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Klinische Kardiologie
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Publiziert am: 17.12.2021

Kardiovaskulärer Risikofaktor Dyslipidämie

Verfasst von: Corinna Lebherz und Michael Lehrke
Das Vorliegen einer Dyslipidämie ist kausal mit dem Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen insbesondere der koronaren Herzerkrankung assoziiert. Somit stellt die Optimierung des Lipidprofils durch Ernährungsumstellung und Einleitung einer medikamentösen Therapie einen Grundpfeiler in der Primär- und Sekundärprävention dar. Insbesondere zur Reduktion des LDL-Cholesterins existieren verschiedene Medikamentenklassen, welche hoch effektiv LDL-Spiegel senken und hierüber das kardiovaskuläre Risiko und die kardiovaskuläre Mortalität senken können. Der LDL-Cholesterin-Zielwert wird jeweils individuell in Abhängigkeit von Komorbiditäten und kardiovaskulären Risikofaktoren festgelegt. Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist unabhängig vom LDL-Cholesterin auch die Berücksichtigung des Nicht-HDL-Cholesterin in der Risikoabschätzung relevant. Sekundäre unabhängige Risikofaktoren wie eine Lp(a)-Erhöhung sollten insbesondere bei Progress der koronaren Herzerkrankung trotz optimal eingestellter Cholesterinwerte ergänzend adressiert werden.

Einleitung

Wesentliches Ziel der medikamentösen Lipidtherapie ist die Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Hierbei steht die Senkung des LDL-Cholesterins im speziellen und der Apolipoprotein-B (ApoB)-haltigen Lipidpartikel im Vordergrund, da diese eine führende Bedeutung in der Pathogenese der atherosklerotischer Gefäßerkrankung einnehmen.

Lipoproteinmetabolismus und Biochemie der Lipoproteine

Lipide sind eine heterogene Gruppe organischer Moleküle, die sich aus Cholesterin, Fettsäuren, Phospholipiden, Eicosanoiden, Sphingolipiden, Sterolen und fettlöslichen Vitaminen zusammensetzt und unterschiedlichste Funktionen im Körper erfüllt.
Cholesterin bildet einen essenziellen Bestandteil der Zellmembran und ist Vorläufermolekül der Steroidhormone. Das hierfür benötigte Cholesterin wird zum Großteil vom Körper selber synthetisiert, insbesondere in der Leber. Das mit der Nahrung zugeführte Cholesterin stellt in der Regel nur einen kleineren Teil des Gesamtcholesterins dar.
Cave
Eine Sonderrolle kommt dem Gehirn zu, welches durch die Blut-Hirn-Schranke separiert ist und das benötigte Cholesterin eigenständig synthetisiert.
Die Elimination des Cholesterins erfolgt über die Leber mit Umwandlung in Gallensäuren, die rezirkulierend die enterale Aufnahme von Lipiden unterstützen.
Triglyzeride setzen sich aus einem Molekül Glycerin sowie drei Fettsäuren zusammen. Die Fettsäuren ermöglichen dem Organismus die Speicherung und Bereitstellung von Energie, sind am Aufbau der Zell- und Plasmamembran beteiligt und dienen als Botenstoffe.
Der Transport des schlecht wasserlöslichen Cholesterins und der Fettsäuren erfolgt mit Hilfe von Lipoproteinen, deren oberflächenstrukturbildende Apolipoproteine lipophile und lipophobe Domänen verbinden. Während die lipophilen Acylgruppen der Phospholipide zum apolaren Zentrum ausgerichtet sind, ermöglichen die polaren Phosphogruppen die wässrige Löslichkeit. Cholesterinester und Triglyzeride sammeln sich im lipophilen Zentrum der Lipidpartikel, was durch Enzyme wie die Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase (LCAT), die Cholesterin in apolare Cholesterinester umwandelt, unterstützt wird.

Einteilung der Lipoproteine

In Abhängigkeit von ihrer Dichte werden die Lipoproteine in fünf Hauptklassen eingeteilt, die sich durch Ultrazentrifugation separieren lassen. Die Dichte der Lipidpartikel wird durch den Lipid- und Proteinanteil bestimmt.
  • Chylomikronen sind die größten Lipidpartikel und weisen den höchsten Triglyzeridanteil (etwa 90 %) und die geringste Dichte bei nur geringem Cholesteringehalt auf. Chylomikronen transportieren Nahrungslipide vom Darm zu den verschiedenen Organen des Körpers und werden im Anschluss von der Leber aufgenommen.
  • Very-Low-Density-Lipoproteinpartikel (VLDL) sind etwas kleiner und dichter als Chylomikronen mit ebenfalls einem hohen Triglyzeridanteil (etwa 85–90 %) bei geringem Cholesterinanteil und werden von der Leber gebildet.
  • Intermediate-Density-Lipoproteine (IDL) entstehen nach Abgabe von Triglyzeriden aus den VLDL-Partikeln, was mit einer Zunahme der Dichte, Partikelgröße und des Cholesterinanteils einhergeht. Etwa die Hälfte der IDL-Partikel wird von der Leber aufgenommen, während die andere Hälfte in LDL-Partikel umgewandelt wird.
  • Low-Density-Lipoproteine (LDL) gehen aus IDL- bzw. VLDL-Partikeln hervor, sind klein und cholesterinreich.
  • High-Density-Lipoproteine (HDL) besitzen die geringste Partikelgröße und weisen bei hohem Protein- und Cholesterinanteil die höchste Dichte auf.
Neben der Dichte unterscheiden sich die Lipoproteine durch die Zusammensetzung der Apolipoproteine, über die die Struktur, Funktion und Rezeptorinteraktion definiert wird.
Während ApoB das Grundgerüst der Chylomikronen, VLDL-, IDL- und LDL-Partikel darstellt und jeweils nur ein ApoB pro Partikel vorhanden ist, können die anderen Apolipoproteine dynamisch zwischen den Lipidpartikeln ausgetauscht werden und regulatorisch auf den Stoffwechsel einwirken. ApoB48 wird von den Enterozyten gebildet und zeichnet die Chylomikronen aus, während ApoB100 von der Leber gebildet wird und die VLDL, IDL, LDL und das Lipoprotein (a) (Lp[a]) kennzeichnet. Sowohl ApoB48 als auch ApoB100 werden von dem gleichen Gen kodiert, wobei ApoB48 durch RNA-Edition mit Insertion eines Stopcodons in den Enterozyten entsteht. Hiermit geht die Interaktionsdomäne mit dem LDL-Rezeptor verloren, sodass ausschließlich ApoB100 vom LDL-Rezeptor aufgenommen werden kann, während die Aufnahme von ApoB48 durch das LDL-Rezeptor-related-Protein 1 (LRP-1) vermittelt wird. Die Halbwertszeit des ApoB48 in der Zirkulation beträgt 2–4 h, während ApoB100 für 1–2 Tage zirkuliert.
Weitere Apolipoproteine sind ApoA-I, A-II, A-IV, C-I, C-II, C-III, und E, die v. a. durch Dünndarm und Leber synthetisiert werden und deren Funktion in Tab. 1 skizziert ist.
Tab. 1
Vorkommen und Funktion der Apolipoproteine
Apolipoprotein
Vorkommen in Lipidpartikeln
Funktion
A1
HDL
Strukturprotein der HDL
Aktivator der LCAT
Ligand des HDL-Rezeptors
A2
Chylomikronen
HDL
Strukturprotein von HDL
Aktivator der hepatischen Lipase
Ligand des HDL-Rezeptors
A4
Chylomikronen
Aktivator der LPL
Aktivator der LCAT
ApoB48
Chylomikronen
Strukturprotein der Chylomikronen
ApoB100
VLDL
IDL
LDL
Strukturprotein von VLDL, IDL, LDL, Lp(a)
Ligand des LDL-Rezeptors
C1
Chylomikronen
VLDL
HDL
Aktivator der LCAT
C2
Chylomikronen
VLDL
HDL
Aktivator der LPL
C3
Chylomikronen
VLDL
HDL
Hemmt die LPL und hepatische Lipase
E
Chylomikronen
VLDL
IDL
HDL
Ligand des LDL-R und des LRP1
LCAT: Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase; LDL-R: LDL-Rezeptor; HDL-Rezeptor: „scavenger receptor class B“; LPL: Lipoproteinlipase; LRP1: Low-Density-Lipoprotein-Receptor-related-Protein 1

