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Die Intensivmedizin
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Publiziert am: 22.03.2023

Schmerz, Sedierung und Delir

Verfasst von: Claudia Spies, Björn Weiß, Alawi Lütz und Anika Müller
Analgesie, Sedierung und Delirmanagement sind herausfordernde Elemente einer intensivmedizinischen Behandlung und können den Behandlungserfolg verbessern, aber auch die Behandlung verzögern und das Behandlungsergebnis gefährden. Im folgenden Kapitel wird das integrative Gesamtkonzept des Managements von Analgesie, Sedierung und Delir vorgestellt und es wird systematisch dargestellt, wie ein solches Management gelingen kann. Für jede der Domänen wird hierzu erläutert, wie ein situationsadaptiertes, validiertes Monitoring erfolgen kann. Im Weiteren wird das evidenzbasierte Therapieziel für die Domäne erläutert und dann beschrieben, wie mit pharmakologischen und nicht pharmakologischen Therapieansätzen ein wacher, kooperativer, angst-, schmerz- und delirfreier Patient zu erreichen ist.

Zusammenfassung

Analgesie, Sedierung und Delirmanagement sind herausfordernde Elemente einer intensivmedizinischen Behandlung und können den Behandlungserfolg verbessern, aber auch die Behandlung verzögern und das Behandlungsergebnis gefährden. Im folgenden Kapitel wird das integrative Gesamtkonzept des Managements von Analgesie, Sedierung und Delir vorgestellt und es wird systematisch dargestellt, wie ein solches Management gelingen kann. Für jede der Domänen wird hierzu erläutert, wie ein situationsadaptiertes, validiertes Monitoring erfolgen kann. Im Weiteren wird das evidenzbasierte Therapieziel für die Domäne erläutert und dann beschrieben, wie mit pharmakologischen und nicht pharmakologischen Therapieansätzen ein wacher, kooperativer, angst-, schmerz- und delirfreier Patient zu erreichen ist.

Einführung

Integratives Gesamtkonzept zur Analgesie, Sedierung und dem Management von Schmerzen, Stress und Delir.

Das Management von Sedierung, Schmerzen, Stress, Angst und dem Delir ist Bestandteil jeder intensivmedizinischen Behandlung. Ähnlich wie Ernährung und Physiotherapie gehört es zur Grundversorgung intensivpflichtiger Patienten und trägt unabhängig von der zu Grunde liegenden Erkrankung maßgeblich zum Behandlungserfolg bei. In Deutschland stellt es zudem einen Qualitätsindikator der intensivmedizinischen Versorgung dar. Besonders relevant ist das Management, weil Delirien und Fehler im Analgosedierungs- und symptomorientierten Management mit funktionellen Langzeitbeeinträchtigungen assoziiert sind. Dazu zählen neben kognitiven Störungen auch Störungen der mentalen Gesundheit sowie Beeinträchtigungen der Mobilität. (Herridge et al. 2011; Olafson et al. 2021; Pandharipande et al. 2013)
Zu einem multimodalen Management zählen in diesem Zusammenhang die Definition von Zielvorgaben, das Monitoring mit validierten Messinstrumenten, sowie der zielgesteuerte Einsatz von pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Therapieansätzen. Die Sedierung von intensivpflichtigen Patienten ist dabei grundsätzlich zu vermeiden. Der Einsatz von Sedativa zum Erreichen einer tiefen Bewusstlosigkeit bleibt heute wenigen Indikationen vorbehalten.
Mit der Implementierung von Behandlungsprotokollen lässt sich der intensivstationäre Verlauf und letztendlich das Behandlungsergebnis von intensivpflichtigen Patienten nachhaltig verbessern. Die aktuellen Behandlungsempfehlungen für kritisch kranke Patienten sind in der 2021 online publizierten S3-Leitlinie „Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin“ zusammengefasst. (Taskforce 2021) Diese Leitlinie reflektiert den interdisziplinären Konsens von 17 Fachgesellschaften. Die Vorgängerversion der Leitlinie wurde 2015 als DAS-Leitlinie veröffentlicht. (Taskforce 2015) Seit 2010 ist das Delirmanagement fester Bestandteil in den Handlungsempfehlungen.
Ziel des integrativen Managements von Delir, Analgesie und Sedierung ist der wache, kooperative, schmerz-, angst- und delirfreie Patient, der spontan atmet und aktiv an dem Genesungsprozess und den damit verbundenen Entscheidungen teilnehmen kann (siehe Abb. 1). Die Leitlinie fasst dies in ihrem Leitsatz zusammen.
Dies gilt unabhängig davon, ob der Patient beatmet oder nicht-beatmet ist, wobei erwähnt sei, dass die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen insbesondere bei Patienten mit orotrachealem Tubus anspruchsvoll ist und multiprofessionelle Strategien nötig sind, die Ärzte, Pflegende und andere an der Behandlung beteiligte Heilberufe einschließen. Das Konzept setzt voraus, dass Ziele bezüglich Sedierungs- und Schmerzmanagement konkret definiert, angepasst und in regelmäßigen Abständen gemessen werden. Nur so lässt sich eine auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Therapie realisieren.

