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2018 | Buch

Jugendmedizin

herausgegeben von: Dr. med. Bernhard Stier, Dr. Nikolaus Weissenrieder, Prof. Karl Otfried Schwab

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch


In diesem übersichtlichen Nachschlagewerk finden Kinder- und Jugendärzte, aber auch Allgemeinmediziner in Praxen und Kliniken die Hilfestellung, die für die praktische Tätigkeit gebraucht wird. Die allgemeine Versorgung von Kindern oder Erwachsenen wird Jugendlichen mit ihren oftmals spezifischen Problemen und ihrer besonderen Lebenssituation nicht gerecht. Das Buch unterstützt Ärzte, die Jugendliche behandeln, u.a. bei spezieller Jugendmedizin z.B. in Kardiologie, Onkologie und Neurologie, bei chronischen Erkrankungen und Transition, beim Umgang mit jugendlichen Migranten, Störungen in der Pubertätsentwicklung, Essstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Suchtverhalten.Das Buch ist aus dem Alltag an Praxen und Kliniken heraus entstanden, verständlich geschrieben und klar strukturiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Entwicklung von Jugendlichen

Frontmatter
1. Körperliche Entwicklung im Jugendalter
Zusammenfassung
Als Jugendalter (Adoleszenz) wird der Lebensabschnitt zwischen dem 10. und 19. Lebensjahr bezeichnet. Diese Entwicklungsperiode ist vor allem durch Körperwachstum, Hirnreifung und die Entfaltung der Sexualität charakterisiert. Zur Beurteilung von Körpergröße, Körpergewicht und Body-Mass-Index stehen alters- und geschlechtsbezogene Perzentilenkurven zur Verfügung. Weitere Beurteilungskriterien der körperlichen Entwicklung sind Körperfettanteil, Taille-Hüfte-Index und Taille-Größe-Index. In der Pubertät kommt es zur Ausbildung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Zur Dokumentation der Pubertätsentwicklung werden die Pubertätsstadien nach Tanner verwendet (Pubeshaar, weibliche Brust, Penislänge, Hodenvolumen). Als Normvarianten der Pubertätsentwicklung ohne Krankheitswert gelten prämature Thelarche, prämature Adrenarche und prämature Menarche ohne Nachweis weiterer Pubertätszeichen sowie Pubertätsgynäkomastie bei Jungen und konstitutionelle Entwicklungsverzögerung.
Annette Richter-Unruh, Jürgen Doerfer, Karl Otfried Schwab
2. Psychosoziale Entwicklung in der Adoleszenz
Zusammenfassung
Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) definiert Adoleszenz als einen Lebensabschnitt, der mit dem 10. Geburtstag beginnt und mit dem 20. endet. Diese Entwicklungsphase ist von einem Ausmaß der biologischen und psychosozialen Veränderungen gekennzeichnet, die nur mit der des Säuglingsalters vergleichbar ist. Die spezifischen körperlichen Veränderungen, die die Pubertät kennzeichnen, sind nur eines von vielen Charakteristika dieses Lebensabschnittes. Die besonderen Chancen, aber auch die Verletzbarkeit von jungen Menschen in der Adoleszenz werden daher von der WHO in ihren Empfehlungen besonders gewürdigt. Wir beschreiben Entwicklungsaufgaben, die Phasen der Adoleszenz, die neurobiologische Entwicklung, neue Fähigkeiten und Entwicklungsstörungen.
Ute Thyen, Kerstin Konrad
3. Körperbild bei Mädchen und Jungen in der Pubertät
Zusammenfassung
Die Adoleszenz ist eine wichtige Periode für die Entwicklung des Selbstbilds des Körpers. Diese wird durch somatische, psychologische und soziokulturelle Faktoren geschlechtsunterschiedlich beeinflusst. Die Internalisierung eines durch Gesellschaft und Medien portierten Körperideals spielt dabei eine wichtige Rolle. Durch die Diskrepanz zwischen dem Körperideal und der natürlichen biologischen Entwicklung des Körpers sind vor allem Mädchen gefährdet, ein negatives Körperbild zu entwickeln. Ein negatives Körperbild ist mit verschiedenen Gesundheitsrisiken verbunden, insbesondere dem Risiko für die Entwicklung eines gestörten Essverhaltens. Die Prävention sollte auf der gesellschaftlichen Ebene, im Elternhaus, in der Schule und auch beim Jugendarzt/der Jugendärztin stattfinden.
Susanne M. Stronski
4. Sexualentwicklung und Sexualität
Zusammenfassung
Die sexuelle Entwicklung Jugendlicher wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Neben den Bezugspersonen (Eltern) haben die Peers, die Schule und die Medien den größten Einfluss auf die Entwicklung der sexuellen Skripten, die das sexuelle Verhalten der Jugendlichen steuern. Bei Mädchen und Jungen hat in den letzten Jahren die Intimmodifikation an Bedeutung gewonnen. Im Abschnitt zu Jungen werden neben epidemiologischen Daten Einblicke in die somatische Geschlechtsentwicklung gegeben. Ein Teil der Identitätsfindung in der Jugendphase ist die Klärung der sexuellen Orientierung. Mit zunehmender Verbreitung des Internets – es hat als Informationsquelle alle anderen Quellen überholt – ging u. a. die Zunahme des Pornografiekonsums einher. Vor dem Hintergrund, dass jeder Mensch auf die Anerkennung durch andere angewiesen ist, erleben Jugendliche mit Behinderung u. U. schwerer Anerkennung, weil sie den Anforderungen der Leistungsgesellschaft und männlichen/weiblichen Idealbildern nicht entsprechen.
Bernhard Stier, Nikolaus Weissenrieder, Reinhard Winter

