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2019 | Buch

Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz

Grundlagen und Interventionen

herausgegeben von: Dr. Doris Gebhard, Dr. Eva Mir

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Welche Gesundheitsressourcen haben Menschen mit Demenz und wie können diese gezielt gefördert werden? Dieses Buch bietet erstmalig einen multiprofessionellen Einblick in die Beantwortung dieser Fragestellung. Experten aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren und diskutieren neben zielgruppenspezifischen theoretischen Grundlagen die aktuelle Interventionslandschaft. Dabei wird eindrucksvoll aufgezeigt, wie beispielsweise Bewegung, Sexualität oder Humor zur Aktivierung von Gesundheitspotentialen beitragen können. Das Buch bietet neben praktischen Beispielen auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Evidenzlage und Methoden der Evaluation von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen für Menschen mit Demenz. Darüber hinaus werden Handlungsempfehlungen für Wissenschaft und Praxis formuliert, die dazu ermutigen und befähigen, mehr Gesundheit, Freude und Lebensqualität in die Alltagswelt von Menschen mit Demenz zu bringen. Das Buch richtet sich an Pflegepersonen, Altenbetreuer, Praktiker aus dem Bereich der Gesundheitsförderung, Ärzte, Psychologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und andere Gesundheitsberufe sowie Angehörige.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
Kapitel 1. Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz – eine erste Annäherung
Zusammenfassung
Menschen mit Demenz aus einer ressourcenorientierten Perspektive zu betrachten, dies ist wohl der zentralste Appell des vorliegenden Herausgeberwerkes und wird auch als solcher bereits unmissverständlich im vorliegenden ersten Kapitel formuliert. Wie radikal der Perspektivenwechsel, von der Pathogenese hin zur Salutogenese, die Lebenswelt von Menschen mit Demenz und ihren Betreuenden verändern kann, wird durch eine Fallvignette sehr greifbar veranschaulicht, bevor der Einstieg in die Thematik der Gesundheitsförderung und Prävention stattfindet. Der Stellenwert von Gesundheitsförderung und Prävention in der Versorgung von Menschen mit Demenz wird diskutiert und die Relevanz der Weiterentwicklung dieses Themenfeldes in der Praxis und Forschung wird aufgezeigt. Das Kapitel schließt mit der groben Skizzierung des Aufbaus des Buches und leitet somit in die nachfolgenden Kapitel über.
Doris Gebhard, Eva Mir
Kapitel 2. Das Demenzsyndrom und Komorbiditäten
Zusammenfassung
Auch wenn eine ursächliche Demenzbehandlung und eine voll wirksame Prävention die nächsten Jahrzehnte wohl nicht in Aussicht stehen, gibt es keinen Anlass für Nihilismus. Prävention ist möglich. Diagnose und Behandlung der Komorbiditäten fördern Mobilität, Kognition und Befinden. Krankenhauseinweisungen von Menschen mit Demenz gilt es zu vermeiden, präoperativ ist das kognitive OP-Risiko einzuschätzen. Evidenzgestützte, generalisierbare Handlungsempfehlungen existieren derzeit nicht. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Betroffenem und Arzt sowie eine individualisierte Behandlung sind daher umso wichtiger. Differenziertes Vorgehen, eingebettet in einfühlsame Gesprächsführung und Beratung, ist Basis einer präventiven Strategie. Eine genaue Diagnose sichert Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung, erlaubt einen zielgerichteten Einsatz von Angeboten, stellt den erhöhten Ressourcenaufwand dar und wirkt entlastend, weil sie die Symptome der Krankheitsentität „beim Namen nennt“.
Werner Hofmann

