Erschienen in:
01.08.2009 | Leitthema
Fast-Track-Rehabilitation in der Viszeralchirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. W. Schwenk
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 8/2009
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Zusammenfassung
Unter „Fast-Track-Rehabilitation“ versteht man in der Allgemein- und Viszeralchirurgie einen prozedurenspezifischen, evidenzbasierten, multimodalen, interprofessionellen und patientenzentrierten klinischen Behandlungspfad zur perioperativen Therapie. Primäre Ziele der Fast-Track-Rehabilitation sind die Erhaltung von Autonomie und Homöostase des Patienten, die Minimierung postoperativer Organdysfunktionen und dadurch die Vermeidung allgemeiner postoperativer Komplikationen. Gleichzeitig wird die postoperative Genesung der Patienten derart beschleunigt, dass eine frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus möglich wird. 14 Jahre nach der Erstbeschreibung eines klinischen Behandlungspfades zur Fast-Track-Rehabilitation bei elektiven Kolonresektionen durch den dänischen Chirurgen Henrik Kehlet und seine Mitarbeiter liegen derartige Fast-Track-Rehabilitationskonzepte für alle häufigen Operationen in der Allgemein- und Viszeralchirurgie vor. Patienteninformation und -schulung, präoperative Risikooptimierung, evidenzbasierte Operationsvorbereitung, moderne Narkoseführung und Schmerztherapie, Verzicht auf Sonden, Drainagen und Katheter, rasche orale oder enterale Ernährung und die forcierte Mobilisation sind die wesentlichen Prinzipien der Fast-Track-Rehabilitation. Die Einführung evidenzbasierter Fast-Track-Behandlungspfade führt für Ärzte und Pflegepersonal zu erheblichen Veränderungen gewohnter traditioneller Verhaltensweisen und muss daher durch intensive Kommunikation und Schulung begleitet werden. Nur wenn alle beteiligten Berufsgruppen gleichermaßen an der Umsetzung derartiger Konzepte mitwirken, können diese anspruchsvollen Behandlungkonzepte im klinischen Alltag implementiert werden. Bislang waren dabei Viszeralchirurgen weltweit federführend, sodass die Fast-Track-Rehabilitation eine Chance darstellt, verlorengegangenen Boden auf dem Feld der perioperativen Medizin für die Viszeralchirurgie zurückzugewinnen. Eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Fast-Track-Rehabilitation in experimenteller und klinischer Forschung ist daher für Viszeralchirurgen in Zukunft dringend geboten, um die chirurgische Kompetenz in der Diskussion mit benachbarten Fachdisziplinen zu erhalten.