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Andrologie
Info
Publiziert am: 12.01.2022

Andrologisch relevante Veränderungen am äußeren Genitale

Verfasst von: Frank-Michael Köhn
Die andrologische Untersuchung des Mannes schließt eine Inspektion des äußeren Genitale ein. Hierbei kann eine Vielzahl dermatologischer Veränderungen auffallen. Nicht alle Hautveränderungen haben klinische Relevanz, sind aber wegen Nachfragen besorgter Patienten dennoch von Bedeutung in der Beratung. Papillae coronae glandis und heterotope Talgdrüsen sind Beispiele für Normvarianten. Die meisten Pigmentmale, Angiokeratome, Fibrome und Angiome bedürfen keiner Therapie.
Daneben bietet die Inspektion der Genitalhaut aber auch die Möglichkeit einer frühzeitigen Diagnostik von malignen Neoplasien (z. B. Erythroplasie Queyrat), infektiösen Erkrankungen (z. B. Condylomata acuminata) oder generalisierten Hauterkrankungen (z. B. Psoriasis vulgaris).
Da Erkrankungen des äußeren Genitales die betroffenen Patienten in der Regel beunruhigen, zu Beeinträchtigungen des Sexuallebens führen können, im Falle von malignen Veränderungen ernsthafte Konsequenzen haben oder bei Infektiosität zu Ansteckungen der Partnerinnen auch im Rahmen reproduktionsmedizinischer Maßnahmen führen können, sollten Andrologen mit deren Erkennung und Therapie vertraut sein.

Einleitung

Erkrankungen des äußeren Genitales können angeborene Fehlbildungen oder erworbene Erkrankungen tiefer gelegener anatomischer Strukturen sein, im Rahmen generalisierter Hauterkrankungen auftreten oder durch lokalisierte Hautveränderungen hervorgerufen werden. Differenzialdiagnostisch müssen entzündliche und infektiöse Erkrankungen sowie benigne und maligne Neubildungen unterschieden werden. Der Leidensdruck wird insbesondere dann groß, wenn sie zu Beeinträchtigungen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Die Differenzialdiagnose peniler Erkrankungen umfasst Infektionen, nicht-infektiöse Balanitiden, neoplastische Erkrankungen, Traumata, papulosqamöse oder systemische Erkrankungen, fixe Arzneimittelreaktionen, allergische oder irritative Kontaktdermatitiden und verschiedene andere Krankheiten (English et al. 1997; Köhn 2016a; Köhn et al. 2016a, b; Gabrielson et al. 2019).
Im Rahmen andrologischer Untersuchungen auffallende Veränderungen des äußeren Genitales können somit wie folgt eingeteilt werden:
  • Normvarianten
  • Gutartige Neubildungen am Penis und Skrotum
  • Spezifische Erkrankungen von Glans penis und Praeputium
  • Infektiöse Erkrankungen
  • Genitaler Befall bei systemischen Dermatosen
  • Bösartige Neubildungen
  • Kongenitale Fehlbildungen

Hautveränderungen ohne pathologische Bedeutung und benigne Neoplasien

Papillae coronae glandis

Einführung
Papillae coronae glandis treten mit einer Häufigkeit von ca. 20–50 % aller Männer auf.
Synonyme sind Hirsuties papillaris penis, hirsutoide Penispapillome, „pearly penile papules“ (Bunker 2004; Köhn 2014a).
Klinik
Am proximalen Rand der Glans, vor ihrem Übergang in den Sulcus coronarius, besteht ein ein- oder mehrreihiger Saum weißlich-roter, feiner, ganz regelmäßiger Knötchen (1–3 mm), die teilweise vaskularisiert erscheinen (Abb. 1). Histologisch entsprechen die Hautveränderungen kleinen AngiofibromenHumane Papillomviren sind nicht nachweisbar, so dass Ansteckungsfähigkeit nicht besteht.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen umfassen Condylomata acuminata und ektope Talgdrüsen. Bei der Unterscheidung zwischen Condylomata acuminata und Papillae coronae glandis kann die Auflichtmikroskopie hilfreich sein.
Therapie
Eine Therapie ist nicht notwendig. Falls aus kosmetischen Gründen doch eine Therapie gewünscht wird, sind erfolgreiche Ansätze mit einem ablativen Laser oder alternativ mit Kryotherapie, Kürettage oder Elektrodissekation beschrieben worden (Honigman et al. 2020).
Andrologische Relevanz
Aufklärung des Patienten über Harmlosigkeit der Veränderungen. Differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber Condylomata acuminata.

