Skip to main content

2021 | Buch

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Operationslehre und -atlas

herausgegeben von: Prof. Dr. med. Harald Eufinger, Prof. Dr. Dr. Alexander Kübler, Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Dieses Buch gibt eine detaillierte Darstellung aller Eingriffe in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, illustriert mit über 1000 genauen Operationszeichnungen und neu in der 5. Auflage auch mit fotografischen Abbildungen. In Schritt-für-Schritt Darstellungen werden alle Operationsverfahren in instruktiven Texten beschrieben. Die detaillierten Zeichnungen erklären die einzelnen Operationsschritte. Außerdem erhält der Leser Tipps und Tricks von Top-Experten der MKG-Chirurgie für die Anwendung im OP.

Die "Ästhetische Gesichtschirurgie" wurde in dieser neuen Auflage vollständig unter neuer Autorenschaft bearbeitet.

Behandelt wird die dentoalveoläre Chirurgie mit der Implantologie, der septischen Chirurgie und die gesamte Traumatologie des Kiefer- und Gesichtsbereichs, die operative Behandlung der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, die orthopädische Chirurgie des Gesichtsschädels, die gesamte Tumorchirurgie inklusive der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie und der modernen Verfahren des mikrovaskulären Gewebetransfers.

Das Werk ist die ideale OP-Lehre für den Anfänger und den Experten.

Die 3. und 4. Auflage erschien unter den Herausgebern "Hausamen et al." und gehört zu den Standardwerken in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Für Ärzte in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastischen und Wiederherstellungschirurgie, Unfallchirurgie

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Operationsvoraussetzungen

Frontmatter
1. Mund-, kiefer- und gesichtschirurgische Aspekte in der Anästhesie
Zusammenfassung
Die Allgemeinanästhesie wie auch die lokale und regionale Schmerzausschaltung und die verschiedenen Sedierungsverfahren sind invasive ärztliche Maßnahmen, bei denen es durch die systemische Applikation von Narkotika, die Gabe von Sedativa oder das Einbringen von Pharmaka auf Körperoberflächen oder ihre Injektion in die Nähe sensibler Nerven oder deren freien Endigungen zur zeitlich beschränkten und reversiblen Unterbrechung der peripheren sensiblen Reizleitung oder ihrer zentralen Verarbeitung kommt. Wie bei jedem ärztlichen Eingriff besteht Aufklärungspflicht. Die Aufklärung muss dokumentiert werden. Im Gegensatz zu der zwingend notwendigen Aufklärung bei Allgemeinnarkosen ist bei Regionalanästhesien und Sedierungen ein schriftliches Einverständnis des Patienten nicht zu fordern, da nach gegenwärtiger Rechtslage durch die Duldung des Eingriffs das Einverständnis implizit angenommen werden kann. In zivilrechtlichen Haftungsprozessen trägt der eine Intervention durchführende Arzt die Beweislast für die Einwilligung und die Details der Aufklärung. Daher empfiehlt sich auch bei Lokalanästhesie unbedingt die Einverständnissicherung und schriftliche Dokumentation über eine Aufklärung, einschließlich bleibender Sensibilitätsstörungen nach Leitungsanästhesien des N. alveolaris inferior und des N. lingualis sowie bei Sedierungsverfahren v. a. auch hinsichtlich Einschränkungen der Verkehrstüchtigkeit. Die gesetzlich geforderte Qualitätssicherung schützt durch möglichst sorgfältige schriftliche Dokumentation vor unberechtigten Forderungen durch angebliche Schäden bei Regional- oder Lokalanästhesien.
Harald Eufinger, Thomas Götz