Exogener Cholesterintransport

Die mit der Nahrung aufgenommenen Triglyzeride werden zunächst in freie Fettsäuren aufgespalten und gemeinsam mit weiteren Nahrungslipiden wie dem Cholesterin und Phospholipiden über freie Diffusion, Mizellenbildung und aktiven Transport resorbiert. Als Transportprotein ist CD36 („fatty acid translocase“) an der Aufnahme von Fettsäuren beteiligt, während Cholesterin und Phytosterole über den Niemann-Pick-C1-like-Protein-1-Transporter (NPC1L1) resorbiert werden. Phytosterole und ein Teil des aufgenommenen Cholesterins werden unmittelbar über den ABCG5/ABCG8 (ATP-Binding-Cassette [ABC]-Transporter G5 und G8) wieder in das Darmlumen sezerniert. Der überwiegende Anteil der resorbierten Nahrungslipide wird in den Enterozyten erneut verestert und über das mikrosomale Triglyzeridtransportprotein (MTP) im endoplasmatischen Retikulum mit ApoB48 zu triglyzeridreichen und cholesterinarmen Chylomikronen verpackt.
Die Chylomikronen werden als Lymphe über den Ductus thoracicus in die Zirkulation abgegeben und nehmen weitere Apolipoproteine wie ApoA-I, ApoCI-III und ApoE auf.
In peripheren Organen erfolgt eine Lyse der Triglyzeride durch Endothel gebundene Lipoproteinlipase (LPL) mit zellulärer Aufnahme der freien Fettsäuren. ApoA-I wird freigesetzt und geht in den HDL-Partikelpool über. Mit zunehmendem Triglyzeridverlust entstehen kleinere und cholesterinangereicherte, ApoB48- und ApoE-tragende Chylomikronenremnants, die LRP-1 abhängig von der Leber aufgenommen werden (Abb. 1).
Eine inaktivierende Mutation des ABCG5/8-Transporters führt zur Sitosterolämie, die sich durch Hypercholesterinämie und hohe Konzentrationen von Phytosterolen auszeichnet und zu Fettablagerungen in Sehnen und tuberösen Xanthomen sowie einer frühzeitigen Atherosklerose führt.
Ein seltener genetischer Mangel von MTP führt zur Abetalipoproteinämie, die bei Unfähigkeit zur Bildung von ApoB-Partikeln mit Malabsorptionssyndrom und neurologischen Störungen einhergeht.

Endogener Cholesterintransport

Die Leber synthetisiert MTP-abhängig ApoB100-tragende, triglyzeridreiche VLDL-Partikel und gibt diese in die Zirkulation ab. Die Hydrolyse der VLDL-Partikel erfolgt vergleichbar zu den Chylomikronen über endothelgebundene Lipoproteinlipasen (LPL). Während ApoC-II und ApoA5 die Aktivierung der LPL fördern, wird diese durch ApoC-III und Angiopoietin-like 3/4 inhibiert. Mit Verlust des Triglyzeridanteils nimmt die Dichte der VLDL-Partikel zu, während ein Teil der Apolipoproteine abgegeben und an HDL übertragen werden. Die triglyzeridärmeren und cholesterinangereicherten VLDL-Remnants werden als Intermediär-Density-Lipoproteine (IDL) bezeichnet und tragen sowohl ApoB100 und ApoE, die beide mit dem LDL-R interagieren. Während etwa die Hälfte der IDL über den LDL-R und LRP-1 aus der Zirkulation entfernt werden, wird die andere Hälfte in LDL-Partikel umgewandelt, was mit dem Verlust von ApoE einhergeht.
Die cholesterinreichen LDL-Partikel tragen ausschließlich ApoB100 und verbleiben bei relativ langer Halbwertszeit für 2–3 Tage in der Zirkulation. Im Vergleich ist die Halbwertszeit der VLDL-Partikel mit etwa 5 h deutlich kürzer. Bedingt durch diesen langsamen Abbau bilden die LDL-Partikel den größten Anteil der ApoB-haltigen Lipoproteine (etwa 90 %) (Abb. 1).

Reverser Cholesterintransport

Reverser Cholesterintransport
Der Rücktransport von Cholesterin und Lipiden erfolgt über HDL-Partikel aus peripheren Organen und der Gefäßwand zur Leber, was auch als reverser Cholesterintransport bezeichnet wird.
ApoA1 wird als Vorläuferprotein des HDLs von Darm und Leber gebildet und dient als Akzeptor für Cholesterin und Phospholipide, die von Endothelzellen und Makrophagen über den ABCA1-Transporter („ATP-binding cassette transporter 1“) abgegeben werden. Freies Cholesterin wird über die Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase (LCAT) mit Fettsäuren verestert und in den Kern der HDL-Partikel verschoben, wodurch die Partikel an Größe zunehmen. Über das Cholesterinester-Transferprotein (CETP) findet ein Austausch von Triglyzeriden und Cholesterinestern zwischen HDL und ApoB-haltigen Partikeln statt. Die Aufnahme der HDL-Partikel erfolgt über den Scavenger-Rezeptor BI (SR-BI), der sowohl von der Leber als auch steroidhormonproduzierenden Organen exprimiert wird (Abb. 1).
Ein genetischer Verlust des ABCA1-Transporters führt zur Tangier-Krankheit, die bei HDL-Mangel eine Cholesterinakkumulation in unterschiedlichen Organen mit früher Atherosklerose erzeugt.