Heterotope Talgdrüsen

Einführung
Freie Talgdrüsen, d. h. nicht mit einem Haarfollikel assoziierte Talgdrüsen, kommen an verschiedenen Lokalisationen der Haut vor. Synonyme sind ektope oder ektopische Talgdrüsen (Bunker 2004; Köhn 2014b). Aufzufinden sind sie bei über 80 % der Menschen im Bereich des Lippenrotes und der Wangenschleimhaut („Fordyce-Zustand“). Außerdem treten sie bei Frauen an den Labia minora und den Innenseiten der Labia majora auf . Freie Talgdrüsen im Bereich der Mamillenhöfe werden als „Montgomery-Knoten“ bezeichnet.
Klinik
Am Penis treten ektope Talgdrüsen bevorzugt am inneren Vorhautblatt auf. Sie sind aber auch am sonstigen Penisstamm, dem Skrotum und sehr selten an der Glans penis nachweisbar. Klinisch imponieren sie als 1–3 mm große, gelbliche, reizlose Papeln in größerer Zahl (Abb. 2). Besonders deutlich werden sie sichtbar, wenn die Penishaut gedehnt wird oder gespannt ist (z. B. bei Erektion). Im Gegensatz zu den Talgdrüsenhyperplasien im Gesichtsbereich entwickeln sich die freien Talgdrüsen am Penis in jüngeren Jahren.
Differenzialdiagnosen
Milien, Lichen nitidus, Mollusca contagiosa, HPV-induzierte Viruswarzen, Papillae coronae glandis, Lymphangioma circumscriptum, multiple Synringome (Paolino et al. 2018).
Therapie
Eine Therapie ist nicht indiziert. Falls aus kosmetischen Gründen eine Therapie gewünscht wird, sind erfolgreiche Ansätze mit kleinen Stanz-Excisionen beschrieben worden.
Andrologische Relevanz
Aufklärung des Patienten über Harmlosigkeit der Veränderungen. Differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber Condylomata acuminata ist in der Regel problemlos möglich.

Hämangiome

Einführung
Am häufigsten kommen bei Erwachsenen sogenannte „senile“ Angiome vor, die in der Regel keinen Krankheitswert haben. Sie finden sich bei mehr als 50 % von Menschen im Erwachsenenalter (Bunker 2004; Köhn 2014c).
Bei Männern, die sich wegen genitaler Veränderungen in einer Dermatologischen Universitätsklinik vorstellten, waren Hämangiome einschließlich Angiokeratome in 4,5 % im Genitalbereich nachweisbar (Michajłowski et al. 2012).
Synonyme sind Rubinflecke, Haemangioma senile, tardives Hämangiom, cherry angiomas.
Klinik
„Senile“ Angiome sind meist intensiv rot gefärbte, flach erhabene Knötchen mit einem Durchmesser von weniger als 5 mm (Abb. 3). Sie treten überwiegend stammbetont auf und nehmen nach dem 3. Lebensjahrzehnt zu. Meist besteht keine Assoziation mit inneren Erkrankungen. Das histologische Korrelat sind kapilläre Gefäßknäuel ohne Atypien.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen am ehesten helle solitäre Angiokeratome und kleine kapilläre oder kavernöse Angiome in Betracht gezogen werden.
Therapie
Eine Therapie ist bei den sog. „senilen“ Angiomen nicht indiziert. Ausnahmen können nur subjektive Beeinträchtigungen des Patienten durch den klinischen Befund im Genitalbereich oder Unklarheiten bei der Diagnose mit der Notwendigkeit einer histologischen Diagnosesicherung sein.
Therapeutisch kommen Lasertherapie oder Elektrokoagulation zum Einsatz. Eine Kryotherapie wird seltener durchgeführt.
Andrologische Relevanz
Aufklärung des Patienten über Harmlosigkeit der Veränderungen.

