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2022 | Buch

Neurophysiologische Behandlung bei Erwachsenen und Kindern

Zentralneurologische Störungen verstehen und behandeln

herausgegeben von: Karl-Michael Haus

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Funktionelles Alltagstraining ist bei zentralnervösen Schädigungen das A und O. Ergotherapeuten und Physiotherapeuten unterstützen hierbei den Patienten durch regelmäßiges Training und gezielte Behandlungseinheiten. In diesem Praxisbuch finden Sie die wesentlichen neurophysiologischen Grundlagen sowie die zugehörigen neuromuskulären, funktionellen Zusammenhänge, um Symptome bestmöglich behandeln zu können. In idealer Weise verknüpfen die erfahrenen Autoren und Therapeuten Praxis und Hintergrundwissen und zeigen bewährte Verfahren aus bekannten Therapiekonzepten wie Bobath, Affolter und Perfetti. Alltagsorientiert, aktuell und anregend: Das perfekte Nachschlagewerk für jeden Wissens- und Erfahrungsstand.

Neu in der 4. Auflage: Videos veranschaulichen Fallbeispiele, sämtliche Kapitel komplett aktualisiert und erweitert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Neurophysiologische und neuropsychologische Grundlagen

Frontmatter
1. Neurophysiologische Grundlagen – zentrales Nervensystem
Zusammenfassung
Das elementare Ziel des Individuums ist die Kommunikation und Auseinandersetzung mit der Umwelt und ihre Manipulation.
Um die Kommunikation mit der Umwelt und ihre Manipulation zu ermöglichen, muss die Umwelt erfahren werden. Sowohl äußere Reize der Umwelt als auch Informationen über die Lage, Position und Aktivität des Körpers (innere Reize) im Raum bilden hierfür die Grundlage. Um diese Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, benötigt der Mensch seine Sinne:
  • Durch spezielle afferente Nervensysteme – sensorische Systeme (Sinnessysteme) – wird die Umwelt für das Lebewesen erfassbar.
  • Durch die Wahrnehmung (kognitive Funktionen) wird Umwelt bewusst.
  • Über efferente Nervensysteme (motorische Systeme) werden Handlungen (exekutive Funktionen), d. h. eine Interaktion, möglich.
Funktionell gesehen spricht man vom
  • sensorischen (sensiblen) Nervensystem (Kap. 2),
  • motorischen Nervensystem (Kap. 3) und
  • vegetativen Nervensystem.
Das vegetative Nervensystem reguliert die Tätigkeit der inneren Organe und stimmt sie auf die Belange des Gesamtorganismus ab. Da es vom Bewusstsein weitgehend unabhängig agiert, wird es auch als autonomes Nervensystem bezeichnet.
Karl-Michael Haus
2. Sensorische Systeme
Zusammenfassung
Definition
Unter sensorischen Systemen versteht man alle Nervenstrukturen, die zuständig sind für die
  • Reizaufnahme (Sensoren),
  • Reizweiterleitung und
  • Reizverarbeitung.
Karl-Michael Haus
3. Motorische Systeme
Zusammenfassung
Die im Text erwähnten Videos finden Sie im jeweiligen Kapitel bzw. unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-62292-6_3.
Karl-Michael Haus
4. Sensomotorik
Zusammenfassung
Definition
Bewegung (Motorik) und Sensibilität (Sensorik) bedingen sich gegenseitig und sind stets als Einheit zu sehen – dies drückt der Begriff „ Sensomotorik“ aus.
Karl-Michael Haus
5. Neuromuskuläre Grundlagen normaler Bewegungen
Zusammenfassung
Bewegung findet nicht in einem Vakuum (um „der Bewegung willen“) statt, sondern dient immer einem Ziel bzw. einer Handlung in der Umwelt. Keine dieser Alltagsbewegungen gleicht exakt der anderen. Dennoch geschehen die meisten dieser Bewegungsabläufe, ohne dass man direkt darüber nachdenkt (Abb. 5.1). Sie gehen quasi automatisiert von der Hand.
Bereits pränatal, aber vor allem postnatal, setzt sich das Individuum mit der Schwerkraft auseinander. Im Zuge der motorischen Entwicklung und der kortikalen Reifung gewinnen Bewegungen an phasischer Innervation und differenzieren sich, bis sie schließlich beim Erwachsenen im Sinne einer Handlung und überwiegend automatisiert und funktionell umgesetzt werden (Exkurs 5.1). Sich so zu bewegen ist normal, und so ist auch die hier gebrauchte Wendung „normale Bewegung“ zu verstehen.
Der Mensch besitzt:
  • angeborene (automatische, genetische Programme) und
  • erlernte (automatisierte) Bewegungskompetenzen (wohl 99 % aller Bewegungsabläufe des Erwachsenen).
  • Physische (Konstitution, Alter …) und psychische (Angst, Stress, Motivation …) Faktoren sowie die Art der Umweltmanipulation und deren Einflüsse beeinflussen die Bewegungsausführung.
Karl-Michael Haus
6. Neuropsychologie
Zusammenfassung
In der phylogenetischen Entwicklung des Menschen haben sich besonders die sogenannten höheren Gehirnfunktionen entwickelt, durch die der Mensch sich von den Tieren unterscheidet:
  • Sprache,
  • Denk‑, Lern- und Gedächtnisprozesse,
  • räumliches Vorstellungsvermögen,
  • Aufmerksamkeit,
  • Emotionen,
  • Planen von Handlungen und
  • Bewusstsein.
Bei den höheren Gehirnleistungen unterscheidet man:
  • kognitive Funktionen: komplexes Wahrnehmen, Vorstellen, Denken und Erinnern,
  • exekutive Funktionen: Vorbereitung, Planung und Kontrolle von Handlungen.
Eine neurologische (organische) Schädigung der höheren Gehirnleistungen kann zu einer Verhaltensänderung führen. Da diese vor allem den Intellekt und die Psyche des Menschen betrifft, bezeichnet man die Wissenschaft, die sich mit diesen Phänomenen beschäftigt, als Neuropsychologie: Sie dient als Bindeglied zwischen der klassischen Neurologie und der Psychologie, die sich u. a. mit nichtorganisch bedingten Verhaltensänderungen befasst.
Michael Ertl, Karl-Michael Haus