Cholesterin als atherogener Risikofaktor

Die Größe der ApoB-haltigen Lipidpartikel bestimmt deren atherogenes Potenzial. Während Lipidpartikel mit einer Größe >70 nm wie Chylomikronen und VLDL nicht in den subendothelialen Spalt diffundieren können, ermöglicht der geringe Durchmesser von 20–25 nm der LDL-Partikel und 25–30 nm der IDL-Partikel diesen eine Diffusion in die Gefäßwand (Abb. 2).
Die hierbei entstehenden Lipidablagerungen stellen ein wesentliches Substrat der Atherogenese dar. Die langfristige und kontinuierliche Lipidexposition führt in der Gefäßwand zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die eine Einwanderung von Immunzellen induziert. Makrophagen nehmen modifizierte Lipide über Scavenger-Rezeptoren unkontrolliert auf und wandeln sich durch Lipidakkumulation bei nur begrenzter Clearancekapazität in Schaumzellen als frühes Stadium der Atherosklerose um. Die große Anzahl und der geringe Durchmesser machen die LDL-Partikel zum führenden atherogenen Lipoprotein.
Die Dauer und Intensität der Exposition mit ApoB-haltigen Lipidpartikeln bestimmt die Entstehung der Atherosklerose, sodass das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis sowohl von der Höhe des LDL-C (die den größten Anteil der ApoB-haltigen Partikel ausmachen) als auch der Menge des ApoB (als Maß für alle ApoB-haltigen Lipidpartikel) sowie durch das Nicht-HDL-Cholesterin (= Gesamtcholesterin − HDL-Cholesterin: als Maß für das von ApoB-haltigen Lipidpartikeln transportierte Cholesterin) abhängt.

Hypercholesterinämie

Die führende atherogene Bedeutung des LDL-C leitet sich sowohl aus epidemiologischen als auch genetischen Untersuchungen ab und wird durch Interventionsstudien bestätigt, in denen eine Senkung des LDL-C über unterschiedliche Medikamentenklassen zu einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos führt. Die Höhe des LDL-C lässt somit eine unmittelbare Aussage über das kardiovaskuläre Risiko zu, ohne dass Sicherheitsbedenken bei sehr niedrigen LDL-C-Werten unter medikamentöser Therapie entstanden sind.
Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) illustriert als monogenetische Erkrankung die atherogene Bedeutung des LDL-C (Klose et al. 2014).
Die FH entsteht durch unterschiedliche Mutationen des LDL-Rezeptors (in 85–90 % der Fälle) oder über Mutationen des ApoB-, PCSK9- und LDL-R-Adapterproteins, wodurch es zu einem partiellen oder kompletten Verlust der LDL-Rezeptor-vermittelten Lipidclearance kommt.
Während heterozygote Merkmalsträger mit einer Häufigkeit von 1:200–500 in der Bevölkerung vorkommen, lassen sind homozyote Merkmalsträger mit einer Häufigkeit von 1:160.000–320.000 nachweisen, wodurch die FH die häufigste monogenetische Erbkrankheit ist. Die lebenslange Erhöhung ApoB-haltiger Lipidpartikel führt zu einer frühzeitigen Atherosklerose, die bei heterozygoten Merkmalsträgern bei einem LDL-C von 150–400 mg/dl um das 55. Lebensjahr zu erwarten ist und bei homozygoten Merkmalsträgern bei einem LDL-C >500 mg/dl schon in der Kindheit bis Jugend auftritt (ehemals Typ-IIa-Hyperlipidämie nach Fredrickson). Die große Anzahl unterschiedlicher Mutationen verlangt in der genetischen Diagnostik nach einer Sequenzierung, die bei 60–80 % der Betroffenen die ursächliche Mutation identifizieren kann (Klose et al. 2014).
Klinisch kann die Diagnose der familiären Hypercholesterinämie u. a. über den Dutch-Lipid-Clinic-Network-Score oder FH-Score gestellt werden.
Dieser berücksichtigt neben der Höhe des LDL-C, das Alter bei Manifestation einer Gefäßerkrankung, die Familienanamnese und sichtbare Lipidablagerungen (Xanthome, Xanthelasmen, Arcus lipoides cornea) (Mach et al. 2020). Dies gelingt im Alltag unkompliziert über interaktive Rechner auf den Webseiten der entsprechenden Fachgesellschaften. Tendinöse Xanthome treten insbesondere an der Achillessehe, an den Strecksehnen der Fingergelenke, seltener an Patellar- und Trizepssehnen auf. Kutane Xanthome können gluteal, an den Ellenbogen, interdigital oder präpatellar entstehen.
Cave
Bei hochgradigem Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie sollte auch ein Kaskadenscreening der Familienangehörigen erfolgen (Klose et al. 2014).
Neben der FH gibt es verschiedene polygenetische Formen der Hypercholesterinämie und kombinierte Hyperlipidämien, die zumeist keinen spezifischen Genen zugeordnet werden können und eine variable Umweltinteraktion aufweisen.
An sekundäre Ursachen einer Hypercholesterinämie ist z. B. eine Hypothyreose, ein nephrotisches Syndrom sowie cholestatische Lebererkrankung auszuschließen.

Gemischte Hyperlipidämie

Die gemischte Hyperlipidämie zeichnet sich sowohl durch ein hohes LDL-C als auch hohe Triglyzeride aus (ehemals Typ-IIb-Hyperlipidämie nach Fredrickson). Die bei Hypertriglyzeridämie entstehenden Remnantpartikel besitzen als Abbauprodukte der VLDL-Partikel und Chylomikronen einen geringen Durchmesser und hohes atherogenes Potenzial. Eine Sonderform bildet die Dysbetalipoproteinämie (ehemals Typ-III-Hyperlipidämie nach Fredrickson) als monogenetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang. Homozygote Träger der ApoE2-Isoform weisen im Vergleich zu den Isoformen ApoE3 und ApoE4 eine geringere Bindungsfähigkeit für den LDL-Rezeptor auf, wodurch der Abbau der Remnantpartikel verzögert wird und sowohl Triglyzeride als auch das Gesamtcholesterin erhöht sind. Dies geht mit einem deutlich erhöhten Atheroskleroserisiko einher, und es lassen sich Lipideinlagerungen in unterschiedlichen Geweben mit tuberoeruptiven Xanthomen an Ellbogen und Kniegelenken sowie palmaren Xanthomen nachweisen. Eine homozygote ApoE2-Isoform besteht mit 1:100 relativ häufig, führt bei niedriger Penetranz jedoch deutlich seltener zu einer klinischen Manifestation, die zumeist erst ab dem mittleren Lebensalter in Kombination mit auslösenden Faktoren wie Übergewicht oder Diabetes in Erscheinung tritt.

