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2022 | Buch

Mehr Komplikationen in der Anästhesie

Fallbeispiele - Analyse - Prävention

herausgegeben von: Matthias Hübler

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Nach dem erfolgreichen Buch Komplikationen in der Anästhesie folgen nun mit Mehr Komplikationen in der Anästhesie weitere, spannende Fallbeispiele aus der täglichen Praxis, bei denen es zu Komplikationen oder Beinahe-Zwischenfällen gekommen ist. In unvergleichlicher Art und Weise - mit Tiefgang und dramaturgisch ausgefeilt - schildern und analysieren die Autoren typische Kliniksituationen und Klinikabläufe. Sie beleuchten dabei, welche Rolle menschliche und organisatorische Fehler für das Zustandekommen der Zwischenfälle gespielt haben und wie sich diese künftig vermeiden lassen. Dabei lernt der Leser quasi nebenbei, eingewoben in die Fälle, wichtige Fakten des Faches Anästhesiologie. Für alle Anästhesisten in Klinik oder Praxis, die aus Fehlern lernen oder sich gegenüber Gefahrensituationen sensibilisieren möchten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Teil I

Frontmatter
1. Fall 41 – Die Nachblutung
Zusammenfassung
Die Freude über Dr. Nevio’s Erfolg in der Facharztprüfung war in der Abteilung noch größer gewesen als bei ihm selbst. Die entsprechende Dienstgruppe war sehr ausgedünnt und sein Aufstieg war bereits im Vorfeld im neuen Dienstplan eingepflegt worden. „Heute verlierst du deine Unschuld“, waren die letzten Worte der Kollegen, als diese um 16 Uhr den OP-Trakt verließen. Mit von der Partie im Dienst war die junge Assistenzärztin Frau Dr. Desirée. Gemeinsam beendeten sie das elektive Tagesprogramm, dann warteten dringliche und Notfalleingriffe auf sie. Ob der Hintergrunddienst OA Dr. Volkrad noch im Hause war, wusste Dr. Nevio nicht so genau, aber bisher hatte er auch noch keine Hilfe benötigt. – In diesem Fall geht es um Paravasate, schwierigen Atemweg, Anästhesie bei Carotisoperationen und Medical Emergency Teams.
Michael Ulrich, Matthias Hübler
2. Fall 42 – Die Nephrektomie
Zusammenfassung
Frau Dr. Margana war Assistenzärztin im 3. Ausbildungsjahr und freute sich fast jeden Tag auf die Arbeit. Viele ihrer Kollegen waren alte Studienfreunde und es fand sich immer ein wenig Zeit für nette Gespräche. Gestern erst hatte sie sich prächtig mit Dr. Tant amüsiert. Schon im Studium hatte dieser sie mit seiner Fähigkeit, andere nachmachen zu können, beeindruckt. Inzwischen war er aber noch viel besser geworden und sie hatte vor Lachen kaum noch atmen können, als er OA Dr. Volkrad imitiert hatte. Dr. Tant hatte sie wie der OA über seine Halbbrille hinweg angesehen und den Finger gehoben. „Mao Zedong sagt: „Die Niederlage begreifen, heißt den nächsten Sieg vorbereiten!“ Das wichtigste ist aus seinen Fehlern zu lernen!“ „Alex, du bist echt klasse als Imitator“, hatte Frau Dr. Margana gesagt, als sie wieder atmen konnte. „Hast du schon mal daran gedacht, das als Profession auszubauen?“ „Manchmal denke ich daran, aber ich glaube, ich bleibe lieber bei der Realsatire. Nichts ist unterhaltsamer als unsere tägliche Verzweiflung.“ – Die fachlichen Themen in diesem Fall sind Hyperthyreose, Herzinsuffizienz, Fieber, Vorhofflimmern, Antikoagulation und Bridging.
Juliane Ende, Matthias Hübler

