Melanotische Flecken
Die Hautveränderungen treten meist im frühen Erwachsenenalter (4. Lebensjahrzehnt) auf. Langsam (Jahre bis Jahrzehnte) entwickeln sich an der Glans penis braune Flecken, die an Größe zunehmen, scharf begrenzte bizarr konfigurierte mittel- und dunkelbraun gefleckte Herde bilden, konfluieren und auch auf das innere Präputialblatt übergreifen können. Selten sind vorhergehende Traumata, Irritationen oder Therapien mit PUVA beschrieben worden. Der Verlauf ist gutartig; bei atypischer Lentigo (initiales Melanoma in situ) ist die Anamnesedauer meist wesentlich kürzer.
Penile Lentigo kann auch im Zusammenhang mit einem LAMB-, Peutz-Jeghers-, Laugier-Hunziker- oder
Cowden-Syndrom auftreten. Durch Aufdeckung des molekularbiologischen Hintergrundes der beiden zuletzt genannten Syndrome sollte heute beachtet werden, dass Lentigines des Penis auf eine Mutation im Tumor-Suppressor-Gen PTEN (
phosphatase and
tensin homolog, deleted on
chromosome 10) hinweisen können.
Verletzungen des Penis
Verletzungen des Penis können durch stumpfe Traumen, Injektionen, Strangulationen, Piercing und Bisse bedingt sein. Eine Schwellkörperruptur („Penisfraktur“) entsteht durch ein stumpfes Trauma (meist während Geschlechtsverkehr) auf den erigierten Penis und ist durch den Einriss der Tunica albuginea der Corpora cavernosa gekennzeichnet. Nach einem unmittelbar relativ lokalisierten Schmerz kann sich ein massives Hämatom im Rupturbereich entwickeln oder sich diffus auf Penis, Skrotum, Unterbauch und darüber hinaus ausbreiten. Hämaturie kann auf Mitverletzung der Harnröhre hindeuten (10–40 % der Fälle). Die Schwellkörperruptur ist ein urologischer Notfall.
Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch weiter verbreitete Injektion von Paraffinen, Mineralölen oder Vaseline zur Vergrößerung des Penis wird heute noch in vereinzelten Ländern praktiziert und führt zu granulomatösen Entzündungen (
Paraffinomen). Heroininjektionen in den Penis können zu ausgedehnten Infektionen führen. Vereinzelt wurde auch über die Selbstinjektion pulverisierter und in Wasserstoffperoxid gelöster Tabletten (Aciclovir bei
Herpes genitalis recidivans) berichtet, die granulomatöse Entzündungen der Penishaut zur Folge hatten. Keloide der Penishaut sind eine Rarität.
Komplikationen können auch im Rahmen der
Schwell
körper
autoinjektions
therapie (SKAT) auftreten, bei der zur Therapie von
erektiler Dysfunktion vasoaktive Substanzen intrakavernös injiziert werden. Die
Fibrosen treten im Bereich der Tunica albuginea der Corpora cavernosa auf.
Eine relativ häufige Traumatisierung des Penis bei Kindern ist auf Strangulationen durch Haare zurückzuführen, in deren Folge es zu
Lymphödem und Hautnekrosen kommen kann. Bei Erwachsenen werden Strangulationsverletzungen
durch Anwendung ringförmiger Gegenstände (Metallringe, Flaschenhälse) beobachtet. Verletzungen durch medizinisch verordnete Penisringe oder Vakuumpumpen sind bei Beachtung der Kontraindikationen (Anwendung für mehr als 30 min; gleichzeitige Anwendung von
Cumarinen) sehr selten.
Dermatologisch relevante Hautveränderungen können beim Piercing durch die in dieser Lokalisation teilweise sehr langen Heilungsphasen (bis 9 Monate) auftreten. Das Piercing des männlichen Genitale kann im Bereich des Frenulums, der Vorhaut, zwischen Hodensack und Penisbasis (Hafada), zwischen Harnröhrenöffnung und Frenulum (Prince Albert), vertikal durch den Penis (Apadravya), quer durch die Eichel (Ampallang) oder durch den Eichelrand (Dydoes) erfolgen.
Bisse in den Penis sind durch Menschen und Tiere berichtet worden.
Bissverletzungen durch Tiere erfolgen am häufigsten durch Hunde oder Katzen. Überwiegend sind Kinder betroffen. Die Verletzungen sind fast immer großflächig und umfassen Haut und tiefer liegende Strukturen. Wegen Infektionsgefahr muss ein Débridement frühzeitig erfolgen. Größere Nekrosen der Haut sind auch nach Spinnenbissen in den Penis bekannt geworden.