Analgesie

Monitoring von Schmerz und Analgesie

Die Kommunikation mit schwerstkranken Patienten unterliegt Besonderheiten, da die Kommunikationsfähigkeit des Patienten eingeschränkt sein kann.
Kommunikationsbarrieren können sich zum einen aus einer Beatmung ergeben (z. B. Tubus), zum anderen aus patientenbezogenen Faktoren, wie einem Delir oder Symptomen im Rahmen von anderen Störungen des ZNS und PNS. So kann sich ein bewusstseinsklarer Patient im Rahmen einer Critical Illness Polyneuropathie/Criticall Illness Myopathie durch eine profunde Schwäche unter Umständen nicht oder nur sehr eingeschränkt äußern. In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Schmerzen gerade bei Intensivpatienten regelhaft unterschätzt werden und daher Patienten häufig nicht adäquat schmerztherapiert sind. (Krampe et al. 2021; Novaes et al. 1997) Um eine adäquate Schmerztherapie zu gewährleisten, muss das Schmerzintensitätsniveau der Patienten engmaschig überwacht werden.
Für Patienten, die ihr Schmerzniveau selbst beurteilen können, ist die individuelle Selbstauskunft mittels validierter Schmerzskala Goldstandard zur Schmerzmessung. Hierzu stehen eine Reihe von Skalen, wie zum Beispiel die Numerische Rating Skala (NRS), die Visuelle Analog Skala (VAS) oder die Verbale Rating Skala (VRS)) zur Verfügung. Die „visually enlarged and laminated“ NRS-V gilt aktuell als Referenzstandard unter den Selbsteinschätzungsskalen (siehe Abb. 2). (Chanques et al. 2010)
Bei Patienten, die keine Selbstauskunft zum aktuellen Schmerzniveau geben können, müssen standardisierte Fremdeinschätzungsinstrumente wie zum Beispiel die „Behavioural Pain Scale (BPS)“ zur Beurteilung der Schmerzstärke herangezogen werden (siehe Tab. 1). Eine modifizierte Version der BPS für nicht intubierte Patienten (BPS-NI) kommt dann zum Einsatz, wenn solche Patienten keine Selbsteinschätzung ihrer Schmerzintensität vornehmen können (z. B. im Delir). (Chanques et al. 2009; Payen et al. 2001) An Stelle des Kriteriums „Anpassung an das Beatmungsgerät“ werden hier „Vokalisation/Schmerzlaute“ bewertet. Neben BPS und BPS-NI stehen auch andere Fremdeinschätzungsinstrumente wie z. B. das „Critical-Care-Pain-Observation-Tool (CPOT)“ zur Verfügung (siehe Tab. 2).
Tab. 1
Behavioral Pain Scale; nach Payen et al.
ITEM
BESCHREIBUNG
PUNKTE
Gesichtsausdruck:
Entspannt
1
 
Teilweise angespannt
2
 
Stark angespannt
3
 
Grimassieren
1
Obere Extremität:
Keine Bewegung
1
 
Teilweise Bewegung
2
 
Anziehen mit Bewegung der Finger
3
 
Ständiges Anziehen
1
Adaptation an Ventilator:
1
 
Seltenes Husten
2
 
Gegenatmung
3
 
Keine kontrollierte Beatmung möglich
4
Tab. 2
Vereinfachtes Schema zur Auswahl des Testverfahrens zur Schmerzerfassung abgestimmt auf Beatmungsstatus, Delir und Sedierung. RASS: Richmond-Agitation and Sedation Scale; NRS-V: Numeric Rating Scale, visually enlarged and laminated; BPS: Behavioural Pain Scale; BPS-NI: Behavioural Pain Scale, not intubated; 1) Delirmonitoring mit einem Delirmessinstrument gilt als Zuverlässig bei einem RASS von -2 bis +4. Ist der RASS <-2 lassen sich keine zuverlässigen Aussagen über den Delirstatus treffen
https://media.springernature.com/b30/springer-static/image/chp%3A10.1007%2F978-3-642-54675-4_42-2/MediaObjects/28639_0_De_42-2_Tab2_HTML.png?as=jpg&s=1
Obwohl diese Messinstrumente zur Verfügung stehen, konnte in Studien gezeigt werden, dass das subjektive Schmerzerleben nur eine moderate Korrelation mit den Selbsteinschätzungsinstrumenten zeigt. (Gelinas und Johnston 2007; Tousignant-Laflamme et al. 2010).
Die apparative Messung von Schmerz wäre in diesem Zusammenhang ein wünschenswertes Hilfsmittel um das Schmerzniveau insbesondere bei nicht kommunikationsfähigen Patienten zu erfassen. Allerdings unterliegen Messungen wie z. B. die des Hautwiderstandes oder des pupillären Dilatationsreflexes vielen Störfaktoren. Dazu zählen im intensivmedizinischen Bereich insbesondere Pharmaka wie z. B. Alpha-2-Agonisten, Betablocker oder eine Katecholamintherapie. Bisher konnte nur im postoperativen Kontext gezeigt werden, dass die Messung des pupillären Dilatationsreflexes gut mit der individuellen Schmerzwahrnehmung korreliert (Aissou et al. 2012).
Praxis:
Eine Schmerztherapie sollte immer an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Als Interventionsgrenze gilt eine NRS-V von > 4. Ist die NRS-V = 4, hängt die Intervention vom Patientenwunsch ab. Beim BPS und dem BPS-NI gilt ein Zielwert < 6.

Analgetika im Rahmen der intensivmedizinischen Therapie

Einführung: Analgetika

Schmerzen auf der Intensivstation sind vielfältiger Ätiologie und bedürfen einer situationsgerechten, adäquaten Behandlung. Grundsätzlich sollte auch bedacht werden, dass Schmerzspitzen – beispielsweise im Rahmen von Interventionen- eine Bedarfsmedikation in vielen Situationen sinnvoll und möglich machen. Insbesondere letztere können zu einer akuten, erheblichen Schmerzzunahme führen (3–4 Punkte auf der NRS-V) und müssen daher vorausschauend therapiert werden.
Wünschenswerte Eigenschaften eines Analgetikums:
  • Bedarfsgerechte Anwendbarkeit
  • Schneller Wirkeintritt
  • Schnelle Wirkbeendigung
  • Lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung
  • Keine sedierende Wirkung
  • Keine Akkumulation von aktiven Metaboliten
  • Keine organabhängige Metabolisierung
Keine der bisher verfügbaren Substanzen erfüllt alle diese Eigenschaften, sodass die Entscheidung zugunsten einer Substanz oder Substanzkombination individuell getroffen werden muss. Eine Therapie nach dem WHO-Stufenschema ist häufig auch im intensivmedizinischen Bereich anwendbar.

