Erschienen in:
01.01.2014 | Leitthema
Insomnien – Stand der Forschung
verfasst von:
Prof. Dr. D. Riemann, C. Baglioni, B. Feige, K. Spiegelhalder
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
ICD-10 und DSM-IV wurden häufig kritisiert, der Komplexität und Heterogenität von Insomnien nicht gerecht zu werden. Mit der ICSD-2 (International Classification of Sleep Disorders) und den RDC (Research Diagnostic Criteria) konnten besser geeignete diagnostische Systeme etabliert werden. Das vor kurzem veröffentlichte DSM-5 etablierte die Diagnose „insomnia disorder“ (insomnische Störung), wodurch die Dichotomie primäre vs. sekundäre Insomnien aufgegeben wurde. Neue Befunde aus der Grundlagenforschung weisen auf relevante genetische und epigenetische Faktoren bei der Genese von Insomnien hin. Pathophysiologische Modelle werden vom sog. 3-P-Modell („predisposing“, „precipitating“ und „perpetuating“ Faktoren) und dem Hyperarousalkonzept dominiert. Die nichtpharmakologische Insomniebehandlung, insbesondere die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung der Insomnien (KVT-I), die durch viele Evidenzen sowohl als kurz- als auch langfristig wirksam bestätigt wurde, sollte als „First-line“-Behandlung akzeptiert werden. Leider besteht jedoch nur für eine Minderheit von Betroffenen wegen mangelnder Ressourcen eine gute Zugangsmöglichkeit zu dieser Behandlungsform. Sogenannte „Stepped-care“-Modelle schlagen zur Lösung dieses Versorgungsproblems Selbsthilfeprogramme, internetbasierte Ansätze, gemeindezentrierte Aktivitäten und erst zuletzt Fachärzte/Psychotherapeuten und Schlafspezialisten als Behandlungsoptionen vor.