi et al. 2016). Heute stellt sich dabei zusätzlich die Frage nach der intrauterinen Therapie bei einzelnen Fehlbildungen. Im weiteren wird exemplarisch auf Herzfehler und Neuralrohrdefekte eingegangen.

Kongenitale Herzfehler

Kongenitale Herzfehlbildungen werden bei ca. 8 von 1000 Lebendgeborenen und 25–150 von 1000 Aborten bzw. Totgeborenen gefunden. Die Häufigkeit von Chromosomenaberrationen bei angeborenen Herzfehlern liegt in postnatalen Studien bei 5–13 %. In pränatalen Studien liegt diese Rate (aus Selektionsgründen) bei ca. 30 %, die Häufigkeit von extrakardialen Fehlbildungen wird ebenfalls mit ca. 30 % angegeben.
Das Spektrum der pränatal diagnostizierten Herzfehler unterscheidet sich wesentlich von dem bei postnatalen Diagnosen, da manche Herzfehler pränatal deutlich schwieriger zu diagnostizieren sind als nachgeburtlich. Am häufigsten werden Herzfehler mit auffälligem Vierkammerblick, wie zum Bespiel das hypoplastische Linksherzsyndrom und der atrioventrikuläre Septumdefekt erkannt (Abb. 5). Insgesamt werden mit Hilfe des Vier-Kammer-Blicks etwa 50 % und mit Darstellung der Ausflusstrakte und der großen Arterien bis zu 90 % der Herzfehler erkannt (Syngelaki et al. 2019). Allerdings ist die vorgeburtliche Detektionsrate erheblich von der Erfahrung des Untersuchers abhängig. So lag die Detektionsrate in den Eurocat-Studienzentren deutlich unter den Raten in Expertenhand.
Abb. 5
Atrioventrikulärer Septumdefekt. Der Vierkammerblick zeigt eine gemeinsame atrioventrikuläre Klappe sowie einen Ventrikel- und einen Atriumseptumdefekt (Pfeil)
Die Diagnose erfolgt in der Regel im zweiten Trimenon. Durch die pränatale Diagnose sind die werdenden Eltern besser auf den nachgeburtlichen Verlauf vorbereitet. Zudem können weitere genetische Untersuchungen eingeleitet werden. Die Entbindung lässt sich in einem Perinatalzentrum mit entsprechender Expertise planen, wodurch die weitere Diagnostik und Therapie, wie zum Beispiel die Prostaglandin-Gabe bei Ductus-abhängigen Herzfehlern, besser und schneller koordiniert werden kann. Im Einzelfall, wie beispielsweise bei einer kritischen Aortenstenose, kann zum Erhalt des Ventrikels auch eine pränatale Intervention erwogen werden (Qasim et al. 2024).

Neuralrohrdefekte

Neuralrohrdefekte umfassen Fehlbildungen wie die Anenzephalie und die Spina bifida und gehören mit einer Prävalenz von ca. 1/1000 zu den häufigsten schwerwiegenden Fehlbildungen. Durch die idealerweise bereits präkonzeptionell begonnene tägliche Substitution von Folsäure (400 ug pro Tag) lässt sich die Prävalenz dieser Fehlbildung deutlich reduzieren.
Insbesondere die Anencephalie (Abb. 6) kann bereits sicher am Ende des ersten Trimenons diagnostiziert werden. Die Spina bifida wird meistens im zweiten Trimenon erkannt (Abb. 7). Die indirekten Zeichen, wie zum Beispiel die Verlagerung des Kleinhirns nach kaudal und deren konsekutive bananenartige Verformung (Bananen-Zeichen als Hinweis auf eine Arnold-Chiari-Malformation Typ II) oder die eingefallenen Schläfen (Zitronen-Zeichen) sind dabei wegweisend (Abb. 8) (Bahlmann et al. 2015). Die früher durchgeführte Bestimmung des α-Fetoproteins im Fruchtwasser oder im mütterlichen Serum ist durch die Ultraschalldiagnostik ersetzt worden.
Abb. 6
Anencephalus. Die Fehlbildung ist in 3D dargestellt. Neben dem fehlenden Gehirnschädel sind die prominenten Augen charakteristisch
Abb. 7
Lumbosakrale Spina bifida aperta (Pfeil)
Abb. 8
Arnold-Chiari-Malformation des Kleinhirns bei einer Spina bifida aperta. Das Kleinhirn hat die Form einer Banane (Pfeil), die für dieses ZNS-Zeichen namensgebend ist (banana sign)
Mit der vorgeburtlichen Diagnose des Neuralrohrdefektes kann sich die Schwangere eingehend über das Krankheitsbild informieren und über den Fortgang der Schwangerschaft entscheiden. Zudem kann das peripartale Management in Hinblick auf Entbindungsklinik und -modus und die postpartale Versorgung optimiert werden. Zudem werden intrauterine Therapieansätze diskutiert, bei denen der Neuralrohrdefekt pränatal gedeckt wird (Lee et al. 2022).