Teil II

Frontmatter
3. Fall 43 – Die Ösophagusresektion
Zusammenfassung
„Wenn Sie keine Fragen mehr haben, dann wären wir fertig.“ Frau Anders hatte keine Fragen mehr und Dr. Emin begleitete sie bis zur Rezeption. „Hallo, Vanessa! Hier sind die Unterlagen von Frau Anders. Sie möchte noch gerne eine Kopie des Aufklärungsbogens. Auf Wiedersehen, Frau Anders! Und alles Gute!“
Dr. Emin nahm die nächste Patientenakte vom Stapel, um seine Prämedikationsarbeit fortzusetzen. Vanessa stoppte ihn. „Kümmere dich als nächstes um diesen Patienten!“ Sie reichte ihm eine Mappe. „Herr Branzen bekommt eine Ösophagusresektion und es ist besser, wenn die Aufklärung keiner von den jungen Kollegen macht.“
Behandelt werden in diesem Fall die Themen Strahlentherapie, Lungenfunktionsprüfung, hohe Spinalanästhesie, Doppellumenintubation, Einlungenanästhesie, SIRS, Azidose und Pufferung.
Michael Ulrich, Matthias Hübler
4. Fall 44 – Ansichten des PJlers Murr
Zusammenfassung
„Endlich habe ich es geschafft!“ PJler Murr war über Umwege zum Medizinstudium gekommen und schwankte noch mit der Entscheidung, welche Fachrichtung am besten zu ihm passte. Manuelle Fertigkeiten und das Bewältigen kritischer Situationen waren auf jeden Fall wichtig. Das waren seine Gedanken, als er sich für Anästhesie als Wahlfach im Praktischen Jahr entschied.
Die ersten Wochen waren anstrengend für Murr. Alles war neu. Vieles musste gleichzeitig bedacht, beachtet und beobachtet werden. Murr war hauptsächlich damit beschäftigt, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und Nervosität durch Routine zu ersetzen. In einer Fertigkeit hatte er die größten Fortschritte gemacht: Backen. Zunächst waren es Wiedergutmachungen für Fehlleistungen gewesen, später waren die Begründungen seine ersten Erfolge. Der Fantasie des Anästhesieteams waren dabei keine Grenzen gesetzt. Und noch jemand freute sich: Murr‘s Mutter war eine hervorragende Bäckerin und war entzückt, so oft von ihrem Großen angerufen zu werden. Denn das Anästhesieteam war sehr anspruchsvoll und wollte jedes Mal einen neuen Kuchen probieren. Er wusste jetzt, warum so viele Anästhesisten mit dem Gewicht kämpften.
Neben Kuchenbacken geht es in diesem Fall um Wärmemanagement, Strom im OP, starre Bronchoskopie, Jet-Ventilation, Anästhesie bei Drogenabhängigen, Pharmakodynamik und was man beim Aufziehen von Medikamenten alles falsch machen kann.
Lars Unger, Matthias Hübler