Oralchirurgie

Frontmatter
2. Dentoalveoläre Chirurgie
Zusammenfassung
Zusätzlich zu den allgemeinen Grundregeln der Chirurgie sind in der dentoalveolären Chirurgie einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Neben Anamnese und „klassischer“ Befunderhebung (Inspektion, Palpation) und der Standardröntgendiagnostik (Zahnfilm, OPT, FRS, Schädel p.a.) stehen bildgebende Verfahren (CT, MRT, DVT) zur Verfügung, die mit speziellen Programmen detailgenaue Darstellungen, 3D-Animationen, virtuelle Operationsplanungen und navigiertes Operieren ermöglichen. So faszinierend diese Techniken auch sind, sollte dasjenige bildgebende Verfahren gewählt werden, welches bei der geringstmöglichen Dosis eine ausreichende Information zur Diagnostik liefert (ALARA-Prinzip: „as low as reasonably achievable“). Bei der Operationsplanung erfordert die enge Nachbarschaft von oralen Hart- und Weichgeweben detaillierte Kenntnisse der Anatomie und Physiologie sowie häufig ein spezielles Instrumentarium, um den unterschiedlichen Texturen der Gewebe entsprechend Rechnung zu tragen. Häufig haben wir es mit kombinierten Knochen- und Weichteilwunden zu tun, die neben aseptischem und atraumatischem Vorgehen auch spezielle Anforderungen an Schnittführung und Nahttechniken stellen.
Martin Bonsmann, Ralf Kettner, Stephan Wunderlich
3. Chirurgie der Zysten im Kiefer- und Gesichtsbereich
Zusammenfassung
Zysten sind grundsätzlich gutartige, expansiv wachsende Gebilde, die verhältnismäßig häufig im und am Kieferknochen vorkommen, in den Weichteilen des Gesichts und Halses sind sie seltener lokalisiert. Epithelial begrenzte Zysten werden als echte Zysten bezeichnet, nicht epithelial ausgekleidete Zysten als Pseudozysten. Kieferzysten zeichnen sich durch ein langsames und expansives Wachstum aus und können sich lange Zeit völlig symptomlos im Kieferknochen zu einer beachtlichen Größe entwickeln. Aus der Wachstumsgesetzmäßigkeit und dem klinischen Verhalten der Kieferzysten ergibt sich die Forderung, dass jede Zyste der operativen Behandlung zugeführt und der Ausschluss anderer Kiefererkrankungen oder Tumoren sichergestellt werden muss. Schon bei histologischen Probeentnahmen ist es wichtig, den Schnitt zur Eröffnung der Zyste so zu legen, dass er in die geplante Schnittführung der definitiven Operation einbezogen werden kann. Eine Eröffnung der Zyste mit Erhalt des Balgs wird als Zystostomie bzw. Zystenfensterung bezeichnet, die Entfernung des Balgs als Zystektomie bzw. Radikaloperation der Zyste, die bei der kalzifizierenden odontogenen Zyste (COC) sowie unter Vorbehalt der Keratozyste indiziert ist. Erstes Ziel jeder Behandlung nach Beseitigung der Zyste ist die möglichst vollständige Regeneration des Knochens.
Andreas Michael Neff, Hans-Henning Horch
4. Chirurgische Aspekte der Implantologie
Zusammenfassung
Dentale Implantate sind das Mittel der Wahl zum chirurgischen Zahnersatz. Titan und Titanlegierungen haben sich über Jahrzehnte als Implantatmaterialen bewährt. Daneben werden Implantate aus Zirkonoxidkeramiken klinisch erfolgreich eingesetzt. Durch immunologisch gesteuerte Prozesse kommt es zu einer Osseointegration der Implantate. Präoperative Diagnostik erlaubt die Planung der prothetisch gewünschten Implantatposition, sodass die Implantatinsertion mit hoher Sicherheit durchgeführt werden kann. Bei unzureichenden Knochenverhältnissen aufgrund von Kieferatrophie, nach traumatischem Knochenverlust oder nach Tumorresektionen sind häufig Augmentationen der Hart- und Weichgewebe notwendig. Daneben können zusätzliche chirurgische Maßnahmen der periimplantären Weichgewebe notwendig werden, um ein Langzeitüberleben der Implantate zu gewährleisten. Die Beherrschung möglicher Komplikationen ist essentiell um eine sichere Therapie der Patienten für die elektiven Eingriffe zu gewährleisten.
Rainer Lutz, Marco Kesting
5. Chirurgie der odontogenen Kieferhöhlenerkrankungen
Zusammenfassung
Häufige Erkrankungen der Kieferhöhle sind entzündliche oder zystische Krankheitsprozesse, die von den Zähnen oder vom Alveolarfortsatz des Seitenzahnbereichs ausgehen, und Sinusitiden bei Mund-Antrum-Verbindungen nach Extraktion von Oberkieferseitenzähnen. Neben diesen odontogenen Erkrankungen wird die Kieferhöhle als Nasennebenhöhle auch von rhinogenen Erkrankungen erfasst. In dieser Operationslehre werden die odontogenen Erkrankungen der Kieferhöhle behandelt. Die rhinogenen Erkrankungen gehören vorzugsweise zum Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und werden in anderen Fachbüchern besprochen; dies gilt auch für die nichtchirurgischen Behandlungsmethoden.
Siegmar Reinert