Diagnose und Management von Infektionen in der Schwangerschaft

Für den Feten relevante antenatale Infektionen sind insbesondere die Zytomegalie- und Parvovirus B19- sowie die Toxoplasmose-Infektion.

CMV-Infektion

In Deutschland ist insbesondere die Primärinfektion in der Schwangerschaft von großer Bedeutung (S2k-Leitlinie o. J.). Etwa 50 % der Schwangeren sind seronegativ. Maternale Neuinfektionen in der Schwangerschaft werden in etwa 0,5 % der Fälle beobachtet. Die Rate kongenital infizierter Neugeborener liegt bei 0,2–1,5 %, etwa 0,1 % sind bei Geburt symptomatisch.
Die materno-fetale Transmissionsrate ist vom Zeitpunkt der Infektion abhängig und steigt von 30 % im ersten Trimenon auf 70 % im dritten Trimenon an (Kagan et al. 2020). Gleichzeitig sinkt die Häufigkeit nachgeburtlicher Entwicklungsstörungen, sodass insbesondere Infektionen im ersten Trimenon mit einem hohen Risiko einer Entwicklungsstörung vergesellschaftet sind (Chatzakis et al. 2023; Chatzakis et al. 2020). Vorgeburtlich ergibt sich der Verdacht auf eine fetale CMV-Infektion durch entsprechende sonografische Auffälligkeiten oder eine maternale Serokonversion. Typische sonografische Zeichen der Infektion werden in schwerwiegende ZNS-Zeichen wie die Mikrocephalie, nicht-schwerwiegende ZNS-Zeichen wie einzelne Verkalkungsherde und sonstige, nicht-zerebrale Zeichen wie die Wachstumsretardierung oder die Hepatosplenomegalie unterteilt (Abb. 9) (Leruez-Ville et al. 2016). Die Diagnose der fetalen Infektion wird durch Erregernachweis im Fruchtwasser gestellt.
Abb. 9
Fetale CMV-Infektion u. a. mit Mikrocephalie, Mikroencephalie und Ventrikulomegalie (Pfeil)
Die Prävention einer symptomatischen CMV-Infektion des Neugeborenen beruht vor allem auf der Vermeidung einer mütterlichen Infektion während der Schwangerschaft. Dies kann durch einfache Hygienemaßnahmen erreicht werden. Zur Prävention der Transmission wird die Gabe von Valciclovir im off-label use empfohlen. Auch bei einer fetalen Infektion wird die Therapie mit Valaciclovir diskutiert (S2k-Leitlinie o. J.).