Teil III

Frontmatter
5. Fall 45 – Die Nierentransplantation
Zusammenfassung
Frau Dr. Fides betrat die Personalschleuse zum urologischen OP-Trakt. Sie freute sich auf den heutigen Arbeitstag, auch wenn sie aufgeregt war. Das 2. Jahr ihrer Ausbildung endete bald und die Betreuung erheblich vorerkrankter Patienten, die sich komplexen Eingriffen unterziehen mussten, ließ sie noch nicht kalt. OA Dr. Volkrad übertrug seinen Assistenten oft Aufgaben, die sie an ihre Grenzen brachten. Er sprach ihnen sein Vertrauen aus und hielt sich dann im Hintergrund. Frau Dr. Fides hatte sich heute auf einen ASA III-Patienten vorbereitet, bei dem eine transperitoneale Tumornephrektomie geplant war.
„Guten Morgen!“ OA Dr. Volkrad begrüßte Frau Dr. Fides, als sie die Personalschleuse verließ. „Es gibt eine Programmänderung. Dein Patient fällt aus. Du betreust stattdessen eine Nierentransplantation. Der Empfänger heißt Schlosser und liegt in der Einleitung. Ich vertraue ihn dir an. Die Urologen sind bereits im Saal und präparieren das Spenderorgan. Zögere nicht, mich zu rufen, wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst!“ „Super!“ dachte Frau Dr. Fides „Als ob Niere raus gleich Niere rein wäre!“
Der Fall thematisiert Anästhesie bei einer Nierentransplantation, Volumentherapie bei Dialysepatienten, Lagekontrolle Tubus, Bronchospasmus, Noradrenalin, Kapnogramm, Vasopressin und zentralvenöse Sättigung.
Matthias Hübler
6. Fall 46 – Sitzende Position
Zusammenfassung
Es waren deshalb nicht nur die Forderungen des Facharztkatalogs, sondern auch Neugier und Wissensdurst, die Dr. Ilmar bewogen hatten, sich für eine Hospitation in der Neuroanästhesie an einer Uniklinik zu bewerben. Die ersten 2 Monate vergingen rasch und Dr. Ilmar wurde nicht enttäuscht: Neuroanästhesie war anders. Die Differenzialdiagnosen für ein verzögertes Erwachen waren viel umfangreicher und er wusste jetzt, wie ein Jackson-Anfall ablief. Der ihn betreuende OA Dr. Volkrad hatte ihn über Trepanationen, Shuntanlagen und Kranioplastiken an große Tumorexstirpationen und Hirnaneurysma-OPs herangeführt. Einmal hatten sie auf Wunsch des Neurochirurgen eine kurzzeitige Asystolie mit Adenosin zur besseren Platzierung des Clips ausgelöst. Dr. Ilmar war noch jetzt beeindruckt. Es war Freitag kurz vor Arbeitsende. Dr. Ilmar war in Eile, denn sein Zug wartete nicht und er war am Abend bei Freunden eingeladen. Dr. Ilmar warf noch einen Blick auf das OP-Programm für Montag. „Suboccipitale Akustikusneurinom-OP in sitzender Position“, las er.
Die fachlichen Themen dieses Fall sind Anästhesie bei intrakraniellen Eingriffen in sitzender Position, Luftembolie, Punktion der V. anonyma, Pneumothorax, Lungenultraschall und Rückschaufehler.
Thomas Kiss, Matthias Hübler
7. Fall 47 – Eine Spinalanästhesie
Zusammenfassung
Heute war Frau Dr. Samira in der Urologie im TUR-Saal eingeteilt. Als sie aus der Umkleide auf den Flur trat, stieß sie fast mit OA Dr. Volkrad zusammen. „Das war knapp!“, sagte er. „In welchen Saal willst du denn so eilig?“ „TUR-Saal mit gesunden Patienten und einem erfahrenen Operateur. Da kann ich es mir heute gemütlich machen.“ OA Dr. Volkrad zog eine Augenbraue hoch. „Andererseits sollte man sich immer neue Herausforderungen suchen, oder? Hast du denn schon einmal einen Taylor gestochen?“ Frau Dr. Samira schüttelte den Kopf. „Dann ruf mich doch an, wenn alles vorbereitet ist und ich zeige ihn dir – natürlich nur, wenn du willst.“ Frau Dr. Samira wollte.
In dem Fall geht es um Spinalanästhesie, Taylor-Zugang, intrathekale Opioidgabe, postspinaler Kopfschmerz, Effektivdosis, therapeutische Breite, Liquorzirkulation und wie man ein Experte wird.
Annabell Hijazi, Matthias Hübler