Hypertriglyzeridämie

Hypertriglyzeridämie
Eine Hypertriglyzeridämie besteht bei TG >150 mg/dl.
Eine Hypertriglyzeridämie ist zumeist Ausdruck hoher VLDL und VLDL-Remnantpartikel, kann jedoch auch durch Chylomikronen und deren Remnants ausgelöst sein.
Da starke Schwankungen der Triglyzeridspiegel in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme bestehen, sollte die Blutentnahme nüchtern erfolgen.
Während eine Hypertriglyzeridämie sich zumeist durch eine moderate Erhöhung der TG bis 400 mg/dl (4,6 mmol/L) auszeichnet, lässt sich bei etwa 15 % der Betroffenen Werte bis 1000 mg/dl (11,4 mmol/L) und selten deutlich darüber nachweisen. Eine Erhöhung der Serumspiegel ApoB-tragender, triglyzeridreicher Lipoproteinpartikel erhöht unabhängig vom LDL das kardiovaskuläre Risiko, was durch die Remnantpartikel bedingt wird, die in den subendothelialen Spalt der Gefäßwand diffundieren können.
Cave
Ab Triglyzeridwerten >1000 mg/dl besteht das Risiko für das Auftreten einer Pankreatitis.
Metabolische Störungen sind die häufigste Ursache der Hypertriglyzeridämie. So weisen etwa 50 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes erhöhte TG-Werte auf, die durch Insulinresistenz mit unzureichender Inhibition der hormonsensitiven Lipase (HSL) im Fettgewebe induziert werden. Freigesetzte Fettsäuren werden von der Leber aufgenommen und als triglyzeridreiche VLDL-Partikel erneut sezerniert. Dies führt in Kombination mit einer Inhibition der LPL durch gesteigerte ApoC-III-Sekretion zu erhöhten zirkulierenden Triglyzeriden. Als charakteristische Veränderungen gehen hohe Triglyzeride mit einem niedrigen HDL-C einher. Dies resultiert aus dem Austausch von Triglyzeriden und Cholesterinester zwischen HDL und ApoB-haltigen Partikeln durch das Cholesterinester-Transferprotein (CETP). Die so entstehenden triglyzeridangereicherten HDL-Partikel werden durch endotheliale und hepatische Lipase delipidiert und als kompaktere HDL-Partikel über die Niere eliminiert. In ähnlicher Weise werden Triglyzeride und Cholesterinester CETP-abhängig zwischen VLDL-und LDL-Partikeln ausgetauscht. Die hepatische Lipase baut Triglyzeride der LDL-Partikel weiter ab, wodurch „small dense“ (sd) LDL-Partikel mit noch geringem Durchmesser und somit höherem atherogenen Potenzial entstehen.
Bei der diabetische Dyslipidämie stehen die hohen Triglyzeride bzw. triglyzeridreichen Lipidproteine somit pathophysiologisch mit einem niedrigem HDL-C und dem vermehrten Vorkommen von besonders atherogenen sdLDL in direktem Zusammenhang, ohne dass sich die Gesamtmenge des LDL-C vom Normalkollektiv unterscheidet.
Aufgrund der starken Beeinflussung der Triglyzeride durch die Ernährungsgewohnheiten sollte bei der Abklärung einer Hypertriglyzeridämie auf das Vorliegen eines Alkoholkonsums und den vermehrten Verzehr schnell resorbierbarer Kohlenhydrate sowie tierischer Fette geachtet werden. Des Weiteren kann eine Hypothyreose, ein nephrotisches Syndrom, eine cholestatische Lebererkrankung, eine Paraproteinämie, ein Lupus erythematodes, Glykogenosen, Sepsis, Schwangerschaft und Anorexie eine Hypertriglyzeridämie bedingen. Von medikamentöser Seite kommen Steroide, Östrogene, Anabolika, Tamoxifen, Thiazide, nichtkardioselektive Betablocker, Cyclophosphamid, Cyclosporine, Proteaseninhibitoren, Gallensäurebinder, Clozapin, atypische Antipsychotika und Antidepressiva als mögliche Auslöser oder Verstärker in Betracht (Parhofer und Laufs 2019).
Genetisch bedingte Ursachen der Hypertriglyzeridämie lassen sich in seltene mono- und häufigere polygenetische Erbgänge unterteilen. Das familiäre Chylomikronämie-Syndrom (FCS, ehemals Typ-I-Hyperlipidämie) beruht auf einer homozygoten oder compound-heterozygoten Mutation der Lipoproteinlipase oder ihrer regulatorischen Gene. Zu diesen gehören ApoC2 (LPL-aktivierend), ApoA5 (LPL-stabilisierend), LMF1 („lipase maturation factor 1“; LPL-prozessierend) und GPIHBP1 („glycosylphosphatidylinositol-anchored high-density lipoprotein binding protein“; LPL-verankernd). Bei einer Häufigkeit von 1:200.000–300.000 ist das Vorkommen vergleichbar zur homozygoten familiären Hypercholesterinämie. Die gestörte LPL-Aktivität führt zur Akkumulation ApoB48-haltiger Chylomikronen, die in der Zirkulation ein lipämisches Serum mit deutlich erhöhten TG (bis 30.000 mg/dl) erzeugen. Klinisch besteht zumeist schon im Kindesalter Übelkeit, Erbrechen, abdominelle Schmerzen, Hepatosplenomegalie, eruptive Xanthome sowie rezidivierende Pankreatitiden. Aufgrund des großen Durchmessers der Chylomikronen findet keine Diffusion in den subendothelialen Spalt der Gefäßwand statt, sodass die Neigung für atherosklerotische Gefäßerkrankungen nicht erhöht ist. Im Vergleich zum familiären Chylomikronämie-Syndrom sind polygenetische Ursachen einer Hypertriglyzeridämie wesentlich häufiger und weisen eine variable Penetranz auf (Parhofer und Laufs 2019).

Veränderungen des HDL

Epidemiologische Studien weisen auf eine inverse Assoziation zwischen der Höhe des HDL-C und dem kardiovaskulären Risiko hin. Dieser Zusammenhang lässt sich durch mendelsche Randomisierung jedoch nicht bestätigen, sodass genetische Polymorphismen, die eine Veränderung des HDL-C prädiktieren, keine Aussage über das kardiovaskuläre (CV) Risiko zulassen (Rosenson et al. 2018). Zudem wird das CV-Risiko durch eine pharmakologische Erhöhung des HDL-C nicht beeinflusst. So erhöht der CETP-Inhibitor Dalcetrapib das HDL-C um 30–40 %, ohne Einfluss auf das CV-Risiko zu nehmen (Schwartz et al. 2012). Entsprechend scheint weniger die Höhe des HDL-C als dessen Funktionalität das kardiovaskuläre Risiko zu bestimmen, ohne dass es bisher gelingt, dies pharmakologisch zu modulieren. Das HDL-C stellt somit einen Risikoindikator jedoch keine Therapiegröße dar (Mach et al. 2020).

