Patienten mit chronischem Rückenschmerz und einem Alter bei Beginn <45 Jahre und weiteren Symptomen, die für eine SpA sprechen, sollten nach der Leitlinie zur
axialen Spondyloarthritis zum Rheumatologen überwiesen werden (Kiltz et al.
2013).
Klinische Untersuchung
Neben der gründlichen Anamneseerhebung muss eine Untersuchung des entkleideten Patienten zur Erhebung des Gelenkstatus erfolgen. Dabei wird der Patient auf druckschmerzhafte und geschwollene Gelenke untersucht, und es werden Bewegungseinschränkungen und Begleitsymptome erhoben.
Die Erfassung druckschmerzhafter und geschwollener Gelenke ist zur Bestimmung der gängigen Aktivitätsscores bei
rheumatoider Arthritis notwendig. Die Therapie des Patienten folgt heute einer „Treat-to-target“-Strategie unter Einbeziehung dieser Scores (Smolen et al.
2017).
Röntgenuntersuchung
Die Röntgenuntersuchung der Hände und Vorfüße mittels dorsovolarer bzw. dorsoplantarer Aufnahme (sowie ggf. die Röntgenuntersuchung der Halswirbelsäule in 2 Ebenen inklusive Inklinationsaufnahme zur Erfassung möglicher atlantodentaler Instabilitäten) gehört zur Primärdiagnostik der
rheumatoiden Arthritis (Schneider et al.
2011). Der typische Röntgenbefund der rheumatoiden Arthritis ist die Erosion. Nativradiologische Veränderungen bei der rheumatoiden Arthritis werden insbesondere im Rahmen von Studien mittels systematischer Scores erfasst (z. B. Larsen-Score, Sharp-van der Heijde-Score).
Als Primärdiagnostik bei Patienten mit Verdacht auf
axiale Spondyloarthritis wird eine Röntgenuntersuchung der Sacroiliacalgelenke empfohlen (Kiltz et al.
2013), um mögliche strukturelle Veränderungen zu erfassen. Weitere Röntgenuntersuchungen (z. B. der Wirbelsäule) sollten beschwerdeorientiert erfolgen (Röntgen des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts in 2 Ebenen) (Kiltz et al.
2013). Typische Veränderungen stellen die chronischen radiologischen Veränderungen einer SI-Arthritis dar (Sklerosierung, Erosion, Gelenkspaltverschmälerung bis zur Ankylose). Typische radiologische Veränderungen der Wirbelkörper sind die Syndesmophytenbildung, die „shiny corners“, die einer Spondylitis anterior (Romanus-Läsion) oder posterior entsprechen, sowie die
Spondylodiszitis (Andersson-Läsion).
Fehlende röntgenologische Veränderungen schließen die Diagnose einer
rheumatoiden Arthritis bzw. Spondyloarthritis keineswegs aus. Bei kurzem Verlauf sind nativradiologische Veränderungen oft noch nicht vorhanden.
Weitere bildgebende Methoden
Die Gelenksonografie und Kernspintomografie erlauben eine frühere Sicherung struktureller Veränderungen und zudem eine Darstellung der Weichteilstrukturen. Sie erlauben neben der Darstellung von Erosionen, die unter Umständen in der Röntgenbildgebung noch nicht sichtbar sind, das Assessment von Synovitis bzw. proliferierter Gelenkschleimhaut, Erguss und Knochenödem (im MRT) sowie einer Power-Doppler-(PD-)Aktivität (in der Sonografie). Die PD-Aktivität gilt als Nachweis einer vermehrten Vaskularisierung einer Synovitis (Schneider et al.
2011).
In der klinischen Praxis stellt die Ultraschalluntersuchung eine schnelle und günstige Untersuchungsmethode der peripheren Gelenke dar; die MRT-Untersuchung peripherer Gelenke sollte speziellen Fragestellungen vorbehalten bleiben.
Hingegen gilt die MRT-Untersuchung der Sacroiliacalgelenke als Standarduntersuchung zur Frage nach dem Vorliegen einer aktiven SI-Arthritis (Kiltz et al.
2013). Die übliche Darstellung erfolgt als T1-gewichtete Sequenz nach Applikation von Kontrastmittel oder STIR-(Short-Tau-Inversion-Recovery-)Sequenz in einer semikoronaren Schnittführung. Als typische Veränderungen der aktiven Erkrankung gelten das Knochenmarködem (
Osteitis), die Kapsulitis, die Synovitis und die Enthesitis. Der alleinige Nachweis von Veränderungen wie Synovitis, Enthesitis und Kapsulitis ohne begleitendes Knochenmarködem gelten allerdings für die Diagnose einer axialen SpA als nicht ausreichend. Das Knochenmarködem ist typischerweise subchondral und/oder periartikulär lokalisiert. Zudem sollte – sofern nur eine Läsion vorhanden ist – das Knochenmarködem in mindestens 2 Schichten detektierbar sein (Kiltz et al.
2013; Sieper et al.
2009a).
