Einführung
Der Begriff Atopie
(griechisch: atopos; fehl am Platz, unziemlich) bezeichnet die Überempfindlichkeit gegenüber alltäglichen Einwirkungen, die atopischen Erkrankungen zugrunde liegt. Dabei umfasst die atopische Überempfindlichkeit IgE-vermittelte allergische Reaktionen gegen spezifische Auslöser sowie eine Hypersensitivität gegen alltägliche mechanische, physikalische oder chemische Einwirkungen. Häufig, jedoch nicht obligat, geht das atopische Ekzem zeitgleich oder zeitversetzt mit einer
allergischen Rhinokonjunktivitis und/oder dem allergischen
Asthma bronchiale einher. Wenn sich bei einem Patienten die Trias atopischer Erkrankungen manifestiert, so kommt es typischerweise im Säuglingsalter zunächst zum atopischen Ekzem, erst später treten allergische Rhinokonjunktivitis und Asthma auf (atopischer Marsch). Bei atopischer Veranlagung besteht zudem ein erhöhtes Risiko für
anaphylaktische Reaktionen gegen bestimmte Soforttyp-Allergene, zum Beispiel Nahrungsmittel oder Naturlatex.
Es besteht ein genetischer Hintergrund: Leidet kein Elternteil an einer atopischen Erkrankung, so beträgt das Risiko des Kindes für eine atopische Erkrankung bis zu 15 %, leiden beide Eltern an der gleichen atopischen Erkrankung, so beträgt das Risiko des Kindes, dieselbe Erkrankung zu entwickeln, 60–80 %. Die deutliche Zunahme von atopischen Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten macht jedoch deutlich, dass neben der genetischen Disposition äußere Faktoren für eine Krankheitsmanifestation notwendig sind. Es wird vermutet, dass die Zunahme atopischer Erkrankungen mit einer Reihe von geänderten Lebensbedingungen zusammenhängt, wie sie für Industrieländer charakteristisch sind. Zum einen bestehen diese geänderten Lebensbedingungen in einer Abnahme von Infektionskrankheiten; in letzter Konsequenz kommt es anstelle erwünschter immunologischer Abwehrreaktionen zu unerwünschten krankmachenden allergischen Th2-dominierten Immunantworten. Zum anderen führen andere Ernährungsgewohnheiten, Wohnverhältnisse und eine gestiegene Umweltbelastung zu einer veränderten Exposition gegenüber Allergenen und Schadstoffen. Damit wird die Entstehung IgE-vermittelter Sensibilisierungen erleichtert.
Die Hautveränderungen des atopischen Ekzems können abheilen, bei der Mehrzahl der betroffenen Kinder verliert sich das atopische Ekzem bis zum Erwachsenenalter. Die Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen von Haut und Atemwegen bleibt allerdings lebenslang bestehen. Die Häufigkeit der Erkrankung und die besondere Bevorzugung des Kindesalters und Jugendalters machen das atopische Ekzem zu einer der großen Herausforderungen auf dermatologischem Fachgebiet.