Toxoplasmose-Infektion

Auch bei der pränatalen Toxoplasmose-Infektion steigt mit zunehmendem Gestationsalter die Transmissionrate. Die Trias aus Retinochorioiditis, Hydocephalus und zerebralen Verkalkungen wird nur in etwa 1 % der Fälle beobachtet. Meist bleibt die Infektion asymptomatisch oder unspezifisch (Abb. 10). In 65–95 % der Fälle wird in der Folgezeit eine Retinochorioiditis beobachtet. Die Therapie bei akuter Toxoplasmoseinfektion in der Schwangerschaft wird bis zur 16. Schwangerschaftswoche mit Spiramycin, danach mittels einer Kombinationstherapie von Pyrimethamin, Sulfadiazin und hoch dosierter Folsäure durchgeführt (Schneider et al. 2023).
Abb. 10
Fetale Toxoplasmose-Infektion mit ausgeprägter Ventrikulomegalie (Pfeil)

Parvovirus-B19-Infektion

Bei einer Parvovirus-B19-Infektion in der Schwangerschaft wird in 30–50 % der Fälle eine transplazentare Transmission beobachtet. Infolge einer Infektion von Präkursoren der roten Zelllinie in Knochenmark und Leber kann es bevorzugt im zweiten Trimenon zu einer fetalen Anämie und in etwa 5 % der Fälle zu einem Hydrops fetalis sowie in etwa 3 % zu einem intrauterinen Fruchttod kommen (Bascietto et al. 2018; Boissiere et al. 2024). Da das Zeitintervall zwischen maternaler Infektion und fetalen Komplikationen bis zu 12 Wochen betragen kann, ist in diesem Zeitraum eine engmaschige sonografische und dopplersonografische Überwachung notwendig. Dabei ist besonders die Spitzengeschwindigkeit in der A. cerebri media wegweisend (Abb. 11). Bei Verdacht auf eine fetale Anämie wird diese durch eine Nabelschnurpunktion gesichert und durch eine Transfusion mit einem speziellen fetalen Erythrozytenkonzentrat ausgeglichen.
Abb. 11
Erhöhte Spitzengeschwindigkeit in der A. cerebri media aufgrund einer fetalen Anämie

Fetomaternale Rhesusinkompatibilität

Mit der Einführung der Rhesusprophylaxe und der Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik und Therapie ist der immunologische Hydrops fetalis und konsekutive Fruchttod infolge von Anti-D-Antikörpern selten geworden. Dennoch stellt die Rhesusinkompatibilität auch heute noch eine wichtige Differenzialdiagnose bei einem Hydrops fetalis dar. Neben den RhD-Antikörpern gibt es zahlreiche weitere Antikörper, die zur fetalen Anämie führen können. Diesbezüglich sind vor allem Anti-c- und Anti-Kell-Antikörper zu nennen.
Der erste Hinweis auf eine Rhesusinkompatibilität ergibt sich durch einen auffälligen Antikörpersuchtest zu Beginn der Schwangerschaft. Zur weiteren Abklärung kann mithilfe der cfDNA-Analyse die fetale Blutgruppe bestimmt werden. Sollte sich eine entsprechende Inkompatibilität zeigen, sind regelmäßige Kontrollen der Spitzengeschwindigkeit in der A.cerebri media indiziert, um eine fetale Anämie erkennen zu können (Abb. 11). Die ansteigende Flussgeschwindigkeit bei einer fetalen Anämie reflektiert vor allem die abnehmende Viskosität des fetalen Blutes. Bei einer Spitzengeschwindigkeit über dem 1,5-fachen des gestationsaltersspezifischen Medians sollten eine Nabelschnurpunktion und ggf. eine fetale Transfusion erfolgen. Diese müssen im Abstand von zwei bis drei Wochen wiederholt werden (Abbasi et al. 2021).

Alloimmunthrombozytopenie

Bei der fetalen Alloimmunthrombozytopenie gelangen von der Mutter gebildete und gegen Thrombozyten gerichtete IgG-Antikörper (in 80 % Anti-HPA-1a-Alloantikörper) in den fetalen Kreislauf und führen zu einer Zerstörung der Thrombozyten des Kindes, sodass bereits intrauterin intrakranielle Blutungen auftreten können. Die Diagnose wird üblicherweise nach dem unerwarteten Befund einer neonatalen Thrombozytopenie gestellt. In nachfolgenden Schwangerschaften ist meist mit einer zunehmenden Problematik zu rechnen. Die Höhe des Titers korreliert dabei nicht mit der fetalen Thrombozytopenie. Therapeutisch wird die maternale Immunglobulin-Gabe empfohlen. Die intrauterine Thrombozytentransfusion ist angesichts der hohen Komplikationsrate weitgehend verlassen worden (Bussel et al. 2021).