Der Jugendliche in der Praxis und in der Klinik

Frontmatter
5. Grundlagen jugendmedizinischer Tätigkeit in der Praxis
Zusammenfassung
Jugendliche in der Praxis stellen einerseits eine besondere Herausforderung an die medizinische Betreuung incl. der Logistik einer Praxis dar, andererseits bieten sich mit ihnen vielfältige Chancen, das medizinische und psychosoziale Spektrum nachhaltig zu erweitern. Dazu bedarf es allerdings grundlegender Kenntnisse, zum einen über die sehr heterogene Gruppe der Jugendlichen, ihre Eigenheiten, ihre Eigenständigkeit und Eigenarten; zum anderen müssen Besonderheiten dieser Bevölkerungsgruppe auch im Praxisablauf logistisch berücksichtigt werden. Dieses Kapitel soll dabei leiten und Ideen liefern. Zugangsbarrieren und fachliche Voraussetzungen werden ebenso angesprochen wie logistische Fragestellungen (z. B. Terminvergabe, Jugendsprechstunde, Praxisausstattungsvoraussetzungen). Grundvoraussetzungen sind und bleiben Empathie für die Jugendlichen und qualifizierte Kenntnisse der medizinischen Fragestellungen im Jugendalter.
Bernhard Stier, Nikolaus Weissenrieder
6. Grundlagen jugendmedizinischer Tätigkeit in der Klinik
Zusammenfassung
Die stationäre Betreuung und Versorgung Jugendlicher hat wachstums- und pubertätsbedingte Einflüsse auf die körperliche, geistige, seelische und soziale Entwicklung zu berücksichtigen. Änderungen des Krankheitsspektrums Jugendlicher mit einem Anstieg psychischer, psychosomatischer und chronischer Krankheiten (Diabetes mellitus Typ 1, Adipositas, Asthma bronchiale, rheumatischer Formenkreis) erfordern eine Anpassung der interdisziplinären, personellen und räumlichen Betreuungsstrukturen. Unterrichtsangebote der Krankenhausschule, psychologische Beratung, palliativmedizinische Versorgung oder die Begleitung durch kirchliche Seelsorger sollten in Abstimmung mit dem kranken Jugendlichen und seiner Familie erfolgen. Hinsichtlich der rechtlichen Aspekte einer stationären Versorgung Jugendlicher sind die Patienteneinwilligung bei medizinisch erforderlichen Maßnahmen und die Schweigepflicht des Klinikpersonals zu berücksichtigen.
Karl Otfried Schwab, Jürgen Doerfer
7. Bewegung und Sport bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Obwohl die Mehrheit der Jugendlichen gesund ist, führt der erhebliche Bewegungsmangel zu zunehmenden Zivilisationskrankheiten mit Übergewicht, kardiovaskulären Risikofaktoren oder Haltungsschäden. Bewegung und Sport können diese verhindern. Dieses Kapitel gibt eine Übersicht über die wichtigsten positiven Auswirkungen, aber auch über Gefahren von Bewegung und Sport. Für den praktischen Arzt werden die Bewegungsempfehlungen beschrieben und schlussendlich wird auf wichtige Pfeiler der sportmedizinischen Untersuchung (SPU) eingegangen. Die SPU ist eine wichtige Untersuchung zur Diagnose von gesundheitlichen Risiken und als Grundlage der sportlichen Tätigkeit, damit die Möglichkeiten des Jugendlichen im Rahmen von Freizeit-, Leistungssport oder in der Therapie bestmöglich ausgeschöpft werden können. Da diese SPU keiner vertragsärztlichen Leistung entspricht, ist relevant, dass sich der Arzt entscheidet, welcher Umfang an Untersuchungen notwendig und sinnvoll ist.
Susi Kriemler, Detlef Grunert
8. Ärztliche Kommunikation mit jugendlichen Patienten
Zusammenfassung
In dem sehr anspruchsvollen Dreieck Arzt/Jugendlicher/Eltern muss der Arzt den Jugendlichen zum Mittelpunkt des persönlichen Kommunikationsverhaltens machen. Unterschiedliche Strategien, Techniken und Methoden der effektiven Kommunikation können dazu helfen. Diese Techniken müssen erlernt und schließlich auch eingeübt werden. Häufig ist es nicht einfach, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, speziell wenn heikle Gesundheitsfragen zum Thema werden. Grundsätzlich ist auch zu unterscheiden zwischen einer Beratungssituation oder einer akuten klinischen Beschwerdesymptomatik des Jugendlichen. Neben der Körpersprache spielen die Empathie sowie das aktive Zuhören eine entscheidende Rolle. Das Ziel des Jugendarztes muss es sein, dem Jugendlichen das Gefühl eines gleichberechtigten Gesprächspartners unter Berücksichtigung seines Lebensalters zu geben. Auch das Vier-Ohren-Modell kann helfen, bessere Verständigungsmöglichkeiten zwischen Arzt und Jugendlichen zu erreichen.
Wolfgang Kölfen