Teil IV

Frontmatter
8. Fall 48 – Die Reposition
Zusammenfassung
Es war Mittwoch gegen 22 Uhr. Frau Dr. Tajana hatte in ihrem Bereitschaftsdienst bisher ununterbrochen gearbeitet. Jetzt saß sie seit 10 Minuten im Aufenthaltsraum und wartete darauf, dass die Mikrowelle mit dem Aufwärmen ihres lang ersehnten Abendessens fertig war. „So fühlt sich das also an, wenn man schwere Beine hat“, dachte sie und drückte auf ihre Schienbeinkante. Eine sichtbare Delle blieb zurück.
Das Telefon klingelte. „OA Volkrad hier, deine Pause ist leider vorbei. In der Notaufnahme ist ein 3-Jähriger mit einer Unterarmfraktur, die reponiert werden muss. Genau das Richtige für jemanden, der kurz vor der Facharztprüfung steht. Ich schicke dir eine Pflegekraft hinterher. Du kannst dich natürlich jederzeit melden, wenn du Probleme hast.“ Frau Dr. Tajana seufzte.
Die fachlichen Themen sind Nüchternzeiten bei Kindern, Laryngospasmus, Neurotoxizität von Anästhetika, Strahlenschutz, Schwangerschaft bei Mitarbeitern, Propofolinjektionsschmerz, Propofol, FRC bei Kindern und Gleichberechtigung.
Ellen Symank, Matthias Hübler
9. Fall 49 – Aufwachraum
Zusammenfassung
„Während du essen warst, gab es 3 Zugänge. Herrn Poller, ein HNO-Patient, dem die Nasenpolypen entfernt worden sind. Der macht keine Probleme und muss nur noch seinen Rausch ausschlafen. Dann unser Glückspilz Konstantin, den du kennst. Du hattest Dienst, als der Notarzt ihn brachte.“ „Ich erinnere mich! Ihm war als Fahrradfahrer von einem Auto die Vorfahrt genommen worden und wir haben im Not-OP die Milzruptur versorgt. Wie geht es ihm?“ „Eigentlich sehr gut, obwohl er das wahrscheinlich anders sieht. Heute wurden seine Unterarmfrakturen versorgt. Er hat ziemlich mit Übelkeit zu kämpfen und ich habe ihm DHB geben lassen. Der Erfolg war mäßig. Der 3. Zugang ist Frau Kosel, die in der 33. Woche schwanger ist. Sie hatte seit 2 Tagen Bauchschmerzen und wurde zunächst in der Gynäkologie behandelt. Am Ende war es der Blinddarm, der jetzt entfernt worden ist. Narkose und Operation waren ohne Besonderheit. Sie klagt über Übelkeit. Wenn das Problem geklärt ist, soll sie in den Kreißsaal zur Überwachung und Kontrolle verlegt werden. Die anderen 3 Patienten kennst du bereits.“
Behandelt werden die Themen Triage und Reverse Triage, Dyskinesie, Transfusionsindikationen, Aspiration, PONV, Antiemetika in der Schwangerschaft, Morbus Samter, Zahnverlust, Anaphylaxie, Diagnosefehler, Diagnoseirrtum und Befunderhebungsfehler.
Thomas Kiss, Matthias Hübler
10. Fall 50 – Die Pneumektomie
Zusammenfassung
Heute war in Frau Dr. Daphnes Saal eine erweiterte Pleuropneumektomie rechts vorgesehen. Lungeneingriffe wurden zwar im Zentral-OP durchgeführt, aber aufgrund der Ergebnisse der Voruntersuchungen war es möglicherweise erforderlich, dass während der Operation auch eine Herzlungenmaschine (HLM) benötigt würde. Frau Dr. Daphne freute sich auf die anstehende Aufgabe. Sie hatte schon länger keine Lungeneingriffe mehr betreut und sie konnte die Thoraxchirurgen gut leiden.
Ihre Patientin hieß Frau Baum, war 70 Jahre alt, 167 cm groß und 53 kg schwer. Sie hatte eine arterielle Hypertonie (therapiert mit Nebivolol), eine euthyreot substituierte Hypothyreose nach Strumaresektion und eine leichtgradige Niereninsuffizienz. Außerdem hatte Frau Baum einige Jahre zuvor bereits ein Urothelkarzinom der Harnblase überstanden. Wie die meisten Patienten mit Bronchial-Ca hatte sie viele Jahre geraucht und deswegen eine COPD GOLD 1 C.
Die fachlichen Themen dieses Falls sind COPD, Diffusionskapazität, Bronchospasmolysetest, Lungenchirurgie, extrakorporale Zirkulation, Einlungenanästhesie, Dobutamin, Heparin, Driving Pressure, Hypothermie, dominantes Auge und Homans Gesetz.
Dirk Oesterle, Matthias Hübler