Lp(a)-Hyperlipidämie

Lp(a) ist ein ApoB100-tragender Lipidpartikel, der eine vergleichbare Struktur und Größe wie ein LDL-Partikel aufweist und wie dieser in den subendothelialen Spalt der Gefäßwand diffundieren kann (Klose et al. 2014; Parhofer 2021). Das Glykoprotein Apo(a) geht eine kovalente Bindung mit dem ApoB100 ein und ähnelt dem Plasminogen, sodass die thrombolytische Aktivität des Plasminogenrezeptors blockiert wird. Entsprechend besitzt Lp(a) eine indirekte prokoagulatorische Wirkung (Parhofer 2021). Des Weiteren transportiert Lp(a) einen hohen Gehalt oxidierter Phospholipide, die eine inflammatorische Wirkung vermuten lassen (Boffa und Koschinsky 2019). Epidemiologische Studien weisen auf das kardiovaskuläre Risiko hoher Lp(a)-Spiegel hin, was in der mendelschen Randomisierung über Lp(a)-prädiktierende Polymorphismen bestätigt wird.
Pharmakologisch vermitteln Nikotinsäure oder CETP-Inhibitoren eine moderate Reduktion der Lp(a)-Serumspiegel, was in klinischen Endpunktstudien jedoch mit keiner Reduktion des kardiovaskulären Risiko einherging (Schwartz et al. 2012; AIM-HIGH Investigators et al. 2011; HPS2-THRIVE Collaborative Group et al. 2014). PCSK9-Inhibitoren senken Lp(a) um 20–30 %. Dies erklärt möglicherweise einen Teil der vasoprotektiven Wirkung von Evolocumab in der FOURIER-Studie, in die 27.500 Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung eingeschlossen wurden (O‘Donoghue et al. 2019). Die effektivste Reduktion des Lp(a) wird derzeit durch eine Lipidapherese erreicht. Beobachtungsstudien weisen auf eine Reduktion des kardiovaskulären Risikos bei Patienten mit regelmäßiger Lipidapherese hin, wobei unklar bleibt, ob dies durch die Senkung des Lp(a) oder anderer Lipidpartikel vermittelt wird (Parhofer 2021). Eine Lipidapherese kann derzeit in Deutschland bei Patienten mit hohem Lp(a) (>60 mg/dl oder >120 nmol/l) und einer progredienten KHK trotz maximaler lipidsenkender Therapie beantragt werden.
Derzeit wird ein Antisense-Oligonukleotid gegen Lp(a) (AKCEA-APO[a]-LRx) entwickelt, das spezifisch die Transkription von Apo(a) inhibiert und keinen Einfluss auf die Höhe des LDL-C hat. In Phase-II-Studien ließ sich eine 80 %ige Reduktion des Lp(a) über einen Zeitraum von 6 Monaten nachweisen, ohne dass relevante Sicherheitsbedenken bestanden (Tsimikas et al. 2020). Die kardiovaskuläre Wirkung von AKCEA-APO(a)-LRx wird derzeit bei 7680 Patienten mit hohen Lp(a) und kardiovaskulären Erkrankungen untersucht (HORIZON-Studie; NCT04023552).

Bestimmung des Lipidprofils im klinischen Alltag

Während das LDL-C nur unwesentlich durch die Nahrungsaufnahme beeinflusst wird, weisen die Triglyzeride große nahrungsabhängige Schwankungen auf.
Eine Bewertung des kardiovaskulären Risikos ist auch im nichtnüchternen Zustand möglich, sodass nicht zwingend gefastete Blutentnahmen gefordert werden (Mach et al. 2020).
Eine solche sollte jedoch ergänzend bei Triglyzeriden >440 mg/dl (5 mmol/L), nach einer triglyzeridinduzierten Pankreatitis sowie vor Beginn einer triglyzeridsenkenden Therapie erfolgen (Nordestgaard et al. 2016). Während die Bestimmung des LDL-C in den meisten Laboren über direkte Methoden erfolgt, ist die indirekte Bestimmung der LDL-Spiegel mittels Friedewald-Formel (LDL-C = TC − HDL-C − [TG/5] in mg/dlL) nur für nüchterne Patienten validiert und führt bei hohen Triglyzeriden zu einer fehlerhaften LDL-C-Bestimmung.
Da die Höhe der Lp(a)-Spiegel genetisch bedingt ist, sollte das Lipidprofil einmal im Leben durch eine Bestimmung des Lp(a) ergänzt werden.

Risikoadaptierte Lipidtherapie

Das primäre Ziel der lipidsenkenden Therapie ist die Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Dies gelingt am effektivsten bei Patienten, die sowohl ein hohes LDL-C als auch ein hohes kardiovaskuläres Risiko aufweisen.
Vor Beginn einer lipidsenkenden Therapie sollte das individuelle Risiko für ein atherosklerotisches Gefäßereignis bestimmt und hierüber der individuelle LDL-Zielwert festgelegt werden.
Bei Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen gelingt dies über verschiedene Risikorechner wie den Heart-SCORE (http://www.heartscore.org.), der unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Blutdruck, Nikotinkonsum und Gesamtcholesterin die Wahrscheinlichkeit für ein fatales atherosklerosebedingtes Ereignis in den nächsten 10 Jahren abschätzt. Da nicht alle kardiovaskulären Risikofaktoren im SCORE erfasst werden, sollte eine individuelle Risikoadaption erfolgen. Zudem wird das Lebenszeitrisiko junger Personen unterschätzt und das von älteren Personen überschätzt (Mach et al. 2020).
Bei stattgehabten kardiovaskulären Ereignissen oder dem Nachweis atherosklerotischer Plaques in der Bildgebung besteht ein sehr hohes kardiovaskuläres Risiko (entsprechend einem SCORE >10 %). Dies trifft auch für Patienten mit Typ-2-Diabetes und Endorganschäden oder 3 weiteren Risikofaktoren sowie langjährig bestehendem (über 20 Jahre) Typ-1-Diabetes zu. Des Weiteren werden Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD IV, GFR <30 ml/min) oder familiärer Hypercholesterinämie mit zumindest einem weiteren Risikofaktor der sehr hohen Risikokategorie zugeordnet. Ein hohes kardiovaskuläres Risiko (entsprechend SCORE >5 %) liegt bei deutlicher Ausprägung einzelner Risikofaktoren (Gesamtcholesterin >310 mg/dl, LCL-C >190 mg/dl, Blutdruck >180/100 mmHg) vor und schließt Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie ohne Risikofaktoren sowie Patienten mit einer Diabetesdauer >10 Jahren mit zumindest einem weiteren Risikofaktor bzw. Patienten mit einer CKD III (GFR 30–60 ml/min) ein. Ein moderates Risiko (entsprechend SCORE 1–5 %) ist für Patienten mit Typ-1-Diabetes und einem Alter <35 Jahre oder Typ-2-Diabetes <50 Jahre mit einer Diabetesdauer <10 Jahren zutreffend (Mach et al. 2020) (Abb. 3).

Zielwerte der Lipidtherapie

Die Zielwerte der Lipidtherapie sind risikoadaptiert. Für Personen mit sehr hohem Risiko (SCORE >10 %) wird in den ESC-Leitlinien 2019 ein LDL-C <55 mg/dl (<1,4 mmol/L) und zumindest eine 50-%-Reduktion des Ausgangswertes gefordert. Für Patienten mit hohem CV-Risiko (SCORE 5–10 %) ein LDL-C <70 mg/dl (<1,8 mmol/L) und zumindest 50-%-Reduktion des Ausgangswerte. Bei moderatem CV-Risiko ein LDL-C <100 mg/dl (<2,6 mmol/L) und bei niedrigem CV-Risiko ein LDL-C <116 mg/dl (<3,0 mmol/L). Als sekundäres Therapieziel wird ein Nicht-HDL-C jeweils 30 mg/dl (0,8 mmol/L) über dem LDL-C-Zielwert angegeben. Des Weiteren erfolgt für ApoB eine Staffelung: <65 mg/dl bei sehr hohem, <80 mg/dl bei hohem und <100 mg/dl bei moderatem CV-Risiko. Keine Zielwerte bestehen für das HDL-C und die Triglyzeride, die lediglich als Risikoindikatoren berücksichtigt werden sollten (Mach et al. 2020) (Abb. 3).