Applikationswege

Grundsätzlich steht eine Vielzahl von Applikationswegen für Analgetika zur Verfügung. Neben der intravenösen Applikationsform, besteht die Möglichkeit Analgetika oral, rektal, transdermal, transmukosal, epidural, subkutan oder intramuskulär zu applizieren. Im intensivmedizinischen Kontext führen nicht-intravenöse parenterale Applikationswege durch Mikrozirkulationsstörungen häufig zu verlängertem Wirkeintritt und konsekutiven Dosierungsproblemen. Bei enteralen Applikationsformen hängen Wirkspiegel maßgeblich von der gastrointestinalen Motilität und der Resorptionsfähigkeit ab. Zudem können retardierte Formulierungen aufgrund ihrer Galenik nicht zur Verabreichung über eine enterale Sonde geeignet sein. Insgesamt bleibt die intravenöse Verabreichung aktuell Applikationsform der ersten Wahl.

Opioidanalgetika

Opioide finden einen breiten Einsatz im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung. Dabei können sowohl patientengesteuerte Applikationsformen, als auch fremdgesteuerte, kontinuierliche oder bedarfsadaptierte Applikationsformen angewendet werden. Im deutschen Raum kommen für die kontinuierliche Applikation typischerweise Fentanyl, Sufentanil und Remifentanil zur Anwendung. Für die diskontinuierliche Gabe wird in Deutschland sowohl für fremdgesteuerte, wie patientengesteuerte Verfahren führend Piritramid eingesetzt. Patientenkontrollierte Verfahren haben einen positiven Effekt auf die Patientenzufriedenheit und das Erreichen des gewünschten Analgesieniveaus. Fremdgesteuerte Verfahren kommen dennoch häufig zum Einsatz. Insbesondere bei deliranten Patienten oder solchen mit vorbestehenden kognitiven Funktionseinschränkungen, sollte fremdgesteuerten Verfahren der Vorzug gegeben werden.
Praxis:
Das abrupte Absetzen von Opioiden kann zu unkontrollierten Schmerzzuständen und Entzugssymptomatik führen. Dauerinfusionen sollten daher ausgeschlichen und in eine Bedarfsmedikation überführt werden. Zusätzlich kann der Einsatz von Adjuvantien wie z. B. Clonidin sinnvoll sein (siehe 2.2.6.1). Patientenkontrollierten Analgesieverfahren sollten bevorzugt zum Einsatz kommen.

Nicht-Opioid Analgetika

Die Anwendung von Nicht-Opioidanalgetika sollte nach strenger Nutzen-Risiko Abwägung erfolgen und es sollte eine individuelle, patientenabhängige Entscheidung getroffen werden. Beim günstiger Nutzen-Risiko Evaluation können diese mit einer Opioidtherapie kombiniert werden oder diese ersetzen. Während die US-amerikanische Leitlinie die Gabe von Acteaminophen oder Nefopam (NSAIDs) explizit als standardmäßige Co-Analgetikatherapie oder als Ersatz von Opioiden vorschlägt, fokussieren die deutschen Leitlinien auf einen Einsatz unter strenger Berücksichtigung der Nutzen-Risiko Konstellation.
Potenziell positive Nebeneffekte sind die zusätzlichen antiypyretischen und antiphlogistischen Effekte.
Durch Nicht-Opioid-Analgetika kann überdies eine Dosisreduktion der Opioide erreicht werden. Hierdurch können unerwünschte Wirkungen wie eine Darmparalyse, Nausea und Emesis reduziert werden. In Deutschland kommen vornehmlich Metamizol und Paracetamol zum Einsatz. Eine engmaschige Kontrolle des Blutbildes ist bei Metamizol zu empfehlen, da es zu einer schweren Agranulozytose kommen kann. COX-II Inhibitoren sind unter Berücksichtigung der Kontraindikationen ebenfalls grunsätzlich geeignet. Unerwünschte Wirkungen umfassen neben gastrointestinalen Komplikationen (Ulkus, Anastomoseninsufizienzen) eine Reduktion der renalen Perfusion über eine reduzierte vasoldilatative Wirkung am Vas afferens. Entsprechend sind Nicht-Opioidanalgetika nicht in jeder klinischen Konstellation geeignet.

Regionale Katheterverfahren im intensivmedizinischen Bereich

Neuroaxiale und periphere Regionalverfahren erfreuen sich einer großen Beliebtheit in der Anästhesie und werden alleine oder in Kombination mit einer Allgemeinanästhesie angewendet. So kann peri- und postoperativ häufig mit sehr geringen Dosen von Opioiden eine suffiziente Analgesie erreicht werden. Insbesondere rückenmarksnahe Verfahren, wie eine Peridualanästhesie, erhöhen zudem die gastrointestinale Motilität durch eine Sympathikusblockade. Dieser Aspekt ist für intensivpflichtige Patienten von Bedeutung, da eine gastrointestinale Paralyse eine häufige Komplikation im Rahmen einer Intensivtherapie darstellt. Die Anlage von rückenmarksnahen und peripheren Regionalverfahren unterliegt den gleichen Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsstandards wie in der Anästhesiologie. Es gebietet sich, eine gründliche Nutzen-Risiko Bewertung vorzunehmen.
CAVE: Da rückenmarksnahe Verfahren mit nicht unerheblichen Komplikationen verbunden sein können, ist die Überprüfung der motorischen Funktion als Ausschlussdiagnostikum für eine epidurale/spinale Raumforderung mindestens zweimal pro Tag erforderlich. Entsprechend ist im Verlauf durch das behandelnde Team zu gewährleisten, dass der Patient zweimal pro Tag einer neurologischen Untersuchung zugänglich ist. Die aktuelle Leitlinie der DGAI zur Antikoagulation vor Katheteranlage und Katheterentfernung ist unbedingt zu beachten.
Als Kontraindikationen gelten:
  • Schock mit hochdosierter Katecholamintherapie
  • Infektionen oder frische Blutungen im ZNS-Bereich
  • erhöhter Hirndruck
  • spezifische neurologische Erkrankungen ohne Dokumentation
  • Aortenklappen- oder Mitralklappenstenose
  • manifeste Gerinnungsstörung (auch durch Antikoagulation)
  • lokale Hautinfektionen im Punktionsbereich
  • Allergien gegen Lokalanästhetika oder sonstige Bestandteile
  • fehlende Einwilligung des Patienten oder gesetzlichen Vertreters.