Penile Nävuszellnävi

Einführung
Melanozytäre Nävi („Muttermale“) sind umschriebene Vermehrungen von Melanozyten.
Sie können von Geburt an bestehen (kongenitale melanozytäre Nävi) oder erst im späteren Lebensalter entstehen (erworbene melanozytäre Nävi).
Melanozytäre Nävi kommen bei praktisch jedem Menschen in unterschiedlicher Anzahl vor. Zu der Häufigkeit von erworbenen melanozytären Nävi in der Genitalregion gibt es nur wenige Studien. Sie treten bei ca. 9–10 % der weißen Bevölkerung auf (Michajłowski et al. 2012). Ein wesentliches Risiko für die Entstehung von malignen Melanomen scheinen sie in den meisten Fällen nicht zu sein, wenn die oben genannte Häufigkeit mit dem seltenen Auftreten von malignen Melanomen am Penis verglichen wird.
In der Literatur wurden bisher nur wenige Melanome an der Glans penis oder männlichen Urethra beschrieben. Penile Melanome haben einen Anteil von nur 1–1,5 % aller malignen Veränderungen am Penis und von 0,15 % aller Melanome. Penile Melanome betreffen am häufigsten die Glans penis (55 %), gefolgt von der Vorhaut (28 %), dem Penisschaft (9 %) und Meatus urethrae (8 %) (Baraziol et al. 2017; Papeš et al. 2014).
Klinik
Melanozytäre Nävi am Penis können unterschiedliche Größen von einem bis mehreren Millimetern oder darüber hinaus aufweisen (Bunker 2004; Hengge und Meurer 2005; Köhn 2014d). Ihre Pigmentierung zeigt eine breite Spannweite von Hellbraun bis Dunkelbraun (Abb. 4). Atypische Nävi scheinen in dieser Region nur sehr selten vorzukommen.
Eine besondere klinische Ausprägung in der Genitalregion ist der sog. geteilte Nävus oder „kissing nevus“. Hierbei handelt es sich um einen sehr seltenen kongenitalen Nävus (Godinho et al. 2017). Die umschriebenen pigmentierten Veränderungen haben sich in diesen Fällen an gegenüber liegenden Stellen (z. B. Glans penis und inneres Vorhautblatt) entwickelt. Diese Variante ist auf die Einwanderung von Melanozyten vor der Trennung anatomischer Strukturen während der Embryonalzeit zurückzuführen. Maligne Transformation scheint nur sehr selten einzutreten.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen Naevi coerulei („blaue Nävi“), Hämangiome, maligne Melanome, Syndrome mit Lentigines und der melanotische Fleck des Penis. Auflichtmikroskopie und histologische Untersuchung nach Entfernung der Hautveränderungen können die Diagnose sichern.
Therapie
Bei typischen melanozytären Nävuszellnävi ist in der Regel keine Entfernung notwendig. Der Patient sollte aufgeklärt werden und die Hautveränderung entsprechend der ABCDE-Regel (Asymmetrie, Begrenzung, Colour, Durchmesser/Dynamik, Erhabenheit) beobachten. Bei Bedarf empfiehlt sich eine auflichtmikroskopische Aufnahme mit Möglichkeit eines Vergleichs im Rahmen von Kontrolluntersuchungen. Bei diagnostischer Unsicherheit (z. B. V. a. malignes Melanom) sollte die pigmentierte Hautveränderung entfernt und histologisch untersucht werden.
Andrologische Relevanz
Zufallsbefund im Rahmen der andrologischen Untersuchung. Der Patient sollte im Sinne einer Prävention darauf hingewiesen werden, sich bei Veränderungen dermatologisch abklären zu lassen. Bei Verdacht auf Malignität sofortige Vorstellung bei einem Dermatologen.