Lebensstil

Es gelingt nur im begrenzten Maße das LDL-C durch Veränderungen des Lebensstils zu beeinflussen. Adipöse Patienten erreichen durch eine Gewichtsreduktion von 10 kg eine Senkung des LDL-C um 8 mg/dl (0,2 mmol/L), während die therapeutische Wirkung von regelmäßiger körperlicher Aktivität eher geringer ausfällt. In der Basistherapie wird eine Reduktion der Cholesterinzufuhr auf 300 mg am Tag empfohlen, während der Fettanteil nicht mehr als 30 % der Kalorienzufuhr und gesättigte Fettsäuren weniger als 10 % derselben betragen sollte. Transfette, die zu einer Erhöhung der Cholesterinspiegel führen können, sind zu meiden. Durch einen Austausch von gesättigten Fettsäuren (wie Butter) gegen ungesättigte Fettsäuren (wie Olivenöl) lässt sich eine Reduktion des LDL-C um 8–16 mg/dl (−0,2 bis −0,4 mmol/L) erreichen (Mach et al. 2020).

Medikamentöse Therapie der Hypercholesterinämie

Die zielwertadaptierte Therapie der Hypercholesterinämie erfolgt primär über die Gabe von Statinen mit Ausnutzung hochpotenter Präparate bis zur maximal zugelassenen Dosis.
Wird der Zielwert hierdurch nicht erreicht, sollte eine Kombination mit Ezetimib erfolgen. Reicht auch dies nicht aus, ist eine Kombination mit einem Gallesäurebinder oder Bempedoinsäure zu erwägen. Bei bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen und/oder familiärer Hypercholesterinämie ist die Gabe eines PCSK9-Inhibitors zu evaluieren. Nach akutem Koronarsyndrom wird für alle Patienten eine hochpotente Statintherapie unabhängig vom Ausgangs-LDL-C gefordert (Mach et al. 2020) (Abb. 4).
In genetischen Studien konnte sowohl für Polymorphismen der HMGCR als Angriffspunkt der Statintherapie, NPC1L1 (Niemann-Pick C1-Like 1) als Angriffspunkt von Ezetimib und PCSK9 als Wirkmechanismus der PCSK-9-Inhibitoren als auch die ATP-Citrat-Lyase als Angriffspunkt der Bempedoinsäure eine Assoziation mit geringerem LDL-C nachgewiesen werden, was in der mendelschen Randomisierung jeweils mit einem geringeren kardiovaskulären Risiko einherging (Ference et al. 2015; Lauridsen et al. 2015; Ference et al. 2016; Klarin et al. 2020).

Statine

Statine inhibieren die HMG-CoA-Reduktase als Schlüsselenzym der Cholesterinbiosynthese und führen zu einer reduzierten intrazellulären Cholesterinverfügbarkeit, wodurch eine gesteigerte hepatische Expression des LDL-Rezeptors bedingt wird und eine Senkung des zirkulierenden LDL-C resultiert. Ob zusätzliche, von der LDL-C-Reduktion unabhängige, antiinflammatorische Wirkungen der Statine bestehen, wird weiterhin diskutiert.
Ein Vielzahl von Endpunktstudien konnten zeigen, dass die statinvermittelte Senkung des LDL-C mit einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos einhergeht.
Dies bestätigt sich gleichermaßen in placebokontrollieren Studien als auch dosisabhängig. In einer Metaanalyse von 26 kardiovaskulären Endpunktstudien zur Statintherapie (>170.000 Patienten) führte eine Senkung des LDL-C um 1 mmol/L (40 mg/dl) über einen Zeitraum von 5 Jahren zu einer 22 %igen Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse, einer 20 % niedrigeren kardiovaskulären Mortalität, 17 % weniger Schlaganfällen und einer 10 % niedrigeren Gesamtmortalität (Cholesterol Treatment Trialists, C 2010). Diese Wirkung bestand konsistent bei Männern und Frauen, Patienten mit und ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen, mit und ohne Diabetes sowie jüngeren und älteren Patienten (>75 Jahre). Relevante Nebenwirkungen traten nicht auf. Es benötigte 12 Monate nach Therapiebeginn, bis eine Separation der Ereigniskurven zu verzeichnen war, der kardiovaskuläre Nutzen blieb in Nachanalysen langfristig bestehen (Mach et al. 2020).
Welchen Nutzen der einzelne Patient aus einer Statintherapie zieht, hängt von der Höhe des Ausgangs-LDL-C und dem individuellen kardiovaskulären Risiko ab.
Entsprechend müssen weniger Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen behandelt werden, um ein Ereignis zu vermeiden („number needed to treat“, NNT), als dies in der Primärprävention der Fall ist. Dies wird in der risikoadaptierten Definition der LDL-C-Zielwerte berücksichtigt. Für Patienten mit Herzinsuffizienz (HFrEF) oder terminaler Niereninsuffizienz ließ sich kein Nutzen einer Statintherapie nachweisen, was vermutlich Ausdruck konkurrierender Todesursachen ist (Mach et al. 2020).
Während hochpotente Statine wie Atorvastatin und Rosuvastatin das LDL-C >50 % senken, führen moderat wirksame Statine wie Simvastatin zu einer LDL-C-Reduktion um etwa 30–50 %.
Die triglyzeridsenkende Wirkung der Statine ist mit 10–20 % gering. In einigen Studien ließ sich eine geringe Erhöhung des HDL-C beobachten. Eine Beeinflussung der Lp(a)-Konzentration besteht nicht (Mach et al. 2020).
An unerwünschte Wirkungen der Statintherapie treten insbesondere muskuläre Beschwerden auf, die zumeist als Muskelkater-ähnliche Symptome beschrieben und von bis zu 10 % der Patienten unter einer Statintherapie beklagt werden. Dies geht zumeist ohne eine Erhöhung der Kreatinkinase einher, kann als Maximalvariante jedoch zu einer Rhabdomyolyse führen, die mit einer Häufigkeit von 1–3 Fällen/100.000 Patientenjahre beschrieben wird. Muskuläre Beschwerden sollten zu einer Behandlungspause mit Wechsel des Präparates unter einschleichender, ggf. alternierender Reexposition führen. Es gelingt häufig trotz initialer Beschwerden, eine modifizierte Statintherapie mit individueller Dosierung für den jeweiligen Patienten zu erarbeiten (Mach et al. 2020).
Selten kommt es unter einer Statintherapie zu einem Anstieg der Leberwerte, was temporär bis zu einem 3-Fachen der Norm toleriert werden kann. Eine routinemäßige Bestimmung der Leberwerte wird nicht mehr empfohlen. Die statinassoziierte Diabetesinzidenz wird mit 1:255 über 4 Jahre angegeben und liegt deutlich unter dem erzielten CV-Nutzen (Mach et al. 2020).
Die verfügbaren Statinpräparate weisen unterschiedliche Metabolisierungswege auf, wobei insbesondere Zytochrom P450 3A4 von Relevanz ist.
Cave
Eine Kombination von Statinen mit Gemfibrozil ist kontraindiziert, während das Myopathierisiko durch eine Kombination mit anderen Fibraten nur gering erhöht ist.
Auf eine Interaktion mit anderen Medikamenten wie Amiodaron, Cyclophosphamid, Makrolide, Ranolazin, Verapamil, Azol-Antimikotika und HIV-Therapeutika sowie Grapefruitsaft muss geachtet werden (Mach et al. 2020).

