Erschienen in:
Open Access
27.10.2016 | Anästhetika | Allgemeinanästhesie
Anästhesie für Medizinstudierende
Kurzanleitung zur praktischen Anästhesie bei Erwachsenen mit webbasierter Videoillustrierung
verfasst von:
S. Mathis, O. Schlafer, J. Abram, J. Kreutziger, P. Paal, Prof. Dr. V. Wenzel, MSc., FERC
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 12/2016
Zusammenfassung
In den deutschsprachigen Ländern stellen Anästhesisten die zweitgrößte Berufsgruppe unter allen Ärzten im Krankenhaus dar, aber diese Relation spiegelt sich an den meisten Universitätskliniken nicht im Ausmaß der Aufgaben in der studentischen Lehre wieder. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Medizinstudierende das Fach Anästhesiologie im Studium als berufliche Perspektive für sich erkennen können, niedriger als in anderen großen Fächern. Nachwuchssorgen sind die logische Folge, obwohl viele gute und wichtige Gründe für die Anästhesie als berufliche Perspektive sprechen.
Traditionelle Ansätze bei der Ausbildung von Medizinstudierenden bestehen in der Anästhesie häufig allein aus dem Erlernen verschiedener Strategien im Airwaymanagement oder der kardiopulmonalen Reanimation an Übungsphantomen. Die Anästhesie ist eine komplexe Interaktion aus Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, klinischer Beurteilung, Erfahrung, Wissen und manuellem Geschick. Wenn Medizinstudierende sich für eine Famulatur oder das Praktische Jahr in der Anästhesie entscheiden, besteht die Chance dem beruflichen Nachwuchs die umfangreiche Welt der Anästhesie zu zeigen. Junge Talente müssen entdeckt, gefördert und gefordert werden.
Wir haben eine Kurzanleitung zur praktischen Anästhesie bei Erwachsenen mit webbasierter Videoillustrierung für Medizinstudierende in einer Famulatur oder dem Praktischem Jahr erstellt. Es werden die Grundzüge der Prämedikation, der Narkoseeinleitung und Narkoseführung sowie der Regionalanästhesie erklärt. Außerdem werden die wichtigsten, für die Anästhesie relevanten Medikamente diskutiert und praktische Fähigkeiten wie das Anlegen einer Venenverweilkanüle, der Maskenbeatmung und die endotracheale Intubation anhand von Kurzfilmen erklärt. Diese Informationen sind mittels Quick-Response(QR)-Code auf einem Smartphone abrufbar. Es wurde nicht auf lokale Eigenheiten und besondere Patientengruppen (z. B. Kinder, Patienten mit speziellen Vorerkrankungen), lokale Leitlinien oder „standard operating procedures“ (SOP) eingegangen.
Medizinstudierende können für die Anästhesie begeistert werden, wenn man ihnen nicht nur die fachlichen Regeln und Strategien erklärt, sondern auch klinische Erfolgserlebnisse durch erlerntes und angewandtes Wissen ermöglicht. Eine übersichtliche Darstellung der Anästhesie ermöglicht bereits im Vorfeld einer Famulatur oder des praktischen Jahres eine schnelle und erfolgreiche Orientierung; ob dies anschließend auch eine Rekrutierungswahrscheinlichkeit für die Anästhesie erhöht, ist derzeit nicht bekannt.