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Die Geburtshilfe
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Publiziert am: 15.08.2023

Diabetes mellitus und Schwangerschaft

Verfasst von: Ute Schaefer-Graf, Alexandra Kautzky-Willer und Tanja Groten
Die Betreuung einer Schwangeren mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes stellt eine große Herausforderung dar. Durch eine präkonzeptionelle Optimierung der Blutzuckereinstellung und Behandlung von Spätkomplikationen können schwere mütterliche (Progression von Retino- und Nephropathie, Stoffwechselentgleisung in Richtung hyper- oder hypoglykämisches Koma, eine erhöhte Inzidenz von Präeklampsie, Infektionen) wie kindliche Komplikationen (Hyperinsulinismus, der mit Makrosomie, Organomegalie, intrauterinerer Asphyxie, Frühgeburtlichkeit, intrauteriner Wachstumsrestriktion/Fruchttod einhergehen kann) verringert werden.
Die Probleme beim Gestationsdiabetes (GDM) entsprechen teilweise (diabetische Fetopathie) denen von Schwangerschaften mit vorbestehendem Diabetes mellitus. Sie sind allerdings wegen fehlender diabetischer Spätkomplikationen und geringerer Hyperglykämie weniger ausgeprägt und nicht mit einer diabetischen Embryopathie assoziiert.

Zum Einstieg

Bei der Beschreibung der geburtshilflichen und diabetologischen Aspekte bei der Betreuung von Schwangeren mit Diabetes in der Schwangerschaft sollen neben „State-of-the-art-Wissen“ auch strittige Fragen anhand aktueller Ergebnisse diskutiert werden. Die Betreuung einer Schwangeren mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes stellt eine große Herausforderung dar. Durch eine präkonzeptionelle Optimierung der Blutzuckereinstellung und Behandlung von Spätkomplikationen wie diabetische Retinopathie, Nephropathie und Hypertonus können schwere mütterliche wie kindliche Komplikationen verringert werden (präkonzeptionelle Betreuung).
Die mütterliche Hyperglykämie bei Konzeption ist mit einer erhöhten Rate an kongenitalen Fehlbildungen assoziiert. Zu den mütterlichen Risiken in der Schwangerschaft zählen eine eventuelle Progression von Retino- und Nephropathie, Stoffwechselentgleisung in Richtung hyper- oder hypoglykämisches Koma und eine erhöhte Inzidenz von Präeklampsie, Infektionen und Frühgeburtlichkeit. Die kindlichen Probleme sind Folge der Reaktion des Fetus auf ein erhöhtes Substratangebot in Form von Hyperinsulinismus, der mit Makrosomie, Organomegalie, intrauterinerer Asphyxie bis zum intrauterinen Fruchttod einhergehen kann. Postpartal sind die Neugeborenen durch Hypoglykämie, Atemnotsyndrom und Hyperbilirubinämie gefährdet. Außerdem findet sich bei einem manifesten Diabetes auch Wachstumsrestriktion durch Mangelversorgung, insbesondere bei Vorliegen von vaskulären Problemen oder einer Nephropathie.
Die mütterlichen und kindlichen Probleme beim Gestationsdiabetes (GDM) entsprechen teilweise (diabetische Fetopathie) denen von Schwangerschaften mit vorbestehendem Diabetes mellitus. Sie sind allerdings wegen fehlender diabetischer Spätkomplikationen und geringerer Hyperglykämie, die zudem auch erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte auftritt, weniger ausgeprägt und nicht mit einer diabetischen Embryopathie assoziiert.
Ein unerkannter Diabetes zum Zeitpunkt der Konzeption soll bei Frauen mit Risiko für Diabetes durch einen Frühtest auf erhöhte Blutzuckerwerte zu Schwangerschaftsbeginn ausgeschlossen werden. Schwangere, die bereits vor der 20. SSW die allgemeingültigen Kriterien eines manifesten Diabetes erfüllen, sollen wie Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes behandelt und als solche klassifiziert werden.
Beim GDM im eigentlichen Sinn wird die Stoffwechselstörung erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte manifest. GDM ist eine der häufigsten Schwangerschaftserkrankungen, wobei die Diagnose immer zuverlässig wegen unzureichender Diagnostik nicht gestellt wird.

Allgemeine Grundlagen

Terminologie

Formen des Diabetes mellitus
  • Typ-1-Diabetes-mellitus: β-Zell-Destruktion, die üblicherweise zum absoluten Insulinmangel führt: immunologisch vermittelt, idiopathisch
  • Typ-2-Diabetes-mellitus: Spannbreite von vorwiegender Insulinresistenz mit relativem Insulinmangel bis zu einem vorwiegenden sekretorischen Defekt mit Insulinresistenz; eine Unterform ist der genetisch bedingte MODY- Diabetes (moderate diabetes of the young)
  • Andere spezifische Diabetestypen

Definition Gestationsdiabetes (GDM)

Gestationsdiabetes (ICD-10: O24.4) ist definiert als eine erstmals in der Schwangerschaft aufgetretene oder diagnostizierte Glukosetoleranzstörung. Die Definition Gestationsdiabetes ist unabhängig davon, ob Insulin benötigt wird oder die Glukosestoffwechselstörung nach der Schwangerschaft fortbesteht. Ein manifester Diabetes, der vor 20 Schwangerschaftswochen neu diagnostiziert wird, wird nicht als GDM, sondern als „Diabetes in der Schwangerschaft“ (DIP) bezeichnet und wie ein präkonzeptioneller Diabetes behandelt.
Da die Überwachung und Therapie sowohl in der Gravidität als auch post partum bei beiden Gruppen unterschiedlich ist, wurde von einem internationalen Konsensusgremium eine Neudefinition entwickelt, nach der Nüchternblutzuckerwerte >125 mg/dl und Spontanmessungen >200 mg/dl bzw. ein HbA1c >6,5 % in der Frühschwangerschaft oder im Rahmen eines oGTT (2-h-Wert >200 mg/dl) auch im dritten Trimenon als Diabetes, der erstmals in der Gravidität diagnostiziert wurde, klassifiziert werden sollten (Internationales Consensus Panel zur Diagnostik des GDM; Diabetes Care 2010).
Durch die neue Definition sollten Fälle einer Erstmanifestation eines Typ-1- oder Typ-2-Diabetes-mellitus oder anderer spezifischer Formen erfasst werden. Der Verdacht auf Typ-1-Diabetes kann durch Bestimmung von β-Zell-Antikörpern bestätigt werden (GADA, ICA, IA-A2). Ebenso können bereits präkonzeptionell manifeste, aber bisher nicht diagnostizierte Fälle von Typ-2-Diabetes-mellitus vorkommen. Besonders bei Schwangeren mit einer Glukosetoleranzstörung im ersten Trimenon ist eine präkonzeptionell unerkannte Glukosetoleranzstörung (Prädiabetes) anzunehmen. Bei Frauen mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes, insbesondere bei adipösen Frauen und Kinderwunsch, ist es deshalb sinnvoll, vor Eintritt der Schwangerschaft eine Diabetesdiagnostik durchzuführen, um dann bereits vor der Schwangerschaft eine Stoffwechseleinstellung beginnen zu können (Abschn. 3.1).

Epidemiologie

Laut der deutschen Perinatalerhebung 2020 betrug der Anteil Schwangerer mit präexistentem Diabetes 1,3 %, (7500 Schwangere) die Prävalenz ist seit 2007 leicht ansteigend. Da die Perinatalerhebung nicht zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes differenziert, ist davon auszugehen, dass sich hinter den aktuellen Angaben ein steigender Anteil an Schwangeren mit Typ-2-Diabetes verbirgt. Typ-2-Diabetes war bis vor wenigen Jahren bei Frauen im Reproduktionsalter eine Rarität. Inzwischen werden wir durch die epidemieartige Zunahme von Adipositas bei jungen Menschen und das steigende Gebäralter in zunehmendem Maße mit schwangeren Typ-2-Diabetikerinnen konfrontiert.
In Deutschland betrug die Prävalenz 2019 von Gestationsdiabetes 8,5 % und 2020 9,49 % (Reitzle et al. 2021), damit waren 2020 51.000 Schwangere mit GDM in Deutschland zu versorgen. Die Zunahme der dokumentierten Fälle von GDM in der deutschen Perinatalerhebung in den letzten Jahren ist am ehesten durch die Zunahme des Risikofaktors Adipositas, hauptsächlich jedoch durch konsequentere Diagnostik seit Einführung des Screenings in die Mutterschaftsrichtlinien 2012 bedingt (Abschn. 4.2).

Einfluss der Schwangerschaft auf den Glukosestoffwechsel

Die physiologischen Veränderungen des Glukosestoffwechsels in der Schwangerschaft verlaufen in zwei Phasen. Im ersten Trimenon überwiegt die insulinanaloge Wirkung des β-hCG, die mit einer Verbesserung der Insulinsensitivität einhergeht. Ab Mitte des zweiten Trimenons kommt es durch den anti-insulinären Effekt plazentarer Schwangerschaftshormone (Progesteron, humanes plazentares Laktogen, Prolaktin, plazentares Wachstumshormon und Cortison) zu einer zunehmenden Insulinresistenz mit erhöhtem Insulinbedarf.
Die Insulinresistenz macht sich im dritten Trimenon am deutlichsten bemerkbar und verbessert sich schlagartig nach der Entbindung. Die Veränderungen im mütterlichen Stoffwechsel sollen eine ausreichende Versorgung des Fetus mit Nährstoffen gewährleisten, da eine Insulinresistenz zu erhöhten Spiegeln von Glukose und Lipiden im mütterlichen Blut führt. Neuere Daten weisen zudem auf einen starken Einfluss von verschiedenen Adipozytokinen, insbesondere von Tumornekrosefaktor α, Leptin und Adiponektin bei der Entstehung der verminderten Insulinsensitivität in der Schwangerschaft hin (Kirwan et al. 2002; Kautzky-Willer et al. 2001).

Schwangerschaft bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes

Präkonzeptionelle Betreuung

Diabetikerinnen im Reproduktionsalter sollten auf die Vorteile der präkonzeptionellen Behandlung von bereits vorhandenen Spätkomplikationen und Stoffwechseloptimierung hingewiesen werden, um Komplikationen bei der Mutter und dem Kind zu reduzieren. Das gilt insbesondere für Frauen mit Typ-2-Diabetes, da aktuell bei diesen Frauen das Outcome, bedingt durch eine hohe Rate an Fehlbildungen und Aborte, schlechter ist als bei Frauen mit Typ-1-Diabetes. Eine kontemporäre nationale Populations-basierte Erhebung aus UK bestätigte die persistierenden schlechten Schwangerschaftsoutcomes bei Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes, wobei insgesamt eine mütterliche Adipositas und unzureichende Stoffwechseleinstellung (Glykämie) nach wie vor die wesentlichen veränderbaren Risikofaktoren sind (Murphy et al. 2021). Sie zeigte, dass kongenitale Fehlbildungen und Totgeburten zwischen Frauen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes nicht unterschiedlich waren, während Frühgeburten und large for gestational age (LGA) Neugeborene bei Typ-1-Diabetes häufiger vorkamen. Neonatale Todesfälle fanden sich allerdings häufiger bei Frauen mit Typ-2-Diabetes. Unabhängige Risikofaktoren für perinatalen Tod waren ein HbA1c ≥6,5 % im dritten Trimester, ein Typ-2-Diabetes und wenn die Mütter einer starken Deprivation ausgesetzt waren.
Der Stoffwechseleinstellung von Typ-2-Diabetikerinnen im reproduktionsfähigen Alter wird oft in Bezug auf eine mögliche Schwangerschaft weniger Bedeutung zugemessen, die Therapie beschränkt sich meist auf diätetische Hinweise und eine orale antidiabetische medikamentöse Therapie, bzw. insbesondere bei Adipositas möglicherweise auf eine zusätzliche Therapie mit GLP-1-Analoga. Blutzuckerselbstkontrollen erfolgen oft nur eingeschränkt. Im Falle eines Kinderwunsches ist aber bereits eine präkonzeptionelle Umstellung auf eine Insulintherapie und regelmäßige Glukosekontrollen notwendig, da durch die zunehmende Insulinresistenz während der Gravidität eine alleinige Diättherapie bzw. ggf. eine zusätzliche orale Gabe von Metformin für eine gute Stoffwechselkontrolle unzureichend sein wird und andere bis auf Metformin antihyperglykämische Medikamente kontraindiziert sind bzw. nicht empfohlen werden können.

