Infektionen und Niere
Harnwegsinfekte beim Erwachsenen
Harnwegsinfekt ist der Oberbegriff für erregerbedingte Infektionen der unteren (Harnblase und Harnröhre) und oberen (Nieren und Harnleiter) Harnwege. Typische Erreger gelangen meist aus der Darmflora des Patienten zur äußeren Harnröhre und erwandern die Harnblase, wo sie zur asymptomatischen Bakteriurie oder symptomatischen Zystitis (Harnblasenentzündung) führen können. Steigt die Infektion über den Harnleiter in die Niere auf, kann eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) entstehen. Bei Übertritt des Krankheitserregers in die Blutbahn entwickelt sich ggf. das akut lebensbedrohliche Krankheitsbild der Urosepsis. Prinzipiell kann der Harntrakt auch primär hämatogen infiziert werden (z. B. durch septische Embolien bei Endokarditis), dies ist jedoch selten.
Harnwegsinfekte (HWI) gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in Allgemeinarztpraxen und haben einen hohen Anteil an den ambulanten Antibiotikaverordnungen. Außerdem verursachen sie einen Großteil der im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Infektionen. Zur rationalen Diagnostik und Therapie ist durch Abschätzung des Risikos für die Entwicklung von Komplikationen eine Unterteilung in komplizierte und unkomplizierte Harnwegsinfektionen sinnvoll (s.u.). Bei unkompliziertem HWI wird bzgl. des weiteren Vorgehens zusätzlich die Unterteilung in definierte Patientenkollektive empfohlen.