Penile Lentiginose

Einführung
Penile Lentigines treten meist im frühen Erwachsenenalter (viertes Lebensjahrzehnt) auf. Sie sind gutartige, rein makulöse, pigmentierte Hautveränderungen unterschiedlicher Farbintensität mit geringer Wachstumstendenz durch erhöhte Melaninbildung von Melanozyten, die morphologisch normal aussehen und zahlenmäßig normal oder gering vermehrt erscheinen (Lenane et al. 2000).
Klinik
Langsam (Jahre bis Jahrzehnte) entwickeln sich an der Glans penis braune Flecken, die an Größe zunehmen, scharf begrenzte bizarr konfigurierte mittel- und dunkelbraun gefleckte Herde bilden, konfluieren und auch auf das innere Präputialblatt übergreifen können (Abb. 5). Selten sind vorhergehende Traumata oder Irritationen beschrieben worden. Der Verlauf ist gutartig; bei atypischer Lentigo (initiales Melanoma in situ) ist die Anamnesedauer meist wesentlich kürzer.
In der Epidermis zeigt sich eine unregelmäßige Akanthose mit starker basaler Hyperpigmentierung und typischen Melanozyten ohne nestförmige Aggregation.
Differenzialdiagnosen
Nur selten stellt sich die Differenzialdiagnose eines initialen akro-lentiginösen malignen Melanoms, das zudem bei Menschen bis zum 30. Lebensjahr eine Rarität ist. In jedem Zweifelsfall ist eine Biopsie indiziert.
Therapie
Wenn möglich, Vermeidung verstümmelnder operativer Eingriffe. Entweder regelmäßige Kontrolle oder oberflächliche Koagulation mit Diathermie oder Rubin-Laser.
Andrologische Relevanz
Meist Zufallsbefund im Rahmen der andrologischen Untersuchung. Weitere dermatologische Abklärung bei unklarem Befund.

Fibroma molle

Einführung
Fibromata mollia sind sog. Hamartome. Unter Hamartomen werden lokale Gewebeüberschüsse, z. B. an der Haut, als Folge von embryonalen Fehlentwicklungen verstanden. Sie bleiben in der Regel gutartig.
Synonyme für Fibroma molle sind weiches Fibrom, Fibroma pendulans, Hautanhang, fibroepithelialer Polyp oder „skin tags“.
Sie treten meist erst ab der Pubertät solitär oder multipel auf. Am häufigsten werden sie in intertriginösen Arealen wie Axillae, Leisten oder submammär, aber auch am Hals beobachtet. Dort können sie durch Irritation entzündet sein oder durch Stieldrehung nekrotisch werden.
Weiche Fibrome sind signifikant assoziiert mit Übergewicht, arterieller Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz (Sari et al. 2010).
Bei adipösen Patienten, aber auch in der allgemeinen Bevölkerung, werden sie in ca. 40–50 % gefunden. Insbesondere bei perianalem Befall muss an das gleichzeitige Vorliegen eines Morbus Crohn gedacht werden.
Bezüglich des Auftretens von weichen Fibromen am Penis gibt es nur eine Studie, die sie bei 7 % aller untersuchten Männer nachweisen konnte. Betroffen waren vor allem Leistengegend, Skrotum, Sulcus coronarius und Penisstamm (Bunker 2004, S. 4; Köhn 2014e; Michajłowski et al. 2012).
Histologisch enthalten weiche Fibroma unterschiedliche Anteile von epidermalen, melanozytären und vaskulären Zellen sowie Fettgewebe.
Klinik
Das weiche Fibrom imponiert als hautfarbener Knoten mit meist gefälteter Oberfläche, der weich palpierbar und gestielt ist (Abb. 6). Maligne Transformation ist nicht bekannt.
Differenzialdiagnosen
Aufgrund der meist eindeutigen klinischen Erscheinungsform fällt die Diagnosestellung in der Regel nicht schwer. Differenzialdiagnostisch müssen dermale oder papillomatöse Nävi, Neurofibrome, seltener auch Condylomata acuminata in Betracht gezogen werden.
Therapie
Solange keine Irritation der Hautveränderung oder diagnostische Unsicherheit bestehen, ist eine Entfernung nicht unbedingt notwendig.
Manchmal wünschen betroffene Männer aber diesen Eingriff, da das Fibrom als störend empfunden oder in der Partnerschaft unbegründete Unsicherheit bezüglich einer Ansteckungsfähigkeit geäußert wird.
In diesem Fall erfolgt die oberflächliche Abtragung in Lokalanästhesie. Eine Naht ist bei kleineren Fibromen häufig nicht notwendig.
Andrologische Relevanz
Keine. Differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber Condylomata acuminata meist problemlos.