Mehrlinge

Die Rate an Mehrlingsgeburten liegt bei etwa 1–2 % und wird maßgeblich durch die Inanspruchnahme von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen beeinflusst.
Ungefähr 2/3 der Zwillingsschwangerschaften sind dizygot und 1/3 monozygot. Während dizygote Mehrlinge immer jeweils eine eigene Plazenta und ein eigenes Amnion besitzen, also immer dichorial-diamniot sind, stellt sich dies bei monozygoten Mehrlingen entsprechend des Zeitpunktes ihrer Teilung unterschiedlich dar. Eine frühe embryonale Teilung innerhalb der ersten 3 Tage führt zu monozygoten Mehrlingen mit dichorial-diamnialen Plazenta-Eihaut-Verhältnissen. Eine embryonale Teilung innerhalb von 4–8 Tagen nach Befruchtung führt zu monochorial-diamnialem Status, während aus einer Teilung nach dem 8. Tag monochorial-monoamniale Verhältnisse resultieren, die sich allerdings nur in etwa 1 % der Fälle finden. Verbundene („siamesische“) Zwillinge entstehen durch eine embryonale Teilung nach dem 12. Tag (Abb. 12). Die Eihautverhältnisse lassen sich nur im ersten Trimenon zuverlässig bestimmen.
Abb. 12
Kranio-Thorako-Omphalopagus. Dargestellt sind die beiden Wirbelsäulen (gelbe Pfeile). Die beiden Feten sind vom Kopf bis zum Becken miteinander verwachsen. Zudem weisen beide Feten eine Anencephalie auf
Die prä- und perinatalen Komplikationsraten sind bei monochorialen höher als bei dichorialen Mehrlingen, was größtenteils auf das feto-fetale Transfusionssyndrom, die selektive Wachstumsretardierung und die Anämie-Polyzytämie-Sequenz (TAPS) zurückgeführt werden kann. Daher erfordern diese Schwangerschaft auch eine deutlich intensivere Überwachung (von Kaisenberg et al. 2020).

Feto-fetales oder Zwillingstransfusionssyndrom (FFTS)