Infektionen

Frontmatter
6. Infektionen
Zusammenfassung
Die Lehre und Therapie der Entzündungen stellt trotz Weiterentwicklung konservativ-medikamentöser Behandlungsmaßnahmen ein wichtiges Kapitel in einer mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Operationslehre dar, da bei vielen Erkrankungen des entzündlichen Formenkreises die chirurgische Therapie immer noch Mittel der Wahl sein muss. Zusätzlich stellen eine auf der Basis des lokalen Keim- und Resistenzspektrums adaptierte perioperative Prophylaxe und ggf. kalkulierte Therapie die Nachhaltigkeit des operativen Erfolgs sicher. Wichtige anatomische Grundlagen sowie Ätiologie, Symptomatik und spezielle Untersuchungsverfahren, die über die routinemäßige Anamneseerhebung und klinische Untersuchung hinausgehen, sind in kurzer Form den jeweiligen Abschnitten vorangestellt.
Jan Rustemeyer, Mariam Klouche, Andreas Bremerich

Kiefergelenkchirurgie

Frontmatter
7. Kiefergelenkchirurgie
Zusammenfassung
Invasive Massnahmen sind bei der Diskusverlagerung, Diskus perforation und Arthrose wegen der besonderen Anpassungskapazität des Kiefergelenks nur selten erforderlich. Dagegen sind variable, erprobte Operationsverfahren bei einer Hypermobilitätstörung, chronischen Arthritis aus verschiedener Ursache, der kondylären Hyper- oder Hypoplasie, bei Erkrankungen, die zu freien Gelenkkörpern führen, bei Resorption des Kondylus, bei Ankylose und Tumoren oft ohne Alternative. Das Spektrum reicht von der Arthrozentese über arthroskopische Maßnahmen bis zur Arthrotomie mit standardisierten, abgestuften Verfahren bis zum autologen oder alloplastischen Gelenkersatz. Zugänge von prä-, retro- oder subauriculär bieten bei den verschiedenen Indikationen hohe Sicherheit bei kleinstmöglichem Gewebstrauma zur Vermeidung von Komplikationen und ungünstigen postoperativen Folgen.
Rudolf Reich, Marcus Teschke