Evaluation diabetischer Spätkomplikationen

Retinopathie
In der Schwangerschaft kann es zur Entstehung bzw. zu teilweise irreversibler Progredienz einer Retinopathie kommen. Bei nicht proliferativer Retinopathie muss von einem 10 %igen Progressionsrisiko ausgegangen werden, bei proliferativer Retinopathie steigt die Progressionsrate auf 50 % (Temle 2001) Das Risiko korreliert mit dem Ausgangsbefund bei Konzeption, der Schnelligkeit der Blutzuckernormalisierung, der Stoffwechseleinstellung während der Schwangerschaft und der Entstehung einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie. Eine schnelle Reduzierung der Blutzuckerwerte kann zu einer akuten Progression der Retinopathie führen, insbesondere bei Frauen mit Hypertonus.
Eine präkonzeptionelle Funduskopie bietet den Vorteil einer panretinalen Laserkoagulation vor der Schwangerschaft und damit einer deutlichen Verminderung des Progressionsrisikos im Vergleich zur Behandlung während der Schwangerschaft. Bei proliferativer Retinopathie verringert sich das Progressionsrisiko von 50–60 % ohne präkonzeptionelle Therapie auf 25 %. Um sicherzugehen, dass der Befund konstant ist, sollten nach Lasertherapie einige Monate bis zum Eintritt der Schwangerschaft vergehen. Eine Befundkontrolle sollte mit 20 und 36 SSW sowie postpartal erfolgen (AWMF-Register 057/023).
Praxistipp
Bei proliferativer Retinopathie ist die Sectio oder die vaginaloperative Entbindung, um retinale Einblutungen durch die Drucksteigerung beim Pressen zu vermeiden, nicht mehr obligat. Eine Ausnahme bilden Fälle von ausgeprägter Progression, da auch bei Lasertherapie 50 % der Neovaskularisationen unbehandelt bleiben und damit wegen der Brüchigkeit der Gefäße ein erhöhtes Risiko von Einblutungen besteht.
Neuropathie
Schwangere mit diabetischer Neuropathie sind wegen der, durch die fehlende Adrenalinausschüttung, verminderten Wahrnehmung von Hypoglykämien stark gefährdet. Bedingt durch die erforderliche strenge Einstellung während der Schwangerschaft und die schwankenden Werte kann es besonders in der Frühschwangerschaft gehäuft zum Auftreten von schweren Hypoglykämien kommen. Vor der Konzeption sollte deshalb ein Hypoglykämiewahrnehmungstraining erfolgen. Das Hypoglykämierisiko erhöht sich zudem durch die verlangsamte Magenentleerung (Gastroparese) bei autonomer Neuropathie. Metoclopramid kann zur Beschleunigung der Magenentleerung eingesetzt werden.
Nephropathie
Eine diabetische Nephropathie besteht bei schätzungsweise 5–10 % der diabetischen Schwangeren Bei milder bis moderater Nephropathie konnte keine schwangerschaftsassoziierte Progredienz nachgewiesen werden, bei Serumkreatinin >1,5 mg/dl oder Proteinurie >3 g/Tag wird jedoch Progression bis zur Dialysepflicht beobachtet. Da bei Kreatinin >2,0 mg/dl oder Kreatininclearance <50 mg/dl mit einem 50 %igen Dialyserisiko zu rechnen ist, sollte das Risiko bei Kinderwunsch jedenfalls berücksichtigt werden. Vor Absetzen von Verhütungsmethoden soll durch eine(n) spezialisierte(n) Facharzt/-ärztin eine Risikoabschätzung und genaue Aufklärung erfolgen.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion besteht ein erhöhtes Risiko für fetale Wachstumsrestriktion, Plazentainsuffizienz, Frühgeburt und Präeklampsie/Eklampsie. Bei guter präkonzeptioneller Blutdruckeinstellung ist die diabetische Nephropathie in der Schwangerschaft nur gering progredient.
Generell wird bei fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz bei Kinderwunsch empfohlen, eine Nierentransplantation abzuwarten. Die Gravidität kann dann bei stabiler Nierenfunktion trotz Immunsuppressiva unter strenger Überwachung geplant werden. Siehe auch AWMF-Leitlinie 015/090 Nierenerkrankungen und Schwangerschaft.
Hypertonie
Die gebräuchlichsten Medikamente zur Behandlung der Hypertonie außerhalb der Schwangerschaft sind Diuretika, β-Blocker und ACE-Hemmer bzw. AT-I-Blocker. Diese sollten in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden (AWMF 015/018). Diuretika führen über Herabsetzung des intravasalen Blutvolumens zur Verminderung der Uterusdurchblutung. β-Blocker können zu fetaler Wachstumsrestriktion führen. Zudem ist die Hypoglykämiewahrnehmung der Mutter beeinträchtigt, da die Steigerung der Herzfrequenz moduliert wird. Es sollte bereits präkonzeptionell auf α-Methyldopa oder Nifedipin umgestellt werden.
Praxistipp
Der Verzicht auf eine Schwangerschaft sollte erwogen werden bei:

Stoffwechseloptimierung

Die Rate an schweren kongenitalen Fehlbildungen und Aborten korreliert mit dem Grad der maternalen Hyperglykämie im ersten Trimenon (Abb. 1).
Bei Nüchternblutzuckerwerten von 120 mg/dl ist mit einem signifikanten Anstieg der Abort- und Fehlbildungsrate zu rechnen (Rosenn et al. 1995). Der gleiche Grenzwert wurde für ein erhöhtes Risiko für Fehlbildung bei GDM gefunden (Schaefer-Graf et al. 1997). Werden HbA1c-Werte zugrunde gelegt, so sieht man ab einem HbA1c von 6,5 % (>3 SD) bereits eine kontinuierliche Zunahme der Fehlbildungsrate (Abb. 1). Bei einem Wert >15 SD (10,5 %) steigt das Risiko signifikant auf 10 % (Jensen et al. 2009). Auch die perinatale Mortalität und das Auftreten von schwerwiegenden Schwangerschaftskomplikationen steigen mit dem perikonzeptionellen HbA1c.
Manche Autoren sprechen bei einem HbA1c >10 % von einer Fehlbildungsrate bis zu 25 %. Durch eine normnahe präkonzeptionelle Blutzuckereinstellung mit HbA1c 6,5–7,0 % bei Konzeption lässt sich die Rate an kongenitalen Fehlbildungen und Aborten fast normalisieren (Fuhrmann et al. 1983; Kitzmiller et al. 1991). Eine Metaanalyse aller Studien ergab bei insgesamt 3300 Frauen eine Rate an schweren Fehlbildungen von 9,0 % ohne und 2,1 % mit präkonzeptioneller Stoffwechseloptimierung (Eriksson et al. 2003). Umso erschreckender erscheinen Erhebungen, die weiterhin ein deutlich erhöhtes perinatales Mortalitätsrisiko bei Diabetikerinnen zeigen, weil eine präkonzeptionelle Stoffwechseloptimierung immer noch ungenügend erfolgt (Macintosh et al. 2006; Boulot et al. 2003; Clausen et al. 2006).
Bei optimaler Einstellung durch intensivierte Insulintherapie (Einzelinjektionen von kurz- und langwirksamem Insulin) ist die Umstellung auf eine Insulinpumpe nicht nötig. Wird z. B. wegen stark schwankender Blutzuckerwerte oder ausgeprägten Dawn-Syndroms (nächtlicher Anstieg der Blutzuckerwerte bis in die Morgenstunden) eine Pumpe erwogen, sollte die Umstellung mindestens drei Monate vor Eintritt der Schwangerschaft erfolgen, damit die Frauen genügend Erfahrung im Umgang mit der Pumpe besitzen, um eigenständig auf die schwankenden Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft reagieren zu können. Prinzipiell sind eine Pumpentherapie und eine intensivierte Insulintherapie in der Schwangerschaft vergleichbar effektiv (Farrar et al. 2016; Hauffe et al. 2019). Die Anwendung moderner Blutzuckermonitoringsysteme mittels Flash-Glukose-Messungen oder kontinuierlicher Glukose-Mess-Systeme (CGMS) mittels Sensoren kann aber die Einstellung verbessern. Die CONCEPTT-Studie zeigte, dass CGMS während der Schwangerschaft oder bereits präkonzeptionell mit besseren neonatalen Outcomes einherging und zu einem Anstieg des Time-in-Range im Glukosezielbereich führte (Feig et al. 2017).
Wichtige Schritte der präkonzeptionellen Vorbereitung
  • Funduskopie, evtl. Lasertherapie
  • Blutdruckeinstellung mit Umstellung auf α-Methyldopa oder Nifedipin
  • Serumkreatinin und quantitative Proteinbestimmung im Urin
  • Stoffwechseloptimierung mit normnahem HbA1c <6,5–7,0%
  • Typ-2-Diabetes: Umstellung auf Insulintherapie
  • Evtl. Hypoglykämiewahrnehmungstraining
  • Einnahme von Folsäure 0,4 mg/Tag, bei erhöhtem Risiko für Neuralrohrdefekte 4 mg/Tag
  • Abklärung der Schilddrüsenfunktion (bei 40 % der Diabetikerinnen Störung der Schilddrüsenfunktion); es wird eine Bestimmung von TSH und TPO-Antikörpern präkonzeptionell empfohlen