Theorie

Frontmatter
Kapitel 3. Settings der Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz
Zusammenfassung
Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz muss dort stattfinden, wo diese Zielgruppe lebt beziehungsweise im alltäglichen Leben gut anzutreffen ist. Dementsprechend spielen viele unterschiedliche Settings eine bedeutsame Rolle. Ausgehend von einem demenzspezifischen Fallbeispiel werden Primärversorgung, Krankenhaus und Pflegeheim als Settings im institutionellen und versorgungsbezogenen Kontext behandelt. Die Region und die eigenen vier Wände weisen einen vergleichsweise geringeren Formalisierungsgrad auf, dürfen in der Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz aber nicht vergessen werden. Warum eine settingübergreifende Arbeit wünschenswert und notwendig ist und welchen Herausforderung sich die Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz zukünftig sowohl praktisch als auch theoretisch konzeptionell zu stellen hat, wird kritisch diskutiert.
Eva Mir, Holger Penz, Thomas Dorner
Kapitel 4. Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz – ethische Implikationen und exemplarische Entscheidungskonflikte
Zusammenfassung
Entscheidungen in der Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz sind vielfältig und komplex. Das zeigt sich u. a. darin, dass in der Pflege- und Versorgungspraxis – aufgrund situativ divergierender moralischer und fachlicher Bewertungen – wiederholt Handlungs- und Entscheidungsunsicherheiten aufscheinen. Im Rahmen des Beitrages wird anhand exemplarischer ethischer Fragestellungen praxisorientiert die Bedeutsamkeit herausgestellt, dass jede Entscheidung im Rahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bewusst und verantwortungsvoll einem ethischen Abwägungs-, Reflexions- und Begründungsprozess zu unterziehen ist, insbesondere im Versorgungskontext einer höchst vulnerablen Zielgruppe: den Menschen mit Demenz. Der Beitrag zeigt exemplarische Entscheidungskonflikte auf, konturiert die Relevanz ethischer Reflexion und verweist auf Möglichkeiten systematisierter ethischer Analyse, Reflexion und Begründung als genuiner Gegenstand professionellen Handelns im Gesundheitswesen.
Annette Riedel
Kapitel 5. Sozial-kognitive Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens – Problemlagen und Potenziale in der Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz
Zusammenfassung
Das Kapitel behandelt gesundheitsbezogenes Verhalten bei Menschen mit Demenz aus gesundheitspsychologischer Perspektive. Sozial-kognitive Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens werden als Möglichkeit zur Verhaltenserklärung und -vorhersage hinsichtlich ihrer Potenziale und Einschränkungen vorgestellt. Weiter wird die Frage behandelt, wie die theoretischen Grundannahmen in der praktischen Verhaltensmodifikation bei Menschen mit Demenz helfen können. Zielgruppenspezifische Erweiterungen der Theorie- und Modellannahmen werden vorgeschlagen. Überlegungen bezüglich zukünftiger Forschung und Handlungsempfehlungen für die Praxis der Gesundheitsförderung und Prävention runden das Kapitel ab.
Eva Mir, Tiara Ratz, Sonia Lippke
Kapitel 6. Lebensqualität im Kontext von Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz
Zusammenfassung
In diesem Beitrag erfolgt eine theoretische Annäherung an das Konzept Lebensqualität und dessen Verwendung im Zusammenhang mit Menschen mit Demenz, die Potenziale für Prävention und Gesundheitsförderung sowie die Möglichkeiten der quantitativen Erfassung. Zu Beginn wird die Verwendung des Begriffs Lebensqualität in Abhängigkeit von Zeit und Kontext beschrieben. Anschließend werden unterschiedliche theoretische Grundlagen mit Bezug zur Demenz vorgestellt. Prävention und Gesundheitsförderung werden als Potenziale für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz beleuchtet und den Abschluss bildet eine ausführliche Beschreibung von allgemeinen Grundlagen, Perspektiven und ausgewählten Instrumenten zur Erfassung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz.
Martin N. Dichter, Margareta Halek
Kapitel 7. Partizipation von Menschen mit Demenz fördert ihre Gesundheit
Zusammenfassung
Partizipation von Menschen mit Demenz am sozialen Leben, am Leben in der Community, an der Gestaltung von Diensten und Angeboten und an der Forschung ist nicht nur erwünscht, sie ist auch zu fordern. Denn Partizipation wirkt nicht nur der Stigmatisierung entgegen, sie fördert auch die Gesundheit von Menschen mit Demenz. In unserem Beitrag zeigen wir die Zusammenhänge zwischen Gesundheitsförderung und Partizipation auf und gehen den besonderen Herausforderungen der Partizipation für Menschen mit Demenz nach. Wir analysieren ausgewählte Forschungsprojekte der Autorinnen anhand des Stufenmodells der Partizipation in der Gesundheitsförderung. Wie wir mit und über Menschen mit Demenz sprechen und ob uns als Gesellschaft wertschätzende Diskurse und ein person-zentrierter Zugang zu den Betroffenen gelingt, ist entscheidend dafür, ob das Leben mit Demenz als lebenswert erlebt wird. Die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe spielt dabei eine zentrale Rolle für Gesundheitsförderung und Prävention.
Katharina Heimerl, Barbara Pichler, Petra Plunger, Verena C. Tatzer, Elisabeth Reitinger
Kapitel 8. Evaluation von Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz
Zusammenfassung
Die Evaluation gesundheitsförderlicher und präventiver Interventionen für Menschen mit Demenz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das Kapitel beleuchtet unterschiedliche Evaluationsformen und zeigt an Beispielen auf, wie diese im Rahmen der Evaluation von Interventionen für Menschen mit Demenz umgesetzt werden können und welche Herausforderungen sich in diesem Zusammenhang stellen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf den Outcomes, also den Ergebnissen der Interventionen, und deren Messung. Daraus werden aktuelle Problemlagen und Handlungsfelder für die Zukunft abgeleitet.
Eva Mir, Andrea Limarutti, Doris Gebhard

