Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen haben im Vergleich zu gesunden Personen einen gestörten Schlaf mit häufigen
Arousals (siehe „Arousal“), häufigen Schlafstadienänderungen und somit eine deutliche Schlaffragmentation. Die zahlreichen Arousals sind dabei häufig mit den für die interstitiellen Lungenerkrankungen typischen Hustenattacken assoziiert. Daneben aber zeigen die Patienten auch als Folge des gestörten Gasaustausches mit Entsättigungen einen veränderten Schlaf, wie es auch von anderen chronischen pulmonalen Erkrankungen bekannt ist. Patienten mit einer
Sauerstoffsättigung unter 90 % haben im Vergleich zu normoxischen Probanden eine veränderte Schlafstruktur mit einer deutlichen Reduktion der Tiefschlafphasen zugunsten Stadium 1 sowie einer Reduktion des
REM-Schlafs. Am häufigsten finden sich Entsättigungen während des REM-Schlafs, die dann häufig mit einer periodisch auftretenden Hypoventilation einhergehen. Der Abfall der Sättigung während des Schlafs ist umso ausgeprägter, je niedriger die Grundsättigung ist. Eine zweite Gruppe von Patienten weist dagegen nicht nur während des REM-Schlafs, sondern auch in den NREM-Schlafphasen Entsättigungen auf. Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen, die
schnarchen und eine klassische Obstruktive Schlafapnoe aufweisen, bilden eine weitere Erkrankungsgruppe.
In diesem Kontext sind bei Patienten mit
idiopathischer Lungenfibrose (IPF) Prävalenzraten der Obstruktiven Schlafapnoe (OSA) von 60 % und höher beschrieben worden. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass in diesen Studien häufig ältere Männer mit
Adipositas inkludiert und keine Kontrollpatienten untersucht wurden. Insofern müssen diese Daten wahrscheinlich etwas relativiert werden. Eventuell könnte aber sogar ein kausaler Zusammenhang zwischen Lungenfibrose und OSA bestehen. Theoretisch könnte der bei IPF häufige Reflux einen reflektorischen Kollaps des Pharynx hervorrufen. Außerdem könnte es infolge des reduzierten Lungenvolumens zu einem verminderten Trachealzug auf den Pharynx und damit zu einer Abnahme dessen Durchmessers kommen, was ebenfalls die Entstehung von Apnoen begünstigt.
Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen haben am Tage und in der Nacht eine erhöhte Atemfrequenz, wenngleich während des Schlafs etwas geringer als im Wachzustand. Interessanterweise unterscheiden sich die transkutan gemessenen CO
2-Werte im Schlaf außerhalb des Spätstadiums der Erkrankung von denen am Tage nicht signifikant. Der bisweilen beobachtete und vorübergehende nächtliche Anstieg ist vergleichbar mit den Veränderungen, die auch bei gesunden Probanden gefunden werden. Als Folge des erhöhten Atemantriebes sind Hypoventilationen bei Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen sehr selten oder nicht nachweisbar. Die CO
2-Empfindlichkeit hat dabei eine wesentliche Rolle für die Ventilationskontrolle. Dagegen zeigt eine andere Gruppe von Patienten mit identischem Lungenbefund eine verringerte ventilatorische Antwort auf den hyperkapnischen Reiz. Sie haben infolgedessen während der Nacht deutliche Abfälle der
Sauerstoffsättigung.
Eine Vielfalt schlafassoziierter Ventilationsstörungen können dagegen bei Patienten mit thorakalrestriktiven Erkrankungen wie der Kyphoskoliose auftreten, wie periodisches Atemmuster,
Cheyne-Stokes-Atmung, schwere zentrale Apnoen oder Phasen der Hypoventilation, aber auch
obstruktive Apnoen, sodass diese Patienten frühzeitig schlafanalytisch untersucht werden sollten. Insgesamt ist die Zeit der Apnoen während des
REM-Schlafs deutlich länger im Vergleich zum
NREM-Schlaf. Während der REM-Phasen sind die Apnoen assoziiert mit dem Tonusverlust der Interkostalmuskulatur und der respiratorischen akzessorischen Muskeln, sodass besonders in diesem Stadium Hypoventilationen auftreten. Die Hypoventilation im Schlaf führt zu einer Erhöhung des p
aCO
2. Der nächtliche Anstieg des p
aCO
2-Wertes ist dabei positiv korreliert zum p
aCO
2-Wert am Tage. Demnach zeigen Patienten höhere Anstiege des p
aCO
2-Wertes am Tage, je höher der p
aCO
2-Wert in der Nacht gemessen wird. Analog verhält sich die
Sauerstoffsättigung, mit maximalen Abfällen während des Nachtschlafs. Hier zeigen sich die größten Entsättigungen während des
REM-Schlafs, mit Abfall der Sauerstoffsättigung bis unter einen Wert von 60 %. Mit dem Schweregrad der Entsättigung steigt auch die Gefahr für das Entstehen eines
Cor pulmonale. Da entscheidende pathophysiologische Veränderungen im Schlaf auftreten, darf es nicht verwundern, dass das Ausmaß der Lungenfunktionseinschränkung, die sich im Wachzustand zeigt, nicht mit dem Schweregrad der Sauerstoffentsättigung während des Schlafes korreliert. Entscheidend ist vielmehr die Wahrscheinlichkeit, im Einzelfall eine Schlafbezogene Atmungsstörung auszubilden, bei der sich ausgehend von der Hypoventilation im REM-Schlaf und sodann in den weiteren Schlafphasen auch eine progrediente Hyperkapnie und
Hypoxämie im Wachzustand herausbildet.