Adjuvante Substanzen im Rahmen der analgetischen Therapie

Alpha-2-Adrenorezeptoragonisten
Der Alpha-2-Adrenorezeptoragonist Clonidin wird seit den sechziger Jahren als Antihypertensivum eingesetzt. Durch Aktivierung des präsynaptischen Alpha-2-Rezeptors wird die Ausschüttung des Neurotransmitters Noradrenalin verhindert. Das Wirkspektrum umfasst neben der antihypertensiven Wirkung zusätzlich co-analgetische, sedierende und anxiolytische Wirkungen. Die analgetische Wirkung wird über Alpha-2-Rezeptoren im Rückenmark vermittelt. Zu berücksichtigen ist die bradykardisierende Wirkung von Alpha-2-Agonisten. Bei bradykarden Herzrhythmusstörungen sind Alpha-2-Agonisten daher kontraindiziert. Zudem kann Clonidin die gastrointestinale Motilität negativ beeinflussen.
Zusätzlich steht der selektivere Alpha-2-Rezeptor Agonist Dexmedetomidin zur Verfügung, der eine kürzere Halbwertszeit hat. Die terminale Eliminationshalbwertszeit liegt auch bei einer Infusionsdauer von > 72 h bei etwa 2 h. Der Einsatz von Dexmedetomidin war neben dem sedierenden und co-analgetischen Effekts mit einer geringeren Delirinzidenz im Vergleich zu Midazolam assoziiert. (Riker et al. 2009) Dieser Effekt konnte für den weniger selektiven Alpha-2-Agonisten Clonidin nur bei Alkoholentzugsdelir gezeigt werden. (Spies et al. 2003) Typische unerwünschte Wirkungen sind eine dosisabhängige Bradykardie, sowie eine Hypotension. Wie auch bei anderen Analgetika und Sedativa wird eine entsprechende Titration der Substanzen bis zur erwünschten Wirkung empfohlen. Neuere Studien zeigen, dass unter Dexmedetomidin kein Überlebensvorteil zu erwarten ist, es aber eine wichtige Rolle in der multimodalen Therapie zur Stressreduktion insbesondere in der Weaning-Phase spielen kann. (Reade et al. 2016; Shehabi et al. 2019)
Ketamin
Ketamin ist ein analgetisch und hypnotisch wirkendes Anästhetikum, das auch auf Intensivstationen zum Einsatz kommt. Es wirkt inhibitorisch auf glutamaterge NMDA-Rezeptoren und zeigt in niedriger Dosierung vornehmlich einen analgetischen Effekt. Ketamin verursacht eine dissoziative Anästhesie in hohen Dosen. Diese kann mit Alpträumen und Halluzinationen einhergehen. Ebenso sind Speichelfluss sowie ein erhöhter Blutdruck typische Effekte. Die halluzinogene Wirkung bedingt, dass es in der Praxis, wenn höhere Dosen eingesetzt werden, häufig mit einem Benzodiazepin oder Propofol kombiniert wird. Im Falle einer niedrigen Dosierung (z. B. beim Postamputationsschmerz), ist dies in der Regel nicht notwendig. Für Ketamin wird eine zusätzliche neuroprotektive Wirkung diskutiert. Kleinere Untersuchungen haben gezeigt, dass unter Ketamin eine größere hämodynamische Stabilität unter Einsparung von Katecholaminen erreicht werden kann. Dies kann sich positiv auf den zerebralen Perfusionsdruck auswirken. Zum neuroprotektiven Potenzial gibt es widersprüchliche Daten.

Sedierung, Stress und Anxiolyse

Neue Sedierungskonzepte

Studien seit Beginn der 2000er-Jahre zeigen konsistent, dass die Sedierung von intensivpflichtigen Patienten vermieden werden sollte. Sie ist mit einer signifikant erhöhten Mortalität, einer verlängerten Intensivbehandlungsdauer, Beatmungsdauer, sowie einer längeren Krankenhausbehandlungsdauer verknüpft. (Shehabi et al. 2012a) Die frühe, tiefe Sedierung von Patienten innerhalb der ersten 48 Stunden nach Intensivaufnahme ist mit einem signifikant schlechteren Behandlungsergebnis noch nach einem Jahr verknüpft. (Balzer et al. 2015; Shehabi, Bellomo, Reade, Bailey, Bass, Howe, McArthur, Seppelt, Webb, Weisbrodt, et al. 2012b)
Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass immer auf den Einsatz von Sedativa verzichtet werden kann. Insbesondere zur Stressreduktion und zur Behandlung von Agitationszuständen kann es notwendig sein, Substanzen mit sedierendem Wirkprofil symptomorientiert einzusetzen. (Strom et al. 2010) In speziellen Situationen kann auch eine tiefe Sedierung medizinisch indiziert sein. Hierzu zählen Kurznarkosen im Rahmen einer Intervention oder die therapeutische Sedierung im Rahmen der Neurointensivmedizin. Eine große, multizentrische Studie fand selbst in der Therapie des moderaten und schweren ARDS keinen Vorteil in der tiefen Sedierung und Muskelrelaxierung gegenüber einer Sedierung mit dem Ziel des wachen und aufmerksamen Patienten. (Moss et al. 2019) Eine pauschale Indikation zur tiefen Sedierung erscheint hier nicht gerechtfertigt, sondern es bedarf einer individuellen Festlegung.
Ist eine tiefe Sedierung in einem Fall notwendig, sollte das Sedierungsziel schnell erreicht werden. Mit Wegfall der Indikation soll der Patient möglichst rasch wieder einem Protokoll für keine/leichte Sedierung zugeführt werden (Ziel-RASS 0/-1). Hierbei ist der Anspruch an die Steuerbarkeit der Sedativa besonders hoch, um eine unbeabsichtigte, prolongierte Übersedierung zu vermeiden. Neben der Auswahl der geeigneten Substanz (oder Substanzkombination) sind zusätzlich die Definition von Behandlungszielen und das engmaschige Monitoring mit einer validierten und zuverlässigen Messskala notwendig. Muss ein Patient zeitweise tief sediert werden, so ist die Durchführung eines täglichen Aufwach- und Spontanatmungsversuches unerlässlich. Bereits 1996 konnten Ely und Kollegen zeigen, dass ein protokollbasierter Spontanatmungsversuch mit definierten Abbruchkriterien einer individuellen ärztlichen Festlegung, ob ein Patient vom Respirator entwöhnt werden kann, überlegen ist. (Ely et al. 1996) Durch protokollbasierte Aufwachversuche kann die Beatmungsdauer zusätzlich um zwei Tage reduziert und die beatmungsassoziierte Komplikationsrate signifikant gesenkt werden. (Kress et al. 2000) Die Kombination von Aufwach- und Spontanatmungsversuchen ist mit einer signifikanten
Reduktion der Mortalität verbunden. (Girard et al. 2008)
Praxis:
Eine therapeutische tiefe Sedierung findet heute nur noch im Rahmen eines erhöhten intrakraniellen Druckes oder zur Durchbrechung eines persistierenden Status epilepticus statt.
CAVE: Eine tiefe Sedierung ist mit einem schlechteren Behandlungsergebnis assoziiert und sollte nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen. Hier sollte Sie mit kombinierten Aufwach- und Spontanatmungsversuchen verbunden werden. Diese ersetzen aber keine Wachheit.