Phimosen
Hierunter versteht man eine zu enge Vorhaut, wodurch deren Zurückziehen erschwert ist. Folgen sind Smegmastau,
Smegmolithe (pflastersteinartige weißliche Auflagerung von Smegmakonkrementen auf der Glans penis) und entzündliche Veränderungen (
Balanoposthitis). Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass eine
Phimose auch präkanzeröse Zustände und die Entwicklung von
Peniskarzinomen fördern kann.
Bei vollständiger
Phimose lässt sich die Vorhaut nicht reponieren. Bei unvollständiger Phimose macht das Reponieren der Vorhaut lediglich bei Erektion Schwierigkeiten; hier ist die Gefahr der Entwicklung einer
Paraphimose gegeben.
Erworbene
Phimosen werden durch entzündliche oder degenerative Vorgänge verschiedenster Ursache verursacht, die ein Reponieren des Präputiums erschweren oder verhindern.
Kontrovers diskutiert wird noch der Nutzen von Zirkumzisionen bei Männern ohne
Phimose im Sinne einer Gesundheitsprophylaxe. Bezüglich einer Verhinderung von
HIV-Infektionen scheint die Zirkumzision vorteilhaft zu sein. Die Datenlage zum Auftreten humaner Papillomviren in den Genitalabstrichen zirkumzidierter und nicht zirkumzidierter Männer ist nicht einheitlich. Es werden aber viele entzündliche oder postinfektiöse Hauterkrankungen an Glans penis und Vorhaut bei nicht zirkumzidierten Männern beobachtet.
Physiologische Phimose
Bei Neugeborenen sind Glans penis und inneres Präputialblatt in über 90 % der Fälle noch miteinander verklebt. Normalerweise löst sich diese epitheliale Verbindung in den ersten Lebensjahren durch Degenerationsvorgänge in den Glans und Präputium verbindenden Epithelschichten. Bis zum Alter von 5–13 Jahren finden sich entsprechende Adhäsionen noch in 20 %. Separation ist in den meisten Fällen bis zum 17. Lebensjahr erfolgt.
Akute Phimose
Sie ist stets entzündlich und entsteht meist durch eine akute entzündliche Veränderung im Präputialraum. Hinzu tritt ein erhebliches Ödem, das auf das äußere Vorhautblatt übergreift. Aus der entzündlich geschwollenen Präputialöffnung fließt eitriges Sekret ab. Mögliche Ursachen sind in der Übersicht genannt.
Balanitis und Balanoposthitis
Unter
Balanoposthitis versteht man Eine Balanoposthitis ist gekennzeichnet der Glans (
Balanitis) und des inneren Präputialblatts (
Posthitis)
durch verschiedene Ursachen. Die häufigste Ursache sind Irritation oder Infektion, seltener
Kontaktdermatitis. Eine prädisponierende Rolle spielen Faktoren wie höheres Alter, angeborene
Phimose, vorbestehende penile Dermatosen, mangelhafte oder übertriebene Hygiene, Reiben von Kleidung, ferner auch Stoffwechselstörungen wie
Diabetes mellitus oder reduzierte Immunität. Balanoposthitis kommt bei Menschen, die sich täglich reinigen sowie bei Beschnittenen seltener vor (2 %) als bei nicht zirkumzidierten Männern (13 %).
Balanoposthitis acuta
Ätiopathogenese
Die Ursachen sind vielfältig: Infektion, akute Exazerbation peniler Dermatosen, Trauma, Noxen, Smegmaretention und Kontaktallergie. Auch an örtlich aufgetragene, toxisch wirkende Aphrodisiaka (spanische Fliege, Senföl) ist zu denken. Ferner werden nach Podophyllotoxin- oder Imiquimodtherapie von
Condylomata acuminata akute Reizzustände beobachtet.
Häufig ist die akute
Balanoposthitis irritativ bedingt und kann dabei Ausdruck mangelnder Hygiene oder übertriebener Reinigungsprozeduren („overtreatment balanitis“) des Genitale sein.
Als Kontaktallergene kommen in Betracht: Vaginale oder in
Kondomen verwendete Kontrazeptiva (Vehikel, Spermizide), Deodoranzien, Desinfektionsmittel, lokal applizierte Medikamente, Kondome (Latex, Gummialterungsschutzstoffe, Vulkanisierbeschleuniger im Kondomgummi), Lubrikanzien oder in Kondomen enthaltene
Lokalanästhetika (Benzocain).