Ursache des FFTS sind arterio-venöse Anastomosen auf der Oberfläche einer monochorialen – meist diamnioten – Plazenta, die das jeweilige Gefäßbett der beider Feten verbinden. In etwa einem Drittel der Fälle wird eine Volumenverschiebung vom Donor zum Rezipienten über die Anastomosen beobachtet. Diese ist in 10–15 % der Fälle so ausgeprägt, dass eine vorgeburtliche Intervention erforderlich wird. Dabei ist der Donor durch die Hypovolämie, der Rezipient durch die Hypervolämie geprägt.
Klinisch äußert sich das FFTS, das typischerweise zwischen der 16. und 26. SSW auftritt, in einem zunehmenden und meist ausgeprägten Polyhydramnion aufgrund der Hypervolämie-bedingten Polyurie des Rezipienten. Der Rezipient selbst ist vor allem durch die zunehmende Herzinsuffizienz vital gefährdet. Die Urinausscheidung des Donors ist aufgrund der Hypovolämie sehr eingeschränkt, wodurch sich ein ausgeprägtes Oligo- bis Anhydramnion ausbildet. Dadurch kann der Donor durch die Amnionmembran an der Uteruswand oder der Plazenta fixiert erscheinen (stuck twin). Je nach Ausprägung wird das FFTS in Quintero-Stadien I bis V unterteilt, wobei das Stadium I durch das erhebliche Ungleichgewicht der Fruchtwassermengen (Oligo- und Polyhydramnion) und das Stadium V durch den Tod eines Zwillings definiert ist (Abb. 13). Bei Versterben eines Geminus ist auch der überlebende Co-Zwilling durch die mögliche akute Exsanguination in den verstorbenen Zwilling hinein gefährdet zu versterben oder eine neurologische Entwicklungsstörung zu erleiden (Khalil et al. 2020). Das FFTS muss von der TAPS-Problematik abgegrenzt werden. Während das FFTS früher im Verlauf der Schwangerschaft auftritt, ist das TAPS (Twin Anemia Polycythemia Sequence) eine Komplikation, die vor allem am Ende des zweiten und im dritten Trimenon beobachtet wird. Das TAPS zeichnet sich durch eine Verschiebung der Hämoglobin-Konzentration beider Feten aus, sodass es zu einer Anämie und eine Polyzytämie kommt, jedoch nicht zu einer Volumenverschiebung. Das FFTS ist dagegen durch die Volumenverschiebung gekennzeichnet. Die kausale Therapie stellt die fetoskopische Laserkoagulation der Anastomosen dar, um eine weitere feto-fetale Transfusion zu verhindern. Der fetoskopische Eingriff wird minimal invasiv in Lokalanästhesie durchgeführt. Dabei werden die Anastomosen auf der Chorionplatte identifiziert und mittels Lasers koaguliert. In mehr als 80 % der Fälle überlebt zumindest ein Kind, in etwa 60 % der Fälle sogar beide Kinder. Die Entbindung erfolgt in der Regel um die 35. SSW, die Rate an signifikanten neurologischen Entwicklungsstörungen liegt bei etwa 10 % (Khalil et al. 2020).
Abb. 13
Feto-fetales Transfusionssyndrom mit einem Anhydramnion des Donors (Pfeil) und einem Polyhydramnion des Rezipienten

Intrauterine Wachstumsretardierung

Das Management der intrauterinen Wachstumsretardierung beinhaltet zum einen die Klärung der möglichen Ursachen (Plazentainsuffizienz, fetale Fehlbildungen, falscher Termin und konstitutionell bedingt) und zum anderen die adäquate Betreuung der Schwangeren. Dazu gehören die regelmäßige Überwachung sowie die Bestimmung des richtigen Entbindungszeitpunkts und des Entbindungsorts.
Die Plazentainsuffizienz als zentrale Ursache der Wachstumsretardierung wird entsprechend des Gestationsalters beim Auftreten der Symptome in eine Frühform bis zur 34. SSW und eine Spätform unterteilt. Die Spätform ist deutlich schwieriger zu erkennen, wobei sich die Behandlung mit der Entbindung unkomplizierter gestaltet. Maßgeblichster Parameter zur Abgrenzung der späten Wachstumsretardierung von einem konstitutionell kleinen Kind ist die dopplersonografische Beurteilung der A. cerebri media.
Die frühe Wachstumsretardierung ist leichter zu erkennen, jedoch führt die Entbindung nicht selten zu einer extremen Frühgeburt mit sehr geringem Geburtsgewicht. Daher liegt das Ziel der Überwachung in der maximal möglichen Prolongation und gleichzeitiger Reduktion der Mortalität und Morbidität.
Relevante dopplersonografische Parameter sind vor allem der Widerstand in den Umbilikalarterien und in der A. cerebri media. Selbst bei einer fetalen Zentralisation als Ausdruck einer fortgeschrittenen Plazentainsuffizienz ist eine weitere Prolongation der Schwangerschaft möglich. In diesen Fällen orientiert man sich an der Perfusion des Ductus venosus und an der Kurzzeitvariabilität des Cardiotokogramms (Kehl et al. 2017).