Prävention von Gesundheitsschäden im Jugendalter

Frontmatter
9. Prävention im Jugendalter
Zusammenfassung
Aufgaben der Prävention von Gesundheitsschäden im Jugendalter sind die Identifizierung, Vermeidung und Behandlung krankheitsrelevanter Risikofaktoren und eine bewusste Gesundheitsförderung. Wir bieten eine praxisnahe Anleitung zur kompletten Durchführung der J1 und J2 von der Anamneseerhebung über die körperliche Untersuchung bis hin zu möglicher Labordiagnostik. Die Jugendarbeitsschutzuntersuchung (JAS) ist sinnvoll zur Erhebung des Ist-Zustands von Jugendlichen vor Beginn einer Ausbildung. Ausgewogene Ernährung im Jugendalter ist Voraussetzung für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung. Aktuelle Empfehlungen integrieren Bewegung in den Alltag. Auch im Jugendalter spielen Impfungen eine wesentliche Rolle. Vitamin D ist essenziell für die Knochenmineralisation und das Knochenwachstum. Freizeitlärm stellt oft ein unerkanntes Schädigungspotenzial dar, und auch Aktiv- und Passivrauchbelastung, E-Zigaretten und E-Shishas. Aluminium und Triclosan sind alltägliche Belastungen.
Bernhard Stier, Ivonne Bedei, Wolfgang Brosi, Jürgen Doerfer, Danylo Kubryk, Thomas Lob-Corzilius, Anja Moß, Renate Oberhoffer, Peter Ohnsorge, Matthias Otto, Sigrid Rädecke, Stefanie Rosenbaum-Fabian, Karl Otfried Schwab, Martin Terhardt, Martin Wabitsch, Karl Ernst von Mühlendahl, Nikolaus Weissenrieder, Klaus-Dieter Rolirad
10. Spezielle Prävention
Zusammenfassung
Die Entwicklung atherosklerotischer Gefäßprozesse beginnt im Kindesalter und wird verstärkt durch zahlreiche kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Dyslipidämie, Adipositas, Hypertonie, Diabetes mellitus, Rauchen und körperliche Inaktivität. Gelingt es, diese Risikofaktoren noch während des Jugendalters effektiv zu behandeln oder auszuschalten, können im Erwachsenenalter kardiovaskuläre Langzeitschäden und Ereignisse wie koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt oder Schlaganfall reduziert oder vermieden werden. Zur Diagnostik der im Jugendalter noch subklinischen atherosklerotischen Gefäßveränderungen eignen sich Untersuchungen von Endothelfunktion, Intima-Media-Dicke, arterieller Gefäßsteifigkeit und retinalen Blutgefäßen. Besonderer Wert ist auf die praktische Umsetzung kardiovaskulärer Präventionsmaßnahmen zu legen, wobei den Schulen besondere Bedeutung zukommt.
Karl Otfried Schwab, Jürgen Doerfer, Henner Hanssen