Interventionen

Frontmatter
Kapitel 9. Ernährung und Demenz
Zusammenfassung
Die Ernährung von Menschen mit Demenz stellt eine komplexe Herausforderung dar, weswegen ein Verständnis für eine angemessene Unterstützung ihrer Ernährungsbedürfnisse unerlässlich ist. Mit höherem Alter sowie im Rahmen einer Demenzerkrankung treten typische ernährungsbezogene Veränderungen und Herausforderungen auf. Ungewollter Gewichtsverlust, verringerte Nahrungsaufnahme und Schluckstörungen sind einige solcher Herausforderungen der Demenz. Jedoch existieren vermehrt evidenzbasierte Hinweise darauf, dass bestimmte gesundheitsfördernde und präventive Ernährungsmaßnahmen die kognitive Funktion verbessern, den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Lebensqualität verbessern können. Frühes Engagement des betreuenden Umfelds ist wichtig, ebenso wie Unterstützung und Anleitung für pflegende Angehörige, um Menschen mit Demenz ein weitaus gutes Leben zu ermöglichen.
Annemarie Perl, Regina Roller-Wirnsberger
Kapitel 10. Resilienz und Demenz
Zusammenfassung
Die aktuelle Forschungslage zur Krankheitsbewältigung von Menschen mit beginnenden Demenzen gibt deutliche Hinweise, dass die Anknüpfung an Resilienzfaktoren therapeutisch vielversprechend ist. Die zunehmend verstärkt wahrnehmbare ressourcenorientierte Sichtweise in der Demenzbehandlung kann sich durch den Einsatz von Resilienzskalen oder Goal Attainment Scaling auch im geriatrischen Basisassessment abbilden. Im Bereich der Interventionen liegen eine Vielzahl an verhaltenstherapeutischen Konzepten vor, die auf eine Verbesserung der Selbsteffizienz, des Selbstkonzepts, sowie der Selbst-Akzeptanz abzielen, und Menschen mit Demenzen einen selbstbestimmten Umgang mit der Erkrankung ermöglichen. Die aus diesem Kontext stammenden akzeptanz- und emotionsbasierten Methoden finden Eingang in GER-A, einem Nachbetreuungskonzept für Menschen mit demenziellen Erkrankungen, welches nach einer ersten positiven Pilotierung und fortlaufender Modifizierung in den Regelbetrieb übergeführt werden konnte.
Brigitte Jenull, Gabriele Bostjancic
Kapitel 11. Bewegung und Demenz
Zusammenfassung
Menschen mit Demenz stellen eine Hochrisikogruppe für Mobilitätseinschränkungen, geminderte körperliche Aktivität und Sturzgeschehen dar. Zudem sind sie mit einer Vielzahl von Barrieren hinsichtlich der Ausübung von Bewegung konfrontiert. Jedoch hat gerade körperliche Aktivität das Potenzial den funktionellen Abbau bei Menschen mit Demenz zu verzögern und damit die Krankheitsprogression zumindest zu verlangsamen. Wie die Ressource Bewegung bei Menschen mit Demenz trotz der von Vulnerabilität gekennzeichneten Mobilitätssituation gezielt gefördert werden kann, welche Problemstellungen in Praxis und Forschung mit Bewegungsförderung für Menschen mit Demenz einhergehen und wie diese gelöst werden können, ist Gegenstand des Kapitels.
Doris Gebhard
Kapitel 12. Schmerz und Demenz
Zusammenfassung
Schmerzhafte Erkrankungen sind bei Menschen mit Demenz sehr häufig. Bei dieser vulnerablen Patientengruppe stellt sowohl die Schmerzerfassung als auch die Schmerztherapie das Betreuerteam vor besondere Herausforderungen. Eine angepasste Kommunikation ist Grundvoraussetzung für eine qualitativ hochwertige Schmerzbetreuung. Für nichtkommunikative Patienten wurden Skalen entwickelt, die auch bei diesen Menschen eine Schmerzgraduierung ermöglichen, welche die Grundvoraussetzung für eine adäquate Therapie ist. Die Schmerztherapie bei Menschen mit Demenz muss in ein multimodales Konzept integriert werden, welches neben der nötigen medikamentösen Therapie auch physiotherapeutische, psychologische, aber auch invasive Verfahren beinhaltet.
Georg Pinter, Rudolf Likar, Olivia Kada
Kapitel 13. Natur und Demenz
Zusammenfassung
Das zugrundeliegende Verständnis von Natur wird einleitend dargestellt. Es ist das Anliegen des Kapitels die Optionen des Aufenthalts und Interventionen in und mit der Natur darzulegen. Die beiden zugrundeliegenden Theorien zum Thema und die demenz-spezifische Prosenz-Hypothese werden kurz skizziert. Die Darstellung der empirischen Evidenz zu naturbasierten Maßnahmen ist zentral. Naturgestützte Aktivitäten und Interventionen umfassen Ausflüge und Urlaube, Green Care auf Bauernhöfen, Aufenthalt in Demenzgärten, pflanzengestützte Interventionen und tiergestützte Interventionen. Zur Evaluation werden qualitative und quantitative Zielparameter dargestellt. Das Praxisbeispiel bildet die Entwicklung des Feldes in Österreich ab. Trotz vielversprechender empirischer Evidenz besteht wegen vorhandener methodischer Schwächen aber weiterhin ein Bedarf an soliden wissenschaftlichen Studien und gezielter Evaluation von Projekten in der Praxis.
Renate Cervinka, Markus Schwab
Kapitel 14. Sexuelle Gesundheit und Demenz