Messung der Sedierungstiefe

Nur durch die Festlegung individueller Sedierungsziele und regelmäßiger Überprüfung der aktuellen Sedierungstiefe mit Hilfe valider Messinstrumente kann eine akzidentelle Übersedierung vermieden werden.
Die „Richmond Agitation-Sedation Scale (RASS)“ ist klinischer Referenzstandard zur Messung der Sedierungstiefe und Schwere von Agitation und erreicht in der Vorversion der amerikanischen Guidelines zum Thema Schmerz, Agitation und Delir die besten psychometrischen Ergebnisse in einer Testung. Anhand einer zehnstufigen Skala wird die Reaktion des Patienten auf Ansprache und taktilen Stimulus bewertet. Klinischer Vorteil der Skala ist die hohe Reliabilität, welche sich aus der hohen Standardisierung der Durchführung ergibt (siehe Tab. 3).
Tab. 3
Richmond Agitation and Sedation Scale, nach Sessler et al. (2002)
Punkte
Bewertung
Beschreibung
+4
Sehr streitlustig
Offene Streitlust, gewalttätig, unmittelbare Gefahr für das Personal
+3
Sehr agitiert
Zieht oder entfernt Schläuche oder Katheter; aggressiv
+2
Agitiert
Häufige ungezielte Bewegung, atmet gegen das Beatmungsgerät
+1
Unruhig/Ångstlich
Ångstlich, aber Bewegungen nicht aggressiv oder lebhaft
0
Aufmerksam, ruhig
 
–1
Schläfrig
Nicht ganz aufmerksam, aber erwacht anhaltend durch Stimme (>10 s)
–2
Leichte Sedierung
Erwacht kurz mit Augenkontakt durch Stimme (<10 s)
–3
Mäßige Sedierung
Bewegung oder Augenöffnung durch Stimme (aber keinen Augenkontakt)
–4
Tiefe Sedierung
Keine Reaktion auf Stimme, aber Bewegung oder Augenöffnung durch körperlichen Reiz
–5
Nicht erweckbar
Keine Reaktion auf Stimme oder körperlichen Reiz
Praxis:
Ein Sedierungsziel sollte mindestens einmal pro Tag definiert werden. Die Sedierungstiefe und Schwere der Agitation soll mindestens alle 8 Stunden mit der RASS gemessen und dokumentiert werden.

Einsatz von Sedativa im Rahmen der Intensivmedizin

Die Einteilung in Kurz-, Mittel- und Langzeitsedierung ist heute noch üblich und gibt eine Hilfestellung bei der Wahl der auszuwählenden Substanzen und findet in nationalen und internationalen Leitlinien Anwendung. Neuere Studien legen nahe, zusätzlich eine klinische Unterscheidung nach Sedierungsziel vorzunehmen. Im Regelfall soll ein wacher, kooperativer Patient angestrebt werden und nur in Ausnahmefällen sollte eine tiefe Sedierung erzielt werden. Entsprechend erfolgt in dieser Darstellung die Einteilung nach Sedativa zur „tiefen Sedierung“ (definiert als Ziel-RASS <-3) oder nach Sedativa die symptomorientiert zur Anwendung kommen (Ziel-RASS 0/-1).