Traumatologie

Frontmatter
8. Grundlagen der Traumatologie
Zusammenfassung
In einer Studie über das traumatologische Patientengut einer Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie von ca. 10.000 Patienten in den Jahren 1991–2000 wurden folgende Ursachen der Verletzungen angegeben: 38 % Aktivitäten des täglichen Lebens, 31 % Sport, 12 % Gewaltakte, 12 % Verkehrsunfälle, 5 % Arbeitsunfälle, 2 % sonstige Ursachen. Von den Verletzten hatten 37,5 % (7769) Frakturen des Gesichtsschädels, ca. 50 % dentoalveoläre Verletzungen und 62,5 % Weichgewebeverletzungen. Das männliche Geschlecht war doppelt so häufig betroffen wie das weibliche. Die epidemiologischen Daten variieren natürlich auch nach geografischen Gegebenheiten. Von den 7769 Frakturen waren 71,5 % Mittelgesichtsfrakturen, 24,3 % Unterkieferfrakturen, 4,2 % Stirnbein- und frontobasale Frakturen.
Alexander Gaggl, Michael Rasse
9. Spezielle Traumatologie
Zusammenfassung
Aus der Literatur ist eine hohe Inzidenz frontobasaler Mitverletzungen bei schweren Mittelgesichtsfrakturen bekannt. So konnte bei 4 % der hohen Oberkieferfrakturen eine begleitende Basisfraktur mit Liquorrhoe nachgewiesen werden. Diese Komplikation ergibt sich nicht nur wegen der engen topografischen Beziehung der knöchernen Strukturen, sondern auch wegen ihrer pathophysiologischen Verflechtung. Die Trajektorien des Mittelgesichts strahlen in die Schädelbasis ein; die feste Anheftung der Dura an den grazilen knöchernen Leisten begünstigt die Bildung von Liquorfisteln. Insbesondere Kräfte mit vertikalen Komponenten führen zu frontobasalen Verletzungen.
Alexander Gaggl, Michael Rasse
10. Verletzungen der Zähne und des Alveolarfortsatzes
Zusammenfassung
Unfallbedingte Verletzungen der Zähne und der umgebenden oralen Gewebe sind häufig und stellen einen erheblichen Anteil an den Verletzungen des Gesichtsschädels dar. Meist ist die Oberkieferfront betroffen, eine Region mit entscheidender Bedeutung für die Gesichtsästhetik. Das Wiederherstellen von Funktion und Ästhetik nach Zahntrauma ist oft mit Einschränkungen verbunden und verursacht hohe Kosten. Erst- und Frühbehandlung definieren weitgehend das Behandlungsergebnis, ihnen kommt größte Bedeutung zu. Die Verletzungen sind ausgesprochen variabel und komplex. Trotz hoher Prävalenz sind die einzelnen Verletzungstypen nicht so häufig, dass Routine in Diagnostik und Therapie aufgebaut werden könnte. Bei Dislokationsverletzungen der Zähne werden regelmäßig Dentinkanälchen parodontalseitig eröffnet. Diese neuen Verbindungen zwischen Pulpa und Parodont sind unphysiologisch, bei anderen Zahnerkrankungen untypisch und daher wenig geläufig. Sie müssen aber bereits in der Frühphase der Behandlung unbedingt berücksichtigt werden, da sie zu fulminant voranschreitenden infektionsbedingten Resorptionen (IR) mit sehr frühen Zahnverlusten und Knochenverlusten um die betroffenen Zähne führen.
Andreas Filippi, Yango Pohl

