Erschienen in:
01.07.2006 | Trends und Medizinökonomie
Der Gini-Koeffizient
Kennzahl für den Standardisierungsgrad operativer Fachabteilungen
verfasst von:
T. Kaufmann, G. Schüpfer, PD Dr. Dr. M. Bauer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 7/2006
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Zusammenfassung
Einleitung
Unter DRG-basierter Pauschalvergütung ist es erforderlich, dass die Selbstkosten eines Behandlungsfalles niedriger sind als die Erlöse aus der Pauschale. Kostenintensive Komplikationen müssen hierfür minimiert und kostengünstige Behandlungsabläufe implementiert werden. Beide Ziele sind über eine Standardisierung der Leistungserbringung zu erreichen. Eine Kennzahl bezüglich des Diversifikationsgrades des Leistungsangebots ist somit für das Krankenhausmanagement von relevantem Interesse.
Methode und Datenbasis
Der Gini-Koeffizient (GK) ist ein abgeleiteter Wert aus der Pareto-Analyse, die die Abhängigkeit von In- und Output über eine kumulative Distributionsfunktion beschreibt. Nach Pareto wäre ein Leistungsspektrum optimal verteilt, wenn 80% der geleisteten Eingriffe durch 20% der angebotenen Eingriffsarten abgedeckt wären. Für diese idealtypische Annahme beträgt der GK 0,86. Ein GK nahe 0 spricht für eine hohe Diversifizierung, ein GK nahe 1 für eine hohe Standardisierung. Die Datenerhebung wurde im Zentral-OP des Kantonsspitals Luzern, Schweiz, durchgeführt. Im Erhebungszeitraum 01.01.2003–31.12.2004 (Periode 1) wurden 11573, im Erhebungszeitraum 01.01.2005–18.07.2005 (Periode 2) 3449 operative Eingriffe, unterteilt nach Fachabteilungen, anhand der Operationsberichte nach vorgenommenem Haupteingriff (kodiert nach „International Classification of Diseases, Ninth Revision, Clinical Modification“, ICD-9-CM, Band 3) erfasst und die fachabteilungsspezifischen GKs errechnet.
Ergebnisse
Den höchsten Standardisierungsgrad erreichte die Klinik für Gefäßchirurgie mit einem GK von 0,68. Hier waren für 80% der erbrachten Leistungen lediglich 14 Eingriffsarten erforderlich. Den zweithöchsten Standardisierungsgrad erreichte die Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie mit einem GK von 0,63. Hier waren für 80% der erbrachten Leistungen aber bereits 118 verschiedene Eingriffsarten erforderlich.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die erstmals für den Krankenhausbereich errechneten GK-Kennzahlen ermöglichen dem Management eine Identifikation von Fachabteilungen mit hinsichtlich der DRG-Systematik suboptimal definiertem Leistungsspektrum. Zusätzlich wird aus dem Periodenvergleich die Entwicklung des abteilungsspezifischen Portfolios über die Zeit erkenntlich, sodass positive bzw. negative Veränderungen in den einzelnen Fachabteilungen (z. B. Kristallisation eines Behandlungsschwerpunkts) monitoriert werden können. Eine Definition von abteilungstypischen GK-Werten über eine multizentrische „Benchmark“ würde die Aussagekraft der für das eigene Unternehmen erhobenen Kennzahlen noch erhöhen.