Einsatz von Sedativa zur tiefen Sedierung im Rahmen der Intensivbehandlung

Die tiefe Sedierung ist auf wenige, spezielle Indikationen beschränkt (siehe 4.1). Für eine Sedierungsdauer < 7 Tage und einem Patientenalter > 16 Jahren ist Propofol das empfohlene Sedativum zum Erreichen einer tiefen Bewusstlosigkeit. Es gilt im Vergleich zu Benzodiazepinen als besser steuerbar. (Carson et al. 2006; Fong et al. 2007; Martin et al. 2010b) Limitiert ist die Anwendung durch die potenziell lebensbedrohliche Nebenwirkung eines Propofolinfusionssyndroms (PRIS). Dieses ist vor allem bei längerer Anwendung in hoher Dosis beschrieben und auf eine mitochondriale Dysfunktion zurückzuführen. Manifestationsort sind Herz- und Skelettmuskulatur und es geht mit einer Rhabdomyolyse, Herzrhythmusstörungen und einer schweren metabolischen Azidose einher. Bei Anwendung von Propofol als kontinuierliches Sedativum ist die engmaschige Überwachung von Rhabdomyolyseparametern und des Säure-Basen-Haushalts dringendst empfohlen. Die Grünfärbung des Urins unter Propofol gilt als gutartige und harmlose Nebenwirkung, die auf einen chromophoben Metaboliten zurückzuführen ist. Besonders bei alkalischem pH-Wert des Urins kann die Grünverfärbung auftreten. Bei einer länger andauernden Sedierung, muss ein individuelles Konzept festgelegt werden. Als Modulatoren am GABA-A Rezeptor kommen neben Propofol nur Benzodiazepine in Betracht. Hierbei ist Midazolam das im europäischen Raum am häufigsten verwendete Sedativum in der Intensivtherapie. (Martin et al. 2006) Benzodiazepine zeichnen sich durch eine große therapeutische Breite aus, haben allerdings einige schwerwiegende Nachteile, wie ein prodelirogenes Potenzial, eine potenzielle Toleranz und eine unvorhersehbare Wirkdauer durch Akkumulation (Pandharipande et al. 2006). Daher bleibt insbesondere das im US-amerikanischen Raum verwendete, länger wirksame Benzodiazepin Lorazepam in Deutschland speziellen Anwendungsgebieten wie der Therapie des Status epilepticus vorbehalten. Das in Deutschland zur Sedierung in der Intensivmedizin zugelassene Lormetazepam hat die Vorteile der Zytochrom P450 unabhängigen Biotransformation (Doenicke et al. 1991). Es gibt aktuell noch keine randomisiert-kontrollierte Studie, die Lormetazepam als Sedativum im Rahmen der Intensivmedizin untersucht, allerdings Anwendungsbeobachtungen die nahelegen, dass es ein Benzodiazepin mit besserer Steuerbarkeit ohne ein Risiko für eine Übersedierung sein könnte.
Praxis:
Volatile Anästhetika wie Isofluran und Sevofluran bieten eine Alternative zur tiefen Sedierung. Ein Vorteil bietet die gute Steuerbarkeit und das in der Regel rasche Erwachen des Patienten nach Beendigung der Anwendung. Nachteil ist vor allem die verhältnismäßig aufwendige Applikationsform. Es stehen für den intensivmedizinischen Bereich Applikatoren zur Verfügung, die mit Intensivrespiratoren kompatibel sind.
Da eine tiefe Sedierung nur bedingt durch klinische Messinstrumente gesteuert werden kann, können apparative Verfahren zum Einsatz kommen. In der Regel kommen Verfahren aus dem anästhesiologischen Bereich zum Einsatz, die EMG und EEG-Daten (in der Regel vereinfachte Ableitungen) messen und in einen „Narkosetiefenindex“ umrechnen. Eine Anwendung muss für den Individualfall abgewogen werden, da eine valide Funktion nicht zuletzt aufgrund von zahlreicher Einflussfaktoren nicht gewährleistet werden kann.

Symptomorientierter Einsatz von Substanen mit sedierendem Wirkprofil beim wachen und kooperativen Patienten

Der Einsatz von Pharmaka zur symptomorientierten Behandlung von Angst, Stress und Unruhe kann dann gerechtfertigt sein, wenn differenzialdiagnostisch andere Ursachen (z. B. Schmerzen) ausgeschlossen sind. Für Unruhe (RASS ≥ +1) lässt sich im günstigsten Fall eine konkrete Ursache eruieren, die spezifisch therapiert werden kann. Die vorschnelle Gabe eines Sedativums verschleiert wegweisende Symptome und verhindert so eine Therapie. Wird die Indikation zur Gabe von Substanzen mit sedierendem Wirkprofil gestellt, sollte eine Symptomquantifizierung erfolgen. Nur so kann eine geeignete Substanz zum Einsatz kommen.
Zur symptomorientierten Therapie von Stress, Angst, Unruhe und Agitation stehen grundsätzlich Alpha-2-Agonisten, Neuroleptika und Benzodiazepine zur Verfügung. Bei Letzteren ist die Indikation insbesondere wegen ihres prodelirogenen Potenzials streng zu stellen. Der Einsatz ist jedoch bei ausgeprägter Angstsymptomatik rational begründbar.
Alpha-2-Agonisten sind geeignete Substanzen zur Stressreduktion und symptomatischen Behandlung von Agitation. Propofol wirkt in subtherapeutischen Dosen euphorisierend und antiemetisch, hat in höherer Dosis allerdings einen Bewusstseinsverlust zur Folge. Hierdurch eignet es sich vornehmlich für das Erreichen von tiefen Sedierungsstadien und spielt in der symptomorientierten Therapie keine relevante Rolle.
Neben pharmakologischen Maßnahmen sollten zusätzlich nicht-pharmakologische Maßnahmen zum Einsatz kommen, die der Reorientierung und der Anxiolyse dienen. Durch einfache Maßnahmen wie das Tragen einer Brille oder eines Hörgerätes, lässt sich Angst vermindern. Auch der intensive Kontakt zu nahestehenden Personen kann anxiolytisch wirken. Erschöpfung am Respirator, Desynchronisation und konsekutive Dyspnoe sollte mit einer alternativen Respiratoreinstellung begegnet werden und nicht primär zum Einsatz von Sedativa führen. Eine differenzierte neurologische Untersuchung zum Ausschluss einer primären Enzephalopathie ist ebenfalls dringend empfohlen sofern der Patient neu aufgetretenen Veränderungen von quantitativem oder qualitativem Bewusstsein zeigt.
Typische Ursachen für Angst, Unruhe, Stress und vegetative Symptome während einer intensivmedizinischen Behandlung:
  • Desorientierung
  • Angst
  • Dyspnoe
  • Übelkeit
  • Harndrang/Stuhldrang
  • Unbequeme Position im Bett
  • Hirnorganische Pathologie (z. B. intrazerebrale Blutung)

