Die asymptomatische Bakteriurie als auch symptomatische Harnwegsinfekte nehmen mit dem Alter zu und können im Rahmen einer Harninkontinenz unterschiedlichster Art auftreten. Bei gebrechlichen Hochbetagten können beide Entitäten durch Mischflora auch gleichzeitig vorkommen. Allerdings ist in dieser Gruppe der Zusammenhang zwischen einer Harninkontinenz und einer asymptomatischen Bakteriurie
nicht eindeutig belegt. Die antibiotische Behandlung der asymptomatischen Bakteriurie bei harninkontinenten älteren Menschen wird daher nicht empfohlen, da sie die Symptomausprägung der Harninkontinenz nicht beeinflusst. Der
Diabetes mellitus stellt hinsichtlich einer unzureichend eingestellten glykämischen Kontrolle und einer autonom-neuropathischen Störungen im Sinne einer neurogenen Dranginkontinenz einen Risikofaktor dar. Andere Risikofaktoren sind degenerative Gelenkerkrankungen, die chronisch
obstruktive Lungenerkrankung (erhöhter intraabdomineller Druck beim
Husten und folgende Belastungsinkontinenz), ein Schlaf-Apnoe-Syndrom (über eine nächtliche Stressreaktion – Produktion von atrialem natriuretischem Hormon mit Steigerung der Urinproduktion). Im Bereich der neurologisch-psychiatrischen Begleiterkrankungen ist der
Schlaganfall mit möglicher Beeinträchtigung der Mobilität durch Hemiplegie im funktionalem Bereich, aber auch durch eine deutlich häufiger auftretende Dranginkontinenz und, wenn auch seltener, durch eine Retentionsblase ein bedeutendes Krankheitsbild, das mit Harninkontinenz einhergeht. Das Parkinsonoid und der
Morbus Parkinson bewirken ähnliche Einschränkungen im Bereich der Mobilität, aber auch die häufig einhergehende
Obstipation erschwert die Harnkontrolle. Besonders eindrucksvoll ist die sog. Hakim Trias, die sich durch eine
Gangunsicherheit und Sturzneigung, einer zunehmenden kognitiven Störung und einer Harninkontinenz manifestiert. Ist diese Konstellation gegeben, ist differenzialdiagnostisch an einen Normdruckhydrozephalus zu denken, der nach diagnostischer Absicherung in der Bildgebung durch eine Entlastungspunktion des Liquor spinalis und in seltenen Fällen durch Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts behandelt werden sollte. Bei Demenzpatienten tritt Harninkontinenz häufig im mittleren und fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Die zerebrale Schädigung bei der
Demenz vom Alzheimertyp (DAT) führt zur Beeinträchtigung der zerebralen Hemmung bis hin zum kompletten Ausfall des Miktionsreflexes. In den meisten Fällen resultiert das klinische Bild einer Dranginkontinenz. Etwa ein Fünftel der Patienten können aber durch die noch funktionierende willkürliche Innervation des äußeren Schließmuskels den ungewollten Harnabgang über das medulläre Kontinenzzentrum und das zerebrale sensorische Zentrum verhindern. Die Detrusor-Sphinkter-Koordination ist in der Regel nicht betroffen. Das Problem entsteht also im Kopf der meist älteren Menschen, nicht an oder in der Blase.