Fehlbildungen

Frontmatter
11. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
Zusammenfassung
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten sind die häufigsten und wichtigsten kraniofazialen Fehlbildungen, sie treten mit einer großen Variationsbreite isoliert oder mit anderen Entwicklungsanomalien kombiniert auf. Die Häufigkeit des Gesamtkomplexes Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten wurde in Mitteleuropa vor 50 Jahren noch mit einer Spalte pro tausend Geburten angegeben, heute ist dagegen mit einer Inzidenz von 1:500 zu rechnen. Mit ca. 50 % aller Spaltbildungen sind ein- und beidseitig durchgehende Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten die häufigste Erscheinungsform, isolierte Gaumen- und Velumspalten treten mit einer Häufigkeit von ca. 30 % auf, und Lippen- bzw. Lippen-Kiefer-Spalten werden mit ca. 20 % beobachtet. Die Entwicklungsstörungen rufen entsprechend der Spaltform unterschiedliche Veränderungen an der Lippe, dem Kiefer und dem Gaumen hervor, die nicht nur die Weichteile, sondern in fast allen Fällen auch das Gesichtsschädelskelett betreffen. Entsprechend der Embryologie unterscheidet man Spalten des primären und sekundären Gaumens sowie Kombinationsformen, also Lippen-Kiefer-Spalten, Gaumenspalten und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten.
Henning Schliephake, Jarg-Erich Hausamen
12. Orthopädische Chirurgie des Gesichtsschädels
Zusammenfassung
Angeborene oder erworbene Form- und Lageanomalien der Kiefer sind durch ein oftmals unharmonisches äußeres Erscheinungsbild des Gesichtsprofils und durch funktionelle Beeinträchtigungen des Kauorgans charakterisiert. Als Ursachen für eine skelettale Dysgnathie kommen mehrere Faktoren infrage. Im Kindesalter können frühzeitiger Milchzahnverlust, Lutschgewohnheiten, Mundatmung und falsche Ernährung zu einem fehlgeleiteten Wachstumsreiz mit entsprechenden Entwicklungsstörungen des Kauschädels führen. Neben einer für die echte Progenie nachgewiesenen erblichen Komponente werden hormonelle Einflüsse, Narbenbildungen bei Spaltpatienten und Frakturen im Kiefer- und Gesichtsbereich für ein disharmonisches Wachstumsmuster des Ober- und Unterkiefers verantwortlich gemacht. Gelingt es durch alleinige kieferorthopädische Maßnahmen nicht, fehlgeleitete Entwicklungen während oder v. a. mithilfe der physiologischen Wachstumsvorgänge therapeutisch zu beeinflussen, so kann ein okklusaler Zahnkontakt nur durch eine dentoalveoläre Adaptation erreicht werden. Die mit einer skelettalen Dysgnathie häufig vergesellschaftete unharmonische äußere Gesichtskontur wird durch die Beibehaltung der fehlerhaften Beziehung der Kieferbasen zueinander und durch die Schaffung neuer Zahnfehlstellungen nicht selten verschlechtert oder bleibt im günstigsten Falle unverändert. Durch eine rechtzeitige interdisziplinäre Koordination kieferorthopädischer und mund-, kiefer- und gesichtschirurgischer Behandlungsmaßnahmen ist es heute mit Ausnahme weniger Krankheitsbilder möglich, ein ansprechendes äußeres Erscheinungsbild mit einer ausgewogenen und stabilen Okklusion zu erreichen.
Alexander Kübler, Roman C. Brands, Christian Michel, Jürgen Reuther
13. Kraniofaziale Chirurgie
Zusammenfassung
Unter kraniofazialer Chirurgie sind operative Eingriffe zu verstehen, die nicht auf das Viszerokranium beschränkt sind, sondern das Neurokranium einbeziehen. Da dabei der Hirnschädel geöffnet wird, werden diese Operationen in Zusammenarbeit mit Neurochirurgen durchgeführt. Die kraniofaziale Chirurgie stellt eine Weiterentwicklung bzw. Kombination bestehender Operationsverfahren dar. Sie wurde von Tessier (1967) initiiert und insbesondere von Marchac und Renier (1982) und später von Mühling (1986, 1987) zur Behandlung kraniofazialer Fehlbildungen im Kindesalter weiterentwickelt. Kraniofaziale Fehlbildungen werden hauptsächlich durch den vorzeitigen Verschluss von Schädelnähten verursacht. Virchow erkannte, dass durch eine prämature Synostose die Entwicklung des Knochens senkrecht zur befallenen Naht gehemmt wird, wobei gleichzeitig eine verstärkte Ausdehnung in Richtung der betroffenen Naht stattfindet (Virchow 1851/1852). Dadurch entstehen gesetzmäßige Schädeldeformierungen, deren Analyse umgekehrt auf die betroffene Naht zurückschließen lässt.
Joachim Zöller, Matthias Kreppel