Betreuung während der Schwangerschaft

Kindliche Komplikationen bei vorbestehendem Diabetes

Norbert Freinkel prägte den Begriff fuel-mediated teratogenesis“, der den Einfluss der gestörten Zusammensetzung der Nährstoffe im mütterlichen Blut bei Diabetikerinnen auf die Entwicklung des Kindes beschreibt. Das bezieht sich nicht nur auf die Hyperglykämie, sondern auch auf die erhöhte Konzentration von Aminosäuren, Cholesterin, Triglyzeriden und Ketonkörpern, die über unterschiedliche Transportmechanismen durch die Plazenta zum Kind gelangen (Abb. 2). Die Auswirkungen eines gestörten metabolischen intrauterinen Milieus sind vom Schwangerschaftsalter abhängig.
Erstes Trimenon
Die Prävalenz von kongenitalen Fehlbildungen ist bei Diabetikerinnen 3- bis 5-fach erhöht. Schwere Fehlbildungen sind die Hauptursache für die perinatale Mortalität bei Schwangeren mit präexistentem Diabetes. Der exakte Pathomechanismus, der für die diabetische Embryopathie verantwortlich ist, ist noch nicht eindeutig geklärt. Tierexperimentelle Studien lassen vermuten, dass die Hyperglykämie das ausschlaggebende („major“) Teratogen ist.
Verschiedene Mechanismen für die teratogene Wirkung von Hyperglykämien werden diskutiert, wie erhöhte Sorbitolspiegel in Verbindung mit erniedrigter Myoinositolkonzentration, veränderter Metabolismus von Arachidonsäure und Prostaglandinen und erhöhte Konzentration von Sauerstoffradikalen.
Es gibt keine spezifische diabetische Embryopathie. Das kaudale Regressionssyndrom wird mit mütterlichem Diabetes assoziiert, da es bei Diabetikerinnen 200- bis 400-mal häufiger vorkommt. Mit einer Prävalenz von 1,3/1000 tritt es aber auch bei Diabetikerinnen sehr selten auf. Das kaudale Regressionssyndrom ist gekennzeichnet durch Anomalien der unteren Extremitäten (Verkürzung und Froschstellung der Beine), Fehlen der Lendenwirbelsäule und des Os sacrum, häufig assoziiert mit Nierenagenesie, Meningomyelozele und Fehlen des Anus.
Fehlbildungen des Herzens werden mit einer Prävalenz von 4-mal häufiger diagnostiziert als bei Nichtdiabetikerinnen. Besonders häufig sieht man Ventrikelseptumdefekte und Anomalien der großen Gefäße. An zweiter Stelle stehen Neuralrohrdefekte. Bei der Bewertung der Konzentration von mütterlichem α-Fetoprotein im zweiten Trimenon muss bei Diabetikerinnen eine Erniedrigung um 20 % berücksichtigt werden. An dritter Stelle stehen Nierenanomalien, insbesondere Ureter duplex. Es liegen häufig multiple Fehlbildungen vor, und die Anzahl der betroffenen Organsysteme hängt vom Grad der mütterlichen Hyperglykämie bei Konzeption ab (Schaefer-Graf et al. 2000). Eine schlechte Stoffwechseleinstellung im ersten Trimenon ist nicht nur mit Fehlbildungen, sondern auch mit einer erhöhten Prävalenz von Aborten, intrauterinem Fruchttod und (u. a. ausgelöst durch deletäre Fehlbildungen) und früher symmetrischer Wachstumsrestriktion assoziiert (Abb. 1).
Da die Rate an Chromosomenanomalien laut bisher vorhandenen vielfältigen Daten nicht durch eine diabetische Stoffwechsellage beeinflusst wird, besteht bei Frauen mit Diabetes keine besondere Indikation zur Abklärung von Chromosomenanomalien. Konträr dazu ist aktuell eine Studie aus den USA veröffentlich worden, die in einem großen Kollektiv (57/200.000 Schwangeren mit präexistentem DM) von einem erhöhten Risiko (40 % nach Adjustierung für Alter) für Chromosomenanomalien berichtet [Wu et al. 2020, EK IIb]. Die Bestätigung dieser singulären Beobachtung steht aus.
Zweites und drittes Trimenon
Die Auswirkungen des Diabetes im zweiten und dritten Trimenon werden bestimmt durch das Ausmaß des fetalen Hyperinsulinismus, der physiologischen Reaktion des fetalen Pankreas auf eine erhöhte Zufuhr von Nährstoffen, insbesondere von Glukose. Bereits mit 11 SSW lässt sich eine fetale Insulinproduktion nachweisen, ab 17 SSW kommt es exponentiell zum Anstieg der Insulin-Glukose-Ratio als Ausdruck der zunehmenden Reife der fetalen β-Zellen (Reiher et al. 1983). Die Insulinproduktion wird eher durch eine intermittierende als einer kontinuierlichen Stimulation angeregt. Das führt dazu, dass sich insbesondere die postprandialen Blutzuckerspitzen auf die fetale Insulinsekretion auswirken.
Die Korrelation zwischen den mütterlichen Blutzuckerwerten und der zu erwartenden neonatalen Morbidität verläuft nicht streng linear. Wir müssen davon ausgehen, dass die Bedingungen des Glukosetransfers von der Mutter zum Kind individuellen Schwankungen unterliegen, dass die Plazenta mit ihrem eigenen Bedarf an Energieträgern als Konsument zwischen Mutter und Kind liegt und dass nicht zuletzt die Feten unterschiedlich auf das erhöhte Glukoseangebot reagieren, wie Studien an Gemini zeigten.
Die klinischen Symptome des fetalen Hyperinsulinismus, die unten ausgeführt werden, fasst man unter dem Begriff diabetische Fetopathie zusammen.
Fetales Wachstum
Insulin ist ein starkes Wachstumshormon, sodass der fetale Hyperinsulinismus ein übermäßiges Wachstum insbesondere des Fettgewebes und der inneren Organe bewirkt (Abb. 2). Als antenatale Zeichen eines ausgeprägten Hyperinsulinismus sieht man bei der Ultraschalluntersuchung
  • eine kardiale Hypertrophie mit Verdickung des Interventrikularseptums,
  • eine asymmetrische Makrosomie mit einem deutlichen Unterschied des Perzentilenwachstums von fetalem Abdominalumfang (AU) und Kopf und Femur, (Abschn. 5.1),
  • vermehrtes subkutanes Fettgewebe (Abschn. 5.1).
Die hypertrophe Kardiomyopathie bildet sich nach der Geburt in der Regel spontan zurück. Neugeborene mit durch Diabetes bedingter Makrosomie fallen durch einen cushinoiden Habitus mit stammbetonter Adipositas auf (Abb. 3). Bei Schwangeren mit vaskulären diabetischen Spätkomplikationen kann es wegen der plazentaren Minderdurchblutung trotz Hyperinsulinismus zu normalem oder sogar vermindertem fetalem Wachstum kommen.
Metabolische Auswirkungen
Die metabolischen Auswirkungen zeigt im Überblick Abb. 2.
  • Bei Hyperinsulinismus besteht ein gesteigerter Sauerstoffbedarf (Verstoffwechslung von Glukose, Mehrbedarf wegen Makrosomie), der sich in einer gesteigerten Erythropoese und Polyzythämie mit hohem neonatalem Hämatokrit äußert. Bei Feten von Diabetikerinnen wurden im Plasma erhöhte Erythropoetinspiegel und eine erhöhte Erythrozytenzahl nachgewiesen, die mit der Glukose- und Insulinkonzentration im Fruchtwasser und im fetalen Blut korrelieren. Je nach Quelle wird von 20–30 % Neugeborenen mit einem Hämatokrit >65 % berichtet.
  • Die Polyzythämie in Kombination mit einer Unreife der Leber (Glucuronyltransferasemangel) führt zu einer erhöhten Prävalenz von Hyperbilirubinämie beim Neugeborenen.
  • Die Prävalenz des Atemnotsyndroms, die bei Neugeborenen aus diabetischen Schwangerschaften 5-fach erhöht ist, konnte durch Einführung einer strikten Stoffwechseleinstellung deutlich gesenkt werden. Hyperinsulinismus beeinträchtigt über einen Eingriff in die enzymatischen Vorgänge die Bildung von Surfactant in den fetalen Pneumozyten. Selbst in Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes wurde Phosphatidylglycerol im Fruchtwasser später als in normalen Schwangerschaften nachgewiesen. Es sollte deshalb eine Entbindung möglichst nahe dem Geburtstermin angestrebt werden und nicht zu früh eingeleitet werden.
  • Wegen der gesteigerten Sekretion von Insulin nach chronischer Stimulation des fetalen Pankreas und entsprechender β-Zellhypertrophie kann es postpartal bei ausbleibender Zufuhr von Substrat zu neonataler Hypoglykämie kommen. Die Prävalenz von Hypoglykämie schwankt je nach Definition des Grenzwertes und untersuchter Population zwischen 20 und 50 %. In den gültigen AWMF-Leitlinien zur Betreuung Neugeborener diabetischer Mütter (024/006) ist ein Grenzwert von 35 mg/dl als neonatale Hypoglykämie definiert.
Neonatale Hypokalzämie (25-Hydoxylase-D3-Mangel in der Leber) und Hypomagnesiämie treten ebenfalls häufiger auf.
Die HAPO-Studie bestätigt zudem den Zusammenhang zwischen der Höhe der kindlichen Insulinwerte und dem Geburtsgewicht, dem Auftreten neonataler Hypoglykämien sowie einer neonatalen Adipositas – charakterisiert durch eine vermehrte Fettanlagerung anhand von Hautfaltendickemessungen und der Körperfettmasse (jeweils >90. Perzentile; Metzger et al. 2008a).
Somit belegt die HAPO-Studie die bereits 1952 postulierte Hypothese von Pedersen, nach der eine mütterliche Hyperglykämie zu einer Hyperglykämie beim Fetus führt, bei dem eine vermehrte Insulinausschüttung einen zusätzlichen Wachstumsstimulus bewirkt.
Intrauteriner Fruchttod
Der intrauterine Fruchttod (IUFT) kann als die gravierendste Komplikation bei vorbestehendem Diabetes auch bei normalen geburtshilflichen Befunden und ohne Vorboten akut eintreten. Die Angaben über die Häufigkeit des IUFT liegen in Deutschland bei 1,4 % (Hauffe et al. 2019) im Vergleich zu 0,4 % bei nichtdiabetischen Schwangeren, allgemein wird ein mehr als 4-fach erhöhtes Risiko angegeben; für perinatale Mortalität gibt es Zahlen aus den Niederlanden von 2,8 % (Evers et al. 2004). Es handelt sich um ein multifaktorielles Geschehen, das im Endeffekt über eine akute Hypoxie zum Tod führt. Das Risiko für die perinatale Mortalität steigt mit schlechter Blutzuckereinstellung, kongenitalen Fehlbildungen und diabetischen Späterkrankungen der Mutter.
Veränderungen an der Plazenta
Die Plazenten sind bei diabetischen Schwangeren meist schwerer und größer als bei stoffwechselgesunden Frauen. Histomorphometrische Untersuchungen zeigen typischerweise Zottenreifungsstörungen mit geringerer Verzweigung der Zotten, einem geringeren Vaskularisationsgrad und verminderter Entwicklung von synzytiokapillären Membranen. Diese morphologische Störung führt zu einer reduzierten Diffusionskapazität der Plazenta, was in Kombination mit dem erhöhten Sauerstoffbedarf bei diabetischer Fetopathie das Risiko für intrauterine Asphyxie und IUFT erhöht. Bei guter mütterlicher Stoffwechseleinstellung sind die Reifungsstörungen weniger ausgeprägt oder können gänzlich fehlen

Mütterliche Komplikationen

Bei 5–10 % der diabetischen Schwangeren liegt eine präexistente Hypertonie vor. Das Risiko für Hypertonus/Präeklampsie/HELLP-Syndrom ist auch bei Frauen ohne präexistenten Hypertonus deutlich erhöht. Hypertonie und Präeklampsie erhöhen das Risiko für fetale Wachstumsrestriktion (FGR), Plazentainsuffizienz und Totgeburt. Ohne vorbestehende Nephropathie muss bei 15–20 % der Frauen mit der Entstehung einer Präeklampsie gerechnet werden, und bei Nephropathie erhöht sich die Rate auf 50 %.
Praxistipp
Die 2019 aktualisierten AWMF-Leitlinie Diagnostik und Therapie antihypertensiver Schwangerschaftserkrankungen (AWMF 015/018) können für die Behandlung einer Hypertonie von Frauen mit Diabetes uneingeschränkt herangezogen werden. Während das Blutdrucktherapieziel präkonzeptionell mit <135/85 mmHg verfolgt wird, liegt die Schwelle zur Intervention mit blutdrucksenkenden Medikamenten in der Schwangerschaft höher. Bei Diabetikerinnen sollte eine antihypertensive Therapie bei systolischen Blutdruckwerten von >150 mmHg und diastolischen Blutdruckwerten von >95 mmHg begonnen werden (Williams et al. 2018).
Bei Nephropathie ist eine strengere Blutdruckeinstellung mit individuellen Zielwerten, wenn möglich <135/85 mmHg, anzustreben, um das Risiko einer Pfropfpräeklampsie und die damit oft verbundene iatrogene Frühgeburt sowie das Risiko der Entstehung von SGA-Kindern zu reduzieren (Nielsen et al. 2009; Abalos et al. 2014).
Das individuelle Risiko für eine Präeklampsie kann durch ein Präeklampsiescreening im ersten Trimenon bestimmt werden. (https://fetalmedicine.org/education/preeclampsia-screening). Ergibt sich ein Risiko von mehr als 1:100, kann die Gabe von 150 mg Azetylsalizylsäure (ASS) pro Tag das Risiko für eine Präeklampsie um 62 % reduzieren (Rolnik et al. 2017), wenn die Einnahme vor der 16. SSW begonnen wird. Grundsätzlich kann bei einem vorbestehenden Diabetes und nur einem zusätzlichen anamnestischen Risikofaktor von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden und ASS 150 mg verordnet werden. Bei gesunden Typ-1-Diabetikerinnen kann ein Präeklampsiescreening ein erhöhtes Risiko ausschließen und es kann auf eine ASS-Einnahme verzichtet werden. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, sowohl vaginal als auch Harnwegsinfektionen, die zu vorzeitiger Wehentätigkeit und Frühgeburt führen können. Eine engmaschige Infektionskontrolle (Zervixabstrich, Urinkultur) ermöglicht eine frühzeitige Erfassung und eine konsequente Therapie.
Frauen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung (Allotey et al. 2020), eine Immunisierung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft ab dem zweiten Trimenon entsprechend den STIKO-Empfehlungen dringend empfohlen werden.
Praxistipp
Während der gesamten Schwangerschaft sollte die Schwangerenvorsorge alle zwei Wochen und ab der 36. SSW wöchentlich erfolgen, um Probleme frühzeitig zu erkennen.