Störungsbilder in der Neurologie

Frontmatter
7. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)
Zusammenfassung
Im Jahr 2001 verabschiedete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Dokument, das die Rehabilitation in Deutschland in bedeutender Weise beeinflusst.
Angela Harth
8. Neurologische Krankheits- und Störungsbilder
Zusammenfassung
Die in diesem Kapitel beschriebenen Störungsbilder kommen besonders häufig in der neurologischen Behandlung vor. Für sie werden deshalb im Folgenden exemplarisch u. a. Befunderhebung, Therapieplanung und Therapie dargestellt.
Alle erwähnten Videos finden Sie unter: https://doi.org/10.1007/978-3-662-62292-6_8
Karl-Michael Haus
9. Störungen der Sprache, des Sprechens, der Gesichtsmuskulatur und des Schluckakts
Zusammenfassung
Bei den kortikalen Regionen zur Sprachsteuerung unterscheidet man
  • die motorische und
  • die sensorische Sprachregion.
Die motorische Sprachregion wird nach ihrem Erstbeschreiber P. Broca (1861)als Broca-Sprachzentrum bezeichnet. Es ist im linken präfrontalen Kortex lokalisiert. Da es an das primär-motorische Projektionsareal (Kap. 2, Abb. 2.7) angrenzt, führt eine größere Schädigung oft zusätzlich zu einer zentral bedingten Bewegungsstörung der mimischen Muskulatur (s. auch Abschn. 9.2.3, „Fazialisparese“) auf der gegenüberliegenden Gesichtshälfte sowie zu einer Beeinträchtigung der Sprechwerkzeuge wie Zunge, Kiefer und Rachenmuskulatur (Abschn. 9.2.1, „Dysarthrophonie“).
Die sensorische Sprachregion wurde von Wernicke (1874) beschrieben und wird als Wernicke-Zentrum bezeichnet. Sie befindet sich im Temporoparietallappen (sekundär-akustisches Assoziationsareal).
Karl-Michael Haus
10. Neuropsychologische Syndrome
Zusammenfassung
Die Beschreibung der neuropsychologischen Syndrome stellt nur einen kleinen Auszug aus diesem komplexen Themengebiet dar. Sie werden hier ergänzend dargestellt, um das Verständnis für Wahrnehmungs- und Bewusstseinsprozesse zu verbessern. Die Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern beschränkt sich auf die am häufigsten betroffenen neuropsychologischen Teilleistungen.
Michael Ertl, Karl-Michael Haus

