Die Betroffenen sollten beruhigt werden und das betroffene Körperteil ruhig halten.
Der Transport ins nächste Krankenhaus muss schnellstmöglich eingeleitet werden.
Um spezifische Maßnahmen einleiten zu können, ist es unerlässlich, das giftige Meerestier zweifelsfrei zu bestimmen (z. B. Foto).
Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen sind in der Regel symptomatisch.
Im Folgenden werden zwei Maßnahmen beschrieben, die bei Bissen/Stichen durch giftige Meerestiere speziesabhängig neben der symptomatischen Therapie manchmal empfohlen werden.
Heißwassermethode
Tritt bei einer Verletzung durch einen der giftigen Fische ein zum lokalen Trauma unproportional starker
Schmerz auf, weist dies auf eine
Vergiftung hin. Bei vielen marinen, lokal toxischen
Giften tierischer Herkunft kann dann eine Heißwasserbehandlung zur Schmerzreduktion zum Einsatz kommen. Es handelt sich um eine lokale Applikation von gerade noch tolerierbarer Hitze (ca. 45 °C), z. B. durch Eintauchen in heißes Wasser (Loten et al.
2006).
Sinnvoll scheint es, das betroffene Körperteil über 15–20 min der Hitze auszusetzen. Lässt der
Schmerz in dieser Zeit nach, kann die Maßnahme beendet werden. Hält der Schmerz an oder tritt er bei Entfernung des Körperteils aus dem heißen Wasser erneut auf, kann die Heißwassermethode auch wiederholt bzw. länger durchgeführt werden. Dabei muss sehr genau auf die Gefahr von Verbrennungen geachtet werden. Die Methode sollte nicht länger als 2 h wiederholt werden.
Der Wirkmechanismus wird mit der Zerstörung hitzelabiler, toxischer, den
Schmerz verursachender Proteine erklärt.
Kompressions-Immobilisations-Verband
In Gegenden mit eingeschränktem Zugang zur Notfallversorgung (z. B. Australien) wird der Kompressions-Immobilisations-Verband als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Tierarten propagiert, deren
Gifte kein bzw. kaum lokale Symptome hervorrufen (z. B. Giftnattern [
Elapidae]).
Der Kompressions-Immobilisations-Verband kann eine wirkungsvolle Maßnahme sein, die Ausbreitung von
Toxinen in den Körperkreislauf zu reduzieren und den Vergiftungsverlauf zu verzögern. Er ist jedoch nur bei einzelnen, ausgewählten, giftigen Tieren indiziert, da wenn z. B. die Tierart nicht korrekt bestimmt wurde oder der Verband falsch angelegt wird, die Anwendung fatale Folgen haben kann.
Der Kompressions-Immobilisations-Verband sollte beispielsweise niemals bei giftigen Fischen angewendet werden, da der Rückstau des
Toxins den
Schmerz und die lokale Gewebeschädigung verstärken kann. Auch bei den Vipern (
Viperidae), zu denen auch unsere heimische Kreuzotter (
Vipera berus) gehört, deren Bisse v. a. lokale
Ödeme verursachen, sollte der Kompressions-Immobilisations-Verband niemals Anwendung finden.
Der Kompressions-Immobilisations-Verband sollte mit einer elastischen Binde von der Bissstelle ausgehend, mit Schiene o. ä. fixiert, bandagiert werden. Ziel der Maßnahme ist es den Lymphfluss und die Blutzirkulation in den Kapillaren zu verlangsamen, ohne die Blutzirkulation zu unterbinden.
Hierbei wird empfohlen von distal nach proximal zu wickeln, die minimale Menge
Toxin, die so in den Körperkreislauf gedrückt wird, ist gegenüber der Bequemlichkeit für die betroffene Person (Verband kann länger verbleiben) zu vernachlässigen.
Der schnelle Transport in die nächste Klinik sollte dabei nicht durch das Anlegen des Kompressions-Immobilisations-Verbandes verzögert werden.
Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass es Übung braucht, den Verband richtig anzulegen, da in vielen Fällen zu fest oder zu locker gewickelt wird. Der Verband sollte auch erst im Krankenhaus wieder gelöst werden (Boluseffekt) (Mebs
2010;
https://www.toxinz.com;
https://www.uptodate.com).