Intrauterine und peripartale Therapie

Trotz der vielfältigen pränataldiagnostischen Möglichkeiten sind die intrauterinen Therapieansätze von fetalen Erkrankungen begrenzt. Jedoch kann allein durch die Detektion von Fehlbildungen und der konsekutiv optimierten peripartalen Betreuung eine Verbesserung der Versorgung von Kind und Mutter erreicht werden. Dazu gehören die Auswahl der Entbindungsklinik, die frühe postnatale Bestätigung der Diagnose und die Stabilisierung des Neugeborenen sowie die Planung der weiteren Therapie.
Besonders deutlich wird dies bei Erkrankungen, die mit einer Verlegung der oberen Atemwege einhergehen. Auch wenn für diese Art von Fehlbildungen, wie zum Beispiel der Pierre-Robin-Sequenz, meist keine intrauterinen Therapieansätze zur Verfügung stehen, ist die pränatale Diagnose von zentraler Bedeutung, um das peripartale Management zu koordinieren. Insbesondere die nachgeburtliche Sicherstellung der Atmung bzw. des Gasaustauschs ist von zentraler Bedeutung, was unter anderem auch Verfahren wie die EXIT-Prozedur beinhaltet. Dabei erfolgt nach Uterotomie und Entwicklung des Kindes die Erstversorgung durch die Neonatologen bei noch bestehender Versorgung über die Nabelschnur.
Eine medikamentöse Behandlung des Feten kann transplazentar oder direkt durch Injektion in die Nabelschnurvene erfolgen. Ein anschauliches Beispiel stellt die medikamentöse Behandlung mit Antiarrhythmika bei fetalen supraventrikulären Tachykardien dar. Hier kann ein adäquater Wirkspiegel beim Feten durch die mütterliche orale Einnahme des Medikaments – beispielsweise Flecainid – erreicht werden. Bei mit Hydrops assoziierten Tachykardien kommt auch die direkte anti-arrhythmische Behandlung des Feten via Nabelschnurpunktion in Betracht.
Große Bedeutung hat die Nabelschnurpunktion auch bei der Behandlung der fetalen Anämie infolge einer Blutgruppeninkompatibilität oder einer Parvovirus-B19-Infektion. Durch die wiederholte Transfusion eines speziell aufbereiteten fetalen Erythrozytenkonzentrats mit einem Hämatokrit von etwa 80 % kann die fetale Hämoglobinkonzentration durch eine intrauterine Transfusion so angehoben werden, dass ein intrauterines Überleben mit gutem fetalen Outcome möglich wird.
Die intrauterine Anlage von vesikoamnialen Shunts wird kontrovers diskutiert, erscheint aber bei ausgewählten Fällen mit Urethralobstruktion mit ansonsten infauster Prognose infolge einer konsekutiven Nierenschädigung und Lungenhypoplasie erwägenswert. In diesen Fällen ist vor allem die frühzeitige Anlage des Shunts wichtig, bevor eine irreversible Schädigung entstanden ist. Auch bei einem Hydrothorax kann die Anlage eines Shunts notwendig sein, um der Entwicklung einer Lungenhypoplasie entgegenzuwirken. Jedoch tragen diese Eingriffe ein erhöhtes Risiko für eine Katheterdislokation und einer Amnioninfektion, die eine Früh- oder Fehlgeburt nach sich ziehen können.
Die intrauterine Chirurgie fokussiert vor allem auf die Laserkoagulation kommunizierender Gefäße im Rahmen eines feto-fetalen Transfusionssyndroms. Zusätzlich hat sich auch die intrauterine, endoskopische Trachealokklusion bei einer großen fetalen Zwerchfellhernie etabliert. Durch die passagere Applikation eines flüssigkeitsgefüllten Ballons in die Trachea kann die von der Lunge sezernierte Flüssigkeit nicht entweichen, sodass es zu einer Vergrößerung des Lungenvolumens kommt. Insbesondere bei infauster Prognose steigt die Chance auf eine postpartale Oxygenierbarkeit deutlich. Auch der intrauterine Verschluss der Spina bifida aperta ist heute für einzelne Fälle etabliert.
Bei den letztgenannten Fällen muss jedoch berücksichtigt werden, dass der grundsätzliche Behandlungsansatz in der Regel in der Verbesserung der Prognose liegt, nicht aber in der Geburt eines gesunden Kindes.
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