Unter einem Bartter-Syndrom
werden Störungen der Transportproteine im dicken aufsteigenden Teil der Henle-Schleife zusammengefasst. Klinisch manifestiert es sich mit schwerer Hypokaliämie, metabolischer Alkalose und niedrig-normalem Blutdruck und tritt bereits perinatal oder in der Kindheit auf. Es wird durch eine Dysfunktion der Transportproteine NKCC2 (Bartter-Syndrom Typ I), ROMK (Typ II), ClC-Kb (Typ III) und Barttin (Typ IV) hervorgerufen. Typ I, II und IV verlaufen schwerer und manifestieren sich früher als Typ III. Durch die gestörte NaCl-Resorption im aufsteigenden Teil der Henle-Schleife kommt es zu einem vermehrten Salzangebot im distalen Nephron. Die gesteigerte Rückresorption von NaCl in diesem Nephronabschnitt ist mit einer erhöhten Sekretion von K
+ und H
+ und einer konsekutiven Hypokaliämie und metabolischen Alkalose verbunden. Der NaCl-Verlust führt zu einer Volumenkontraktion, niedrig normalem Blutdruck und einem sekundären Hyperaldosteronismus. Die Prostaglandin-E
2-Produktion wird durch erhöhte Angiotensin-II-Spiegel stimuliert. Das Bartter-Syndrom kann mit einer
Nephrokalzinose assoziiert sein. Die Hyperkalziurie entsteht durch die reduzierte Cl
–-Absorption in der Henle-Schleife, wodurch die parazelluläre Ca
2+-Resorption ebenfalls gestört ist. Bei Barttin-Mutationen kommt es zusätzlich zu Taubheit, denn für die Endolymphproduktion ist der Barttin-abhängige Chloridtransport essenziell. Klinisch manifestiert sich das schwer verlaufende Bartter-Syndrom bereits perinatal mit Hypokaliämie, schwerer metabolischer Alkalose, Erbrechen, Wachstumsverzögerung, Polyurie, Hyperkalziurie und hoher Urinchloridkonzentration. Auch ein Polyhydramnion und Frühgeburtlichkeit treten auf. Eine Nephrokalzinose entwickelt sich erst im Verlauf. Das klassische Bartter-Syndrom tritt erst mit 2–5 Jahren auf und geht meist mit rezidivierendem Erbrechen, Dehydratation, Polyurie und
Fieber einher. Der Blutdruck ist meist niedrig, und eine Nephrokalzinose fehlt. Ist die Diagnose schwierig, kann die genetische Testung weiterhelfen. Unbehandelt können die Kinder an
Elektrolytstörungen und Dehydratation versterben. Therapeutisch wird daher in der Neonatalperiode Natriumchlorid sowie Kaliumchlorid substituiert und ggf. zusätzlich Spironolacton und Triamteren verabreicht. Ein ausgeglichenes Serummagnesium sollte angestrebt werden. Die Behandlung mit Prostaglandinsynthese-Inhibitoren ist oft erfolgreich, denn dadurch wird die kortikale Perfusion reduziert und der Effekt von
Prostaglandinen auf die Tubuluszellen gehemmt. Es kommt zu einem Rückgang von Hypokaliämie, Hyperaldosteronismus, Polyurie und Wachstumsretardierung. Im Verlauf der Erkrankung kann sich eine chronische tubulointerstitielle
Nephropathie, bedingt durch Hypokaliämie, Hyperkalziurie und Nephrokalzinose, entwickeln, die zu einer zunehmenden
Niereninsuffizienz führt.