Delir

Einführung

Das Delir im Rahmen einer Intensivtherapie ist häufig und betrifft je nach untersuchtem Patientenkollektiv zwischen 20 % und fast 90 % der Patienten. (Luetz et al. 2010; Pandharipande et al. 2007) Ein Delir ist dabei keine eigenständige Krankheitsentität, sondern es liegt eine medizinische Ursache zugrunde und es ist Ausdruck einer Mitbeteiligung des Gehirns im Sinne einer akuten Organdysfunktion. Es ist eines der häufigsten klinischen Erscheinungsbilder einer sekundären Enzephalopathie auf der Intensivstation.
Umgangssprachlich wird ein Delir auch als „ITS-Syndrom“, „Durchgangssyndrom“ oder „ITS-Psychose“ bezeichnet. Delir (engl. delirium) entstammt der psychiatrischen Nomenklatur des Syndroms und ist somit die korrekte Bezeichnung und sollte zur Vermeidung von Missverständnissen und Abgrenzung anderer Krankheitszustände verwendet werden.
Ein Delir wird nach dem „Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM)“ oder alternativ der „Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD)“ definiert. Das von der American Psychiatric Association (APA) entwickelte DSM definiert das Delir als eine akute Aufmerksamkeits- und Bewusstseinsstörung mit fluktuierendem Verlauf, die mit einer kognitiven Funktionseinschränkung einhergeht (wie Gedächtnisstörung, Desorientiertheit, Sprachstörung) und der ein medizinischer Krankheitsfaktor zu Grunde liegt. Für die Diagnose anhand der ICD-10-Klassifikation müssen zusätzlich Störungen der Psychomotorik, des Schlaf-Wach-Rhythmus sowie affektive Störungen vorliegen. Die ICD-10 Kriterien gelten dementsprechend als restriktiver.
Praxis:
Im klinischen Alltag wird eine hyperaktive von einer hypoaktiven Verlaufsform des Delirs unterschieden. Über 50 % der deliranten Patienten leiden unter einer Mischformen. Das hyperaktive Delir ist zwar klinisch auffällig und wird kaum übersehen, stellt aber die seltenste Form dar und betrifft nur ca. 2 % der Betroffenen.
Ein Delir hat einen negativen Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Delirante Patienten erleiden häufiger schwerwiegende Komplikationen wie z. B. nosokomiale Infektionen. Das Delir ist mit einer erhöhten Letalität, einer verlängerten Beatmungsdauer, einer verlängerten Behandlungsdauer auf der Intensivstation sowie mit einem schlechteren kognitiven Langzeitergebnis assoziiert. (Ely et al. 2001a, 2004; Lat et al. 2009; Martin et al. 2010a) Daher kommen sowohl der Detektion des Delirs, als auch der rechtzeitigen Therapie der zugrunde liegenden Störung sowie einer symptomorientierten Therapie entscheidende Bedeutung zu.

Monitoring des Delirs

Aufgrund der negativen Konsequenzen für das Behandlungsergebnis der Patienten, muss ein Delir schnellst möglich diagnostiziert werden. Die DSM–5 Kriterien gelten als diagnostischer Referenzstandard für die Diagnose eines Delirs. Eine psychiatrische Exploration des intensivmedizinischen Patienten ist aufwendig und nicht regelmäßig zu gewährleisten. Für die klinische Routine wurden daher Testverfahren entwickelt, die eine zeitnahe und bettseitige Diagnose ermöglichen. Viele dieser Verfahren sind von Ärzten und dem Pflegepersonal anwendbar. Das regelmäßige Screening auf delirante Symptome wird daher empfohlen.
Praxis:
Im Rahmen einer Intensivtherapie wird ein mindestens achtstündliches Screening auf ein Delir mittels validiertem Testverfahren empfohlen.
Geeignete klinische Tests für die Diagnose eines Delirs sind zum Beispiel die „Confusion Assessment Method“ für die Intensivstation (CAM-ICU)“ (Ely et al. 2001b), die „Intensive Care Delirium Screening Checklist (ICDSC)“ (Devlin et al. 2007), der „Delirium Detection Score (DDS)“(Otter et al. 2005) oder die „Nursing Delirium Screening Scale (Nu-DESC)“ (Gaudreau et al. 2005). Das gewählte diagnostische Instrument muss in einer Validierungsstudie gegen den Referenzstandard untersucht worden sein und in richtlinienkonform übersetzter Form vorliegen. Es handelt es sich bei den Tests um Checklisten, anhand derer Punkte vergeben werden. Die CAM-ICU, die aktuell am häufigsten eingesetzt wird, beinhaltet konkrete Untersuchungsverfahren und Fragen und existiert zusätzlich als Fließdiagramm, welches zu einer dichotomen „Delir: ja/nein-Entscheidung“ führt. Die Punkteskalen der anderen Instrumente erlaubt zusätzlich subsyndromale Ausprägungen zu diagnostizieren, die in der Literatur auch als subsyndromales Delir (SSD) bekannt sind. (Ouimet et al. 2007) Leiden Patienten unter einem SSD, erfüllen sie nicht ausreichend viele Kriterien für die Diagnose eines Delirs, haben aber ein signifikant schlechteres Behandlungsergebnis als Patienten, die keine Punkte erhalten.
Praxis:
Für Delirsymptome ist ein fluktuierender Verlauf charakteristisch. Diese Beobachtung macht die systematische, sensibilisierte Krankenbeobachtung zu einer wichtigen Ergänzung des zeitlich eng umschriebenen Delirscreenings. Verändern sich beispielsweise Aufmerksamkeit oder Bewusstseinslage eines Patienten, so sollte eine unmittelbare Testung auf ein Delir erfolgen. Die Tests können bei allen erwachsenen Patienten angewendet werden, sollten aber insbesondere bei älteren Patienten das prämorbide, kognitive Niveau (vor Aufnahme auf die Intensivstation) berücksichtigen.

