Diagnostik und medikamentöse Therapie der erektilen Dysfunktion
Mit einer Gesamtprävalenz zwischen 30 und 40 % und einem Leidensdruck von 90 % ist die ED bei Männern >50 Jahre die häufigste Sexualstörung. Das ED-Risiko (Odds Ratio) liegt mit zwischen 2,2 und 4,3 für Männer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Neuropathien, BPH/LUTS sowie Operationen und Bestrahlungen im kleinen Becken am höchsten. Während bei Männern <40 Jahre psychogene Faktoren mit Versagensängsten und erhöhtem adrenergen Tonus am häufigsten für eine ED verantwortlich zeichnen, sind dies bei Männern >40–50 Jahre vaskuläre (endotheliale Dysfunktion), hormonelle (Hypogonadismus, Hyperprolaktinämien), neurogene und medikamentöse/iatrogene Faktoren. Die Diagnostik der ED beinhaltet eine detaillierte Sexualanamnese mit Erfassung auch anderer simultaner Sexualstörungen sowie Fokussierung auf die Partnerschaft, eine detaillierte Allgemeinanamnese inkl. der Risikofaktoren und derzeitigen Medikationen, eine fokussierte körperlich-genitale Untersuchung und Labordiagnostik inkl. BZ/HbA1C-Wert, Cholesterin und Testosteron sowie ggf. Prolaktin und TSH. Neben dem positiven Effekt der Beeinflussung von Lifestyle-und Risikofaktoren auf eine ED wie Gewichtsabnahme, Medikamentenselektion, Cholesterinsenkung, Nikotinabstinenz und T-Substitution bei T-Werten <3,2 ng/ml besteht die First-Line-Therapie der ED in der oralen Medikation mit den derzeit 4 verfügbaren PDE-5-Hemmern Avanafil, Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil, wobei Avanafil am schnellsten (15–30 min) wirkt und die wenigsten Nebenwirkungen aufweist, Tadalafil hingegen die längste (>36 h) Wirkdauer aufweist und auch als tägliche Dosierung für die ED mit/ohne BPH zur Verfügung steht. Für Non-Responder auf PDE-5-Hemmer (ca. 30–40 % aller ED-Patienten) steht die intraurethrale PGE 1-Behandlung mit MUSE, die Schwellkörperinjektionstherapie mit PGE1 (Alprostadil), Papaverin/Phentolamin oder der Trimix-Kombination aus PGE1/Papaverin/Phentolamin Aviptadil(VIP)/Phentolamin zur Verfügung, in schweren Fällen evtl. auch in Kombination mit PDE-5-Hemmern angewandt. Für Patienten, bei welchen medikamentöse Therapien nicht erfolgreich sind, steht seit langem die Vakuumapparatetherapie sowie jetzt auch bei organischen ED Formen die extrakorporale Schock(Stoß)wellentherapie (ESWT) zur Verfügung.Neue Therapieansätze für die Zukunft stellen die intrakavernöse Platelet Rich Plasma (PRP) Therapie, die intrakavernöse Stammzellentherapie sowie die intrakavernöse Botoxtherapie dar.