Spezielle Jugendmedizin

Frontmatter
11. Aspekte chronischer Krankheit bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Chronische Krankheiten zeichnen sich definitionsgemäß durch ihre Nichtheilbarkeit oder ihren langwierigen, oft lebenslangen Verlauf aus und führen in der Regel zu tief greifenden Veränderungen des Lebens der Betroffenen. Sie sind nach dem Sozialgesetzbuch IX Behinderungen gleichgesetzt und werden selbst bei guter Behandlungsmöglichkeit und Leistungsfähigkeit subjektiv oft auch als solche erlebt. Das Kranksein, die Sorge vor akuten und chronischen Komplikationen und die täglichen Therapiemaßnahmen sind immer gegenwärtig und prägen als kontinuierliche Herausforderung das Lebensgefühl der Betroffenen und ihrer Familien.
Die Krankheitsbewältigung ist aber komplex und wird von vielen miteinander verknüpften medizinisch-psychosozialen Faktoren beeinflusst. Dies gilt besonders für das Kindes- und Jugendalter, das durch grundlegende Entwicklungsschritte und den Aufbau einer Lebensperspektive gekennzeichnet ist.
Silvia Müther
12. Pulmologie im Jugendalter
Zusammenfassung
In der Pädiatrie ist Asthma bronchiale mithin die häufigste chronische Erkrankung in Klinik und Praxis. Gerade die Betreuung asthmakranker Jugendlicher bietet eine Reihe besonderer Herausforderungen. Dies betrifft sowohl medizinische Aspekte, als auch die Besonderheiten der Lebensphase Jugend. Die leitliniengerechte Therapie von Asthma bronchiale, aber auch eine altersgerechte Patientenschulung stellen wesentliche Inhalte der Betreuung Asthmakranker Jugendlicher dar. Jugendlich sein und Erwachsen werden mit Mukoviszidose – ein spezieller Weg: Mukoviszidose ist eine genetische Erkrankung, bei der es durch fehlende oder eingeschränkte Funktion eines Chloridkanals zu multiplen Organmanifestationen kommt. Die Lebenserwartung dieser Patienten hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert, was nur durch eine hohe tägliche Therapielast erreicht werden konnte.
Otto Laub, Christine Lehmann, Thomas Spindler, Doris Staab
13. Pädiatrische Endokrinologie
Zusammenfassung
Die pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie ist ein überwiegend ambulanter pädiatrischer Fachbereich. Nur wenige Indikationen führen zu stationären Aufenthalten der Patienten: Das ist in der Regel bei der Manifestation eines Diabetes mellitus der Fall sowie bei der stationären Durchführung eines Durstversuchs, um zwischen einer psychogenen Polydipsie, einem zentralen Diabetes insipidus und einem renalen Diabetes insipidus unterscheiden zu können. Die meisten anderen endokrinologischen Stimulationstestungen können im ambulanten Setting durchgeführt werden.
Christof Land, Karl Otfried Schwab
14. Stoffwechselstörungen im Jugendalter
Zusammenfassung
Stoffwechselerkrankungen sind komplexe Krankheitsbilder. Sie werden durch genetisch bedingte Enzymdefekte verursacht, sind meist autosomal rezessiv vererbt und können sich in jedem Lebensalter manifestieren. Stoffwechseldefekte mit Bedeutung im Adoleszentenalter lassen sich vereinfacht in folgende Gruppen unterteilen: Intoxikationstyp, Substratmangel/Energiestoffwechselstörungen, Speicherkrankheiten und neurodegenerative Erkrankungen. Die Diagnostik erfordert in der Regel spezielle Untersuchungen, die nur in spezialisierten Stoffwechselzentren angeboten werden. In Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Stoffwechseldefekt kommen unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz. Dazu zählen Diättherapien, medikamentöse Therapien, Enzymersatztherapien und die Organtransplantation. Bei vielen Stoffwechselstörungen kann es zu Stoffwechselentgleisungen kommen, die als metabolische Notfälle (Hypoglykämie, Hyperammonämie, metabolische Azidose) einer schnellen Behandlung bedürfen.
Sarah C. Grünert, Karl Otfried Schwab
15. Kinderkardiologische Betreuung von Jugendlichen in Praxis und Klinik
Zusammenfassung
Mit fortschreitender Entwicklung chirurgischer und therapeutischer Maßnahmen überleben immer mehr Kinder mit angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen und erreichen das Jugend- bzw. Erwachsenenalter. Die Aufgabe des niedergelassenen Kinderkardiologen besteht in erster Linie die Langzeitbetreuung dieser Patienten, betreffend Therapie, Lebensführung, Sport, Beruf, und Schwangerschaft. Dies sollte immer in enger Zusammenarbeit mit einer kinderkardiologischen Fachklinik erfolgen, in der spezifische therapeutische bzw. diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden können. Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern sollten von speziell geschulten Ärzten behandelt werden (EMAH-Qualifizierung). Aufgrund der auftretenden nichtkardialen Komorbiditäten ist auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit internistischen Kollegen zu achten.
Michael Hauser, Renate Oberhoffer
