Schwere, neurologische Symptome verursachende
Hypoglykämien kommen sowohl unter Insulintherapie als auch unter Therapie mit Sulfonylharnstoffen vor. Besonders gefährdet sind Patienten mit einer intensivierten Insulintherapie. Nach Ergebnissen des
Diabetes Control and Complications Trial steigt das Risiko einer symptomatischen Hypoglykämie bei Patienten mit intensivierter Insulintherapie um das 2- bis 6-Fache (Diabetes Control and Complications Trial Research Group
1997). Risikoreich für Patienten mit Sulfonylharnstofftherapie sind Situationen, in denen ihre Nahrungsaufnahme reduziert ist, ihre Medikation aber nicht angepasst wird. So werden Hypoglykämien bei diesen Patienten oft im Rahmen von Magen-Darm-Infektionen oder Operationen beobachtet. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor ist das Auftreten einer
Niereninsuffizienz mit entsprechender Verlängerung der
Halbwertszeit (Ben-Ami et al.
1999).
Wichtig ist, zu berücksichtigen, dass wegen der langen
Halbwertszeit ein einmaliger Blutzuckerausgleich bei
Hypoglykämie unter Sulfonylharnstofftherapie nicht ausreicht. Die Patienten müssen stationär weiter überwacht werden, bis eine sichere Stabilisierung ihres Blutzuckers erreicht ist.
Definitionsgemäß spricht man von einer
Hypoglykämie, wenn der Blutzucker unterhalb von 2,5 mmol/l liegt. Symptome treten aber bei individuell sehr unterschiedlichen Blutzuckerspiegeln auf. Die „Frühwarnzeichen“ wie
Schwindel, Zittrigkeit, Schweißausbruch und Herzklopfen, die normalerweise bei Blutzuckerwerten zwischen 3,3 und 3,6 mmol/l auftreten, sind bei vielen Diabetikern aufgrund einer autonomen Neuropathie nicht mehr vorhanden. Bei anderen kommt es aufgrund der lange bestehenden Hyperglykämie zu einer Verschiebung des Schwellenwertes und Auftreten autonomer Symptome schon bei höheren Blutzuckerspiegeln. Bei Werten unter 2,6 mmol/l treten die sog. neuroglykopenen Symptome auf: Müdigkeit, Koordinationsstörungen,
Sehstörungen, Verhaltensauffälligkeiten,
Verwirrtheit, fokale neurologische Symptome wie Aphasie, Halbseitenlähmungen oder
Chorea und fokale oder generalisierte Krampfanfälle. Charakteristischerweise ist das hypoglykämische
Koma mit einer
Hypothermie assoziiert. Glücklicherweise ist durch Glukosezufuhr in der Regel eine Restitutio ad integrum zu erreichen, und zwar selbst dann, wenn das Koma bereits mehrere Stunden angehalten hat. Es können aber auch Residualsymptome bleiben, und es konnte gezeigt werden, dass wiederholte schwere Hypoglykämien zu kognitiven Störungen führen (Windebank und Feldman
2001; Kearney und Dang
2007; Savage et al.
2004).