Erschienen in:
17.07.2020 | Allgemeinmedizin
Therapiemanagement des Reizdarmsyndroms in der Hausarztpraxis
Probiotika und Phytotherapeutika kommen häufig erfolgreich zum Einsatz
verfasst von:
Prof. Dr. med. habil. Ahmed Madisch, Dr. med. Christian Labenz, Dr. med. Margrit Hollenz, Prof. Dr. med. Dr. Manfred Gross, Prof. Dr. med. Joachim Labenz
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Reizdarmsyndrom (RDS) gehört in der primärärztlichen Versorgung zu den häufigsten auftretenden funktionellen Störungen des Gastrointestinaltrakts. Bei noch unzureichend verstandener Pathophysiologie und fehlendem kausalen Therapieansatz ist die Therapie nach wie vor eine Herausforderung in der täglichen Praxis.
Methode
Im Rahmen einer deutschlandweiten schriftlichen Befragung wurden in der Primärversorgung tätige Ärzte (Allgemeinmediziner und Internisten) postalisch angeschrieben und gebeten, einen Fragebogen zum Thema RDS auszufüllen. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem therapeutischen Management von RDS-Patienten und den persönlichen Erfahrungen mit den verschiedenen medikamentösen Therapieoptionen.
Ergebnisse
Insgesamt beteiligten sich 487 Ärzte aus allen Bundesländern an dieser Umfrage. Laut Angabe der Ärzte präsentieren sich mehr als 70% der RDS-Patienten mit multiplen Symptomen und berichten dabei über eine starke bis sehr starke Einschränkung der Lebensqualität (78%). Für die wesentlichen Ursachen eines RDS hielten die Ärzte Stress (76%), eine Veränderung des Darmmikrobioms (56%), eine falsche Ernährung (35%) sowie viszerale Hypersensitivität (26%). Die am häufigsten vom Facharzt empfohlenen Medikamente waren Spasmolytika (44%), Phytotherapeutika (38%) und Probiotika (37%). Im Gegensatz dazu waren nur 54% der befragten Hausärzte mit dem Therapieerfolg von Spasmolytika, aber jeweils 75% mit Phytotherapeutika und Probiotika zufrieden. Mit trizyklischen Antidepressiva waren mehr als 60% der Befragten unzufrieden. Die hohe Beratungsintensität (72%) und Erwartungshaltung der Patienten (73%) sowie deren wechselnde Symptomatik (49%) wurden von den Ärzten als größte Herausforderungen in der täglichen Praxis angegeben.
Schlussfolgerung
Zur Behandlung von Patienten mit Reizdarmsyndrom in der Hausarztpraxis sind Probiotika und Phytotherapeutika häufig eine erfolgreiche Option.