Bei umschriebenen erythematösen, erosiven, bullösen oder livid-bräunlichen Maculae müssen fixe Arzneimittelreaktionen (Sulfonamide oder Doxycyclin) berücksichtigt werden.
Die
akute infektiöse Balanoposthitis ist ebenfalls meist nicht monokausal bedingt, sondern entsteht häufig auf dem Boden oben genannter prädisponierender Zustände. Aus der Urethra austretende Sekrete bei nichtvenerischen und venerischen Urethritisformen führen zu Mazeration des Epithels und fördern so eine Infektion. Auch Primäraffekte bei
Syphilis, Ulcera mollia oder Karzinom im Präputialraum können eine Begleitbalanoposthitis und entzündliche
Phimose verursachen.
Auslöser für eine akute infektiöse
Balanoposthitis sind am häufigsten
Bakterien und Pilze. Die größte Bedeutung bei den bakteriellen Infektionen scheinen dabei
Streptokokken der Gruppen A und B zu besitzen. Seltener finden sich
Staphylokokken, aber auch
Haemophilus parainfluenzae, Klebsiellen,
Enterokokken, Proteus, Morganella oder
Escherichia coli. Zu anderen relevanten aeroben Bakterien gehört
Gardnerella vaginalis (fakultativ anaerob), die an der Genitalhaut symptomloser Männer in 8 % anzüchtbar sind. Bei Balanoposthitis ist dieser Erreger hingegen in etwa 30 % vorhanden.
Anaerobe
Bakterien (
B. melaninogenicus, andere Bacteroides-Spezies), die bei gesunden Männern in etwa 20 % auf der Glans penis nachweisbar sind, finden sich bei
Balanoposthitis oder unspezifischer
Urethritis in über 65 %. Bacteroides-Spezies und nichttreponemale Spirochäten spielen in 8–30 % eine besondere Rolle bei der akuten ulzerierenden Balanoposthitis.
Seltenere Ursachen für eine akute
Balanoposthitis sind Protozoen wie Trichomonaden oder
Entamoeba histolytica oder Viren (nekrotisierende
Balanitis bei Herpes simplex genitalis).
Auch Hefepilze (
Candida albicans) können in weniger als 20 % aller Erkrankungsfälle für eine akute
Balanoposthitis verantwortlich sein. Meist verlaufen diese Infektionen aber chronisch.
Besonders ist auf das gleichzeitige Auftreten
sexuell übertragbarer Erkrankungen durch Chlamydien, Mykoplasmen,
Neisseria gonorrhoeae,
Treponema pallidum,
Haemophilus ducreyi und
Calymmatobacterium granulomatis zu achten.
Balanoposthitis chronica
Die chronische
Balanoposthitis ist ebenfalls eine polyätiologische Erkrankung. Viele der bei akuter Balanoposthitis ursächlichen Faktoren finden sich auch bei chronischer Balanoposthitis.
Therapie
Balanitis erosiva circinata
(Berdal und Bataille
1891)
Es handelt sich um eine zumeist chronische psoriasiforme
Balanitis, die spontan vorkommt oder als ein Symptom des
Reiter-
Syndroms beobachtet wird (Kap.
Psoriasis).
Die Erkrankung beginnt meist mit stecknadelkopfgroßen, erst grauweißen Maculae im Präputialraum, die sich in runde, noch kleine fleischrote Erosionen mit grauer Randbegrenzung umwandeln. Diese scharf begrenzten Herde vergrößern sich nach allen Seiten und konfluieren. Auf diese Weise bilden sich bizarre landkartenartig erodierte Flächen, die nach allen Seiten von außen von einem weißlichen Epithelsaum begrenzt sind. Die periurethrale Gegend der Glans bleibt zumeist frei. Nicht selten bestehen schmerzhaftes Jucken oder Brennen.
Balanoposthitis chronica circumscripta benigna plasmacellularis
Balanitis keratotica et pseudoepitheliomatosa
(Lortat-Jacob und Civatte
1961)
Balanitis xerotica obliterans / Lichen sclerosus et atrophicans
Myointimom
Das Myointimom zeigt sich als unspezifischer subkutaner Knoten von etwa 0,5–2 cm im Bereich der Glans penis. Er geht von der Intima der Blutgefäße des Corpus spongiosum aus. Kinder können ebenso wie Erwachsene betroffen sein. Die Prognose dieser als benigne einzustufenden Veränderung ist gut; die Therapie besteht in der Exzision des Knotens.