Typische chronische Veränderungen sind neben Erosionen, Sklerosierungen und Ankylosen die postentzündliche Ablagerung von Fett im Knochen (Kiltz et al.
2013; Sieper et al.
2009a).
Labor
Bei Verdacht auf eine
rheumatoide Arthritis sollten BSG, CRP, Anti-CCP und RF bestimmt werden. (Schneider et al.
2011). Die serologischen Entzündungsparameter sind oft erhöht, aber unspezifisch. Ein RF ist bei ca. 65–85 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis nachweisbar (Schneider et al.
2011), ist aber weniger spezifisch als Anti-CCP und kann insbesondere im höheren Lebensalter auch bei Gesunden nachweisbar sein oder im Rahmen von anderen Erkrankungen auftreten (z. B. bei
Kollagenosen, Virushepatitiden oder auch paraneoplastisch).
Im Rahmen der Erstdiagnostik einer Spondyloarthritis sollte auf das HLA-B27-Antigen getestet werden. Die Bestimmung des
HLA-B27 ist vor allem zur Differenzialdiagnostik hilfreich. HLA-B27 hat eine hohe Sensitivität und Spezifität für
Spondyloarthritiden. Ca. 80–95 % der Patienten mit
ankylosierender Spondylitis sind HLA-B27-positiv (Kiltz et al.
2013; Sieper et al.
2009a). Dennoch ist der Nachweis eines HLA-B27 nicht gleichbedeutend mit der Diagnose einer Spondyloarthritis: Ca. 5–10 % der europäischen Bevölkerung ist HLA-B27-positiv. Der fehlende Nachweis eines HLA-B27 schließt die Diagnose einer Spondyloarthritis nicht aus. HLA-B27-positive Patienten mit
axialer Spondyloarthritis zeigen einen schwereren Verlauf, erkranken früher und haben eine höhere Krankheitsaktivität (Kiltz et al.
2013).
Besteht der Verdacht auf eine Kollagenose, sollte eine Testung auf ANA (antinukleäre
Antikörper; in der Regel mittels Immunfluoreszenztest [IFT]) durchgeführt werden. Der ANA gilt als Suchtest; bei positivem Testergebnis muss auf Anti-ds-DNA und ENA (extrahierbare nukleäre Antikörper) getestet werden (Agmon-Levin et al.
2014). Es ist anzumerken, das insbesondere niedrig positive ANA-Titer nicht spezifisch für eine Kollagenose sind (Agmon-Levin et al.
2014). Das Testergebnis ist in klinischem Kontext zu interpretieren. Während die Höhe des ANA-Titers nicht mit der Krankheitsaktivität korreliert und damit kein geeigneter Parameter für Verlaufskontrollen darstellt, korrelieren einige andere
Autoantikörper mit der Krankheitsaktivität (z. B. Anti-ds-DNA bei
SLE; Agmon-Levin et al.
2014).
Eine Testung auf ANCA (Anti-Neutrophile cytoplasmatische
Antikörper; bei Verdacht auf eine ANCA-assoziierte
Vaskulitis) wird nach dem revidierten internationalen Konsensus aus 2017 zunächst mit einem qualitativ hochwertigen
Immunoassay (d. h. ELISA) gegen die typischen Zielantigene Proteinase 3 (PR3) und
Myeloperoxidase (MPO) durchgeführt. Ist ein Test positiv, so folgt ein IFT (Immunfluoreszenztest) als Bestätigungstest. PR3-ANCA finden sich typischerweise bei der
Granulomatose mit Polyangiitis; die
Mikroskopische Polyangiitis und die Eosinophile Polyangiitis (
EGPA) sind eher mit einem MPO-ANCA assoziiert (Bossuyt et al.
2017). Ein negativer ANCA-Test schließt die Diagnose einer ANCA-assoziierten Vaskulitis nicht aus; insbesondere die frühe, lokalisierte Form der
GPA und die EGPA sind häufig ANCA-negativ (Holle
2015).
Eine Synovialanalyse sollte immer durchgeführt werden, wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht (Zellzahl, Zelldifferenzierung, mikrobiologische Kultur). Zudem gilt die Synovialanalyse mit Nachweis von Harnsäurekristallen in der Synovialflüssigkeit noch immer als
Goldstandard in der Gichtdiagnostik (Kiltz et al.
2016).
Die Zellzahl in der Synovialanalyse ist bei <200/μl als physiologisch zu bewerten. Eine Erhöhung der Zellzahl bis 2000/μl wird als nicht-entzündlicher Befund/Erguss bewertet. Eine Zellzahl zwischen 2000–50.000/μl ist als entzündlich zu bewerten und verdächtig auf eine rheumatische Erkrankung, oder – insbesondere bei hohen Zellzahlen – auch verdächtig auf eine Infektion. Zellzahlen >50.000/μl (insbesondere in Verbindung mit einem hohen Neutrophilenanteil von >90 %) gelten als hochverdächtig für eine Infektion. Allerdings können sehr hohe Zellzahlen (auch mit hohem Neutrophilenanteil) bei Kristallarthropathien (z. B.
Gicht) gefunden werden.