Stoffwechseleinstellung während der Schwangerschaft

Zielwerte und Insulinbedarf

In der Schwangerschaft werden optimalerweise Blutzuckerwerte präprandial <95 mg/dl, 1 h postprandial <140 mg/dl und nach 2 h <120 mg/dl bzw. ein HbA1c-Wert von 5,7–6,5 % (oberer Referenzbereich) in der ersten Schwangerschaftshälfte und <5,7 % (unterer Referenzbereich) in der zweiten Schwangerschaftshälfte angestrebt. Bei CGMS-Nutzung in der Schwangerschaft sollte die TIR („time in range“: 63–140 mg/dl) zumindest >70 % der Glukosemesswerte bei Typ-1-Diabetes und mindestens >90 % bei Typ-2-Diabetes oder Gestationsdiabetes ausmachen (Battelino et al. 2019). Allerdings sollen die Blutzuckerzielwerte individuell mit der Patientin festgelegt werden, da schwere Hypoglykämien, eine fehlende Hypoglykämiewahrnehmung oder auch bestimmte Lebensumstände zu Abweichungen führen können.
Im ersten Trimenon schwanken die Blutzuckerwerte sehr, und der Insulinbedarf sinkt z. T. unter den vor der Schwangerschaft (Hypoglykämiegefahr!). Durch die zunehmende Produktion von anti-insulinär wirksamen Schwangerschaftshormonen steigt der Insulinbedarf etwa ab der 20. SSW kontinuierlich an. Die Insulindosierung liegt im dritten Trimenon 50–100 % höher als vor der Schwangerschaft. Direkt nach der Geburt der Plazenta kommt es zum abrupten Abfall des Insulinbedarf, sodass ein hohes Hypoglykämierisiko besteht, wenn die Insulingabe nicht sofort angepasst wird.

Insulinanaloga und orale Antidiabetika

Insulinanaloga haben durch Veränderungen der Aminosäurensequenz ein modifiziertes Wirkprofil im Vergleich zu konventionellen Insulinen: Kurzwirksame Analoga haben einen schnelleren Wirkungseintritt, d. h. ein Spritz-Ess-Abstand ist nicht nötig; langwirksame Analoga zeigen eine verlängerte Wirkung bis zu 24 h. Die Datenlage ist inzwischen zu den meisten Analoga ausreichend, um von einem unbedenklichen Einsatz auszugehen.
Orale Antidiabetika (Sulfonylharnstoffpäparate, Biguanid, Glitazone) sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen bzw. nicht empfohlen (Abschn. 4.4). Metformin kann v. a. bei ausgeprägter Insulinresistenz und Adipositas zusätzlich zu Insulin erwogen werden. Bei Kinderwunsch sollten Typ-2-Diabetikerinnen bereits vor der Konzeption auf eine Insulintherapie umgestellt werden, da die Einstellung in der Schwangerschaft differenzierte möglich ist. Eine Fortsetzung der Metformintherapie ist jedoch möglich und nur für diese Indikation von der EMA zugelassen. Kongenitale Fehlbildungen sind auch bei Typ-2-Diabetikerinnen eng assoziiert mit der Höhe des HbA1c. Durch die Einnahme von oralen Antidiabetika bei Konzeption wird das Fehlbildungsrisiko im Vergleich zu Insulintherapie nicht erhöht. Zu Glibenclamid und Metformin liegen Studienergebnisse einschließlich RCTs in der Schwangerschaft vor. Sulfonylharnstoffpäparate und Metformin sind aber plazentagängig, mögliche Langzeitfolgen für das Kind können derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Ketoazidotisches und hypoglykämisches Koma

Das ketoazidotische Koma stellt eine lebensgefährliche Komplikation dar, die laut Literatur bei 5–10 % aller Schwangerschaften von Typ-1-Diabetikerinnen beobachtet wird. Aus eigener Erfahrung erscheint diese Angabe jedoch zu hoch zu sein. Allgemein besteht in der Schwangerschaft durch die zunehmende Insulinresistenz verbunden mit der Neigung, bereits bei geringgradiger Hyperglykämie sehr schnell eine Ketoazidose zu entwickeln, eine erhöhte Inzidenz von ketoazidotischem Koma und mit schwerwiegenden Verläufen (Dargel et al. 2021).
Risikofaktoren für ein ketoazidotisches Koma
  • Infektionen (Harnwegsinfektionen, Grippe, COVID-19)
  • Pumpenversagen (Verstopfen oder Dislokation der Nadel)
  • Akut-Behandlung mit β-Mimetika bei vorzeitiger Wehentätigkeit
  • Gabe von Glukokortikoiden zur Lungenreifeinduktion
  • Schlechte Patientinnencompliance
  • Erstmals in der Schwangerschaft diagnostizierter Typ-1-Diabetes
Fehlgedeutete Symptome können zur primären Vorstellung in der Geburtsklinik führen. Typischerweise kommt es zu
  • Oberbauchschmerzen (Differenzialdiagnose: HELLP-Syndrom, Wehentätigkeit),
  • Übelkeit, evtl. mit Erbrechen und bretthartem Bauch,
  • tiefer, schneller Atmung,
  • evtl. Bewusstseinstrübung,
  • Exsikkose.
Im CTG sieht man häufig Dezelerationen, die nach Verbesserung des mütterlichen Zustands verschwinden. Die Sectioindikation sollte sehr streng gestellt werden. Eine Ketoazidose stellt eine absolute Kontraindikation für eine sofortige Operation dar, daher sollte eine Sectio möglichst vermieden werden oder erst nach ausreichender Behandlung erfolgen. Mütterliche Todesfälle sind selten, jedoch ist die fetale Mortalität hoch.
Das hypoglykämische Koma stellt die häufigere Komplikation dar. Die Prämisse der strengen Stoffwechseleinstellung vor und in der Schwangerschaft ist mit einem erhöhten Risiko für Hypoglykämie verbunden, insbesondere in der Frühschwangerschaft und während der Nachtstunden. Soweit die Datenlage eine Aussage zulässt, hat eine Hypoglykämie vermutlich keine negativen Auswirkungen für das Kind, ist bei den Müttern jedoch die Haupttodesursache in der Schwangerschaft.
Eine Studie aus Dänemark zeigte, dass das Hypoglykämierisiko bei Typ-1-Diabetes in der Frühschwangerschaft 3–5 × höher ist als vor der Gravidität und dass eine schlechte Hypoglykämiewahrnehmung, rezidivierende Hypoglykämien bereits im Jahr vor der Schwangerschaft, ein niedriges HbA1c, eine lange Diabetesdauer und starke Blutzuckerschwankungen die wichtigsten Risikofaktoren sind (Ringholm et al. 2013).

Gestationsdiabetes (GDM)

Pathophysiologie

GDM entspricht pathophysiologisch einem Typ-2-Diabetes. Bleibt die Steigerung der Insulinproduktion zur Kompensation der in der Schwangerschaft physiologischerweise zunehmenden Insulinresistenz aus, kommt es zu mütterlicher Hyperglykämie nach Glukosebelastung. Es besteht also ähnlich wie bei Typ-2-Diabetes ein relativer Insulinmangel, im Gegensatz zum absoluten Insulinmangel durch Destruktion von β-Zellen bei Typ-1-Diabetes.

Screening und Diagnostik

Seit 01.03.2012 sehen die Mutterschaftsrichtlinien in Deutschland ein Blutzuckerscreening mittels eines 50 g-Suchtestes vor. Damit ist eine seit 20 Jahren bestehende Forderung der Fachgesellschaften umgesetzt worden. In Österreich wurde bereits 2010 der 75 g-orale-Glukosetoleranztest (oGTT) mit 24–28 Schwangerschaftswochen in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen.
Die Entscheidung des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die Einführung eines Blutzuckerscreenings in Deutschland beruht auf einer positiven Bewertung einer vom G-BA in Auftrag gegebenen Nutzenbewertung des GDM-Screening s durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG).

Studiengrundlage für die Bewertung des IQWIG

2005 zeigten zwei prospektive Therapiestudien mit großen Untersuchungskollektiven auf einem hohen Evidenzniveau (I A) eindeutig, dass ein unbehandelter GDM mit einer signifikant höheren Rate an schwerwiegenden Schwangerschaftskomplikationen, einschließlich intrauterinen Todesfällen, einhergeht als ein adäquat behandelter GDM (Crowther et al. 2005; Langer et al. 2005b).
In der randomisierten multizentrischen Studie von Crowther et al. (Akronym ACHOIS) wurden 1000 Schwangere zwischen der 24. und 34. SSW mit Gestationsdiabetes entweder einer Interventionsgruppe (n = 490) oder einer Routinegruppe (n = 510) zugeordnet. In der Interventionsgruppe gab es signifikant weniger schwere perinatale Komplikationen im Vergleich zur Routinegruppe (4 % vs. 1 %, OR 0,33, 95 %-CI 0,14–0,75) bei gleicher Sectiorate. In der Routinegruppe traten fünf kindliche Todesfälle auf, während in der Interventionsgruppe kein Kind starb, zudem wurden drei vs. null Fälle von Plexusparese beschrieben. Eine Befragung der Mütter sechs Wochen nach Studienaufnahme und zwölf Wochen postpartal zeigte in der Interventionsgruppe in fast allen Bereichen einen besseren physischen, seelischen und sozialen Gesundheitszustand.
Die zweite randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass auch die Behandlung eines milden GDM (90/180/155 mg/dl mit Nüchtern-BZ <95) zu einer Reduktion der Rate an Makrosomie, Sectiones und Schulterdystokie führte (Landon et al. 2009).
Das IQWiG-Gutachten kommt primär auf der Basis dieser Studien mit höchstem Evidenzniveau zu dem Ergebnis, dass ein Beleg für einen Therapienutzen bei GDM und damit indirekt ein Hinweis auf einen Nutzen einer Routineuntersuchung auf GDM besteht. Allerdings wurde bei beiden Studien der 50 g-Suchtest als Routineuntersuchung eingesetzt, weshalb das IQWiG diesen als primäre Screeningmethode empfahl. Diese Empfehlung wurde in die Mutterschaftsrichtlinien übernommen.

