Der alte und geriatrische Patient bietet eine besondere Herausforderung hinsichtlich der chirurgischen Therapie sowie des perioperativen Managements des Ösophaguskarzinoms, geht der onkologische Zwei-Höhlen-Eingriff schon per se mit einer signifikanten Morbidität und Letalität einher.
Ältere Patienten haben bekanntermaßen ein erhöhtes Risiko pulmonaler und kardialer Komplikationen sowie der postoperativen Letalität nach Ösophagektomie, und repräsentieren somit eine Hochrisiko-Kohorte, die einer besonderen Aufmerksamkeit mit standardisierten Techniken und optimierten interdisziplinären Behandlungspfaden bedarf.
Insbesondere beim betagten und mit zunehmendem Alter multimorbiden Patienten spielen die sorgfältige Indikation und Selektion sowie Risikoevaluation
, eine hohe operative Expertise und Standardisierung der chirurgischen Techniken inklusiver moderner, minimal-invasiver Verfahren, und die perioperative anästhesiologisch-intensivmedizinische Betreuung eine wesentliche Rolle, bezogen auf die kurzfristigen operativen Ergebnisse einerseits sowie die Langzeitprognose andererseits. Somit sollte der chirurgische Eingriff in einem erfahrenen Ösophagus-Zentrum erfolgen als Grundvoraussetzung für eine niedrige Letalität während des Krankenhausaufenthalts, die <5 % liegen sollte. In diesem Zusammenhang ist auf die Daten von Wouters et al. zu verweisen, die in ihrer multivariaten Analyse sowohl das sog.
hospital volume (OR 3,05; 95 % KI = 1,82–5,11; P <0,001) als auch das Vorhandensein von Komorbiditäten (OR 2,34; 95 % KI = 1,30–4,19; P = 0,004) als prognostische Faktoren für die Prädiktion der Klinikletalität identifizierten (5 % in
High Volume- vs. 13 % in
Low Volume-Zentren) (Wouters et al.
2008). Aufgrund der „
Frailty“ dieser speziellen Patienten-Kohorte mit schlechteren Resultaten nach Ösophagus-Resektion und -Rekonstruktion im Alter >75 Jahren (Oakley et al.
2016), müssen konkurrierende nicht-chirurgische Therapieoptionen mit kurativem Ansatz, wie die endoskopische Resektion (ER) beim Frühkarzinom bzw. die definitive Radiochemotherapie beim Plattenepithelkarzinom im Einzelfall dem operativen Risiko gegenübergestellt bzw. müssen die Möglichkeiten gegeneinander abgewogen werden. Eine kürzlich von einer japanischen Arbeitsgruppe publizierte Studie zeigte, dass das alterskorrigierte Überleben bei Patienten >80 Jahre nach Ösophagektomie signifikant kürzer war als in der Vergleichsgruppe <80 Jahre (Miyata et al.
2015). Dies war nicht auf die unmittelbaren postoperativen Ergebnisse zurückzuführen, denn die ältere Gruppe wies keine erhöhte Klinikletalität auf, wenngleich vermehrt pulmonale und kardiale Komplikationen auftraten. Allerdings erhielt diese Kohorte seltener eine neoadjuvante Therapie und auch eine weniger extensiv durchgeführte Lymphadenektomie (Miyata et al.
2015). Generell scheint aber bei der onkologischen Ösophagektomie nicht das numerische, sondern das biologische Alter und die funktionelle Operabilität, adjustiert für die Komorbiditäten, die chirurgischen Resultate signifikant zu beeinflussen (McLoughlin et al.
2013).