Angiokeratome

Einführung
Angiokeratome im Genitalbereich finden sich an Penis und Skrotalhaut bei bis zu ca. 50 % aller Männer (Cohen und Celano 2020). Sie entstehen durch Ektasien von Blutgefäßen im Stratum papillare und Stratum reticulare mit gleichzeitigen Hyperkeratosen. Treten Angiokeratome ohne Begleiterkrankung auf, sind sie eher als Normvariante und nicht als relevante Erkrankung einzustufen. Diese Form der Angiokeratome entwickelt sich typischerweise im Erwachsenenalter (Cohen und Celano 2020; Bunker 2004).
Angiokeratome können aber auch im Zusammenhang mit einem Morbus Fabry (Angioma corporis diffusum) vorkommen (Köhn 2016b). Diese Systemerkrankung ist insgesamt selten; bei Vorliegen eines Morbus Fabry ist das Auftreten von Angiokeratomen aber mit ca. 50 % der Jungen häufig. Im Gegensatz zu Angiokeratomen ohne Begleiterkrankung manifestieren sie sich bereits im Kinder- und Jugendalter und betreffen bevorzugt die untere Körperhälfte.
Klinik
Angiokeratome der Skrotalhaut, des Penisstammes und seltener der Glans penis imponieren als 2–5 mm große, livid-rötliche, meist multipel auftretende, dunkelblaue bis schwarze Papeln mit meist glatter, aber seltener auch rauer oder keratotischer Oberfläche (Abb. 7). Ist der Penis betroffen, treten die Angiokeratome vor allem an der Glans penis (55,5 %) und seltener am Penisschaft (35 %) und der Vorhaut (5,5 %) auf (Cohen und Celano 2020).
Beim Angiokeratoma corporis diffusum (Abb. 8) können die Patienten zudem an einer Vielzahl anderer Symptome als Folge der Organschäden durch die Speichererkrankung leiden.
Differenzialdiagnosen
Angiokeratome in ihrer typischen multiplen Ausprägung sind in der Regel leicht erkennbar. Bei solitären Angiokeratomen kommen differenzialdiagnostisch unter anderem Naevi, maligne Melanome, Kaposi-Sarkome oder auch eine bazilläre Angiomatose in Betracht. Hilfreich ist hier bei der Untersuchung die Auflichtmikroskopie.
Therapie
Angiokeratome können bei Bedarf durch Lasertherapie, Kryotherapie, Elektrokauter oder Excision entfernt werden.
Andrologische Relevanz
Meist keine. Aufklärung des Patienten über Harmlosigkeit der Veränderungen. In sehr seltenen Fällen bei ausgeprägtem Befund ist die Entdeckung dieser Hautveränderungen auch einmal Anlass zur Abklärung eines bis dahin noch nicht diagnostizierten Morbus Fabry.