50 g-Screeningtest

Methodik
Laut Mutterschaftsrichtlinien muss jeder Schwangeren im Zeitraum von 24 + 0 bis 27 + 6 Schwangerschaftswochen die Bestimmung der venösen Plasmaglukose 1 h nach oraler Belastung mit einer 50 g-Glukoselösung angeboten werden (Abschn. A, Nr. 8). Bei diesem sog. 50 g-Suchtest wird keine Bestimmung der Glukose im Nüchternblut durchgeführt und die Testperson sollte nicht nüchtern sein. Vor dem Test soll die Frau mittels eines von IQWiG entworfenen Informationsblattes über Test, Komplikationen und Therapiemöglichkeiten/-nutzen bei GDM aufgeklärt werden.
Bei Erreichen oder Überschreiten eines Wertes von 135 mg/dl (7,5 mmol/l) muss zeitnah ein 75 g-oGTT zur Diagnosestellung durchgeführt werden. Das GDM-Screeningprocedere wird deshalb als zweizeitig oder zweistufig bezeichnet.
Der 50 g-Test ist nur ein Suchtest für ein erhöhtes Risiko für GDM, kein diagnostischer Test. Ausnahme ist ein Erreichen oder Überschreiten eines Wertes von 200 mg/dl (11,1 mmol/l), was für die Diagnose eines GDM ausreichend ist (Abb. 4).
Problematik der Validität des 50 g-Tests
Die Fachgesellschaften hätten eine Routineuntersuchung mittels 75 g-oGTT bevorzugt. Der 50 g-Test wurde in den 1980er-Jahren eingeführt in der Hoffnung auf eine ökonomische und trotzdem valide Screeningmethode. Er fand in vielen Ländern Anwendung. Inzwischen liegen jedoch Studiendaten vor, die auf eine fragliche Validität des Tests hinweisen. Zudem werden unterschiedliche Grenzwerte benutzt (140, 135 oder 130 mg/dl).
Eine Subanalyse der HAPO-Daten ergab, dass bei 33 % der HAPO-Population alleinig der isoliert erhöhte Nüchternwert bei normalen 1- und 2-Stundenwerten zur Diagnose GDM geführt hätte. Danach würden durch den 50 g-Suchtest 33 % der Schwangeren mit GDM nicht erfasst. Das könnte erklären, warum 2012 der erwartete Anstieg der GDM-Prävalenz in Deutschland durch die Einführung des Screenings ausblieb (2012: 4,4, 2013 4,3 %) (Metzger und Dyer 2014). In der BEDIP-Studie mit Screening bei 1800 Schwangeren sowohl durch 50 g-Test als auch 75 g-oGTT mit Bewertung nach IADPSG-Kriterien, zeigte der 50 g-Test mit Grenzwert 135 mg/dl eine Sensitivität von 66 % (Benhalima et al. 2018) (Tab. 1). Die mit 33 % nicht erfassten Fälle sind, wenn man die HAPO-Daten betrachtet, offensichtlich durch die fehlende Nüchternglukosebestimmung bedingt. Die GDM-Leitlinie (AWMF 075/008) von 2018 empfiehlt daher bei negativem 50 g-Test zusätzlich eine Nüchternglukosebestimmung (siehe Abb. 4b). Eine weitergehende Auswertung der BEDIP-Studie evaluierte unabhängige Risikofaktoren für GDM (BMI >30 kg/m2, Z. n. GDM, Ethnie mit hoher Diabetesprävalenz), woraus ein modifiziertes zweizeitiges GDM-Screening unter Berücksichtigung des Vorliegens von Risikofaktoren entwickelt wurde.
Tab. 1
Sensitivität des 50 g-Tests (in Deutschland gültiger Grenzwert 135 mg/dl). (Nach Benhalima et al. 2018)
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Praxistipp
Ein modifiziertes zweistufiges GDM-Screening mit 50 g-Test bei Schwangeren ohne Risikofaktoren und primärem 75 g-oGTT bei Vorliegen von Risikofaktoren bietet eine hohe Sensitivität von 82 %, nur 25 % der Schwangeren müssten zwei Tests durchführen lassen, sowohl den 50 g-Test als auch den 75 g-oGTT und im Vergleich zu einem primären Screening mittels 75 g-oGTT bei allen Frauen, wie von den Fachgesellschaften empfohlen, würde 50 % der Frauen ein kompletter oGTT erspart werden (Benhalima et al. 2018).

Diagnostischer 75 g-oraler-Glukosetoleranztest (oGTT)

Methodik und Bewertung
Die Diagnosestellung erfolgt durch einen oGTT mit einer Glukosebelastung von 75 g. Der Test soll morgens nach einer mindestens 8-stündigen Nahrungskarenz durchgeführt werden, ohne Einschränkung der Kohlenhydrataufnahme drei Tage vor dem Test.
Ein oGTT sollte nicht durchgeführt werden bei einem Blutglukosewert nüchtern ≥126 mg/dl (≥7,0 mmol/l) im venösen Plasma. Es empfiehlt sich daher, parallel zur Bestimmung im Labor orientierend den Nüchternblutzucker mit einem Handmessgerät zu bestimmen, um zu entscheiden, ob der Test durchgeführt werden darf.
Die Blutglukose wird vor dem Test (nüchtern) sowie 1 und 2 h nach Ende des Trinkens der Testlösung bestimmt. In den Mutterschaftsrichtlinien sind die Kriterien zur Qualitätssicherung festgelegt.
  • Basierend auf dem internationalen Konsens, der aus den Ergebnissen der HAPO-Studie hervorgegangen ist, sollte die Bestimmung entsprechend dem Vorgehen bei der Studie wie auch außerhalb der Schwangerschaft nur im venösen Plasma erfolgen. Kapilläre Blutentnahmen mit Bestimmung im kapillären Vollblut sind nicht zulässig.
  • Maßnahmen gegen die Verfälschung der Blutzuckerwerte durch Glykolyse sind vorzusehen. Die Glykolyse wird effektiver durch den Zusatz von Zitratpuffer als durch Natriumfluorid gehemmt. Entsprechende Abnahmesysteme sind im Handel erhältlich.
  • Messsysteme zur patientennahen Sofortmessung müssen vom Hersteller zur Diagnostik vorgesehen sein. Damit sind Geräte zur Eigenanwendung durch die Patienten wegen zu großer Ungenauigkeit bei zugelassener Abweichung von ±10 % (Blutzuckerselbstkontrolle) ausgeschlossen.
Die Diagnose „Gestationsdiabetes“ erfolgt bei Erreichen oder Überschreiten eines der Grenzwerte (Tab. 2).
Tab. 2
oGTT-Grenzwerte gemäß HAPO-Studie
Zeitpunkt
Grenzwert
Nüchtern
≥92 mg/dl
5,1 mmol/l
1-h-Wert
180 mg/dl
10,0 mmol/l
2-h-Wert
≥153 mg/dl
8,5 mmol/l
Das entspricht eigenen Untersuchungen bereits aus den 90er-Jahren, wo bei nur einem erhöhten Wert im oGTT erhöhte Insulinwerte und Plazentaveränderungen gesehen wurden.
Studienbox
Zur Etablierung international einheitlicher Diagnosekriterien für Gestationsdiabetes wurde im Rahmen einer prospektiven internationalen Multicenterstudie, der „HAPO-“ oder „Hyperglycemia and Adverse Pregnancy Outcome“-Studie, an 23.325 Frauen zwischen der 24. bis 32. SSW ein 2-h-75 g-oGTT durchgeführt, um die Korrelation zwischen mütterlichen Blutzuckerwerten bei oraler Belastung und dem Auftreten kindlicher Komplikationen zu evaluieren (Metzger et al. 2008b). Fälle mit Glukosewerten, die auf einen nicht erkannten Diabetes mellitus hinweisen (nüchtern höher als 5,8 mmol/l [105 mg %] bzw. der 2-h-Wert >11,1 mmol/l [200 mg %]), wurden ausgeschlossen.
Neben der Konzentration von C-Peptid im Serum von Nabelschnurblutproben oberhalb der 90. Perzentile und einem Geburtsgewicht über der 90. Perzentile, waren eine Entbindung durch primäre Sectio und das Auftreten von Hypoglykämien beim Neugeborenen weitere primäre Endpunkte für einen ungünstigen Schwangerschaftsausgang.
Die Blutzuckerwerte wurden in sieben Kategorien mit ansteigenden Konzentrationen unterteilt. Auch nach Korrektur für mögliche Einflussgrößen wie Gewicht, Alter oder ethnischen Hintergrund der Mutter konnte eine positive Korrelation zwischen den mütterlichen Blutglukosewerten im oGTT und der Häufigkeit der als primäre Endpunkte definierten Schwangerschaftsergebnisse gezeigt werden. Für die Konzentration von C-Peptid im Nabelschnurblut sowie das Geburtsgewicht ergab sich über den gesamten Blutzuckermessbereich ein linearer Anstieg der Häufigkeit mit steigenden Blutzuckerwerten (Abb. 5). Als Grenzwerte wurden Blutzuckerwerte definiert, die mit einer Risikoerhöhung von 75 % (OR 1,75) für Geburtsgewicht, neonatales Prozentkörperfett und C-Peptid >90. Perzentile einhergehen.

Diagnose unerkannter Glukosestoffwechselstörung im ersten Trimenon

Die Leitlinie der DDG und DGGG empfiehlt ein Screening auf unerkannte präexistente Glukosestoffwechselstörungen bei Frauen mit Risikofaktoren für Diabetes (AWMF 057/008). Bei Feststellung der Schwangerschaft sollte ein HbA1c oder Nüchternblutzucker bestimmt werden (Abb. 4); dieses Vorgehen ist jedoch nicht Bestandteil der Deutschen Mutterschaftsrichtlinien. Die Blutentnahme kann im Rahmen der serologischen Untersuchungen erfolgen, die im ersten Trimenon vorgesehen sind.
Risikofaktoren fürDiabetes(nach AWMF-Register 057/008)
  • Übergewicht (Body Mass Index vor der Schwangerschaft ≥27,0 kg/m2)
  • Diabetes bei Eltern/Geschwistern
  • Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe mit hohem Diabetesrisiko (insbesondere Asiatinnen)
  • Gestationsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft
  • Zustand nach Geburt eines Kindes ≥4500 g
  • Zustand nach Totgeburt
  • Schwere kongenitale Fehlbildungen in einer vorangegangenen Schwangerschaft
  • Habituelle Abortneigung (≥ drei Fehlgeburten hintereinander)
  • Kontrainsulinäre Medikation
  • Fertilitätsbehandlung
  • Hypertonus

Kindliche und mütterliche Komplikationen

Die kindlichen und mütterlichen Folgen des GDM entsprechen denen einer Schwangerschaft bei präexistentem Diabetes, sind jedoch häufig weniger ausgeprägt wegen des geringeren Grades an maternaler Hyperglykämie. Dabei besteht üblicherweise kein erhöhtes Risiko für kongenitale Fehlbildungen, da die Glukosetoleranzstörung in der Regel erst deutlich nach der Organogenese entsteht. Bei Nüchternwerten bei Diagnose von >120 mg/dl besteht jedoch der Verdacht auf einen nicht diagnostizierten vorbestehenden Typ-2-Diabetes, und es muss mit einer Fehlbildungsrate von 5 % gerechnet werden (Abb. 1; Schaefer et al. 1997). Das Verteilungsmuster der einzelnen Fehlbildungen entspricht demjenigen bei Typ-1- und -2-Diabetes (Schaefer-Graf et al. 2000).
Bei adäquater Behandlung ist das Risiko für einen diabetesbedingten IUFT nicht erhöht, wohl aber bei fehlender Diagnose bzw. Nichtbehandlung.
Bei übergewichtigen Frauen mit hohen Lipidwerten kann es trotz guter Blutzuckereinstellung zu makrosomen Feten kommen. Nach Adjustierung für den BMI erwiesen sich die maternalen Triglyzeride und freien Fettsäuren als starke Risikofaktoren für LGA (Schaefer-Graf et al. 2008). In einer Studie von Langer ließ sich bei adipösen Schwangeren mit zufriedenstellender diätetischer Einstellung die Rate an ungünstigem Schwangerschaftsoutcome (Hyperbilirubinämie, Verlegung, Hypoglykämie, LGA etc.) nur durch zusätzliche Insulinisierung senken (Langer et al. 2005a)

Diabetologische Therapie des Gestationsdiabetes

Nach Diagnosestellung sollte eine zeitnahe Überweisung an eine ambulante Diabetesschwerpunkteinrichtung mit ausreichender Erfahrung in der Betreuung insulinbehandelter Schwangerer erfolgen. Der alleinige Hinweis auf eine zuckerfreie Ernährung ist nicht ausreichend.
Praxistipp
Die Therapie des Gestationsdiabetes beruht, wie außerhalb der Schwangerschaft, auf vier Säulen:
  • Ernährungsumstellung,
  • körperliche Aktivität,
  • Blutzuckerkontrolle nüchtern und nach den Mahlzeiten
  • und bei Bedarf Insulintherapie.
Die Intensität der Intervention sollte sich am individuellen Risikoprofil orientieren, bei vielen Frauen ist eine geringfügige Ernährungsmodifikation und weitmaschige Blutzuckerkontrollen ausreichend.