Teil V

Frontmatter
11. Fall 51 – Retroperitoneale Lymphadenektomie
Zusammenfassung
„Mensch, dich habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wo hast du denn gesteckt?“ Dr. Malik lächelte. „Schau mich einfach an, dann kennst du die Antwort!“ Dr. Malik war schlank, braungebrannt, muskulös, tätowiert, sah sehr entspannt aus und hatte ein gewinnendes, strahlendes Lächeln gebleichter Zähne. Er sah nicht aus wie ein Anästhesist, sondern – bei Dr. Kairos fiel der Groschen. „Staatlich gesponsertes Wellenreiten an der Algarve!“ Dr. Malik sah sich um, ob noch jemand im Aufenthaltsraum war. „Ich hatte einfach keine Lust zu füttern, Windeln zu wechseln und mir die Nächte mit einem schreienden Kind auf einem Hüpfball um die Ohren zu schlagen. Andererseits wird man mittlerweile fast schief angeguckt, wenn man keinen Erziehungsurlaub nimmt. Und warum sollte man das Geld nicht mitnehmen? Die 2 Monate in Portugal waren jedenfalls super!“
„Beneidenswert!“ sagte Dr. Kairos. „Mein Erziehungsurlaub war genauso wie du es gerade beschrieben hast. Ich war froh, als er vorbei war. Aber mal was ganz Anderes: Ich habe gleich einen Patienten, der eine RLA (retroperitoneale Lymphadenektomie) bei Hodenkrebs bekommt. Manchmal werden die EK bestrahlt und manchmal nicht. Wovon hängt das eigentlich ab?“
Der Fall behandelt Bestrahlung von Blutprodukten, Bleomycin, Hyperkaliämie, maligne Hyperthermie, Dantrolen, belastungsinduzierte Rhabdomyolyse, Lidocain und Nocebo-Effekt.
Alexander Werschy, Matthias Hübler
12. Fall 52 – Mundbodenkarzinom
Zusammenfassung
Jeden Morgen pünktlich um halb 8 bekam Dr. Eneas einen Anruf vom Personal-OA und ihm wurde mitgeteilt, wen er an diesem Tag ersetzen sollte. In einer Abteilung mit über 100 Anästhesisten verging kein Tag ohne neue Krankmeldung.
Anfangs war Dr. Eneas nicht unfroh über sein „Springerdasein“ gewesen. Er kam jeden Tag in eine andere Abteilung und das war sehr abwechslungsreich. Über die Monate war seine Begeisterung aber verflogen und er fühlte sich eher als Honoraranästhesist statt dem Team zugehörig. Nach der Facharztprüfung hatte er eigentlich große Ziele gehabt: Zusatzweiterbildung spezielle Intensivmedizin, Erlernen von Kardiosonographie und dann OA werden.
Inzwischen war es bereits 745 Uhr und Dr. Eneas schaltete sein Diensttelefon ein. Er wusste, dass dieses Spiel kindisch war, aber es war einer der Höhepunkte seines Tages – seine kleine Demonstration der Unzufriedenheit.
Themen des Falls sind Anästhesie bei Mundbodenkarzinom, Allen-Test, reflektorische Bradykardie, permissive Hypotonie, Urapidil, Videolaryngoskopie, Nalmefen, perioperatives Nierenversagen, Kontrolle einer Magensonde, Lesen im OP und Karriereplanung.
Matthias Hübler

Teil VI

Frontmatter
13. Fall 53 – Unfallchirurgische Ernüchterung
Zusammenfassung
Frau Alba war seit fast einem Jahr in der Anästhesie einer großen Klinik Assistenzärztin und ihre anfängliche Begeisterung war inzwischen etwas verhaltener. Das lag aber nicht am Fach, für das sie brannte, sondern es waren die zwischenmenschlichen Stolpersteine, die ihr fast täglich vor die Füße geworfen wurden. Frau Alba hatte mit 17 Abitur gemacht, sofort einen Studienplatz bekommen und das Studium schnell hinter sich gebracht. So kam es, dass sie im Vergleich zu ihren Kollegen und Kolleginnen recht jung war. Sie war aber nicht nur jung, sondern sie sah auch so aus. Manchmal wünschte sie sich ein paar Falten, denn immer wieder musste sie Patienten überzeugen, dass sie keine Krankenschwester, sondern eine Ärztin war.
Ihr junges Alter, dazu ihr fehlender Doktortitel und die anfängliche Unerfahrenheit machten es ihr nicht gerade einfach, insbesondere mit den teils alteingesessenen Anästhesieschwestern auszukommen. Immer wieder musste sie sich hartnäckig beweisen und zeigen, wie viel sie inzwischen wusste. Dabei entsprach das eigentlich gar nicht ihrem Charakter.
In dem Fall geht es um Promotion, Larynxmaske, Aufklärung, Kreuzallergie, Gerätecheck, Knochenheilung, Barorezeptorschrittmacher, Chlorhexidin, Bronchospasmus reloaded, Intubationstraining, postfaktische Medizin und Generationenkonflikt.
Corinna Golde, Matthias Hübler
14. Fall 54 – Mit einer Hand lässt sich kein Knoten knüpfen
Zusammenfassung
Mein Name ist Dr. Jonas. Ich bin 32 Jahre alt und seit 3 Jahren Oberarzt in der Urologie. Ich bin handwerklich sehr geschickt, habe eine schnelle Auffassungsgabe und klinische Zusammenhänge zu verstehen, fällt mir leicht. Urologie ist genau mein Fach. Die Mischung aus endoskopischen Eingriffen und offenen Operationen gefällt mir. Ich habe meine Ausbildung an einem Universitätsklinikum begonnen, um die ganze Bandbreite urologischer Eingriffe zu sehen und natürlich auch zu erlernen. Dass damit eine sehr hohe Arbeitsbelastung verbunden war, machte und macht mir nichts aus. Die verschiedenen Krankheitsbilder sind spannend und natürlich will ich immer viel operieren.
Jeder, der operiert, kann sich an Operationen erinnern, die nicht so verliefen, wie geplant, und bei denen es zu Komplikationen kam. Das sind Operationen, die man nie vergisst und auch nicht vergessen sollte. In der Anästhesie ist das bestimmt genauso. Nach meinem Verständnis sind die spannendsten Momente die Ein- und die Ausleitung. Dazwischen tauchen viele Anästhesisten hinter dem grünen Tuch ab und ich als Operateur merke überhaupt nicht, ob noch jemand da ist. Einerseits find ich das gut, denn, wenn mich etwas stört, dann ist es belangloses Gequatsche. Andererseits ist das auch sehr schade und davon will ich jetzt erzählen.
Fachlich geht es um Bauchlage, Doppelschlagpuls, Windkesselfunktion, abdominelles Kompartment, Larynxmaske in Bauchlage, physiologisches Alter, Pulswellenlaufzeit und Zusammenarbeit zwischen Chirurgie und Anästhesie.
Stefan Propping, Matthias Hübler

