29.10.2021 | Mammakarzinom | Leitthema
Lymphknotenstaging beim Mammakarzinom – Beginn der Bedeutungslosigkeit?
verfasst von:
Prof. Dr. Thorsten Kühn
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 12/2021
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Zusammenfassung
Der Lymphknotenstatus ist der wichtigste Prognosefaktor beim Mammakarzinom. Adjuvante systemische Therapieentscheidungen orientieren sich aber zunehmend an der Tumorbiologie und der Ansprechwahrscheinlichkeit des Tumors auf eine spezifische Therapie. Dies gilt insbesondere für triple-negative- oder HER2-positive Tumoren, bei denen unabhängig vom Nodalstatus eine Chemotherapie indiziert ist. Bei Luminal-B-Tumoren werden zunehmend Gensignaturen eingesetzt, sodass in einigen Kollektiven auch bei positivem Nodalstatus auf eine Chemotherapie verzichtet werden kann. Wenngleich der Anteil an Patientinnen, bei denen die Erfassung des pN-Stadiums für die systemische Therapieentscheidung erforderlich ist, kleiner wird, basieren zahlreiche systemische Behandlungsempfehlungen, z. B. für prämenopausale Patientinnen mit luminalen Tumoren, weiterhin auf dem Nodalstatus. Für die Indikationsstellung zu einer adjuvanten Radiotherapie (RT) ist das ypN-Stadium noch von hoher Bedeutung. Dies gilt für das Zielvolumen bei der brusterhaltenden Therapie sowie für die Indikation zu einer RT der Thoraxwand nach Mastektomie oder der extraaxillären Lymphabflussgebiete. Nach einer neoadjuvanten Chemotherapie (NACT) spielt das axilläre Staging eine untergeordnete Rolle für die Planung der postneoadjuvanten Systemtherapie, ist aber für die lokoregionäre Therapie von erheblicher Bedeutung. Daher erscheint ein Verzicht auf die Bestimmung des pN-Stadiums aktuell nur in sehr kleinen Subgruppen möglich. Vor dem Hintergrund der abnehmenden Bedeutung des Nodalstatus bei primär operierten Patientinnen erscheint eine selektive Indikationsstellung, die sich zielgerichtet an den nachfolgenden Therapieentscheidungen orientiert, sinnvoll.