Ezetimib

Ezetimib hemmt durch Interaktion mit dem Niemann-Pick-C1-like-Protein 1 (NPC1L1) die intestinale Cholesterinabsorption. Die hierdurch verminderte hepatische Cholesterinversorgung führt über eine gesteigerte LDL-Rezeptorexpression zu einer Senkung des LDL-C.
In einer Standarddosierung von 10 mg führt die Gabe von Ezetimib zu einer Senkung des LDL-C um 15–20 %, welche additiv zu einer bestehenden Therapie mit Statinen, PCSK9-Inhibitoren oder Bempedoinsäure auftritt.
Die Therapie mit Ezetimib geht zudem mit einer geringen Senkung der Triglyzeride (−10 %) und Steigerung des HDL-C (+3 %) ohne Wirkung auf das Lp(a) einer. In der IMPROVE-IT-Studie bewirkte die Gabe von Ezetimib bei 18.144 Patienten nach akutem Koronarsyndrom eine zusätzliche Senkung des LDL-C von 70 mg/dl auf 55 mg/dl, wodurch eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse um 9 % erreicht wurde (Cannon et al. 2015). Selten treten unter Ezetimib ähnliche muskuläre Beschwerden wie unter einer Statintherapie auf. Des Weiteren sind Durchfälle als mögliche Nebenwirkung beschrieben.

Gallesäurebinder

Gallensäurebinder wie Cholestyramin, Colestipol oder Colesevelam verhindern die intestinale Reabsorption der aus Cholesterin synthetisierten Gallensäuren und regen deren hepatische Bildung an. Der hierdurch induzierte Cholesterinbedarf führt zu einer verstärkten Expression des LDL-R und senkt das LDL-C unter einer maximalen Gabe (Cholestyramin: 24 g, Colestipol: 20 g bzw. Colesevelam: 4,5 g) um etwa 20 %. Dies kann mit einem Anstieg der Triglyzeride einhergehen und hat keinen Einfluss auf HDL-C oder Lp(a). In mittlerweile historischen Studien ließ sich das kardiovaskuläre Risiko durch Gallensäurebinder senken. An unerwünschten Wirkungen bestehen gastrointestinale Beschwerden mit Blähungen, Übelkeit und Obstipation, die im klinischen Alltag häufig den Einsatz limitieren. In der Kombination mit anderen Medikamenten ist auf eine zeitlich versetzte Einnahme (1 h vor bzw. 4 h nach dem Gallesäurebinder) zu achten, da sonst deren Resorption inhibiert werden kann.

Bempedoinsäure

Bempedoinsäure wird als Vorläufermolekül durch die ausschließlich hepatisch exprimierte Very-Long-Chain-Acyl-CoA-Synthetase (ACSLV1) in die biologisch aktive Bempedoinsäure-CoA überführt (Niman et al. 2020). Als Teil der Cholesterinbiosynthese wird hierdurch die ATP-Citrat-Lyase inhibiert, wodurch eine gesteigerte Expression des LDL-R induziert und eine Senkung des LDL-C um 20 % erreicht wird. Der kardiovaskuläre Nutzen der Bempedoinsäure wird derzeit bei Patienten mit atherosklerotischen Gefäßerkrankungen und Statinunverträglichkeit untersucht. An unerwünschten Wirkung tritt ein Anstieg der Harnsäure auf und selten können Gichtanfälle induziert werden. Des Weiteren besteht ein reversibler Anstieg des Kreatinins.

PCSK9-Inhibitoren

Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) bindet an den LDL-Rezeptor und begünstigt dessen lysosomalen Abbau, wodurch ein Recycling des Rezeptors nach zellulärer Endozytose verhindert wird und dieser für eine erneute Bindung eines LDL-Partikels nicht mehr zur Verfügung steht. Im Gegenzug führt eine Inhibition des PCSK9 zu einem verbesserten Recycling des LDL-Rezeptors und erhöht die hepatische LDL-Rezeptordichte mit Absenkung des LDL-C. Verschiedene Strategien der PCSK9-Inhibition machen sich dies zunutze.

Die monoklonalen Antikörper Alirocumab und Evolocumab binden zirkulierendes PCSK9 und erhöhen hierdurch die Verfügbarkeit des LDL-R, wodurch eine zusätzliche Reduktion des LDL-C um etwa 60 % gelingt. Dies geht mit einer Senkung der Triglyzeride und des Lp(a) um jeweils 20–30 % einher, während das HDL-C um 5–10 % ansteigt.
Beide Substanzen (Alirocumab und Evolocumab) sind alle 2–4 Wochen subkutan zu injizieren.
Sowohl in der FOURIER-Studie (Verwendung von Evolocumab) als auch in der ODYSSEY-Outcome-Studie (Verwendung von Alirocumab) ließ sich die erwartete Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse in Abhängigkeit der erreichten LDL-C-Senkung durch die PCSK9-Inhibition nachweisen (Sabatine et al. 2017; Schwartz et al. 2018). In der FOURIER-Studie wurden 27.564 Patienten mit stabiler atherosklerotischer Gefäßerkrankung mit Evolocumab oder Placebo zusätzlich zu einer Statintherapie behandelt (Sabatine et al. 2017). Während einer mittleren Nachbeobachtung von 2,2 Jahren bewirkte die PCSK9-Inhibition eine Absenkung des LDL-C von 92 mg/dl auf 30 mg/dl, was mit einer 15-%-Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse (HR: 0,85; 95 % CI: 0,79–0,92) einherging. In der ODYSSEY-Outcome-Studie wurden 18.924 Patienten nach akutem Koronarsyndrom mit Alirocumab oder Placebo als Ergänzung zu einer maximalen Statintherapie behandelt (Schwartz et al. 2018). Während einer Nachbeobachtung von 2,8 Jahren führte die PCSK9-Inhibition zu einer Senkung des LDL-C von 92 mg/dl auf 48 mg/dl, was mit einer 15-%-Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse einherging. Beide Antikörper sind gut verträglich. Als häufigste Nebenwirkung treten Reaktionen im Bereich der Injektionsstelle auf. Des Weiteren bestehen gelegentlich grippale Symptome nach der Injektion.
Als alternative Strategie kann die Synthese von PCSK9 durch eine siRNA (Inclisiran) gehemmt werden, die eine zusätzliche Reduktion des LDL-C um 50 % erreicht (Ray et al. 2020). Bei der Verwendung der siRNA verlängert sich das Injektionsintervall auf 6 Monate, was sich günstig auf die Compliance auswirken sollte.
Cave
Die hohen Kosten der PCSK9-Inhibition haben in Deutschland zu einer Verordnungseinschränkung geführt, sodass die Gabe als Alternative zur Lipidapherese gestattet ist.
Als neuer Therapieansatz wird die Inhibition von Angiopoietin-like-Protein 3 (ANGPTL3) durch einen monoklonen Antikörper erreicht. ANGPTL3 inhibieren die Lipoproteinlipase, sodass eine LDL-R-unabhängige Reduktion des LDL-C um zusätzliche 50 % auftritt, wovon insbesondere Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie profitieren (Rosenson et al. 2020).
Weitere Möglichkeitkeiten der LDL-C-Senkung sind die Inhibition des MTP (Microsomal Transfer Protein) mit Lomitapide sowie eine siRNA gegen ApoB100. Beide Therapien konnten sich bei Induktion einer Steatosis hepatis sowie gastrointestinalen Nebenwirkungen nicht durchsetzen.