Tumorchirurgie

Frontmatter
14. Grundlagen der Tumorchirurgie
Zusammenfassung
Die Behandlung von Patienten mit Tumoren der Kopf-Hals-Region gehört zu den Kernaufgaben in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Dabei kommt der operativen Therapie von Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle aufgrund der Häufigkeit und Komplexität eine besonders große Bedeutung zu. Vor der Therapieentscheidung müssen umfangreiche Staginguntersuchungen durchgeführt werden, die die Ausdehnung des Tumors im Organismus (TNM) bestimmen und durch weitere Untersuchungen zur Operabilität und Narkosefähigkeit ergänzt werden. Prinzipiell stehen für die Therapie multimodale Therapiekonzepte zur Verfügung, die eine Anwendung von Chirurgie, Strahlentherapie, Chemotherapie und Immuntherapie vorsehen. Für die Mehrzahl der Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom gilt die chirurgische Entfernung der Tumorgewebe als Methode der Wahl der primären Tumortherapie, wobei es von großer Bedeutung ist, ob es gelingt, den Tumor mit tumorfreien, ausreichend dimensionierten Resektionsrändern zu entfernen. Zur onkologischen Standardtherapie eines Mundhöhlenkarzinoms gehört neben der Tumorresektion auch die Sanierung der regionären Lymphabflusswege in Form einer Neck dissection, die in dem Buchkapitel ausführlich und detailliert dargestellt wird.
Torsten E. Reichert, Johannes Meier
15. Tumoroperationen des Gesichts und der Kopfhaut
Zusammenfassung
Die Inzidenz der malignen Hauttumoren ist in den letzten Jahrzehnten stetig steigend. Dabei sind das Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom die häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Bei beiden Entitäten treten über 80 % der Primärtumoren im Kopf-Hals-Bereich auf. Das maligne Melanom stellt die meisten Todesfälle bei Tumorerkrankungen der Haut, wobei in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bezüglich des Krankheitsüberlebens erreicht werden konnten. Wegen ihrer Häufigkeit werden das Basalzellkarzinom, das Plattenepithelkarzinom und das maligne Melanom im Gegensatz zu den selteneren Entitäten in diesem Kapitel ausführlicher beschrieben. Der Fokus wird auf die chirurgische Therapie gelegt. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Dermatologen, Strahlentherapeuten und Onkologen ist bei vielen Hauttumoren – besonders bei fortgeschrittenen Stadien – wünschenswert. Die Therapie sollte sich heute an den Leitlinien orientieren, die ständig an die aktuelle wissenschaftliche Literatur adaptiert werden.
Kai Wermker, Martin Klein
16. Tumoroperationen der unteren Mundhöhlenetage
Zusammenfassung
Die untere Mundhöhlenetage umfasst die Strukturen zwischen Unterkieferbasis und Kauebene und schließt die Mandibula, den Mundboden und die orale Zunge einschließlich der vaskulären und nervalen Leitungsstrukturen ein. Resektionen in diesem Bereich betreffen die wesentlichen Funktionen von Sprache und Kommunikation, Schluckakt, Mastikation und Respiration. Der Unterkiefer besitzt eine anatomische Schlüsselfunktion, welche die Integrität und Ästhetik des unteren Gesichtsdrittels entscheidend beeinflusst. Der Verlust des Kinnbogens entstellt das Gesicht in charakteristischer Weise, die als „Andy Gump Deformity“ Eingang in die Literatur gefunden hat. Dem Anspruch, eine radikale Tumorresektion bei möglichst weitgehendem Erhalt von Funktion und Ästhetik zu gewährleisten, muss in der Abstimmung von Resektionstechnik, chirurgischem Zugang und geeigneten rekonstruktiven Verfahren Rechnung getragen werden. Die Auswahl des Resektions- und Rekonstruktionsverfahrens muss auch potenzielle adjuvante Therapiemodalitäten (Radiotherapie, [Radio-]Chemotherapie) berücksichtigen.
Bernhard Frerich
17. Tumoren der oberen Mundhöhlenetage und vorderen Schädelbasis
Zusammenfassung
Tumoroperationen der oberen Mundhöhlenetage umfassen die chirurgische Behandlung von Neubildungen und deren Ausbreitung im Bereich des Gaumens, des Oberkiefers, der Kieferhöhlen, der Nase, der Orbitae, der retromaxillären Räume sowie der vorderen Schädelbasis. Nach einer genauen Beschreibung der komplexen Anatomie der Region und kurzer Darstellung der Diagnostik werden die Techniken der Tumorresektion und Rekonstruktion detailliert beschrieben und in Schemazeichnungen erläutert.
Stefan Haßfeld
18. Orbitachirurgie
Zusammenfassung
In der Orbita sind neben dem Augapfel mit den Knochen der Orbitawandungen, Augenmuskeln und Nerven, Fettgewebe und Drüsen Strukturen aller Keimblätter auf engstem Raum benachbart. Dies bedingt, dass unterschiedlichste Tumorentitäten in der Augenhöhle vorkommen können und besonders hohe und komplexe Anforderungen an eine adäquate Therapie nach sich ziehen. Techniken der Knochenchirurgie im Rahmen der Operationszugänge müssen mit feinsten, mikrochirurgischen Operationsverfahren in den orbitalen Weichgeweben kombiniert werden.
Christopher Mohr, Roman Pförtner
19. Chirurgie der Speicheldrüsen
Zusammenfassung
Die Speicheldrüsen im Gesichtsbereich sowie in der Mundhöhle haben mit ihren sekretorischen Leistungen bei der Nahrungsaufnahme, bei der Einleitung des Verdauungsprozesses, beim Schutz des Zahnsystems und als Abwehrmechanismus gegen Erreger eine überragende Bedeutung. Die Darstellung physiologischer, aber auch pathophysiologischer Vorgänge im Bereich der Speicheldrüsen ist in der einschlägigen Literatur nachzulesen. Ihre Erkrankungen mit möglichen operativen Interventionen müssen aber besprochen werden, um die Indikation zum differenzierten chirurgischen Vorgehen im Einzelnen und die spezifischen operativen Probleme der erkrankten Organe darzulegen. Grundsätzlich wird zwischen den großen Speicheldrüsen (Glandula parotis, Glandula submandibularis, Glandula sublingualis) und den kleinen Speicheldrüsen innerhalb der Mundhöhle an Zunge, Lippen-, Gaumen- und Wangenschleimhaut unterschieden.
Harald Eufinger, Egbert Machtens, Tobias Ettl

