Embryonale Entwicklung der Haut
Die gefäßfreie Epidermis als äußere Schicht ist ektodermaler Herkunft, Dermis und Subkutis einschließlich ihrer Gefäße sind mesodermalen Ursprungs. Während der Embryonalzeit entstehen aus den epidermalen Stammzellen durch Einstülpung die Schweißdrüsen und die Haarfollikel mit den Talgdrüsen. Etwa im 2. Monat differenziert sich das Ektoderm in die kuboide Basalschicht und das äußere flache Periderm. Während sich der Embryo in die Länge streckt, teilen sich die Zellen, und die Epidermiszellen wandern nach kaudal in Wirbeln, die den Blaschko-Linien entsprechen. Bei der Geburt sind alle Zellschichten der Epidermis vorhanden. Abgestoßene Schuppen und Talg verbinden sich zur schützenden Vernix caseosa.
Die primitive Dermis
ist zellreicher als die erwachsene, aber relativ amorph. Etwa im 2. Monat der Embryonalzeit beginnen die Fibroblasten, Kollagen zu produzieren. Das Fettgewebe bildet sich, und es entwickeln sich Inseln primitiver Endothelzellen, die Gefäße mit Lumina entstehen lassen. Nerven sprossen etwa vom 4. Monat an in die Dermis ein.
Zwischen den epidermalen und mesodermalen Anteilen kommt es zur intensiven Interaktion: Die dermo-epidermale Junktionszone (Basalmembran) erscheint im 1. Trimenon, am Ende dieser Periode sind alle ihre Elemente präsent. Dies ist für die pränatale Diagnostik von genetischen Defekten bedeutsam, die sich in dieser Zone manifestieren (
hereditäre Epidermolysen).
Die Hautanhangsgebilde entwickeln sich ebenfalls in enger Beziehung zwischen Invaginationen der Epidermis und dermalen Elementen. Haare, Talgdrüsen und apokrine Schweißdrüsen entstehen durch Zusammenwirken eines einsprossenden, epidermalen Haarkeims und einer dermalen Papille aus spezialisierten Mesenchymzellen. Während apokrine Drüsen in fetaler Haut noch weit verteilt sind, beschränkt sich ihr Vorkommen später auf kleinere Areale wie Axillae und Genitoanalregion. Die Haarbalgmuskeln zwischen Haarfollikel und dermalem Bindegewebe sind mesodermaler Herkunft. Die Nagelanlagen zeigen sich um den 3. Monat, zuerst an den Fingerspitzen, dann an den Zehen.
Die Epidermis enthält neben den Keratinozyten drei weitere Zellarten:
Epidermis und Hautanhangsgebilde (Adnexe)
Die Epidermis erneuert sich ständig; die sich mitotisch teilenden Basalzellen differenzieren innerhalb von 28 Tagen zu Hornzellen (Korneozyten), die überwiegend aus Keratin bestehen. Daher werden die Epidermiszellen als Keratinozyten bezeichnet. Histomorphologisch besteht eine gleichmäßige Schichtung, die vom Stratum basale (Stratum germinativum) über das Stratum spinosum und das Stratum granulosum zum Stratum corneum führt. Weitgehend unklar sind die Steuerungsmechanismen der Zellteilung in der Basalzellschicht und im Haarfollikel, die für ein Gleichgewicht zwischen verbleibenden teilungsfähigen Stammzellen und sich differenzierenden Zellen sorgen (Kap. „Ichthyosen“). Die epidermale Adhäsion wird vor allem durch Desmosomen vermittelt, welche über transmembranöse Plaqueproteine eine Verbindung mit dem Zytoskelett herstellen (Kap. „Bullöse Autoimmundermatosen“).
Die Hautoberfläche zeigt feine und grobe Falten, die durch chronische Entzündung und Reiben sowie lichtbedingte Alterung vergröbert werden (Lichenifikation). Die Linien an Handflächen und Fußsohlen sind genetisch individuell festgelegt, die Fingerabdrücke können zur Identifizierung dienen.
Die Haarfollikel entwickeln komplexe epithelial-mesenchymale Strukturen. Aus den fetalen Lanugohaaren entstehen Vellus- und Terminalhaare, deren zyklisches Wachstum durch genetische und hormonelle Einflüsse kontrolliert wird (Kap. „Erkrankungen der Haare“).
Die
Talgdrüsen sind bei der Geburt infolge der Wirkung mütterlicher Hormone relativ groß, nach vorübergehender Involution vergrößern sie sich in der
Pubertät erneut.
Die Rolle der apokrinen Drüsen ist unklar. Bei manchen Säugetieren sezernieren sie Pheromone, die über das olfaktorische System das soziale Verhalten beeinflussen können. Beim Menschen finden sich apokrine Drüsen in den Axillae und der Genitoanalregion.
Die ekkrinen Schweißdrüsen dienen überwiegend der Temperaturregulation, wobei sie unter neuraler Kontrolle stehen. Die Schweißsekretion wird durch Wärme, körperliche Anstrengungen und emotionalen Stress ausgelöst. Feuchte Handflächen und Fußsohlen erhöhen die Haftfähigkeit der Haut (Kap. „Erkrankungen der Schweißdrüsen“).
Die Nägel dienen der Greiffunktion, dem Schutz der Fingerkuppen und besitzen eine beachtliche ästhetische Wirkung. Ihr Keratin ist dichter gepackt als in Haaren und Hornschicht und daher sehr widerstandsfähig (Kap. „Erkrankungen der Nägel“).
Die hautnahen Schleimhäute sind ebenfalls von dermatologischem Interesse, so die Mundschleimhaut, die Genital- und die Analschleimhaut. Sie sind unverhornt und zeigen eine feuchte, schleimbedeckte Oberfläche.
Das
Hautkolorit wird wesentlich durch das
Melanin der Epidermis bestimmt, wobei man nach Hautfarbe – und damit auch Lichtempfindlichkeit – die Hauttypen I–VI unterscheidet. Das Melanin wird von den Melanozyten produziert und über deren Dendriten in die umgebenden Keratinozyten abgegeben. Die Menge und Verteilung der Melaningranula bestimmen die Hautfarbe mehr als die Zahl der Melanozyten (Kap. „Störungen der Melaninpigmentierung“).
Dermo-epidermale Junktionszone
Die Verbindung zwischen Dermis und Epidermis ist äußerst komplex aufgebaut, muss sie doch einerseits hohe mechanische Festigkeit und Elastizität besitzen, andererseits den Austausch von Zellen, Stoffwechselprodukten und
Zytokinen gewährleisten. Die Bestandteile der dermo-epidermalen Junktionszone
werden sowohl von den Fibroblasten der Dermis als auch von den basalen Keratinozyten produziert (Kap. „Hereditäre Epidermolysen“).