Erschienen in:
17.07.2017 | Opioide | Originalien
Interdisziplinäres Schmerzassessment im stationären Setting
Nur ein Türöffner zur multimodalen Schmerztherapie?
verfasst von:
E. Sens, Dr. phil., M. Mothes-Lasch, Dr. phil., J. F. Lutz, Dr. med.
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Chronische Schmerzen zeichnen sich durch ein komplexes Zusammenspiel somatischer, psychischer und sozialer Faktoren aus, die in der Diagnostik von Patienten mit chronischen Schmerzen und in der Erarbeitung eines strukturierten Behandlungsplans berücksichtigt werden müssen. Die daraus entstehenden Herausforderungen können am ehesten mit einem interdisziplinären Schmerzassessment (ISA) bewältigt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Erfahrungen mit der Durchführung von stationären Assessments und der Charakteristika der sich vorstellenden Patienten.
Methoden
In der Untersuchung wurden Daten von 2704 ISA im Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie der Zentralklinik Bad Berka von 2008 bis 2015 ausgewertet.
Ergebnisse
Die überwiegende Anzahl der Patienten ist schwer beeinträchtigt und hoch chronifiziert. Ein hoher Anteil der Patienten ist arbeitsunfähig oder berentet. Zudem zeigt sich, dass die Patienten eine lange Krankheitsdauer sowie eine hohe psychische Belastung angeben. Empfehlungen wurden entsprechend dem individuellen Beschwerdebild ausgesprochen, wobei bei über der Hälfte der Patienten eine multimodale Schmerztherapie und bei vielen Patienten eine Anpassung bzw. ein Entzug von Schmerzmedikamenten, insbesondere Opioiden, indiziert war.
Diskussion
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass ein ISA eine zeitlich dichte, qualitativ hochwertige Diagnostik unter Berücksichtigung des biopsychosozialen Schmerzmodells ermöglicht. Dabei ist das ISA ergebnisoffen und den Patienten wird die für sie bestmöglich erscheinende Weiterbehandlung empfohlen. Das ISA steuert mithin nicht nur in ein stationäres multimodales Therapiesetting, sondern auch in andere therapeutische Sektoren und ist demzufolge nicht nur ein Türöffner für eine multimodale Schmerztherapie.