Behandlung auf neurophysiologischer Basis

Frontmatter
11. Funktionelles Alltagstraining F.A.T.
Zusammenfassung
Das funktionelle Alltagstraining dient der Behandlung von Menschen mit zentralnervöser Schädigung. Es werden Alltagsaktivitäten und Alltagsmedien genutzt, um den Betroffenen eine größtmögliche Selbstständigkeit und Teilhabe zu ermöglichen. Durch gleichzeitige Orientierung an der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) werden alle Ebenen, auf denen es durch die Erkrankung zu Beeinträchtigungen kommen kann, berücksichtigt.
Die körperbezogene Arbeit basiert auf neurophysiologischen Grundlagen (Kap. 1–5), indem funktionelle Kompetenzen erarbeitet werden, die eine normalere Bewegung ermöglichen. Das bezeichnet man als ressourcenorientiertes, alltagsrelevantes Kompetenztraining. Im F.A.T. soll der Patient das Gefühl für seine Bewegung oder, besser, für seine Alltagshandlungen (wieder) erfahren. Die erfolgreiche Ausführung („das Mögliche verlangen – nicht das Unmögliche“) von Alltagsaktivitäten soll beim Patienten die Lust am Tun wecken und dem Therapeuten ermöglichen, die Aktivität dem Patienten zu überlassen („lassen statt machen“).
Karl-Michael Haus
12. Das Canadian Model of Occupational Performance and Engagement (CMOP-E)
Zusammenfassung
„Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen bei der Durchführung von für sie bedeutungsvollen Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit/Erholung in ihrer Umwelt zu stärken“, so lautet ein Auszug aus der Ergotherapiedefinition der deutschsprachigen Regionen Deutschland (D), Österreich (A), Schweiz (CH) und Südtirol (S) (ESF und Claudiana 2007).
Wie erreichen Ergotherapeuten dieses Ziel? Eine Antwort gibt das „Canadian Model of Occupational Performance and Engagement“ (CMOP-E).
Die erste Version dieses Modells wurde bereits Anfang der 1980er-Jahre als Leitlinie des kanadischen Berufsverbands der Ergotherapeuten (Canadian Association of Occupational Therapists – CAOT) entwickelt. Gemeinsam mit seinem Assessmentinstrument COPM (Abschn. 12.3) hat es sich rasch weltweit verbreitet. Inzwischen wurden Modell und COPM mehrfach an die sich wandelnden Anforderungen angepasst. Die aktuelle Fassung des CMOP-E – ergänzt um 2 weitere Modelle, sodass man nun von einer „Modell-Triplette“ sprechen kann – wurde 2007 im Buch Enabling Occupation II: Advancing an Occupational Therapy Vision for Health, Well-Being, & Justice Through Occupation veröffentlicht (CAOT 2007, 2013).
Sabine George
13. Therapiekonzepte
Zusammenfassung
Die folgenden Therapiekonzepte sind eine Auswahl der häufig angewandten Konzepte und Modelle in der neurophysiologischen Behandlung. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird damit nicht erhoben.
Anke Hengelmolen-Greb
Backmatter
Metadaten
Titel
Neurophysiologische Behandlung bei Erwachsenen und Kindern
herausgegeben von
Karl-Michael Haus
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-62292-6
Print ISBN
978-3-662-62291-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62292-6

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