Beim
Morbus Fabry handelt es sich um eine X-chromosomal vererbte Erkrankung, die durch eine oder mehrere Mutationen des
GLA-Gens zu einem Mangel des
Enzyms α-Galaktosidase führt. Dieses Enzym wird zum Abbau von Glykosphingolipiden in der Zellwand benötigt. Die Auswirkungen dieser Stoffwechselerkrankung sind vielfältig. So kommt es zur Entwicklung einer Anhidrose, wiederkehrenden Fieberschüben, allgemeiner Abgeschlagenheit und erhöhten Entzündungsparametern im
Serum. Auch können Verdauungsstörungen hinzutreten. An der Hornhaut treten radspeichenartige
Trübungen (Cornea verticillata) auf. Darüber hinaus finden sich ausgeprägte
Elongationen der retinalen Blutgefäße. An der Haut treten typische lila-rötliche Angiokeratome, schwerpunktmäßig periumbilikal, aber auch am Gesäß, den Leisten sowie den Oberschenkeln, auf. Durch eine Schädigung der peripheren Nerven klagen die Patienten über lanzinierende Parästhesien. Ab dem 20. Lebensjahr kommt es als Ausdruck der zunehmenden Nierenschädigung zu einer Proteinurie. Todesfälle entstehen durch Herzinfarkt und
Schlaganfall. Man geht gegenwärtig davon aus, dass 4,9 % aller juvenilen Insulte (<45. Lebensjahr) bei Männern und 2,4 % bei Frauen auf einen Morbus Fabry zurückzuführen sind. Die
Prävalenz des Morbus Fabry liegt bei 1/40.000 Männern. Bei den Betroffenen lässt sich weniger als 1 % der verbleibenden
Enzymaktivität nachweisen. Frauen können genauso schwer erkranken wie Männer, bleiben aber viel häufiger asymptomatisch. Die primäre Diagnose erfolgt bei Männern durch die kostengünstige Bestimmung der Aktivität der α-Galaktosidase im Serum, während bei weiblichen Konduktorinnen bzw. in der Regel nur schwächer erkrankten Frauen alleine die molekulargenetische Untersuchung den Nachweis für die Erkrankung erbringen kann. Zu den typischen kardiovaskulären Komplikationen der Erkrankung zählen
Herzrhythmusstörungen, linksventrikuläre Hypertrophie,
Herzinsuffizienz, Myokardischämie und
Myokardinfarkt. Die gastrointestinalen Beschwerden werden auf Glykosphingolipidablagerungen in den Mesenterialgefäßen und den autonomen Ganglien zurückgeführt. Zerebrovaskuläre Komplikationen sind in der Regel auf eine mit der Erkrankung assoziierte
zerebrale Mikroangiopathie zurückzuführen. Im Krankheitsverlauf können die Patienten auch eine progressive Schwerhörigkeit und
Tinnitus entwickeln. Inzwischen steht das Enzym Agalsidase zur kausalen Behandlung und Enzymersatztherapie zur Verfügung. Während die mikrovaskuläre endotheliale Ablagerung von Globotriaosylceramid und die Beeinträchtigung der
Lebensqualität durch neuropathische Schmerzen signifikant von der Enzymersatztherapie profitieren, steht der Nachweis einer Reduktion von Mortalität und Morbidität durch eine Langzeitbehandlung aus. Bei Nachweis einer schon eingetretenen Nierenschädigung mit Proteinurie wird die zusätzliche Behandlung mit
ACE-Hemmern oder AT-I-Antagonisten empfohlen.