Ernährungsumstellung

Im Vordergrund steht eine Ernährungsberatung, die einer gesunden Ernährungsweise von gesunden Erwachsenen entspricht, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Schwangerschaft und den individuellen Lebensumständen der Frau. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im zweiten und dritten Trimenon beträgt ca. 30 kcal/kg KG, das berücksichtigt den erhöhten Kalorienbedarf von 300 kcal/Tag ab dem zweiten Trimenon. Der Kohlenhydratanteil sollte 40–50 % betragen mit Bevorzugung von langwirksamen Kohlenhydraten (niedriger glykämischer Index). Süßstoff (Saccharin etc.) ist bei mäßigem Gebrauch in der Schwangerschaft unbedenklich. Eine gezielte und deutliche Gewichtsabnahme ist zu vermeiden. Hingegen ist eine Gewichtsstagnation bzw. leichte Gewichtsreduktion von 1–2 kg zu Beginn der Ernährungsumstellung häufig und als unbedenklich einzustufen.

Blutzuckerselbstkontrolle

Die Schwangeren werden in die Blutglukoseselbstkontrolle (Handmessgerät) mit Blutglukosemessungen eingewiesen. Die Kosten für die Teststreifen werden in der Schwangerschaft von den Krankenkassen übernommen. Im Allgemeinen werden 2–3 Tagesprofile mit je einer Nüchtern- und drei postprandialen Blutzuckermessungen pro Woche empfohlen. Die Häufigkeit der Selbstkontrollen wird dem Verlauf kontinuierlich angepasst und sollte zur Entlastung der Frauen auf ein entscheidungsrelevantes Minimum reduziert werden. Die Einstellungsziele sind in Tab. 3 dargestellt.
Tab. 3
Einstellungsziele für Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft
Zeitpunkt
Einstellungsziel
Nüchtern/präprandial
60–90 mg/dl
1 h postprandial
<130–140 mg/dl
2 h postprandial
<120 mg/dl

Körperliche Aktivität

Körperliches Training, bevorzugt Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walking, Fahrradfahren etc., führt über Energieverbrauch und Verbesserung der Insulinsensitivität zur Reduzierung der postprandialen Blutzuckerwerte. Geburtshilfliche Kontraindikationen sind zu beachten.

Insulintherapie

Kann das Einstellungsziel durch obige Maßnahmen nicht erreicht werden, ist eine Insulintherapie indiziert. Rund 20–30 % der Gestationsdiabetikerinnen benötigen Insulin. Die Indikation zur Insulintherapie sollte streng gestellt werden, da diese eine erhebliche Belastung für die Schwangere darstellt, engmaschigere geburtshilfliche Überwachung und Einleitung am ET nach sich zieht.
Indikation zur Insulintherapie
  • Regelmäßige Überschreitungen der Zielwerte mit mindestens 50 % der Werte im Messzeitraum ohne nachvollziehbare Ernährungsfehler. Bei normalem oder sogar reduziertem fetalem Wachstum kann eine moderate Hyperglykämie toleriert und die Insulintherapie sollte zurückhaltend begonnen werden. Bei ausgeprägter Diskrepanz von Abdominal- zu Kopfumfang im Sinne einer asymmetrischen ev. diabetesbedingten Makrosomie sollte die Indikation für eine Insulintherapie großzügiger gestellt werden.
  • Die Insulineinstellung sollte erfahrenen Diabetologen oder der Spezialsprechstunde einer Geburtsklinik vorbehalten sein. Der Insulinbedarf ist aufgrund der peripheren Insulinresistenz in der Schwangerschaft meist deutlich höher als bei Typ-1-Diabetikerinnen. Häufig werden bis zu 1 IE/kg KG benötigt. Es wird eine konventionell-intensivierte Insulintherapie durchgeführt mit getrennter Gabe von Kurzzeitinsulin zu den Hauptmahlzeiten und zusätzlicher Gabe eines Verzögerungsinsulins zur Nacht bei erhöhten Nüchternglukosewerten und ggf. morgens zur Aufrechterhaltung normaler Blutzuckerwerte während des Tages – unabhängig von den Mahlzeiten. Eine zügige Einstellung wird angestrebt, mit Steigerung alle drei Tage mindestens in Schritten von 4 IE bis zum Erreichen der Zielwerte.
Eine Startdosis soll individuell anhand der Blutzuckertagesprofile erfolgen. Die Gabe 1/3–1/2 der dem Körpergewicht entsprechenden Insulineinheiten wird erfahrungsgemäß ohne Hypoglykämie toleriert. Die Indikation zur Insulintherapie sollte unter Berücksichtigung des fetalen Wachstums erfolgen.
Studienbox
Messungen des fetalen AU bei Amniozentese zur Bestimmung des Insulins im Fruchtwasser zeigten eine signifikante Korrelation der Perzentile des fetalen AU mit der Höhe des Fruchtwasserinsulins (Schaefer-Graf et al. 2003). Ein fetaler AU <75. Perzentile schließt mit hoher Wahrscheinlichkeit einen schwerwiegenden fetalen Hyperinsulinismus aus (Schaefer-Graf et al. 2003; Kainer et al. 1997).
Studien, die das Management von GDM basierend auf dem fetalen Wachstum untersuchten, konnten zeigen, dass bei normalem Wachstum mit einem AU <75. Perzentile, eine moderate maternale Hyperglykämie ohne Erhöhung der neonatalen Morbidität toleriert werden kann. (Schaefer-Graf et al. 2004; Kjos et al. 2001).

Orale Antidiabetika

In den letzten Jahren wird zunehmend diskutiert, ob bei GDM orale Antidiabetika statt Insulintherapie eingesetzt werden können. Sie gelten weiterhin als kontraindiziert in der Schwangerschaft und Stillzeit und können nur off-label eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Studien sind uneinheitlich. Das Sulfonylharnstoffpräparat Glibenclamid (z. B. Euglucon N) wurde in einer randomisierten Studie an 404 selektierten Schwangeren (Alter: 18–44 Jahre) mit Dosierungen bis 20 mg/Tag im Vergleich zu einer zu Insulintherapie geprüft (Langer et al. 2000). Da keine signifikanten Unterschiede beim fetalen Outcome zu verzeichnen waren, folgerten die Autoren dieser Studie, dass Glibenclamid eine wirksame und sichere Alternative zur Insulintherapie darstellt. In einer anderen Studie mit einem kleineren Kollektiv ergab sich ein schlechteres Outcome (Kremer und Duff 2004). Glibenclamid ist wenig bis gar nicht plazentagängig.
Metformin war in einer randomisierten Studie ebenso einer Insulintherapie gleichwertig (Rowan et al. 2008). Die Frauen wiesen eine geringere Gewichtszunahme und sogar bessere postprandiale Blutzuckerwerte auf. Bei der abschließenden Befragung zur Therapiezufriedenheit bevorzugten die Frauen die Therapie mit Tabletten. Die Nachuntersuchung der Kinder im Alter von zwei Jahren ergab keine negativen Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung der Kinder (Rowan et al. 2011), jedoch bei einer zweiten Untersuchung mit acht Jahren, hatten die Kinder, bei deren Müttern die Metformintherapie effektiv gewesen war, ein höheres Gewicht und einen höheren Bauch- und Armumfang (Rowan et al. 2018). Metformin ist in einem hohen Maß plazentagängig.
Eine Therapie mit oralen Antidiabetika wird bei GDM derzeit von den deutschen Fachgesellschaften (AWMF 057/008) nicht empfohlen. In Einzelfällen (individuelle Gründe gegen Insulintherapie, sehr hoher Insulinbedarf) kann ein „Off-label“-Einsatz erwogen werden. In angloamerikanischen Ländern und Australien wird Metformin vermehrt eingesetzt.

Fetale Überwachung

Sonografie

Erstes Trimenon

Eine exakte Festlegung des Gestationsalters, mit eventueller Korrektur des nach letzter Regel festgelegten Entbindungstermins, ist für die spätere Beurteilung einer Makrosomie oder Wachstumsrestriktion wegen des häufig unregelmäßigen Menstruationszyklus und der vermehrt auftretenden Wachstumspathologie bei Diabetikerinnen von besonderer Bedeutung. Wegen des erhöhten Abortrisikos sollte bei Frauen mit vorbestehendem Diabetes die Vitalität durch einen zweiten Ultraschall im ersten Trimenon kontrolliert werden.

Zweites Trimenon

Insbesondere bei Frauen mit perikonzeptionell hohem HbA1c-Wert ist eine Ultraschalluntersuchung zwischen der 11. und 14. SSW zur frühen Abklärung von morphologischen Auffälligkeiten sinnvoll. Es besteht keine besondere Indikation zur invasiven pränatalen Diagnostik, da bei Diabetes keine erhöhte Inzidenz von chromosomalen Veränderungen besteht.
Bei der Organdiagnostik mit 19–22 SSW ist insbesondere auf Herzfehlbildungen (Echokardiografie) zu achten; die Untersuchung sollte wegen des hohen Risikos für Fehlbildungen erfahrenen Untersuchern (DEGUM-II-Qualifikation) vorbehalten bleiben.

Drittes Trimenon

Eine fetale Biometrie zur Abklärung des Wachstumsverhaltens sollte mindestens in 3-wöchigen Abständen durchgeführt werden, da die Stoffwechseleinstellung je nach Befund modifiziert werden sollte; beispielsweise sollten bei fetalem AU >75. Perzentile niedrige Blutzuckerwerte angestrebt werden, während bei AU <75. Perzentile Blutzuckerwerte geringfügig über den Zielwerten toleriert werden können. Eine diabetesbedingte Makrosomie zeichnet sich durch ein übermäßiges Wachstum insbesondere im Bereich des Abdomens aus, während die knöchernen Strukturen dem Gestationsalter gemäß wachsen (asymmetrische Makrosomie). Eine symmetrische Makrosomie weist eher auf eine konstitutionelle, genetisch bedingte Makrosomie hin.
Eine Beurteilung des subkutanen Fettgewebes in Bereich des Abdomens (gemessen im 90°-Winkel ventral in der Medioklavikularlinie) oder des Femurs (Sagittalschnitt im mittleren Abschnitt) kann zur weiteren Differenzierung hilfreich sein. Normwerte für Messungen des subkutanen Fettgewebes an verschiedenen Körperstellen sind veröffentlicht worden (Larciprete et al. 2003). Eine exakte Messung erscheint wegen der eingeschränkten Reproduzierbarkeit jedoch nur bedingt sinnvoll, mit etwas Übung lässt sich jedoch vermehrtes Fettgewebe prima vistam erkennen.
Vor der Entbindung sollte ein Schätzgewicht erhoben werden und das Verhältnis von Kopf- und AU beurteilt werden. Hierbei sollte jedoch die mangelnde Genauigkeit dieser Methoden berücksichtigt werden, bevor klinische Konsequenzen abgeleitet werden. Das Gewicht makrosomer Kinder wird eher unterschätzt (Dittkrist et al. 2022).

Dopplersonografie

Die Indikation für dopplersonografische Untersuchungen entspricht den allgemeinen Kriterien zur Dopplersonografie in der Schwangerschaft (AWMF 015/018). Eine routinemäßige Blutflussmessung der A. umbilicalis und weiterer fetalen Gefäße ist nicht indiziert. In der Literatur finden sich uneinheitliche Aussagen bezüglich einer Widerstandserhöhung in fetoplazentaren und fetalen Blutgefäßen bei Diabetikerinnen. Da aber in allen Studien auch bei normalen Dopplerbefunden intrauterine Todesfälle beschrieben wurden, muss davon ausgegangen werden, dass bei sonst unauffälligen geburtshilflichen Befunden die Dopplersonografie nicht hilfreich ist, um das Risiko für den diabetesbedingten IUFT einzuschätzen. Bei Schwangeren mit Gefäßkomplikationen und/oder fetaler Wachstumsrestriktion kann die Dopplersonografie sinnvoll sein, um eine Gefährdung des Kindes frühzeitig zu erfassen.
Eine routinemäßige Blutflussmessung der Aa. uterinae zur Abschätzung des Präeklampsierisikos wird wegen des erhöhten Risikos bei Diabetikerinnen ausdrücklich bereits mit 11–14 SSW empfohlen, um rechtzeitig eine Aspirinprophylaxe mit 150 mg zu beginnen (Abschn. 3.2).