Zusammenfassung
Sexualität, Bindung, Nähe und Partnerschaft stellen sowohl im Leben älterer Menschen als auch solcher mit Demenz einen wesentlichen Faktor für Lebenszufriedenheit dar. Trotzdem werden diese Themen gerade bei Menschen mit Demenz oft pathologisiert. Im Rahmen einer bedürfnisorientierten Betreuung von Menschen mit Demenz ist es jedoch wesentlich, diese Themen sowohl in der Gesellschaft zu enttabuisieren, als auch die Betreuungspersonen zu schulen, entsprechende Betreuungsstrukturen zu schaffen und Strategien für den Umgang mit „störendem Sexualverhalten“ bei Menschen mit Demenz zu entwickeln. Der vorliegende Beitrag versucht hier praxisrelevante Hilfen zu geben.
Gerald Gatterer
Kapitel 15. Suizid und Demenz
Zusammenfassung
In der Literatur finden sich mehrheitlich Studien, die keine erhöhte Suizidprävalenz bei Menschen mit Demenz feststellen. Mit der Verbesserung der frühdiagnostischen Möglichkeiten nimmt die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen in Bezug auf Suizidalität zu. Eine Diskussion zur Klärung der ethischen Fragen in diesem Bereich ist dringend notwendig. Die bei Demenzerkrankungen häufig komorbiden Depressionen stellen einen wichtigen Risikofaktor dar. Bei bis zu 42 % der Demenzpatienten wurden in Kombination mit einer Depression Suizidgedanken, Todeswünsche und Lebensüberdruss dokumentiert. Menschen mit einer mittelgradigen oder fortgeschrittenen Demenzerkrankung neigen eher zu indirekt lebensgefährdendem Verhalten. Kriseninterventionell stehen psychotherapeutische Maßnahmen im Vordergrund. Präventionsmaßnahmen umfassen neben optimaler somatischer Betreuung auch Aufklärung über Prognose und therapeutische Möglichkeiten, sowie psychosoziale Betreuung.
Jakob Emprechtinger, Michael Rainer
Kapitel 16. Technik und Demenz
Zusammenfassung
Intelligente technische Systeme ermöglichen die Früherkennung demenzieller Entwicklungen sowie die bedarfsgerechte und individualisierte Unterstützung, Aktivierung und Betreuung von Menschen mit Demenz. Durch die allzeitige Verfügbarkeit solcher Systeme können Interventionen frühzeitig, gezielt und effektiv gestaltet werden, die nicht allein von der Anzahl, dem Zeitbudget und Kenntnisstand der Pflegenden abhängen. Damit bietet Technik die Chance, die Lücke zwischen der steigenden Anzahl an Pflegebedürftigen und der abnehmenden Anzahl an Pflegenden zu schließen. Um dies zu leisten, muss Technik auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten werden und ihre Würde, Privatsphäre und Daten schützen. Die Diskussionen um künstliche Intelligenz, Big Data und soziale Medien spiegeln wider, wie vielschichtig die Herausforderungen dabei sind. Technische Lösungen sollten daher im intensiven interdisziplinären Austausch unter Einbeziehung aller Betroffenen und Beteiligten erarbeitet werden.
Tanja Schultz
Kapitel 17. Gewalt und Demenz
Zusammenfassung
Die Gewalt, die Menschen mit Demenz erleben, hat viele Gesichter. Der Buchbeitrag stellt die fünf unterschiedlichen Arten der Gewalthandlungen vor, zeigt die aktuellen Prävalenzraten auf und befasst sich darüber hinaus mit Gewaltsituationen, in denen Menschen mit Demenz als „Täter“ in Erscheinung treten. Es werden primäre, sekundäre und tertiäre Ansätze der Gewaltprävention im Überblick präsentiert und der aktuelle Stand der Forschung zu ausgewählten Maßnahmen der Gewaltprävention im Allgemeinen und in Hinblick auf Menschen mit Demenz wird aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass die Prävention von Gewalthandlungen, in welche ältere Menschen und im speziellen Menschen mit Demenz involviert sind, bislang ein wenig erforschtes Thema ist. Es fehlen evidenzbasierte und effektive Maßnahmen, um Gewalthandlungen zu vermeiden, erfolgte Gewalthandlungen zu erfassen und Interventionen, die sich im Sinne einer tertiären Prävention an die Beteiligten von Gewaltsituationen richten.
Doris Gebhard
Kapitel 18. Humor und Demenz
Zusammenfassung
Menschen mit Demenz haben Einbußen im kognitiven und emotionalen Bereich sowie bei der Verrichtung der Alltagsaktivitäten. Die Fähigkeit ausgelassen und fröhlich zu lachen sowie humorvolle Interventionen emotional erfassen zu können bleibt lange erhalten. Humor, verstanden als Förderung von Heiterkeit, Fröhlichkeit und Spiel sowie der Fähigkeit Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz günstig beeinflussen. Dies lässt sich aus den bisherigen, noch zu wenigen Studien folgern. Schwerpunkte von humorvollen Interventionen sind nonverbale Kommunikationsformen, Bildung eines heiteren Milieus und Förderung des Sinns für Humor von Angehörigen und Professionellen. Klinik-Clowns („Geri-Clowns“) als „ewige Scheiterer und Wiederaufsteher“ sind in Institutionen als Humormediatoren eine erhebliche Bereicherung.
Rolf D. Hirsch

