Dei leptomeningeale Metastasierung oder Meningeosis neoplastica beschreibt die diffuse metastatische Ausbreitung von Tumorzellen in den Subarachnoidalraum bzw. in den Liquor cerebrospinales oder in die angrenzenden Hirnhäute (Leptomeningen). Einige Patienten entwickeln vorwiegend solide und zum Teil knotige leptomeningeale Metastasen, andere eine diffuse Aussaat nichtadhärenter Zellen im Subarachnoidalraum. Oft liegt eine Kombination beider Wachstumsmuster vor.
Die „Ganzhirnbestrahlung“ (Helmfelds) wird in 3-Gy-Fraktionen bis zu einer Gesamtdosis von 30–36 Gy verabreicht. Bei Patienten mit günstigen prognostischen Faktoren können niedrigere Einzelfraktionen (2 Gy) und eine Gesamtdosis von 40 Gy zum Einsatz kommen. Solide spinale Läsionen werden meist in 2-Gy-Fraktionen bis zu einer Gesamtdosis von 30–36 Gy bestrahlt. Die Bestrahlung fokaler leptomeningealer Läsionen ist nicht etabliert, kann aber im Einzelfall je nach Lokalisation und Symptomatik diskutiert werden.
Wenn die Therapiestrategie zudem eine
Strahlentherapie vorsieht, wird zunächst, in der Regel über 3 Wochen, zweimal pro Woche die intrathekale Chemotherapie verabreicht, bevor die Helmfeldbestrahlung beginnt. Dies trifft insbesondere bei
Methotrexat zu. Die Fortführung der intrathekalen Chemotherapie während der Strahlentherapie muss je nach Substanz diskutiert werden. Sie ist bei Ara-C möglicherweise unproblematisch und mit einmaligen wöchentlichen Applikationen vertretbar. Bei Methotrexat muss überlegt werden, ob die Therapie z. B. an einem Freitag nach der Bestrahlung durchgeführt wird, wenn ein Verzicht unumgänglich ist, oder ob die Bestrahlung an diesem Tag ausgelassen wird. Sicher ist es sicherlich, wenn der o.g. Abstand zwischen intrathekaler MTX-Therapie und Beginn der Strahlentherapie eingehalten wird. Aber auch für die anderen Substanzen muss am Tag der intrathekalen Zytostatikagabe diskutiert werden, ob mit der Strahlentherapie pausiert werden sollte. Die Fortführung der intrathekalen Therapie während der Strahlentherapie wird aber nur empfohlen, wenn bis zum Beginn der Strahlentherapie durch die bis dahin erfolgte intrathekale Chemotherapie keine Sanierung des Liquors erfolgte. Die Fortführung der intrathekalen Chemotherapie
nach der Strahlentherapie des Zerebrums wird individualisiert geplant. Bis auf die Anlage des subgalealen Reservoirs kann die intraventrikuläre Therapie der Meningeosis neoplastica meist ambulant erfolgen, sofern nicht der Gesundheitszustand der Patienten sowie die Diagnostik einen stationären Krankenhausaufenthalt notwendig machen.
Abbruch oder Umstellung der Therapie sind indiziert, wenn der Liquorbefund kontinuierlich schlechter wird oder wenn eine deutliche, auf die Meningeosis neoplastica zu beziehende klinische Verschlechterung eintritt. Falls bis dahin noch nicht durchgeführt, wird eine Helmfeldbestrahlung, ggf. kombiniert mit fokaler spinaler Bestrahlung angeschlossen. Kriterien zur
Beendigung der intrathekalen Chemotherapie sind nicht eindeutig definiert. Die intrathekale Chemotherapie sollte primär nach klinischen Kriterien ausgesetzt und ggf. wieder aufgenommen werden. Unter der gleichen Vorstellung sollte eine Verschlechterung des Liquorbefundes nicht in jedem Fall zum Abbruch der Therapie führen, wenn klinische Zeichen der Progredienz fehlen. Typische Komplikationen der intraventrikulären Therapie sind eine aseptische
Meningitis mit Zephalgien, Meningismus und anderen meningitischen Zeichen und bei hoher kumulativer Dosis eine progrediente Hypakusis. Bei einer gleichzeitigen Applikation von intraventrikulärer Chemotherapie und Hirnbestrahlung, die insbesondere bei
Methotrexat vermieden werden sollte (s. oben), ist die Gefahr einer Leukenzephalopathie hoch. Grundsätzlich ist vor einer intraventrikulären Therapie eine potenzielle Störung der Liquorzirkulation zu bedenken, da diese einen erheblichen Einfluss auf die Verteilung intraventrikulär applizierter Substanzen hat. Im Rezidiv sollte zunächst das Zytostatikum eingesetzt werden, mit dem zuvor eine Liquorsanierung erzielt worden war. Gelegentlich zeigt sich eine klinische Progredienz ohne Progredienz des Liquorbefundes. Auch diese Patienten sollten, war die Therapie zuvor ausgesetzt worden, eine zweite Serie intrathekaler Chemotherapie erhalten.
Facharztfragen
1.
Welche Tumoren führen am häufigsten zu einer meningealen Aussaat?
2.
Welche Diagnostik ist erforderlich und warum?
3.
Welche therapeutischen Optionen bestehen?