Mediane Raphezyste

Einführung
Das äußere Genitale entsteht im Rahmen der Embryonalentwicklung durch die Fusion der paarig angelegten Urethralfalten. Ein Relikt dieser Fusionszone ist die Raphe im Bereich von Penis und Skrotalhaut. Als Folge von Störungen der Faltung/Fusion können sogenannte mediane Raphezysten entstehen.
Klinik
Mediane Raphezysten (apocrine cystadenoma of penis) treten schon in der ersten Lebensdekade auf, werden aber häufiger erst später diagnostiziert. Sie imponieren als hautfarbene, prall-elastische, kugelige, meist bis ca. 1 cm große (manchmal auch größere) Tumoren im Bereich der Raphe zwischen Orificium urethrae und Damm (Abb. 9). In der Regel sind sie symptomlos; bei Lokalisation nahe der Harnröhrenöffnung (parameatale Zyste) können sie auch einmal Dysurie verursachen. In der Regel handelt es sich um solitär Veränderungen; seltener wird über multiple Zysten berichtet (Syed et al. 2019).
Das Epithel kann glandulär, epitheloid oder urethral imponieren.
Komplikationen dieser Zysten können Superinfektionensein.
Differenzialdiagnosen
Lokalisation und klinische Erscheinung gestatten meist eine eindeutige diagnostische Zuordnung. Bei perianalen Raphezysten kann eine Verwechslung mit Hämorrhoiden möglich sein.
Therapie
Bei Symptomen oder entsprechendem Wunsch des Patienten ist eine Excision indiziert.
Andrologische Relevanz
Keine. Meist Zufallsbefund. Beruhigung des Patienten.

Entzündliche Veränderungen am äußeren Genitale

Nichtvenerische Kranzfurchenlymphangitis oder Kranzfurchenphlebitis

Einführung
Die nichtvenerische Kranzfurchenlymphangitis/Kranzfurchenphlebitis (Mondor-Erkrankung des Penis) ist eine blande, strangförmige Lymphangitis oder Phlebitis proximal der Glans penis, die meist bei jüngeren Männern vorkommt (Köhn 2012).
Klinik
Klinisch sind beide Erkrankungen nicht sicher zu differenzieren. Im Anschluss an forcierten Geschlechtsverkehr, eventuell aber auch als Auswirkung anderer Störungen (Chlamydien-Urethritis, Fokalinfekte, chronische Prostatitis) kommt es akut zur Entwicklung eines wurstförmigen prall-zystischen Strangs unterhalb des inneren Präputialblatts, der glasig durchsichtig ist und quer oder schräg zur Längsachse des Penis verläuft (Abb. 10). Stärkere Entzündungserscheinungen fehlen. Schmerzen können aber auftreten. Gelegentlich findet sich ein leichtes Ödem des inneren Präputialblatts. Die Patienten sind durch die ungewohnte Veränderung besorgt.
Über die Häufigkeit dieser Erkrankung liegen nur begrenzte Daten vor. Bei Männern, die eine Spezialambulanz für sexuell übertragbare Erkrankungen aufsuchten, wurde die Diagnose einer Kranzfurchenphlebitis/-lymphangitis in 1,4 % gestellt (Kumar et al. 2005).
Eine spontane Rückbildung tritt in einigen Wochen ein. Nach Manipulationen kann es zu stärker entzündlichen Veränderungen kommen, sogar mit Ulzeration.
Differenzialdiagnose
Die Lymphangitis dorsalis penis als Begleitsymptom eines Primäraffekts bei Syphilis I verläuft entsprechend der Längsachse des Penis und ist wesentlich derber. Eine Untersuchung auf Syphilis ist angeraten.
Histopathologie
Wesentlich häufiger als eine Lymphangitis besteht eine obliterierende Endophlebitis mit Kollagenisation des erkrankten Gefäßes.
In seltenen Fällen finden sich erweiterte Lymphräume mit geringfügiger Entzündung. Meistens wird die Stelle, an der es zur obliterierenden Phlebitis oder Lymphangitis gekommen ist, nicht sicher getroffen.
Therapie
Eine systemische Therapie ist meist nicht nötig; falls doch innerlich behandelt werden muss, kommen nichtsteroidale Antiphlogistika, wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Indometacin, zum Einsatz.
Auch eine topische Therapie ist wegen der Spontanheilung meist nicht erforderlich.
Andrologische Relevanz
Wegen der Schmerzen bei sexueller Betätigung und dem plötzlichen Auftreten sind die Patienten meist besorgt. Daher stehen die Aufklärung der Patienten über die Harmlosigkeit und Einleitung einer Therapie (bei Bedarf) im Vordergrund. Langfristige Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten.

