Spannungskopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen (SKS) sind mit Abstand die häufigsten Kopfschmerzen. Grundsätzlich wird zwischen episodischen und chronischen Spannungskopfschmerzen unterschieden.
A | Mindestens 10 Kopfschmerzattacken Frequenz beim seltenen episodischen Spannungskopfschmerz: im Durchschnitt weniger als einmal im Monat (<12 Kopfschmerztage pro Jahr) Frequenz beim häufigen episodischen Spannungskopfschmerz: Auftreten durchschnittlich an 1 bis 14 Tagen/Monat für >3 Monate (≥12 und <180 Tage/Jahr) Attacken erfüllen zudem die Kriterien B–D |
B | Die Kopfschmerzdauer liegt zwischen 30 Minuten und 7 Tagen |
C | Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Charakteristika auf: - Beidseitige Lokalisation - Schmerzcharakter drückend oder beengend, nicht pulsierend - Leichte bis mittlere Schmerzintensität - Keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivität wie Gehen oder Treppensteigen |
D | Beide der folgenden Punkte sind erfüllt: - Fehlen von Übelkeit oder Erbrechen - Es darf entweder eine Fotophobie oder eine Phonophobie, nicht jedoch beides vorhanden sein |
E | Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose1 |
A | Ein Kopfschmerz, der die Kriterien B bis D erfüllt, tritt an durchschnittlich ≥15 Tagen/Monat über >3 Monate (≥180 Tage/Jahr) auf |
B | Der Kopfschmerz hält für Stunden bis Tage an oder ist kontinuierlich vorhanden |
C | Der Kopfschmerz weist mindestens 2 der folgenden Charakteristika auf: - Beidseitige Lokalisation - Schmerzcharakter drückend oder beengend, nicht pulsierend - Leichte bis mittelstarke Schmerzintensität - Keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen |
D | Beide folgende Punkte sind erfüllt: 1. Höchstens eines ist vorhanden: leichte Übelkeit oder Fotophobie oder Phonophobie 2. Weder Erbrechen noch mittelstarke bis starke Übelkeit |
E | Nicht besser durch eine andere ICHD-3-Diagnose erklärta,b,c |
Kopfschmerzart | Lokalisation | Alter Geschlecht | Unterscheidungskriterium |
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Einseitig oder weniger häufig holokraniell | Jedes Alter w:m 3:1 | Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, Schmerzverstärkung bei körperlicher Aktivität, meist zumindest partielles Ansprechen auf Triptane | |
Holokraniell | Ab 60 Jahre Frauen etwas häufiger | Nur nachts, immer zur gleichen Zeit für ca. 1–2 h | |
Sinusitis | Überwiegend frontal | Jedes Alter | Schmerzintensität morgens nach dem Aufstehen stärker, Schmerzverstärkung bei Beugung nach vorn |
Idiopathische intrakranielle Hypertension | Meist, aber nicht obligat holokraniell | 15–45 Jahre Überwiegend Frauen mit Übergewicht | Begleitende Sehstörungen, Tinnitus. Papillenödem/Stauungspapille, lumbaler Liquoreröffnungsdruck erhöht |
Chronisches einseitiges oder bilaterales Subduralhämatom | Meist holokraniell | Jedes Alter | Vorangegangenes (Bagatell-)Trauma, begleitende Antikoagulation, Thrombozytenaggregationshemmer, chronischer Alkoholabusus, neurologische Ausfälle, Bewusstseinsstörung |
Zerebrale Venen-/Sinusthrombose | Meist holokraniell | Jedes Alter, aber bevorzugt 15–40 Jahre Überwiegend Frauen | Langsam zunehmende, therapieresistente Schmerzen, fokale epileptische Anfälle, Therapie mit Östrogenen, Thrombophilie in der Anamnese |
Kopfschmerzart | Lokalisation | Alter Geschlecht | Unterscheidungskriterium |
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Kopfschmerz bei Übergebrauch von Akutmedikation | Holokraniell | Grundsätzlich jedes Alter, am häufigsten 30–50 Jahre w:m 4:1 | Langsam mit steigendem Medikamentenkonsum zunehmend, oft über Jahre |
Kopfschmerz als Nebenwirkung eines Medikamentes | Holokraniell | Jedes Alter Keine Geschlechterpräferenz | Beginn im zeitlichen Zusammenhang mit Medikamenten-Neuverordnung. Sistieren bei Medikamentenpause |
Chronische Migräne | Einseitig, aber auch holokraniell | Grundsätzlich jedes Alter, am häufigsten 30–50 Jahre w:m 3:1 | Begleitend typische Migräneattacken, allmähliche Zunahme der Migräneattackenfrequenz |
Hemicrania continua (HC) | Einseitig | Jedes Alter w:m 2,5:1 | Fluktuierende Schmerzintensität mit deutlichen Exazerbationen und begleitenden ipsilateralen autonomen Symptomen, Ansprechen ausschließlich auf Indometacin |
New daily persistent headache | Holokraniell | Jedes Alter | Primär chronischer und anhaltender Verlauf, Beginn z. T. infektassoziiert |
Sinusitis | Überwiegend frontal | Jedes Alter | Schmerzintensität morgens nach dem Aufstehen stärker, Schmerzverstärkung bei Beugung nach vorn |
Holokraniell | Jedes Alter, vorwiegend aber ab 50 Jahre | Gesichtsrötung, Tremor, Schwitzen | |
Idiopathische intrakranielle Hypertension | Meist, aber nicht obligat holokraniell | 15–45 Jahre Überwiegend Frauen mit Übergewicht | Begleitende Sehstörungen, Tinnitus. Papillenödem/Stauungspapille, lumbaler Liquoreröffnungsdruck erhöht |
Meist holokraniell | Ab dem 50. Lebensjahr | Laborchemisch Entzündungszeichen (BKS ↑, CRP ↑,IL-6 ↑), Allgemeinsymptome, Polymyalgie | |
Holokraniell | Mittleres und höheres Erwachsenenalter | Schnarchen, Übergewicht, morgendliches Schmerzmaximum, Schlafstörungen | |
Oromandibuläre Dysfunktion | Temporale Betonung | Jedes Alter | Anamnese mit Bruxismus, Pressen, Druckschmerzhaftigkeit der Kiefergelenke, Schmerzverstärkung beim Kauen, Aufbissspuren in der Wangenschleimhaut |
Substanz | Dosis (mg) | Qualität der Studienlage/Evidenz |
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Acetylsalicylsäure | 500–1000 | ↑↑ |
Paracetamol | 500–1000 | ↑↑ |
Ibuprofen | 200–400 | ↑↑ |
Naproxen | 250–500 | ↑ |
Metamizol | 500–1000 | ↑ |
Substanz oder Verfahren | Dosis | Qualität der Studienlage/Evidenz |
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Amitriptylin | 10–75 mg | ↑↑ |
Doxepin | 10–100 mg | ↑ |
Clomipramin | 25–150 mg | ↑ |
Imipramin | 30–75 mg | ↑ |
Tizanidin | 2–24 mg | ↑ |