Behandlung der Hypertriglyzeridämie

Auch bei Patienten mit Hypertriglyzeridämie und hohem kardiovaskulären Risiko sollte primär auf eine zielwertorientierte Therapie des LDL-C geachtet werden (Mach et al. 2020). Als sekundäre Zielwerte ist die Konzentration des ApoB und/oder die Konzentration des Nicht-HDL-C (= Gesamtcholesterin – HDL-Cholesterin) zu beachten.
Da die VLDL-Partikel und VLDL-Remnantpartikel gut auf eine diätetische Therapie ansprechen, sollte primär eine Lebensstilmodifikation mit Verzicht auf schnell resorbierbare Kohlenhydrate, Alkohol sowie tierische Fette erfolgen.
Körperliche Aktivität von zumindest 30 min am Tag ist allen Patienten zu empfehlen. Bei Übergewicht und Adipositas ist eine Kalorienrestriktion um 300–500 kcal/Tag mit dem Ziel einer 10 %igen Gewichtsreduktion ratsam. Die zusätzliche medikamentöse Therapie kann bei Patienten mit hohem oder sehr hohem CV-Risiko erwogen werden (Mach et al. 2020).

Spezielle Situationen in der Therapie hoher Triglyzeride

Patienten mit besonders hohen Triglyzeriden (>1000 mg/dl) weisen ein erhöhtes Pankreatitisrisiko auf. Bei Vorliegen einer Pankreatitis sollte eine zügige Senkung der TG angestrebt werden, was über eine strikte Nahrungskarenz gelingt. Dies kann in der Akuttherapie durch die Gabe von Heparin zur Aktivierung der LPL und in der individuellen Abwägung mit einer Lipidapherese kombiniert werden. Eine chronische Anwendung der Lipidapherese ist bei Hypertriglyzeridämie nicht indiziert, was sich aus dem hohen Turnover mit schneller Synthese neuer triglyzeridreicher Lipidpartikel ableitet. In der Prophylaxe einer Pankreatitis ist neben einem Verzicht auf Alkohol und schnell resorbierbare Kohlenhydrate in Kombination mit einer medikamentösen Triglyzeridsenkung der Austausch gesättigter und einfach ungesättigter Fettsäuren gegen mittellangkettige (MCT) Fettsäuren zu erwägen, die Chylomikronen-unabhängig verstoffwechselt werden (Parhofer und Laufs 2019).

Medikamentöse Therapie der Hypertriglyzeridämie

Fibrate

Fibrate erhöhen den Katabolismus der Triglyzeride über die Aktivierung des Transkriptionsfaktors PPARα (Peroxisome Proliferator-activated Receptor α) wodurch eine 20–40 %ige Senkung triglyzeridreicher Lipidpartikel erreicht wird. Dies geht mit einer geringen Reduktion des LDL-C um 5–10 % und einer Erhöhung des HDL-C um 5–20 % einher, während das Lp(a) nicht beeinflusst wird. In verschiedenen, mittlerweile historischen Studien der Prästatinära gelang es, das kardiovaskuläre Risiko durch die Gabe von Fibraten zu senken. Dies ließ sich in jüngeren Studien bei Gabe des Fibrats zusätzlich zu einer bestehenden Statintherapie nicht bestätigen (Accord Study Group et al. 2010).
Metaanalysen lassen vermuten, dass ausschließlich Patienten mit hohen Triglyzeriden und gleichzeitig niedrigem HDL-C eine kardiovaskuläre Risikoreduktion durch eine Fibrattherapie erreichen.
Derzeit wird diese Hypothese unter Verwendung des neuen PPARα-Agonisten (Pemafibrat) bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko untersucht (NCT03071692) (Jun et al. 2010). Fibrate werden im Allgemeinen gut vertragen. Neben gastrointestinalen Beschwerden können Gallensteine und eine Myopathie auftreten. Gemfibrozil hemmt den Abbau von Statinen und darf bei erhöhtem Myopathierisiko nicht kombiniert werden. Andere Fibrate weisen ein geringeres Interaktionsrisiko auf und können mit Statinen kombiniert werden.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaenoic Acid [EPA] und Docosahexaenoic Acid [DHA]) reduzieren in hoher Dosierung (2–4 g am Tag) die Triglyzeride um etwa 30 %, was vermutlich über eine Aktivierung der PPAR-Transkriptionsfaktoren vermittelt wird. Während niedrige Dosen der Omega-3-Fettsäuren in verschiedenen Studien zu keiner Beeinflussung des kardiovaskulären Risikos führten, ließ sich in der REDUCE-IT-Studie durch hochdosierte Gabe von 4 g EPA/Tag eine 25-%-Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei 8000 Patienten mit hohen Triglyzeridspiegeln nachweisen (Bhatt et al. 2019). Diese Ergebnisse bestätigten sich in der STRENGTH-Studie unter Applikation von EPA und DHA in einer Dosis von 4 g/Tag unter Randomisierung von 13.078 Patienten jedoch nicht, sodass weitere Studien zur Bewertung des kardiovaskulären Nutzens einer hochdosierten Omega-3-Fettsäure-Therapie notwendig sind (Nicholls et al. 2020). Omega-3-Fettsäuren können zu gastrointestinalen Beschwerden führen.

Nikotinsäure

Nikotinsäure senkt die Triglyzeride über eine Inhibition der hepatischen Diacylglycerol-Acyltransferase 2, wodurch eine verminderte VLDL-Sekretion erreicht wird. Dies geht mit einer etwa 20-%-Reduktion des LDL-C sowie des Lp(a) und einer etwa 20-%-Steigerung des HDL-C einher. Nikotinsäure senkte weder in der aktuellen AIM-HIGH- noch der HPS2-Thrieve-Studie das kardiovaskuläre Risiko, sodass die Vermarktung in Europa eingestellt wurde (AIM-HIGH Investigators et al. 2011; HPS2-THRIVE Collaborative Group et al. 2014).
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