16. Epilepsien bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Die Ursachen von Epilepsien mit Beginn im zweiten Lebensjahrzehnt sind vielfältig. Von besonderer Bedeutung sind sog. „idiopathische“ Epilepsien des Jugendalters. Hierzu gehören die Juvenile Myoklonische Epilepsie, die Juvenile Absence-Epilepsie und die Juvenile Epilepsie mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (Aufwach-Grand-mal). Notwendigkeit, Art und Dauer einer antikonvulsiven Therapie sind abhängig vom vorliegenden Epilepsiesyndrom und den Lebensumständen des Jugendlichen. Vor Beginn einer antikonvulsiven Dauertherapie müssen erhobene Befunde, Art der Epilepsie und ihre Prognose mit dem Jugendlichen und den Eltern ggf. mehrfach besprochen werden. Insbesondere bei Jugendlichen ist die Sicherstellung einer möglichst hohen Compliance von großer Bedeutung, da gerade die häufigen Epilepsiesyndrome durch geregelte Lebensführung mit Vermeidung von Schlafentzug oder Alkoholkonsum positiv beeinflusst werden können.
Andreas Hahn, Cornelia Langner
17. Onkologie/Hämatologie, KMT, Reha
Zusammenfassung
Eine der größten Herausforderungen für den niedergelassenen Kinderarzt stellt die Differenzierung der Leitsymptome häufigster Tumorerkrankungen und chronischer Anämien. Am häufigsten machen sich die onkologischen Erkrankungen bei Jugendlichen durch Änderungen des Blutbildes bemerkbar. Erbrechen, v. a. nüchtern, begleitet von Kopfschmerzen, ist typischerweise ein Hinweis für eine Erhöhung des Hirndruckes. Bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung sollte der Jugendliche sofort in eine Kinderklinik mit onkologischen Abteilungen überwiesen werden. In Anbetracht der zunehmenden Anzahl von Mitbürgern mit Migrationshintergrund sollten die Träger der Hämoglobinopathien/Thalassämien unter den Zuwanderern identifiziert werden, um durch gezielte pränatale Diagnostik und Beratung die Geburt schwer kranker homozygoter/compound heterozygoter Kinder zu vermeiden. Die komplexe Behandlung der Sichelzellkrankheit als Multiorganerkrankung erfordert eine große kinderhämatologische Erfahrung.
Stefan Eber, Daniela Angelova, Irene Schmid
18. Rheumatologie und entzündliche muskuloskelettale Erkrankungen
Zusammenfassung
Gelenksbeschwerden und Schmerzen im Bereich des muskuloskelettalen Systems sind bei Kindern und Jugendlichen häufig. Meist sind es temporäre Beschwerden, z. B. durch Traumata. Wiederholte oder länger anhaltende Beschwerden können eine chronische Erkrankung als Ursache haben und bedürfen einer intensiveren Abklärung. Differenzialdiagnostisch kommt eine Vielzahl von Erkrankungen, die zum Teil sehr selten sind, infrage. Hier sind ggf. Spezialisten hinzuzuziehen. Gerade die Versorgung rheumaerkrankter Kinder und Jugendlicher hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Hierbei spielen strukturelle Verbesserungen in der kinderrheumatologischen Versorgung, neue medikamentöse Therapien, Weiterentwicklungen funktioneller Therapien, multidisziplinäre Therapiekonzepte und strukturierte Patientenschulung, sowie gezielte Rehabilitationsmaßnahmen eine Rolle.
Johannes-Peter Haas, Philipp Schoof
19. Orthopädie und Rehabilitation bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Auffälligkeiten der kindlichen Entwicklung („motorische Meilensteine“), Fehlstellungen der Beine, Einschränkungen der Beweglichkeit, aber auch Schmerzen führen Kinder zum Kinderorthopäden, wie auch die Behandlung des Klumpfußes, der Skoliose, neurologischer Krankheitsbilder (Spastik, Spina bifada, Arthrogrypnose) sowie die Versorgung mit Orthesen (Schienen). Dazu gehören auch Beratung und Betreuung bei seltenen Syndromen (z. B. Sklelettdysplasien) und Gliedmaßenfehlbildungen (Dysmelie). Die orthopädischen Probleme des Jugendlichen, der sich in einer stürmischen Wachstumsphase befindet, schließen eine Vielzahl typischer Krankheitsbilder ein, die vor dem Hintergrund einer raschen Skelettreifung immer wieder zu unerwarteten Problemen führen können. Die Diagnostik sollte sich deshalb zielorientiert mit allen Aspekten eines heranwachsenden Bewegungsapparates befassen und die zu erwartenden Veränderungen durch die Größen- und Gewichtszunahme bedenken.
Johannes Correll, Johanna Katharina Correll, Leonhard Döderlein
20. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Zusammenfassung
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die wichtigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED); 20 % der Patienten mit CED manifestieren bereits im Kindesalter. Wichtig für den niedergelassenen Kinderarzt ist: Jeder Durchfall über 4 Wochen ist abklärungsbedürftig. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen eines Durchfalls über 4 Wochen sind der Reizdarm und die Gruppe der allergisch- oder unverträglichkeitsbedingten Nahrungsmittel verursachten Erkrankungen. Die Diagnose wird aufgrund typischer Symptome (Durchfall, Bauchschmerzen, Wachstumsretardierung, Abgeschlagenheit) sowie Stuhlentzündungsmarkern wie dem Calprotectin und dem endoskopischen Befund gestellt. Mittels moderner Therapien kann bei den allermeisten Patienten eine zufriedenstellende Lebenssituation erreicht werden. Allerdings muss dafür fast immer eine immunsuppressive Therapie eingeleitet werden. Gerade die neueren Biologica wie Anti-TNF Alpha Blocker sind ein wichtiger Pfeiler, um eine Remission zu erreichen.
Patrick Gerner