Kardiotokografie

Ein antenatales fetales Monitoring durch Kardiotokografie, Zählen von Kindsbewegungen und Erhebung des biophysikalischen Profils ab der 32. SSW wird als sinnvoll angesehen. Die Frequenz, Beginn und Methode der fetalen Überwachung zur Reduzierung des Risikos für intrauterinen Fruchttod sind unklar. Daten einer älteren Studie, weisen auf eine erhöhte Inzidenz von IUFT bei CTG-Kontrollen im Abstand von sieben Tagen hin, während in einer anderen prospektiven Observationsstudie mit 2000 Diabetikerinnen kein IUFT innerhalb von vier Tagen nach CTG auftrat (Kjos et al. 1995). Es gibt keine neueren Studien. Diese sehr begrenzten Daten sprechen für eine Untersuchungsfrequenz von zwei CTGs pro Woche, die Frequenz von CTG-Kontrollen sollte jedoch eher individuell je nach Risikokonstellation erfolgen, Es muss darauf hingewiesen werden, dass auch bei ausgeprägter diabetischer Fetopathie das CTG unauffällig sein kann und nach klinischer Erfahrung ein normales CTG nicht ausschließt, dass es innerhalb von vier Tagen zu einem IUFT kommen kann.

Entbindung und Wochenbett

Geburtsplanung und -modus

Wahl der Geburtsklinik

Schwangere mit Diabetes sollten frühzeitig in der Entbindungsklinik vorgestellt werden. Für Frauen mit präexistentem Diabetes und insulinpflichtigem Gestationsdiabetes ist eine Geburtsklinik mit Neonatologie obligat, bei diätetisch eingestellten Frauen wünschenswert. Die gültige AWMF-Leitlinie zur Betreuung Neugeborener diabetischer Mütter empfiehlt die Entbindung aller Diabetikerinnen in Kliniken mit Neonatologie (AWMF 024/006).

Geburtseinleitung

Bei unauffälligen geburtshilflichen Befunden, guter Stoffwechseleinstellung und Gewährleistung von ambulanten CTG-Kontrollen kann die Schwangerschaft einer Diabetikerin bis zum errechneten Geburtstermin weitergeführt werden; dann sollte jedoch die Einleitung begonnen werden. Bei Hinweis auf eine Gefährdung des Kindes oder der Mutter wird eine frühzeitige Entbindung angestrebt. Bei Schwangeren mit insulinpflichtigem GDM ist ebenfalls eine Entbindung am Geburtstermin anzustreben, während für diätetische eingestellte Gestationsdiabetikerinnen das übliche Management bei Terminüberschreitung gilt.

Geburtsmodus – Indikation zur primären Sectio

Präexistenter Diabetes stellt bei Abwesenheit zusätzlicher Risikofaktoren keine Indikation zur primären Sectio dar. Die Indikationsstellung aufgrund pränataler ultrasonografischer Gewichtsschätzung sollte zurückhaltend erfolgen. Wegen des hohen Risikos für eine Schulterdystokie ist bei Diabetikerinnen eine primäre Sectio ab einem Schätzgewicht von 4250 g (OR für SD 4277; CI 1734–10.552), bei zusätzlicher Diskrepanz von AU zu Kopfumfang >2,5 cm (OR 3960, CI 2389–6565), jedoch zu erwägen (Abb. 6) (Vetterlein et al. 2021). Bei Vorliegen dieser zwei Risikofaktoren plus Diabetes betrug die Inzidenz einer Schulterdystokie 25 %, die „number needed to treat“ (Anzahl an Sectiones, um eine Schulterdystokie zu verhindern) betrug in einer multizentrischen aktuellen Studie vier. Der Ultraschallbefund sollte in jedem Fall von einem erfahrenen Zweituntersuchung bestätigt werden. Die Indikation zur sekundären Sectio bei fehlendem Geburtsfortschritt oder suspektem CTG wird großzügig gestellt, da es bei Feten mit diabetischer Fetopathie oder fetalem Hyperinsulinismus wegen des per se erhöhten Sauerstoffbedarfs leichter zu einer subpartalen Asphyxie kommen kann.

Diskussion: Sectio vs. Einleitung vs. abwartendes Verhalten bei fetaler Makrosomie

Der Nutzen einer Einleitung vor dem Termin bei ultrasonografisch erhobenem Verdacht auf Makrosomie bzw. einer elektiven primären Sectio zur Reduktion des Risikos für Schulterdystokie und Plexusparese wird kontrovers diskutiert. Die Stärke der sonografischen Gewichtsschätzung bei Schwangerschaften mit Diabetes liegt in der Ausschlussdiagnose eines Geburtsgewichtes >4000 g, wobei der positiv prädiktive Wert eher gering ist. Eine ältere Metaanalyse von Studien, die das neonatale Outcome und die Sectiorate bei Abwarten spontaner Wehentätigkeit vs. Einleitung untersuchte, kommt zu dem Ergebnis, dass letzteres zu einer höheren Sectiorate führt, ohne signifikante Verringerung von vaginaloperativen Entbindungen, Schulterdystokien oder 5-min-Apgar-Werten <7 (Sanchez-Ramos et al. 2002). In dem späteren RCT von 2015 bei 822 Schwangeren mit sonografisch und klinisch als LGA eingeschätzten Feten, waren in der Gruppe mit Einleitung zwischen 37+0 und 38+6 SSW Schulterdystokien (RR 0,32, 95 % CI 0,15;0,71; p = 0,004) signifikant seltener als in der exspektativen Gruppe. Clavicula- oder Humerusfrakturen, Plexusparese, Tod oder verstärkte Blutung waren nicht signifikant seltener (Boulvain et al. 2015). Die Rate an Sectiones unterschied sich ebenso nicht signifikant. Eine Fototherapie war signifikant häufiger in der Einleitungsgruppe und der stationäre Aufenthalt vor der Entbindung betrug 16,2 Stunden in der Einleitungs- und 7,6 Stunden in der exspektativexspektativen Gruppe (p < 0,001). Die Rate an Schulterdystokien wurde verringert ohne Einfluss auf die Rate von Plexusparesen oder Frakturen bei Erhöhung der Notwendigkeit für Phototherapie und Verlängerung des stationären Aufenthaltes.
Eine Cochrane-Analyse zur Einleitung bei LGA-Schätzgewicht, in die auch der oben zitierte RCT eingeschlossen wurde, bestätigte, dass eine Einleitung nicht das Risiko für Plexusparesen verändert und dass 60 Schwangere eingeleitet werden müssten, um eine Humerusfraktur zu vermeiden (Boulvain et al. 2016). Zur Problematik der Einleitung bei Makrosomie siehe auch die AWMF-Leitlinien zu „Adipositas und Schwangerschaft“ (015/081) und „Geburtseinleitung“ (015/088).

Stoffwechseleinstellung unter der Geburt

Die Stoffwechseleinstellung während Einleitung und Entbindung hat Einfluss auf das Risiko für eine neonatale Hypoglykämie.
Eine maternale Hyperglykämie unter der Geburt führt zur Stimulation der fetalen Insulinproduktion und erhöht damit das Risiko für eine subpartale Azidose und eine neonatale Hypoglykämie. Bei mütterlicher Hyperglykämie unter der Geburt wurde eine eingeschränkte Oszillation und eine reduzierte Akzelerationen beobachtet. Eine Hypoglykämie der Mutter kann zum Nachlassen der Wehentätigkeit führen.
Praxistipp
Während Einleitung und Geburt sollten die Blutzuckerwerte zwischen 90 und 140 liegen (Feldman und Brown 2016, AWMF 057/023).
Während der Einleitung sollte bei vorbestehendem Diabetes 2/3–1/2 des Basalinsulins und bei GDM kein langwirksames Insulin gespritzt werden. Bei Pumpenträgerinnen empfiehlt es sich, die Basalrate auf 2/3 reduziert werden. Die Kontrollen erfolgen prä- und 1–2 h postprandial.
Unter der Geburt sollte bei Frauen mit Typ-1- oder -2-Diabetes oder insulinbehandeltem Gestationsdiabetes der Blutzucker 2-stündlich kontrolliert werden. Gestationsdiabetikerinnen benötigen sub partu selten Insulin. Bei Pumpenträgerinnen wird die Insulinbasalrate auf 50 % reduziert. Die Pumpe kann gut befestigt seitlich am Bauch belassen werden, bei Sectio wird sie am Oberarm angebracht. Nach der Entbindung erfolgt eine weitere Reduktion auf 30 %.
Die Blutzuckerkorrektur kann durch Gabe von kurz wirksamem Insulin subkutan oder bei Frauen mit Pumpe durch Bolusgaben erfolgen. Es gibt unterschiedliche Schemata zur Blutzuckerkorrektur sub partu. In jeder Klinik, in der Diabetikerinnen entbinden, sollte ein hausinterner Standard vorliegen.

Postpartale Versorgung des Neugeborenen

Die Neonatologie sollte evtl. über zu erwartende Komplikationen bei Aufnahme in den Kreißsaal informiert werden. Die Vorstellung des Kindes sollte bei präexistentem Diabetes möglichst innerhalb von 24 h erfolgen.
Die Fachgesellschaften der Perinatalmedizin, Diabetologie und Neonatologie haben sich darauf verständigt, dass für alle Kinder von Müttern mit Diabetes – unabhängig vom Diabetestyp und der Stoffwechseleinstellung in der Schwangerschaft – ein einheitliches Betreuungsschema gelten soll (AWMF-Leitlinien-Register 2003 024/006). Diese Empfehlung basiert auf der Erfahrung und entsprechenden Daten, dass auch Kinder von Frauen mit guter Stoffwechseleinstellung Symptome einer diabetischen Fetopathie, insbesondere Hypoglykämie, haben können. Bei ungenügend oder zu spät behandeltem Gestationsdiabetes muss mit einer ähnlichen Morbidität wie bei schlecht eingestelltem präexistentem Diabetes gerechnet werden.
Exakte Informationen über die Stoffwechseleinstellung liegen bei Entbindung nicht immer vor. Bei normalen Blutzuckerwerten des Kindes bei den ersten Kontrollen kann bei Müttern mit Gestationsdiabetes und bei Beobachtung des Kindes durch in der Betreuung von Neugeborenen erfahrenes Personal eine Modifikation des Schemas erwogen werden.
Zur Vermeidung von Hypoglykämie sollte so bald wie möglich das Kind an die Brust gelegt werden, da Kolostrum den Blutzucker sehr gut stabilisiert. Zusätzlich kann zuvor gewonnenes und eingefrorenes Kolostrum oder Glukosegel zur weiteren Prophylaxe gegeben werden (Abb. 7).
Weitere Untersuchungen wie Hämatokrit, Serumkalzium, Serumbilirubin und Sonografie (Herz, Schädel, Nieren) erfolgen in Abhängigkeit vom klinischen Bild.

Blutzuckerkontrollen und -einstellung im Wochenbett und Stillen

Typ-1-Diabetikerinnen

Es ist möglich, dass bis zu 24 h nach der Entbindung der Insulinbedarf sehr niedrig ist. Der Blutzucker sollte jedoch alle 3–4 h kontrolliert werden, auch in der Nacht, da es in seltenen Fällen zum schnellen Anstieg oder Abfall des Insulinbedarfs kommen kann. Die Insulindosis orientiert sich am Insulinbedarf vor der Schwangerschaft, der meist nach 2–3 Tagen erreicht wird, und bei sehr guter Stoffwechselkontrolle in der Gravidität auch oft darunter liegen kann. Bei schlechter Einstellung vor der Schwangerschaft gilt als Orientierung 30–50 % der Insulindosierung von vor der Entbindung. Nach der Entbindung sollte ein Diabetologe/Internist konsiliarisch zur Beratung zur Verfügung stehen bzw. das Procedere bereits vor der Geburt interdisziplinär sowie mit der Patientin abgesprochen sein.
Bei stillenden Frauen muss damit gerechnet werden, dass der Insulinbedarf ca. 25 % unter demjenigen vor der Schwangerschaft liegt. Stillen wird bei Diabetikerinnen ausdrücklich empfohlen.
Längeres Stillen senkt das Risiko für Typ-1-DM bei den Kindern, während frühes Zufüttern von glutenhaltiger Zusatznahrung vor dem abgeschlossenen sechsten Lebensmonat bei Kindern von Müttern mit Typ-1-Diabetes mit einer höheren Prävalenz von Insulinantikörpern verbunden ist (Ziegler et al. 2003). Auch während der Stillzeit sollte auf eine optimale Blutzuckerkontrolle, basierend auf den Zielwerten außerhalb der Schwangerschaft, geachtet werden (Abschn. 7.1), da mütterliche Hyperglykämie zu einem erhöhten Glukosegehalt der Muttermilch und damit zu einer gesteigerten Pankreasaktivität führen kann („accelarator hypothesis“).