Rekonstruktive Chirurgie

Frontmatter
20. Gestielte Gewebetransplantation
Zusammenfassung
Die Einteilung der Gewebetransferverfahren in gestielte und freie Transplantationen spiegelt die Geschichte der plastischen Deckung von tumorbedingten oder traumatisch verursachten Defekten wider und ist durch die Fortschritte des anatomischen Grundlagenwissens und der instrumentell-technischen Möglichkeiten begründet. Die erfolgreiche klinische Realisierung der freien mikrochirurgischen Gewebetransplantation zu Anfang der 1970er-Jahre gab dabei Anlass, die Unterscheidung in gestielte und freie Lappenplastiken als ein Hauptkriterium zur Klassifikation von Lappentransplantaten festzuschreiben. Konträr zu den freien Lappenplastiken („free flaps“), bei denen die nutritiven Gefäße freipräpariert, getrennt und in einer entfernt liegenden Empfangsregion reanastomosiert werden, bleibt bei den gestielten Lappen („pedicled flaps“) die Vaskularisation über eine Gewebebrücke (Haut, Subkutis) oder über einen isolierten Gefäßstiel während der Einheilungsphase aufrechterhalten.
Michael Ehrenfeld, Carl-Peter Cornelius
21. Mikrochirurgische Transplantate
Zusammenfassung
Freie Lappen finden seit 1977 Einsatz in der rekonstruktiven Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und sind heute ein fester Bestandteil des Fachgebiets. Im Wesentlichen spielt dabei die Wiederherstellung nach ablativer Tumorchirurgie eine große Rolle, für die sich diese mikrochirurgisch anastomosierten Transplantate durchgesetzt haben. Bei routinemäßigem Einsatz von mikrochirurgischen Transplantaten ist eine Erfolgsrate mit kompletter Einheilung des Lappens zwischen 90–95 % zu erwarten. Dies kann sogar regelmäßig auf vorbestrahlte Patienten zutreffen. Ein mikrochirurgisches Transplantat ist für den klinischen Routineeinsatz dann geeignet, wenn 3 wichtige Voraussetzungen erfüllt sind: 1) An der Entnahmestelle des Transplantats, in der Transplantatspenderregion, sollten möglichst definierte und konstante anatomische Gegebenheiten vorliegen; 2) die das Transplantat versorgenden Blutgefäße sollten kaliberstark sowie unversehrt sein und einen möglichst variantenarmen Verlauf aufweisen; 3) die Transplantatentnahme sollte nicht oder zu nur geringfügigen funktionellen und/oder ästhetischen Beeinträchtigungen führen.
Frank Hölzle, Michael Ehrenfeld
22. Mikronervenchirurgie
Zusammenfassung
Die Einführung des Operationsmikroskops eröffnete der Mikronervenchirurgie neue Perspektiven, da mit seiner Hilfe intranervale Strukturen, z. B. einzelne Faszikel, besser erkannt und präpariert werden können. Eine Nervenkoaptation muss spannungsfrei erfolgen, da eine Naht unter Spannung die Regeneration beeinträchtigt und zu schmerzhafter Neurombildung führen kann. Wenn Distanzen zwischen den einzelnen Nervenstümpfen nicht durch Mobilisation der Nervenenden ausgeglichen werden können, wird eine Nervenersatzplastik notwendig. Nach wie vor gilt der frische autologe Nerv als Nervenersatzmaterial der ersten Wahl. Die Nerventransplantation stellt eine Sonderform der mikrochirurgischen Gewebetransplantation dar. Nerventransplantate werden zumeist frei und ohne Gefäßanschluss verpflanzt. Auch die Gestaltung und Transplantation gefäßgestielter Nerventransplantate wurde jedoch schon beschrieben und kommt in seltenen Fällen in stark devaskularisierten Operationsbereichen zur Anwendung. Sogenannte Nervenconduits, die in der Regel alloplastische oder xenogene Leithülsen für die Nervenfaserregeneration darstellen, haben nach zahlreichen experimentellen Vorversuchen in die Klinik Einzug gehalten. Auch azelluläre Nervenallografts werden heute eingesetzt.
Frank Hölzle, Michael Ehrenfeld
23. Ästhetische Chirurgie
Zusammenfassung
Die ästhetische Gesichtschirurgie verbindet Funktion und Ästhetik auf eine sehr spezielle, untrennbare Weise und ist in den letzten Jahren nicht nur in der Ärzteschaft, sondern auch in den Medien stark ins Blickfeld gerückt. Die Zahl rein ästhetischer Eingriffe steigt ebenso wie die Erwartungshaltung der Patienten an das Operationsergebnis. Durch Einführung weniger invasiver Verfahren und fortschreitende technische Innovation hat sich in der letzten Zeit ein erheblicher Wandel in der ästhetischen Gesichtschirurgie vollzogen. Die Indikation für ästhetisch-chirurgische Eingriffe im Gesicht kann sich einerseits aus angeborenen oder erworbenen Fehlbildungen und Formfehlern, andererseits aus natürlichen oder vorzeitigen Alterungsvorgängen und dem Wunsch des Patienten nach Selbstoptimierung ergeben. Die zentrale Rolle unseres Gesichtes für Persönlichkeit, Individualität und Kommunikationbedingt eine enorme Verantwortung für jeden Operateur. Der Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist aufgrund seiner profunden Kenntnis und chirurgischen Ausbildung hinsichtlich sowohl ossärer als auch weichgewebiger Strukturen der Kopf-Hals-Region besonders prädestiniert dafür, die ästhetische Gesichtschirurgie mit all ihren Teilgebieten auszuführen. Diese einzigartige Konstellation einer oftmals hohen emotionalen Motivation erfordert neben der differenzierten Indikationsstellung ein präzises Qualitätsmanagement mit fachgerechter Vorbereitung, Dokumentation, Operationstechnik und adäquater postoperativer Nachsorge.
Fred Podmelle, Rico Rutkowski, Siegmar Reinert
Backmatter
Metadaten
Titel
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
herausgegeben von
Prof. Dr. med. Harald Eufinger
Prof. Dr. Dr. Alexander Kübler
Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-58984-7
Print ISBN
978-3-662-58983-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-58984-7

