Die Beseitigung des oxidativen Stresses in Zellen und Organen erfordert primär endogene antioxidative
Enzyme.
Superoxiddismutasen enthalten redoxaktive Schwermetalle (
Isoenzyme mit Cu und Zn im Zytosol und Mn in Mitochondrien) und überführen Superoxidanionen in O
2 und H
2O
2, letzteres wird in Peroxisomen durch Katalase oder
Glutathionperoxidase zu H
2O und O
2 abgebaut. Peroxiredoxine reduzieren H
2O
2, organische Hydroperoxide und Peroxynitrit.
Thioredoxine reduzieren und beseitigen ROS durch Thiol-Disulfid-Austausch und werden selbst durch Thioredoxinreduktasen wieder reduziert. Für die Aktivität vieler Enzyme ist
Selen notwendig, sodass Mangelzustände zu erheblichen Schäden führen können. Paraoxonase (Isoform 1) (s.
Paraoxonasen) inhibiert die Oxidation von HDL-Cholesterin und die Fettsäureperoxidation von LDL, bei Mangel oder Inaktivität des Enzyms werden Atherosklerose und
diabetische Retinopathien verstärkt. In dem wichtigen antioxidativen Glutathion-System zerstören selenhaltige Glutathionperoxidasen (s. Glutathionperoxidase) Wasserstoffperoxid und Lipidhydroperoxide, letztere werden auch durch
Glutathion-S-Transferasen angegriffen und ausgeschleust. Das Koenzym NADP muss in hydrierter Form vorhanden sein, sodass de Pentosephosphatweg (
Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase), Isozitrat- und
Glutamat-Dehydrogenase und metabolische Krankheiten mit antioxidativen Vorgängen assoziiert sind. Antioxidative Enzyme und Proteine werden durch basische Leuzinzipper-Transkriptionsfaktoren, wie Nrf2 („nuclear factor erythroid 2-related factor 2“), hochreguliert, indem sie an „antoxidant response elements“ in der Promoterregion von antioxidativen Genen binden (NADPH-Chinon-Oxidoreduktase, Sulfiredoxin 1 und Thioredoxin-Reduktase 1). Glutathionreduktase wird in Zellen mit oxidativem Stress, besonders
Erythrozyten, hochreguliert und sorgt dafür, dass
Glutathion zu 90 % in reduzierter Form vorliegt. Die Bestimmung der Glutathionreduktase durch NADPH-Verbrauch oder GSH-Bildung ist ein Indikator für (anti)oxidativen Stress.
Wasserlösliche antioxidative Metabolite wirken vorwiegend im Zytosol und
Plasma. Dazu zählen
Chelate (
Transferrin,
Laktoferrin,
Coeruloplasmin), da sie die Beteiligung von
Übergangsmetallen (Fe, Cu) an Oxidationsvorgängen hindern. Plasma-Albumin bindet etwa 80 % der freien Radikale.
Glutathion in reduzierter Form ist infolge seiner hohen intrazellulären Konzentration (1-10 mmol/L, Redoxpotential -240 mV) eines der wichtigsten Antioxidantien und sorgt auch für die Erhaltung der aktiven SH-Form von
Enzymen (
Glutathionperoxidase, Glutredoxin) und anderer Metabolite (Askorbinsäure,
Vitamin C).
Metallothionein bindet Superoxid und Hydroxylradikal. Weitere hydrophile Metabolite sind
Harnsäure (konzentrationsabhängig),
Melatonin (passiert die Blut-Hirn-Schranke und neutralisiert Wasserstoffperoxid, Superoxid und Peroxynitrit im Gehirn),
Bilirubin/
Biliverdin (der Redoxzyklus verstärkt die Wirkung 100fach), sowie konzentrationsabhängig α-Liponsäure,
Carnitin/
Carnosin und (Hypo)
Taurin.
Lipid-lösliche Antioxidantien, wie Ubichinon und
Vitamin E und
Vitamin A, schützen Membranen vor Oxidation, indem sie mit Lipidradikalen reagieren und durch andere Antioxidantien, wie Askorbinsäure oder Ubichinol, regeneriert werden. Tierexperimente und erste klinische Studien verweisen auf molekularen Wasserstoff als Radikalfänger (·OH und ONOO
–), Antioxidans bzw. Regulator von antioxidativen Genen und soll immunsuppressive und antiallergische Wirkungen besitzen.
Exogene Antioxidantien werden mit der Nahrung oder als
Nahrungsergänzungsmittel zugeführt:
Vitamine E/A und C, Karotinoide, Polyphenole in Gemüse und Obst, Olivenöl, grüner Tee und viele andere. Die Zufuhr von größeren Mengen von einzelnen Antioxidantien oder Multivitaminen zur Prävention von Krankheiten und Karzinomen oder zur Lebensverlängerung hat in klinischen Studien nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht. Einige Studien gehen von einem antioxidativen Stress aus (Reduzierung von oxidativem burst und der Immunantwort von Th1-Zellen und/oder Stärkung der Th2-Zellen) und sehen Assoziationen mit atopischen Krankheiten und Asthma. Deshalb sind Empfehlungen (teilweise auch in den Leitlinien) auf eine ausgewogene und energiebeschränkte Ernährung ausgerichtet. Die darin enthaltenen Antioxidantien können sich untereinander positiv oder negativ beeinflussen und besitzen funktionell auch noch andere (pleiotrope) Wirkungen. Die
Bioverfügbarkeit der nutritiven Antioxidantien ist oft an den Orten des oxidativen Stresses zu gering, denn die oralen Supplemente verteilen sich nach der Resorption zunächst systemisch und sind nicht in den betroffenen Organe und Zellen konzentriert. Außerdem haben viele ROS, besonders die Radikale, so kurze
Halbwertszeiten, dass ihre schädigenden Wirkungen oft bereits eingetreten sind, bevor die Antioxidantien sie ausschalten können. Weiterhin kann ein redoxaktives Antioxidans in spezieller intrazellulärer Umgebung (pH-Wert,
Fenton-Reaktion durch
Übergangsmetalle, veränderte Proteine) zu prooxidativen Reaktionen führen.
Therapeutisch werden Radikalfänger als Radioprotektoren angewendet (erstmals bei den Atombombenversuchen). Zugelassen ist das phosphorylierte 2-[(3-Aminopropyl)amino]-ethanthiol (Amifostin), das in normalen Zellen schneller zur Wirkform dephosphoryliert wird als in Krebszellen. Das Monitoring erfolgt mit Elektronenspinresonanz, ES-MS oder einem
Comet-Assay. In klinischen Studien werden modifizierte Antioxidantien erprobt: Superoxiddismutase-Mimetika sind Mn-, Fe- oder Cu-Komplexe mit längerer
Halbwertszeit und höherer In-vivo-Stabilität. Durch Kopplung von Ubichinon an lipophile Kationen wird MitoQ in Mitochondrien ca. 100-fach angereichert und kann deren oxidative Schädigung reduzieren.