Verletzungen
Verletzungen können sowohl durch unvorsichtige Vorgehensweise als auch durch Prädisposition des Patienten hervorgerufen werden.
Diese müssen präoperativ erfasst und sorgfältig dokumentiert werden. Alter und Geschlecht (bei Frauen treten, wahrscheinlich durch engere Atemwege, häufiger Komplikationen auf), Notfallintubationen, gravierende Begleiterkrankungen (z. B.
Diabetes mellitus) und die Intubationsdauer beeinflussen ebenfalls die Komplikationsrate.
Komplikationen durch die Intubation sind aufklärungspflichtige Risiken. In der Aufklärung
muss auf individuelle Risiken (z. B. lockere Schneidezähne) hingewiesen und mögliche Alternativen aufgezeigt werden (z. B.
Regionalanästhesie).
Ein Ödem und Hämatom an Stimmbändern und Larynx kann neben den einfachen Beschwerden wie Heiserkeit und
Schmerzen auch eine Beeinträchtigung der
Atmung mit Stridor oder Verlegung der Atemwege hervorrufen. Der Übergang zwischen „normaler“, postoperativer Störung und Schaden ist fließend. Auch wenn gravierende Störungen selten sind, müssen bei jedem Patienten vor der Verlegung aus dem
Aufwachraum die Atemwege überprüft werden (Schluckbeschwerden? Heiserkeit? Stridor?).
Zahnschäden müssen dokumentiert werden. Zahnfragmente und ganze Zähne müssen zum Aspirationschutz und für die zahnärztliche Behandlung sichergestellt werden. Nach Möglichkeit wird sofort, ansonsten unmittelbar postoperativ, ein Zahnarzt hinzugezogen.
Luxationen der Aryknorpel entstehen durch Aufladen des Kehlkopfs mit dem Laryngoskop. Postoperatives Zeichen ist die Stimmschwäche bis hin zum Flüstern. Sofortige HNO-ärztliche Kontrollen, logopädische Behandlung und ggf. eine operative Therapie sind durchzuführen.
Eine gravierende Intubationsverletzung (massive Blutung, Perforation, Larynxtrauma) ist schnellstmöglich, vor Extubation, in interdisziplinärer Zusammenarbeit abzuklären und zu behandeln.
Vegetative Reaktionen
Laryngoskopie und Intubation sind extrem starke Reize. Es treten sowohl sympathoadrenerge als auch vagale Reflexe auf.
Sympathoadrenerge Reaktionen sind Ausdruck einer nicht ausreichenden Anästhesietiefe und werden durch Vertiefung der Narkose behandelt. Ein Bronchospasmus kann bei entsprechender Disposition auch unter ausreichender Anästhesie auftreten, eine zu geringe Anästhesietiefe wirkt sich aber auch hier ungünstig aus.
Arterielle Hypertonie, Tachykardie
und
Herzrhythmusstörungen können bei kardiovaskulären und zerebrovaskulären Vorerkrankungen zu Myokardischämie, kardialer Dekompensation oder zerebralen Blutungen führen. Als häufige Rhythmusstörung bei unzureichender Narkosetiefe tritt ein ventrikulärer Bigeminus
auf.
Die Kreislaufüberwachung ist während der Intubation engmaschig, bei schweren Vorerkrankungen invasiv durchzuführen.
Hypotonie und Bradykardie sind Vagusreflexe
. Sie treten v. a. bei Kindern und Jugendlichen auf. Eine kurzzeitige Asystolie ist möglich. Der Intubationsvorgang sollte dann unterbrochen und Atropin 0,02 mg/kg (0,5 mg beim Erwachsenen) i. v. verabreicht werden [
4].
Bei
Husten und Abwehr ist ebenfalls der Intubationsvorgang zu unterbrechen und die Narkose zu vertiefen.
Bei Erbrechen wird der Kopf sofort tief und zur Seite gelagert, der OP-Tisch in Trendelenburg-Lagerung gekippt und es wird unverzüglich mit Hilfe des Laryngoskops unter Sicht oral abgesaugt.
Bei fortbestehenden Ventilationsproblemen wird unter Vollrelaxation (Succinylcholin) unverzüglich reintubiert.