Therapie des Delirs

Grundprinzipien

Jeder zusätzliche Tag im Delir ist für den Patienten mit einem erhöhten Risiko zu versterben assoziiert. (Pisani et al. 2009) Im kardiochirurgischen Kontext konnte gezeigt werden, dass die Delirdauer zusätzlich mit einer verlängerten kognitiven Rehabilitation assoziiert ist. (Saczynski et al. 2012) Ebenso zeigten Studien, dass eine frühe symptomatische Therapie das Behandlungsergebnis deliranter Patienten verbessern kann. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Delir in bis zu einem Drittel der Fälle erstes Symptom einer Sepsis darstellt, gilt es, eine schnelle Ursachenforschung einzuleiten, um möglichst rasch zu einer kausalen Behandlung zu kommen. (Martin et al. 2010a) Neben einer Sepsis kommen noch andere Differenzialdiagnosen in Betracht.
Neben der Ursachendiagnostik und der Einleitung einer Differenzialdiagnostik, sollte schnellstmöglich symptomorientiert behandelt werden. Dabei werden pharmakologische und nicht-pharmakologische Maßnahmen parallel eingesetzt.
Kausale Ursachen für ein Delir:
  • Infektionen
  • Entzug
  • Metabolische Entgleisungen
  • Hirnorganische Störungen (z. B. akute Blutung)
  • Medikamente
  • Schwermetallintoxikation

Pharmakologische, symptomorientierte Therapie

Der Einsatz von Pharmaka zur Behandlung deliranter Symptome ist Bestandteil einer multimodalen Therapie. (Heymann und Spies 2010) Dazu sollte immer eine Quantifizierung und Qualifizierung der vorhandenen Symptome erfolgen. Eine objektive Quantifizierung sollte mit Hilfe eines validierten Scores erfolgen. Der DDS kann hier eine Hilfe sein, weil er unterschiedliche Symptomebenen abbildet (siehe Tab. 4).
Tab. 4
Delirium Detection Score (DDS) nach Otter et al.
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Zur Behandlung von psychotischen Symptomen sind Neuroleptika geeignet. Mögliche Substanzen, die im Kontext der symptomorientierten Behandlung des Delirs untersucht wurden, sind zum Beispiel Haloperidol, Risperidon, Olanzapin und Quetiapin. Der Vorteil von Haloperidol ist die mögliche parenterale Gabe. Bei der Anwendung von Haloperidol können bei myokardialer Vorschädigung mit verlängerter QTc-Zeit maligne Herzrhythmusstörungen in Form von „Torsade-de-Pointes-Tachykardien“ auftreten. Eine Evaluation der Risikokonstellation ist empfohlen. Das typische Nebenwirkungsspektrum umfasst extrapyramidale Nebenwirkungen wie Früh- und Spätdyskinesien, ein Parkinsonoid sowie eine Akathisie. Bei Patienten mit Morbus Parkinson oder anderen neurologischen Erkrankungen, die das dopaminerge System betreffen, ist Haloperidol kontraindiziert.
CAVE: Eine möglichst kontinuierliche Überwachung der QTc-Zeit ist bei Anwendung von Haloperidol zu empfehlen, da es zu „Torsade-de-Pointes-Tachykardien“ kommen kann. Therapie der Wahl ist die intravenöse Gabe von Magnesium.
In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde die Effektivität und Nebenwirkungsraten von Haloperidol, Olanzapin und Risperidon verglichen. Die Autor*innen kommen zu dem Ergebnis, dass eine niedrig dosierte Haloperidoltherapie eine vergleichbare Effektivität und Nebenwirkungsrate wie eine Therapie mit atypischen Neuroleptika aufweist. Im höheren Dosisbereich (> 4,5 mg/Tag) sind in einer Untersuchung unter Haloperidol signifikant mehr extrapyramidale Nebenwirkungen aufgetreten als unter Olanzapin. (Lonergan et al. 2007)
Das geeignete Substanzspektrum zur Therapie von Hyperaktivität und Unruhe entspricht dem in Abschn. 3.3.2 genannten Medikamentenspektrum („Symptomorientierter Einsatz von Substanzen mit sedierendem Wirkprofil beim wachen und kooperativen Patienten“). Benzodiazepine (z. B. Midazolam, Lorazepam) stellen einen unabhängigen Risikofaktor für die Entwicklung eines Delirs dar und sind daher, abgesehen vom Alkoholentzugsdelir, nicht zur Behandlung eines Delirs empfohlen. Neuere Studien zeigen, dass sowohl eine Hochdosistherapie als auch die prophylaktische Gabe von Haloperidol keinen positiven Effekt auf das Behandlungsergebnis haben. (Girard et al. 2018; van den Boogaard et al. 2018)

Nicht-Pharmakologische, symptomorientierte Therapie

Nicht-pharmakologische Maßnahmen bilden für die Prävention und Therapie des Delirs eine entscheidende Säule. Die Vermeidung der Sedierung allein als „nicht-pharmakologische Therapie“ ist wesentlich. Der wache, kooperative Patient hat allerdings andere Ansprüche und Bedürfnisse an sein Umfeld als der bewusstlose Patient. Insbesondere Orientierung, bzw. Re-Orientierung, das Schaffen einer Umgebung mit vertrauten Elementen sowie kognitive Stimulation und der Erhalt des Tag-Nacht-Rhythmus sind wesentliche Elemente der Präventionsstrategien.
Typische Maßnahmen zur Orientierung sind die Versorgung mit Hör- und Sehhilfen, der Kontakt zu Angehörigen sowie das Anbringen einer Uhr in Sichtweite. Neben Desorientierung zählen qualitative Schlafveränderungen bis hin zu einer vollständig aufgehobenen Schlafarchitektur zu typischen Komplikationen einer intensivmedizinischen Therapie. Dies erklärt, dass Schlaflosigkeit nach Schmerz von Patienten als zweithäufigster Stressor auf einer Intensivstation benannt wird. Schlafentzug wird dabei nicht nur subjektiv als störend empfunden, sondern hat einen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten und kann den Genesungsprozess behindern. Ein Monitoring von Schlaf ist deshalb beim intensivpflichtigen Patienten bedeutsam und auch Teil der Leitlinienempfehlungen. Grundsätzlich ist der Goldstandard zur Diagnostik von Schlafstörungen die Polysomnographie. Diese ist allerdings nicht routinemäßig implementierbar und muss so durch praxisnahe Verfahren ersetzt werden. Hierzu eignen sich zum einen apparative Verfahren wie die Actigraphie oder ein 1-Kanal-EEG, aber auch subjektive Selbsteinschätzungsscores, die die Schlafqualität des Patienten beurteilen.
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