Wie erfolgreich ist eine Re-Ablation nach Rezidiv?

23.04.2024 Ablationstherapie Nachrichten

Nach der Katheterablation von Vorhofflimmern kommt es bei etwa einem Drittel der Patienten zu Rezidiven, meist binnen eines Jahres. Wie sich spätere Rückfälle auf die Erfolgschancen einer erneuten Ablation auswirken, haben Schweizer Kardiologen erforscht.

Hinter dieser Appendizitis steckte ein Erreger

23.04.2024 Appendizitis Nachrichten

Schmerzen im Unterbauch, aber sonst nicht viel, was auf eine Appendizitis hindeutete: Ein junger Mann hatte Glück, dass trotzdem eine Laparoskopie mit Appendektomie durchgeführt und der Wurmfortsatz histologisch untersucht wurde.

Mehr Schaden als Nutzen durch präoperatives Aussetzen von GLP-1-Agonisten?

23.04.2024 Operationsvorbereitung Nachrichten

Derzeit wird empfohlen, eine Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten präoperativ zu unterbrechen. Eine neue Studie nährt jedoch Zweifel an der Notwendigkeit der Maßnahme.

Ureterstriktur: Innovative OP-Technik bewährt sich

19.04.2024 EAU 2024 Kongressbericht

Die Ureterstriktur ist eine relativ seltene Komplikation, trotzdem bedarf sie einer differenzierten Versorgung. In komplexen Fällen wird dies durch die roboterassistierte OP-Technik gewährleistet. Erste Resultate ermutigen.

Update Chirurgie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.

S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms“

Karpaltunnelsyndrom BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

Radiusfraktur BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Webinar beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

PD Dr. med. Oliver Pieske
Dr. med. Benjamin Meyknecht
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

Appendizitis BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.