Teil VII

Frontmatter
15. Fall 55 – Der Nierentumor
Zusammenfassung
OA Dr. Volkrad hatte schlecht geschlafen. Nach 20 Jahren im Geschäft kam es nur noch selten vor, dass er Patienten mit nach Hause nahm, aber gestern war so ein Tag gewesen. Nach Dienstschluss hatte er sich lange mit Prof. Dr. Martin Kreisel unterhalten – ein befreundeter Kollege, der ihn ausgebildet hatte.
Martin Kreisel hatte einen großen Nierentumor. Gemeinsam hatten sie die MRT-Bilder studiert (siehe Abb. 15.1). Martin Kreisels Grundstimmung schwankte zwischen depressiv und fatalistisch. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es mich vor meinem 50. Geburtstag erwischt. Die Einschläge kamen zwar allmählich näher, aber für einen Volltreffer fühle ich mich eigentlich noch zu jung. Meine Kleine ist schließlich erst 9 Jahre alt! Ich bin jedenfalls froh, dass du die Narkose machst. Einen Besseren kann ich mir nicht vorstellen!“
Der Fall behandelt Massivtransfusion, Lidocain, Lungenembolie, Rhesus-Kompatibilität, Thrombozytenkonzentrate, Antagonisierung von Blutverdünnern, Hypokalziämie und Narkose bei Bekannten.
Matthias Hübler
16. Fall 56 – Wo ist Dr. Matti?
Zusammenfassung
Fachkrankenpfleger Veli kam aus dem Aufwachraum zurück, wo er gerade einen Patienten abgegeben hatte. Dr. Matti war bereits in der Einleitung, aber der nächste Patient noch nicht da. „Der Transport dauert wieder ewig! Ich habe schon mal angefangen, die Spritzen vorzubereiten, damit es dann schneller geht“, begrüßte er den Pfleger. „Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen, denn als nächstes kommt der Patient zur AV-Fistel-Revision und er soll einen Plexus bekommen.“ „Wie blöd von mir! Aber vielleicht können die Medikamente in einem anderen Saal noch verwendet werden. Ich geh‘ mal fragen.“ Dr. Matti nahm die Spritzen und machte sich auf den Weg.
Die fachlichen Themen des Falls sind Kieferluxation/-reposition, infraklavikuläre Plexusanästhesie, Delegation, Postreanimationsbehandlung, Burnout und Suizidalität.
Matthias Hübler

Teil VIII

Frontmatter
17. Tipps zur Reduktion menschlicher Fehlerquellen
Zusammenfassung
Tipps zur Reduktion menschlicher Fehlerquellen
Matthias Hübler
Backmatter
Metadaten
Titel
Mehr Komplikationen in der Anästhesie
herausgegeben von
Matthias Hübler
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-64540-6
Print ISBN
978-3-662-64539-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-64540-6

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