Hintergrund
Die meisten Prostatakarzinome (PCa) werden jenseits des 65. Lebensjahrs diagnostiziert. Dennoch ist die Zahl der älteren, gebrechlichen Männer in klinischen Studien zum fortgeschrittenen PCa häufig unterrepräsentiert.
Material und Methoden
Die Erstellung des narrativen Reviews erfolgte basierend auf einer Literaturrecherche in PubMed (MEDLINE) sowie den Abstract-Datenbanken der American Society of Medical Oncology (ASCO) und der European Society for Medical Oncology (ESMO). Ein Fokus lag dabei auf der Praxisrelevanz der Daten für den Behandlungsalltag.
Ergebnisse
In den randomisierten Phase-III-Studien zeigte sich eine häufig vergleichbare Effektivität der experimentellen Therapien bei den älteren Patienten im Vergleich zur Gesamtpopulation, allerdings nicht selten um den Preis einer erhöhten Toxizität. Screening-Instrumente zur Einschätzung der Gebrechlichkeit wie der G8 können helfen, die Therapiefähigkeit der älteren Patienten besser einzuschätzen. Komorbiditäten und Polypharmazie stellen eine Herausforderung im Behandlungsalltag dar und müssen bei der Therapiewahl beachtet werden. Während den fitten älteren Patienten eine Standardtherapie allein aufgrund des kalendarischen Alters nicht verwehrt werden sollte, muss bei den gebrechlichen Patienten überprüft werden, ob eine gezielte geriatrische Intervention die Therapiefähigkeit verbessern kann. Bei Betroffenen mit schweren Einschränkungen muss die Behandlung entsprechend angepasst werden.
Schlussfolgerung
Bislang richten sich nur wenige Studien gezielt an ältere und gebrechliche PCa-Patienten. Screening-Instrumente werden im Behandlungsalltag nur selten eingesetzt. Hier ist dringlich ein Umdenken erforderlich, um den Patienten besser gerecht zu werden, insbesondere vor dem Hintergrund einer stetig alternden Bevölkerung.