Typ-2-Diabetikerinnen

Frauen mit Typ-2-Diabetes wurden vor der Schwangerschaft in den meisten Fällen mit oralen Antidiabetika, meist mit Metformin, behandelt. Wegen der sehr limitierten Datenlage zum Transfer von oralen Antidiabetika in die Muttermilch, ist bei Frauen mit Typ-2-Diabetes die Fortsetzung der Insulintherapie während der gesamten Stillzeit ratsam, sofern eine pharmakologische Therapie des Diabetes erforderlich ist. Es sind aber keine negativen Auswirkungen von Metformin in der Stillperiode auf das Neugeborene bekannt.
Da häufig präkonzeptionell keine Insulineinstellung erfolgt ist und damit keine Informationen über eine Dosierung vor der Schwangerschaft vorhanden sind, kann hier als Richtwert 1/3 der zuletzt gespritzten Dosis als Start verwendet und durch Blutzuckertagesprofile der Insulinbedarf angepasst werden.

Gestationsdiabetikerinnen

Bei diätetisch eingestelltem GDM sind im Wochenbett keine Blutzuckerkontrollen nötig, während bei insulinpflichtigem GDM post partum unter Normalkost am zweiten und dritten Tag Tagesprofile erstellt werden sollen. Eine Überweisung an einen Diabetologen sollte bei Nüchternblutzuckerwerten ≥110 mg/dl im Kapillarblut und/oder bei einem Blutzuckerwert ≥200 mg/dl erfolgen, da weiterhin ein behandlungsbedürftiger Diabetes besteht.
Ein postpartaler 75 g-oGTT wird 6–12 Wochen nach der Entbindung empfohlen. Bei Nüchternwerten >100 mg/dl besteht das Stadium der erhöhten Nüchternglukose, bei 2 h-Blutzuckerwerten zwischen 140 und 199 mg/dl das Stadium der gestörten Glukosetoleranz. Beide Prädiabetesformen sollen ebenfalls weiter überwacht werden und ein Präventionsprogramm mit Lifestyleänderung (Ernährungsumstellung bzw. Beibehalten einer Diät, regelmäßige körperliche Aktivität und ggf. eine Gewichtsreduktion von zunächst 5 % des Körpergewichts) versucht werden. Durch Lebensstilmaßnahmen und Gewichtsreduktion konnten Frauen nach GDM ihr Diabetesrisiko in den diversen Diabetespräventionsstudien um ca. 50 % reduzieren (Harreiter et al. 2014). Auch Gestationsdiabetikerinnen sollen intensiv motiviert werden zu stillen, da das Risiko für spätere kindliches Adipositas reduziert wird, insbesondere bei adipösen Müttern.
Praxistipp
Allen Frauen mit GDM und postpartal normalen Blutzuckerwerten im Tagesprofil wird dringend angeraten, 6–12 Wochen post partum einen oGTT zum Ausschluss einer persistierenden, behandlungsbedürftigen Glukosestoffwechselstörung durchführen zu lassen (Abschn. 7.2). Die Beurteilung erfolgt entsprechend den Kriterien außerhalb der Schwangerschaft.
  • Da neben dem erhöhten Diabetesrisiko zeitlebens auch ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten besteht, sollen auch weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren zusätzlich zu Blutglukosekontrollen (Hba1c, OGTT, Nüchtern-BG) regelmäßig gemessen, überwacht und ggf. behandelt werden (Blutdruck, LDL-Cholesterin, Triglyzeride, Gewicht) (Harreiter et al. 2014).

Langzeitfolgen

Langzeitfolgen für Kinder diabetischer Schwangerschaften

Adipositas und Diabetesrisiko durch intrauterine Prägung

Im Sinne einer epigenetischen intrauterinen Prägung zeigt sich bei den Kindern aus unzureichend behandelten diabetischen Schwangerschaften sowohl bei Typ 1 und Typ 2 als auch bei GDM bereits im Schulalter eine Tendenz zu Adipositas und Glukoseintoleranz; die Mädchen haben später häufiger einen Schwangerschaftsdiabetes. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem fetalen Insulinspiegel während der Schwangerschaft (Silverman et al. 1998), dem intrauterinen Wachstum der Kinder (Schaefer-Graf et al. 2005) und dem späteren Adipositasrisiko. Der Einfluss des intrauterinen metabolischen Milieus auf die spätere Entwicklung der Kinder wird als „fetal programming“ bezeichnet.
Tierexperimente zeigten pathophysiologisch sowohl histologische Veränderungen im Sinne von Apoptose von β-Zellen des Pankreas durch die frühzeitige Insulinhypersekretion (Aerts et al. 1990), als auch durch Hyperinsulinismus ausgelöste neurophysiologische Veränderungen im Sinne einer Fehlprogrammierung von hypothalamischen Regelkreisen, die Sättigung und Hungergefühl bestimmen (Plagemann et al. 1999). Spätere Studiendaten lassen vermuten, dass intrauterine und frühpostnatale Überernährung, resultierend in neonataler Makrosomie und starker Gewichtszunahme im frühen Kindesalter, durch die gesteigerte Pankreasaktivität auch zu einer verstärkten Expression von Insulinantigen und damit zur Entstehung von autoimmunologisch bedingtem Typ-1-Diabetes führen können („accelerator hypothesis“; Stene et al. 2001).
Studienbox
Die Kinder von Müttern mit GDM einer Berliner Population hatten sowohl bei Geburt als auch im frühen Kindesalter (2–8 Jahre) einen deutlich höheren Body Mass Index als die altersentsprechende deutsche Referenzpopulation. 28 % der Kinder waren mit 6–8 Jahren übergewichtig. Neonataler BMI >90. Perzentile bzw. fetaler AU >90. Perzentile im dritten Trimenon waren neben Adipositas der Eltern die stärksten Prädiktoren für kindliche Adipositas (Abb. 8; Schaefer-Graf et al. 2005). Die Studie unterstreicht wie wichtig es ist, die Entstehung von fetaler Makrosomie bei diabetischen Schwangerschaften zu vermeiden.
Erschreckend war jedoch die hohe Rate an Übergewicht unter normosom geborenen Kindern bei Adipositas der Eltern (66,7 % bei BMI >30 kg/m2 bei beiden Eltern vs. 18,5 % bei normalgewichtigen Eltern). Dies ist sicherlich bedingt zum Teil durch eine genetische Disposition, größtenteils jedoch durch den gemeinsamen Lebensstil in der Familie.

Risiko für Typ-1-Diabetes durch genetische Prägung, Umwelteinflüsse und Ernährung

Nach heutigem Wissen wird die Entstehung von Typ-1-Diabetes .vornehmlich durch drei Faktoren bedingt: die genetische Prägung, Umwelteinflüsse/Infektionen und möglicherweise frühkindlicher Ernährung.
Das individuelle genetische Risiko für Typ-1-Diabetes hängt davon ab, welches Familienmitglied erkrankt ist (Tab. 4). Ein erhöhtes genetisches Risiko lässt sich zudem durch die Bestimmung der HLA-Gene erfassen.
Tab. 4
Familiäres Diabetesrisiko. (Nach Hummel 2004)
Verwandtschaftsgrad
Risiko [%]
Personen ohne familiäre Typ-1-Diabetes-Belastung:
0,3
Personen mit familiärer Typ-1-Diabetes-Belastung
Mutter
3–5
Vater
5–7
Beide Eltern
20
Geschwisterkind
5
Eineiiger Zwilling
30–60
Der Autoimmunprozess, der zur Destruktion von Pankreasgewebe führt, beginnt schon in den ersten Lebensjahren. Virale Erkrankungen, insbesondere des Darms, Impfungen und die Zusammensetzung der frühkindlichen Ernährung, wurden als Risikofaktoren diskutiert. Da in der deutschen BABYDIAB-Studie mit 2500 Neugeborenen aber kein negativer Einfluss von Impfungen nachgewiesen werden konnte, sollten auch die Kinder von Diabetikerinnen entsprechend den geltenden Richtlinien geimpft werden.
Strategien zurReduzierung des Diabetesrisikosbei Kindern aus diabetischen Schwangerschaften
  • Vermeidung von neonataler Makrosomie
  • Über die Schwangerschaft hinausgehende engmaschige Kontrolle der anthropometrischen Entwicklung des Kindes, um eine Tendenz zu Adipositas frühzeitig zu erfassen
  • Kontinuierliche Beratung der Eltern über gesunde Ernährung und aktiven Lebensstil
  • Keine Zufütterung von Getreide vor Ablauf des sechsten Lebensmonats

Langzeitfolgen für Mütter nach Gestationsdiabetes

Frauen, die in der Schwangerschaft einen GDM hatten, erkranken deutlich früher und häufiger als Kontrollkollektive an Typ-2-Diabetes. Je nach untersuchter Population bleibt bei 7–29 % (Kitzmiller et al. 2007) die Glukoseintoleranz nach der Schwangerschaft bestehen. Nachuntersuchungen an deutschen (Schaefer-Graf et al. 2009) und österreichischen Kollektiven (Kautzky-Willer et al. 2008) ergaben bis zu 26 % pathologische oGTT innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt
Risikofaktoren für postpartalen Diabetes oder eingeschränkten Glukosetoleranz (IGT)
  • Insulintherapie in der Schwangerschaft
  • 1 h-Wert im antenatalen oGTT >200 mg/dl
  • GDM in vorhergehender Schwangerschaft
  • Diagnose GDM vor der 20. SSW
  • BMI >30 kg/m2
  • Bei ≥2 der obigen Risikofaktoren muss bei 36 % der Frauen mit bestehender Glukosestoffwechselstörung gerechnet werden, diese Frauen sollten unbedingt einen postpartalen oGTT durchführen lassen (OR 4,0 bei 2 Risikofaktoren = für mittleres Risko; bei OR 10,2 bei >2 Risikofaktoren = hohes Risiko) (nach Schaefer-Graf et al. 2009; Kautzky-Willer et al. 2008)
Nach 10–15 Jahren werden bei bis zu 50 % der Frauen ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Die Angaben schwanken je nach untersuchter Population. Aus diesem Grunde wird ein oGTT 6–12 Wochen nach der Entbindung empfohlen, gefolgt von Kontrollen in 2-jährlichen Abständen. Da nur auf diese Weise das Prädiabetesstadium „Gestörte Glukosetoleranz“ diagnostiziert werden kann, welches gerade Frauen öfter als Männer isoliert aufweisen und das bereits mit einem höheren kardiometabolischen Risiko einhergeht, ist der oGTT auch in den späteren Nachuntersuchungen als Goldstandard zu betrachten. Viele Fachgesellschaften empfehlen mittlerweile aber auch alternativ regelmäßige Screeninguntersuchungen mittels Nüchternglukose und HbA1c-Bestimmung, da die Nachsorge durch oGTT-Untersuchungen in den meisten Ländern sehr lückenhaft und nicht zufriedenstellend ist und durch die einfache HbA1c-Messung höhere Akzeptanz erwartet wird. Allein durch Gewichtskontrolle und aktiven Lebensstil lässt sich im Sinne einer Prävention die Insulinsensitivität verbessern und das mütterliche Diabetesrisiko vermindern.
Ein konsequentes Blutzuckerscreening auf GDM verringert demnach nicht nur die akuten geburtshilflichen Probleme in der Schwangerschaft, sondern dient auch der Primärprävention von Diabetes bei den Kindern und der Sekundärprävention bei den Müttern durch Identifizierung eines Risikokollektivs, bei dem durch gezielte Intervention eine Erkrankung verhindert werden kann. Beide Faktoren sind angesichts der epidemieartigen Zunahme von Diabetes von hoher gesundheitspolitischer Bedeutung.
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