Jugendspezifische medizinische Probleme

Frontmatter
21. Störungen in der Pubertätsentwicklung
Zusammenfassung
Die körperliche Entwicklung von Mädchen und Jungen während der Pubertät ist Folge des Anstiegs der weiblichen und männlichen Sexualhormone Östradiol und Testosteron. Durch die von Tanner detailliert beschriebenen Pubertätsstadien kann die jeweilige Pubertätsentwicklung exakt festgelegt und für diagnostische Zwecke genutzt werden. Als physiologisch wird ein Pubertätsverlauf zwischen 8 und 12 Jahren bei Mädchen und 9–14 Jahren bei Jungen angesehen. Eine verspätete Pubertätsentwicklung (Pubertas tarda) wird angenommen, wenn bei Mädchen im Alter von 13 Jahren und bei Jungen im Alter von 14 Jahren keine oder nur eine inkomplette Entwicklung der sekundären Geschlechtsentwicklung vorliegt. Eine vorzeitige Pubertätsentwicklung (Pubertas präcox) liegt vor, wenn sie vor dem 6. Lebensjahr bei dunkelhäutigen Mädchen auftritt und vor dem 7. Lebensjahr bei allen anderen Mädchen. Die ausbleibende oder inkomplette Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale nach dem 18. Lebensjahr ist ein Hypogonadismus, der als hypogonadotrope oder hypergonadotrope Form vorkommt.
Karl Otfried Schwab
22. Haut und Haare im Jugendalter
Zusammenfassung
In der Jugenddermatologie rücken neben Erkrankungen wie der atopischen Dermatitis, die oft schon seit dem Kleinkindesalter persistieren, zusätzliche Hauterkrankungen in den Fokus. Neben Hautinfektionen mit Warzen (Verrucae plane und vulgares) sind durch Pubertät und Wachstum mitbedingte Veränderungen und Erkrankungen wie Akne, Striae distensae oder Hyperhidrosis häufiger. Auch die Zahl von melanozytären Naevi steigt im Verlauf des Lebens an. Die fortschreitende psychosoziale Entwicklung führt bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Wunsch nach Veränderungen des Aussehens mit vermehrter Anwendung von Kosmetika oder dem Anlegen von Körperschmuck (wie Piercings oder Tätowierungen). Wichtige Aspekte der Dermatologie im Jugendalter werden daher für den praktisch arbeiten Facharzt vorgestellt.
Marc Pleimes, Dietrich Abeck
23. Essstörungen und Adipositas im Jugendalter
Zusammenfassung
Unter dem Oberbegriff „Essstörungen“ werden nach ICD-10 im Wesentlichen zwei eindeutige Syndrome beschrieben: Magersucht und Bulimie. Auffälliges Essverhalten und eine Störung der Körperwahrnehmung sind wesentliche Merkmale beider Essstörungen, deren Beginn zumeist im Jugendalter liegt. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen. Eine adäquate Behandlung beinhaltet sowohl Gewichtsrehabilitation bei untergewichtigen Patienten als auch Psychotherapie und Ernährungsberatung. Adipositas ist eine der zahlenmäßig bedeutendsten Erkrankungen im Jugendalter. Die Ursachen der Adipositas können multifaktoriell sein. Neben der positiven Energiebilanz, die durch unser „adipogenes“ Lebensumfeld gefördert wird, müssen u. a. auch Essstörungen, genetische Erkrankungen und syndromale Krankheitsbilder als Ursachen in Betracht gezogen werden. Die Folgen von Adipositas sind vielfältig und umfassen medizinische, psychosoziale und/oder psychiatrische Probleme, die meist behandlungsbedürftig sind.
Wolfgang Briegel, Belinda Lennerz, Julia Löffler, Anja Moß, Martin Wabitsch
24. Somatisierungsstörungen und Psychosomatik im Jugendalter
Zusammenfassung
KiGGS ermittelte bei 11,4 % der Mädchen und 16 % der Jungen einen speziellen Versorgungsbedarf bei chronisch körperlichen Erkrankungen. Diese sind zeitlich unbegrenzt, wirken sich auf Lebensqualität und Beziehungen aus. Folgen sind typische Komorbiditäten. Der Behandler sollte die Vielfalt der Adaptation an die Erkrankung, ihre Phasenabhängigkeit und Bewältigungsstrategien kennen. Die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, Wechselwirkung von Risikofaktoren, Resilienz und Ressourcen, erweitert durch die Neurobiologie, lassen vieles begründen und entlasten Eltern. Jugendliche unterliegen vielen Entwicklungsanforderungen, während sich das Gehirn gleichzeitig im Umbau befindet. Jugendärzte vermissen oft Kriterien für den Krankheitswert bei Verhaltensauffälligkeiten, die Grenzen zur Jugendpsychiatrie sind fließend. Bei begründetem Verdacht ist eine rechtzeitige Überweisung präventiv. Andererseits fallen Jugendlichen alterstypisch durch problematische Verhaltensweisen auf.
