Erschienen in:
01.10.2014 | Leitthema
Volumentherapie bei Hämorrhagie
verfasst von:
PD Dr. M. Roessler, D.E.A.A., EDIC, K. Bode, M. Bauer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2014
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Zusammenfassung
Wie eine Volumentherapie bei akuter Hämorrhagie durchgeführt werden soll, wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Obwohl die forcierte Gabe von Kristalloiden und Kolloiden lange Zeit praktiziert wurde und auch noch praktiziert wird, gibt es heute gute Argumente dafür, dass eine zurückhaltende Infusion von Kristalloiden zunächst ausreichend sein kann. Allerdings sollte 0,9 %ige NaCl-Lösung als Volumenersatz nicht mehr verabreicht werden. Für eine zurückhaltende Volumentherapie spricht, dass keine großen prospektiven und randomisierten Studien existieren, die bewiesen hätten, dass die forcierte Gabe von Volumenersatzmitteln die Überlebensrate verbessert. Dass bislang kein positiver Effekt beobachtet werden konnte, wird damit erklärt, dass die Volumentherapie selbst eine Blutung durch einen Blutdruckanstieg und eine Dilutionskoagulopathie verstärken soll. Gleichwohl empfehlen nationale und internationale Leitlinien, dass ein Volumenersatz spätestens dann verabreicht werden soll, wenn die Hämodynamik unter einer Blutung instabil wird. Es muss auch bedacht werden, dass eine „damage control resuscitation“ per se weder eine bereits reduzierte Gewebeperfusion noch die Hämostase verbessert. Im akuten und ggf. schnell progredienten Volumenmangelschock können Kolloide den Kristalloiden unter dem Aspekt einer hämodynamischen Stabilisierung überlegen sein. Hydroxyethylstärke (HES) der 3. und 4. Generation ist bei gegebener Indikation und unter Beachtung der Höchstdosierung sicher. Werden Volumenersatzmittel unter ständiger Reevaluation der Parameter, die das Sauerstoffangebot beeinflussen, verabreicht, sollte das Ziel sein, so wenig zu infundieren, dass es nicht zu unerwünschten Effekten kommt, aber so viel, dass die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und das Überleben der Patienten sichergestellt sind.