Ätiopathogenese
Erreger sind protozoische Parasiten
Leishmania. Von diesen existieren mehr als 20 verschiedene Subspezies (Tab.
2).
Leishmanien werden in zwei verschiedene Subgenera aufgeteilt, die sich auf molekularer Ebene vor allem in Bezug auf Entwicklungsstadien im Vektor voneinander unterschieden. Leishmanien des Subgenus
Leishmania werden in Amerika, Asien, Europa und Afrika gefunden, während der Subgenus
Viannia ausschließlich in der Neuen Welt (tropische und subtropische Regionen von Zentral- und Südamerika) vorkommt. Die Aufteilung der Parasiten in die verschiedenen Spezies findet sich in der Diagnostik der Erkrankung wieder und basiert auf einer Klassifikation der klinischen Manifestation, der Reservoirs, der Vektoren, der Geografie und verschiedener molekularbiologischer Methoden.
Leishmanien werden durch Sandmücken der Gattung
Phlebotomus (Alte Welt),
Lutzomyia und
Psychodopygus (Neue Welt) übertragen. Diese Sandmücken sind kleine (1–2 mm) und niedrig fliegende, nachtaktive Insekten. Selten werden Leishmanien auch durch
Bluttransfusionen und diaplazentar übertragen. Als Reservoirwirt dienen üblicherweise Nagetiere und Hunde (zoonotische Leishmaniasis), für
L. tropica ist jedoch der Mensch als alleiniger Wirtsorganismus beschrieben (anthroponotische Leishmaniasis). Durch die Umgestaltung von Lebensräumen und Einschränkung der Lebensvielfalt gewinnt der Mensch als Reservoirwirt für Leishmanien immer mehr an Bedeutung.
Leishmanien existieren als amastigote (unbegeißelte) und promastigote (begeißelte) Form. Nach Infektion einer Sandmücke während einer Blutmahlzeit entwickelt sich im Darm die 10–15 μm lange Promastigote, die bis in die Speicheldrüse wandert. Beim Stich eines Säugers/Menschen wird sie auf den nächsten Wirt übertragen. In der menschlichen Haut werden die Parasiten von Phagozyten aufgenommen. In diesen entwickeln sich dann innerhalb von Stunden 2–3 μm kleine intrazelluläre Amastigote, sodass nur diese Parasitenlebensform im Gewebe des Menschen vorkommt.
Durch die Forschung hinsichtlich Impfstoffentwicklung ist nur bei wenigen anderen Infektionen die
Immunantwort des Wirts vergleichbar detailliert bekannt. Die Immunabwehr basiert auf der Entwicklung einer T-Zell-vermittelten zellulären Immunreaktion. Die Hauptwirtszellen im Säuger/Menschen sind Gewebsmakrophagen. In diesen vermehren sich die Parasiten. Die durch infizierte
dendritische Zellen ausgelöste zelluläre Immunität (Induktion einer CD4-Th1/CD8-Tc1-Immunantwort über IL-12) führt über Interferon-γ zur Aktivierung der infizierten
Makrophagen, die hierdurch den Parasiten mittels Stickstoffradikalen eliminieren könnten. In Patienten mit zum Beispiel disseminierter kutaner Leishmaniasis oder viszeraler Erkrankung werden andere Zytokinprofile beobachtet, vornehmlich die Freisetzung von Th2-Zytokinen wie IL-4 und IL-13.
Regulatorische T-Zellen und Th17-Zellen scheinen sich negativ auf den Krankheitsverlauf Infizierter auszuwirken.
Die T-Zell-Immunantwort bleibt lebenslang bestehen, ist aber nur gegen eine Re-Infektion mit derselben
Leishmania-Subspezies wirksam mit einer Ausnahme: Der Infektionsschutz gegen
L. major wirkt gegen anschließende Infektionen mit
L. tropica. Bei Immunsuppression,
HIV/AIDS mit sinkenden
CD4 T-Zellzahlen, kann der Verlust von T-Helferzellen zur Reaktivierung einer Leishmaniasis führen.
Leishmania-spezifische
Antikörper im
Serum der Patienten scheinen nicht protektiv zu sein; die Antikörper sind aber für eine relevante Opsonisierung der Parasiten für andere Immunzellen, wie
dendritische Zellen notwendig. Die
Antikörpertiter sind bei Patienten mit viszeraler Leishmaniasis sehr hoch.