Bodo Müller, Uwe Büsching
25. Jugendgynäkologie
Zusammenfassung
Die Kinder- und Jugendgynäkologie ist ein kleines, aber komplexes Fachgebiet an der Schnittstelle zwischen Pädiatrie und Gynäkologie. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unabdingbar, um die jungen Patientinnen kompetent und umfassend zu versorgen. Krankheitsbilder können hier unter anderem Störungen der Brustentwicklung, Menstruationsstörungen, Erkrankungen des inneren und äußeren Genitales, sexuell übertragbare Erkrankungen und endokrinologische und genetische Erkrankungen sein. Häufig fallen diese Erkrankungen in eine vulnerable Phase der Entwicklung und können weitreichende Konsequenzen auch für das weitere Leben und ggf. der Fertilität der jungen Frauen haben, und müssen nicht nur somatisch, sondern auch psychologisch kompetent versorgt werden. Das folgende Kapitel soll einen Überblick über die häufigsten Erkrankungen verschaffen, und bei der Versorgung der jungen Patientinnen helfen.
Ivonne Bedei, Nikolaus Weissenrieder
26. Jungenmedizin – Einführung
Zusammenfassung
Die meisten Jungen sind gesund, gleichermaßen gilt aber, dass ihr Gesundheitszustand teilweise alarmierend ist: Viele Krankheitsartenstatistiken führen Jungen an. Das Jungenbezogene der Gesundheit entsteht einerseits durch Männlichkeitsbilder, die Jungen von Medien, Gleichaltrigen und Erwachsenen vermittelt werden, andererseits durch die körperlichen Spezifika des männlichen Genitales und durch Wirkungen des Testosterons, insbesondere ab der Adoleszenz. Bei Jungen bieten die genetische Disposition und die psychosozialen Lebensumstände eine vulnerablere Grundlage. Jungen treffen aber häufig auf wenig jungenmedizinischen Sachverstand und selten auf jungengerechte Beratungs- und Betreuungsstrukturen im gesamten Gesundheitsbereich. Dieses Kapitel soll helfen, die jungenmedizinische und jungengesundheitliche Expertise zu stärken, die gesundheitliche Betreuung von Jungen zu verbessern und dem Standard der gesundheitlichen Betreuung von Mädchen anzugleichen.
Bernhard Stier, Reinhard Winter
27. Verhaltensauffällige Jugendliche
Zusammenfassung
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Die Symptomatik variiert je nach Entwicklungsalter stark. Es findet sich eine hohe Komorbiditätsrate, v. a. mit Angststörungen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen. Depressive Störungen werden bei multifaktorieller Ätiologie meist transgenerational weitergegeben. Die Behandlung schließt Elternarbeit mit ein, die Prognose hängt von einer frühzeitigen und spezifischen Intervention ab. ADHS ist die häufigste psychische Erkrankung im Jugendalter. Sie zieht sich durch das ganze Leben. Genetische Grundlagen führen zu einer erhöhten Vulnerabilität für negative Einflüsse aus Umwelt und sozialem Umfeld. Das Erscheinungsbild von Jungen und Mädchen ist unterschiedlich. Die Diagnostik ist aufwändig und richtet sich nach der aktuellen Leitlinie. Die Therapie ist multimodal, muss nach den individuellen Gegebenheiten durchgeführt werden und beinhaltet sowohl psychoedukative als auch medikamentöse Maßnahmen.
Manfred Endres, Christian A. Rexroth, Klaus Skrodzki, Bernd Wilken
28. Weitere psychische Störungen bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Depressive Störungen, selbstverletzendes Verhalten („Ritzen“) und Suizidalität bei Jugendlichen können im klinischen Alltag eine große Herausforderung darstellen. Das Verständnis für die den Jugendlichen belastenden Faktoren kann oft erheblich zur Reduktion der Symptomatik beitragen. Eine frühzeitige Diagnose und die Einleitung effektiver Maßnahmen können die Prognose entscheidend verbessern, wobei Psychotherapie ist die Methode der Wahl ist. Individuelle Risikofaktoren wie z. B. ein schwieriges Temperament, ADHS oder Teilleistungsstörungen können sich kombiniert mit einem ungeschickt handelnden oder überforderten familiären Umfeld unglücklich verstärken, dazu mit schulischen Schwierigkeiten, unklaren schulischen Strukturen oder mangelnder Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie. Speziell auch in der Therapie ist ein multimodaler Ansatz mit Einbezug des gesamten Umfelds des Jugendlichen wichtig. Wichtig ist auch, die vielfach komorbiden Begleiterkrankungen zu beachten.
Wolfgang Briegel, Roman Holderbach, Bruno Rhiner, Andrea Tschirch