Ausblick und Weitblick

Frontmatter
Kapitel 19. Paradigmenwechsel in der Demenzforschung
Zusammenfassung
Das menschliche Gehirn verfügt über umfassende Regenerations- und Umbaufähigkeiten. Wie Erkenntnisse aus Studien zur Neuroplastizität für die Demenzforschung genutzt werden können und welche neuen Perspektiven die Erkenntnisse der sogenannten Nonnenstudie dabei eröffnen, zeigt das vorliegende Kapitel. Der direkte und scheinbar unumstößliche Zusammenhang zwischen demenzassoziierten neuropathologischen Veränderungen im Hirn und demenzassoziierten Veränderungen in der Kognition und dem Verhalten wird dabei auf Basis von Forschungsergebnissen kritisch hinterfragt. In diesem Kontext werden das Kohärenzgefühl und die Potenziale von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention zur Steigerung der Plastizität im Zusammenhang mit der Entstehung und Behandlung von Demenzerkrankungen diskutiert und es wird ein mutiger Aufruf zu einem Paradigmenwechsel in der Demenzforschung getätigt.
Gerald Hüther, Doris Gebhard
Kapitel 20. Ausblick mit Weitblick
Zusammenfassung
Wie die einzelnen Beiträge des Herausgeberwerks zeigen, müssen Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz zukünftig forciert und weiterentwickelt werden. Dies gilt sowohl für Theorie als auch Praxis.
Eva Mir, Doris Gebhard
Backmatter
Metadaten
Titel
Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz
herausgegeben von
Dr. Doris Gebhard
Dr. Eva Mir
Copyright-Jahr
2019
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-58130-8
Print ISBN
978-3-662-58129-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58130-8