Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Methodische Defizite in der Neuroethik
Benötigen wir eine theoretische Neuroethik?
verfasst von:
Dr. G. Northoff, MD, PhD, FRCP
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 10/2013
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Zusammenfassung
Die gegenwärtige Neuroethik lässt sich überwiegend als „empirische Neuroethik“ bezeichnen. Sie bezieht nämlich nicht nur empirische Ergebnisse der Neurowissenschaften mit ein, sondern zielt auch auf empirisch relevante Handlungsanweisungen im Feld der Neurowissenschaften. Eine solche starke empirische Orientierung führt aber leicht zu einer Vernachlässigung der sozialen und politischen Kontexte, wie sie von einer zukünftigen „sozialen Neuroethik“ untersucht werden müssten. Vernachlässigt werden aber auch methodische Fragen einer „theoretischen Neuroethik“, die das zentrale Thema des vorliegenden Beitrages sind. Ich diskutiere hier zwei Vorschläge für methodische Strategien in der Neuroethik: 1. die „Ebenenanalyse“, die auf die sorgfältige Analyse verschiedener Ebenen ohne vorschnelle Inferenzen zielt – was anhand des Beispiels des vegetativen Status und der Befunde im Gehirn exemplifiziert wird; 2. die „kontextuelle Fakt-Norm-Iterativität“, welche die wechselseitige Kontextualiserung und Vergleich deskriptiver und normativer Begriffe sowie deren bilaterale Modifikation und Anpassung ihrer Definitionen beschreibt.