In der Regel wird aufgrund der Symptome der
Hypoglykämie zunächst der Blutzucker gemessen. Finden sich wiederholte Hypoglykämien, sollte im Rahmen einer solchen Hypoglykämie eine erweiterte Diagnostik erfolgen. Bei Neugeborenen ist ein wichtiges diagnostisches Kriterium die Berechnung des Kohlenhydratbedarfs zur Aufrechterhaltung normaler Blutzuckerwerte, der sog. Euglykämie. In der Regel weisen Neugeborene und Säuglinge bei einer Kohlenhydratzufuhr von 6 mg/kg KG/min keine Unterzuckerungen mehr auf. Ist dies doch der Fall und wird die Grenze 8(−10) mg/kg KG/min überschritten, besteht der dringende Verdacht auf einen
Hyperinsulinismus. In der Regel wird im Folgenden in der Hypoglykämie (<45 mg/dl)
1 eine erweiterte Labordiagnostik durchgeführt: Kontrolle von Glukosewert,
Insulin,
Kortisol,
Wachstumshormon, freien
Fettsäuren,
Ketonkörpern, Acylcarnitinprofil,
Laktat,
Blutgasanalyse; ergänzt um
Thyreotropin (TSH), freies Tetrajodthyronin (fT
4),
Kreatinkinase (CK), Transaminasen,
Harnsäure, Untersuchung des ersten
Urins, der im Anschluss an die Hypoglykämie gewonnen wird (Ketonkörper, organische Säuren). Richtungsweisend für einen Hyperinsulinismus ist ein messbarer Insulinwert (>2 mU/l), der bei einer Hypoglykämie (<45 mg/dl) vor Glukose- oder Nahrungsgabe abgenommenen wurde. Es können wiederholte
Blutentnahmen notwendig sein, unter Umständen auch in einer weniger ausgeprägten Hypoglykämie (<55 mg/dl), um bei milderen Varianten des Hyperinsulinismus erhöhte (d. h. nachweisbare) Insulinwerte nachzuweisen zu können. Wichtig ist, dass für die Interpretation des Insulinwerts nicht die vom Labor hinterlegten Normwerte zugrunde gelegt werden. Diese beziehen sich häufig auf den
Normalbereich des nüchternen, gesunden Erwachsenen und nicht auf die Situation der Hypoglykämie. Eine genetische Diagnosesicherung sollte bei kongenitalem Hyperinsulinismus immer angestrebt werden. Sie bleibt aber in ca. 30 % der Fälle unauffällig. Klinische Befunde oder Laborparameter können auf andere Ursachen der Hypoglykämie hinweisen. Wichtigste Differenzialdiagnose ist der Panhypopituitarismus, aber auch an
Fettsäureoxidationsstörungen oder
Glykogenosen sollte gedacht werden. Neben den Laborwerten ist auch die Fastendauer bis zum Auftreten einer Unterzuckerung ein wichtiges diagnostisches Kriterium. Bei einem Hyperinsulinismus können auch frühzeitig postprandial Hypoglykämien auftreten. Unter Umständen ist es sinnvoll, einen diagnostischen Fastentest durchzuführen oder eine diagnostische Hypoglykämie gezielt zu provozieren. In einer solchen Hypoglykämie kann auch der Glukagontest durchgeführt werden. Bei diesem wird überprüft, ob die Blutzuckerwerte nach Glukagoninjektion (100 μg/kg KG, maximal 1 mg) ausreichend ansteigen. Hierbei sollte nach Gabe von
Glukagon der Blutzucker innerhalb von 45 min um mindestens 25 mg/dl ansteigen. Ist dies nicht der Fall sollte eine Störung der Glykogenolyse oder Glukoneogenese in Betracht gezogen werden.
Bei Patienten mit nachgewiesenem
Hyperinsulinismus sollte auch immer hinsichtlich syndromaler Stigmata untersucht werden, denn ein Hyperinsulinismus kann auch ein Symptom einer syndromalen Erkrankung sein (Beckwith-Wiedemann-Syndrom, Kabuki Syndrom, CDG-Syndrome, zentrales Hypoventilations Syndrom [Undine],
Sotos-Syndrom, Costello-Syndrom, Timothy-Syndrom, Usher-Syndrom u. a.).