Problemorientierte Jugendmedizin

Frontmatter
29. Unfälle
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel behandelt Unfälle, die ein zentrales Gesundheitsrisiko für Kinder und Jugendliche darstellen. Der erste Abschnitt behandelt die Epidemiologie von Kinder- und Jugendunfällen und, damit verbunden, die unterschiedlichen Datenquellen, welche der Forschung in diesem Bereich zur Verfügung stehen. Der zweite Abschnitt ist unterteilt in die verschiedenen Unfallsituationen. Während das häusliche Umfeld vor allem im frühen Kindesalter eine große Rolle spielt, gewinnen mit zunehmendem Alter auch die Bereiche Schule, Sport und Freizeit sowie Straßenverkehr an Bedeutung. Den wichtigen Unfallarten Ertrinken, thermische Verletzungen, Vergiftungen, sowie Gewaltunfällen sind eigene Abschnitte gewidmet. Im vorletzten Abschnitt wird auf die Wichtigkeit sowie auf die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Ursachenforschung und Prävention hingewiesen. Das Kapitel schließt mit einem kurzen Ausblick.
Johann Böhmann, Kristina Meier
30. Konsum, Missbrauch und Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen
Zusammenfassung
Ca. 68 % aller 12- bis 17-Jährigen in Deutschland haben bereits Konsumerfahrungen mit Alkohol. Alkohol ist somit bezüglich seiner akuten Folgen („Komasaufen“ oder „Binge-drinking“ mit >15.000 stationären Krankenhausaufnahmen jährlich) und wegen seiner chronischen Folgen für alle Organsysteme die wichtigste und ubiquitär verbreitete Kulturdroge. Das Kapitel behandelt darüber hinaus Nikotin und E-Zigaretten, Shishas, Cannabis, synthetische (Crystal, Liquid ecstasy, Spice) und pflanzliche Drogen. Es werden verschiedene Kommunikationsstrategien (Eltern – Jugendliche, Arzt – Eltern, Arzt – Jugendliche) vorgestellt und Therapieoptionen erörtert, die ratsuchenden Eltern wertvolle Unterstützung geben können.
Matthias Brockstedt
31. Transition
Zusammenfassung
Für chronisch kranke Jugendliche und deren Familien stellt der Übergang von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin eine kritische Phase dar. Zum einen wird die langjährige Arzt-Patienten-Beziehung gelöst und in neue Hände gegeben, zum anderen fällt diese Transition in eine sensible Lebensphase, in der junge Erwachsene auch ohne chronische Erkrankung eine Reihe von Entwicklungsaufgaben zu bewältigen haben. Das vorliegende Kapitel beschreibt nicht nur das Problem der Transition, sondern zeigt konkrete Lösungswege auf, die auf lange Sicht einen nationalen Standard darstellen sollten.
Britta Siegmund, Kirsten Minden, Silvia Müther
32. Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund
Zusammenfassung
Junge Geflüchtete kommen mit einer Reihe somatischer und psychischer Probleme nach Deutschland und sind auch nach ihrer Ankunft speziellen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) sind besonders vulnerabel. Deshalb wurde die Jugendvorsorgeuntersuchung J-umF entwickelt, um Krankheiten und Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Fragen der Alterseinschätzung, der Sprachmittlung und der nonverbalen Kommunikation werden kritisch diskutiert. In Bezug auf Infektionen sind Flüchtlinge eine gefährdete Gruppe. Durch frühzeitigen Impfschutz und rasche Abklärung potenziell gefährlicher Zustände wie Fieber ohne Fokus können wir das Risiko minimieren. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben ein besonders hohes Risiko für Traumafolgestörungen und andere psychische Erkrankungen. Diese zu erkennen und gegebenenfalls eine Therapie zu veranlassen, gehört zu den Zielen der J-umF. Nur so kann Chronifizierung vermieden und Integration erleichtert werden.
Thomas Nowotny, Volker Mall, Thorsten Langer

Ausbildung und Training

Frontmatter
33. Jugendmedizinische Ausbildung
Zusammenfassung
Obwohl die Altersgruppe Jugendlicher (10- bis 19-Jährige) als sehr gesund gilt, ist sie doch verschiedenen Gesundheitsbedrohungen ausgesetzt, deren Ursachen zunehmend im Bereich von psychosozialen und Umweltproblemen liegen und weniger im Bereich traditioneller übertragbarer Krankheiten und rein somatischer Probleme zu suchen sind. So wurden über die letzten zwei Dekaden die sogenannten „neuen Morbiditäten“ wie Schulprobleme (Lernschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsprobleme, Gewalt in der Schule), Einflüsse der Gewalt in den Medien, Adipositas und Folgen von früher sexueller Aktivität, als die wichtigsten Gefahren für die Gesundheit Jugendlicher identifiziert (American Academy of Paediatrics 2001).
Pierre-André Michaud, Susanne M. Stronski, EuTEACH-Arbeitsgruppe
Backmatter
Metadaten
Titel
Jugendmedizin
herausgegeben von
Dr. med. Bernhard Stier
Dr. Nikolaus Weissenrieder
Prof. Karl Otfried Schwab
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-52783-2
Print ISBN
978-3-662-52782-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-52783-2

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Persistieren Sinusitisbeschwerden bei Kindern länger als zehn Tage, ist eine Antibiotikatherapie häufig gut wirksam: Ein Therapieversagen ist damit zu über 40% seltener zu beobachten als unter Placebo.

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Wenn Kinder an Werktagen zum Arzt gehen, werden neu auftretender Typ-1-Diabetes und diabetische Ketoazidosen häufiger erkannt als bei Arztbesuchen an Wochenenden oder Feiertagen.

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Augentropfen mit niedrig dosiertem Atropin können helfen, das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit bei Kindern zumindest zu verlangsamen, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit verschiedenen Dosierungen zeigen.

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Seit 2021 ist die Untersuchung auf spinale Muskelatrophie Teil des Neugeborenen-Screenings in Deutschland. Eine Studie liefert weitere Evidenz für den Nutzen der Maßnahme.

Update Pädiatrie

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