Balanitis und Balanoposthitis

Balanoposthitis ist eine entzündliche Veränderung der Glans (Balanitis) und des inneren Präputialblattes (Posthitis) verschiedener Genese. Die häufigsten Ursachen sind Irritation (auch iatrogen z. B. im Rahmen der Behandlung von Condylomen, Abb. 11), Infektion mit Bakterien oder Pilzen oder penile Dermatosen wie der Lichen sclerosus et atrophicus, seltener Kontaktdermatitis (z. B. Condome, Gleitmittel). Prädisponierende Faktoren können sein höheres Alter, angeborene Phimose, vorbestehende penile Dermatosen, mangelhafte oder übertriebene Hygiene („Overtreatment“), Reiben von Kleidung, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder reduzierte Immunität (Köhn 2016a). Balanoposthitis kommt bei zirkumzidierten Männern wesentlich seltener vor als bei nicht zirkumzidierten Männern. Sie findet sich bei ca. 17 % von Männern, die eine Spezialambulanz für genitale Hauterkrankungen aufsuchen (Shah 2017).
Klinisch wird zwischen Balanoposthitis acuta und Balanoposthitis chronica unterschieden.
Die Ursachen für eine akute Balanoposthitis umfassen Infektionen, akute Exazerbation peniler Dermatosen, Trauma, toxische Noxen, Smegmaretention und Kontaktallergie. Iatrogene Auslöser sind lokale Anwendungen von Podophyllotoxin, Imiquimod oder Grüntee-Extrakt im Rahmen der Behandlung von Condylomata acuminata.
Andrologische Relevanz
Wegen akuter Balanoposthitis erfolgt meist eine umgehende urologische oder dermatologische Abklärung. Im Rahmen andrologischer Untersuchungen können aber durchaus chronische Balanoposthitiden auffallen, die dann weiter eingeordnet und therapiert werden sollten. Bei entzündlichen Phimosen oder erosiven Hautveränderungen können Beeinträchtigungen bei Geschlechtsverkehr auftreten.

Fixe Arzneimittelexantheme

Nach Sensibilisierung gegenüber einem Medikament manifestieren sich fixe Arzneimittelreaktionen als solitäre oder multiple, scharf begrenzte erythematöse Maculae oder Plaques, in denen sich auch Blasen entwickeln können (Abb. 12). Seltener werden Ulzerationen beobachtet. Typischerweise treten diese Veränderungen nach Einnahme des gleichen Medikamentes immer wieder an derselben Stelle auf und heilen innerhalb von 2–3 Wochen mit postinflammatorischer Hyperpigmentierung ab. Substanzen, die fixe Arzneimittelexantheme verursachen können, sind: Tetrazykline, Doxycyclin, Penicilline, Phenolphthalein, Sulfonamide, Barbiturate, Salizylate, Dapson, Griseofulvin, Carbamazepin, Dimenhydrinat, Metamizol, Hydroxyzinhydrochlorid und Colchicin (English et al. 1997; Köhn et al. 2016a)
Andrologische Relevanz
Fixe Arzneiexantheme können im Rahmen antibiotischer Therapien von Samenwegsinfektionen auftreten. Daher sollten Andrologen über dieses Krankheitsbild informiert sein und es einordnen können. Zudem muss eine Aufklärung des Patienten über Rezidive bei Einnahme des gleichen Antibiotikums auch bei anderen Informationen erfolgen.

Spezifische Erkrankungen der Haut von Glans penis und Praeputium

Balanoposthitis chronica circumscripta benigna plasmacellularis Zoon

Einführung
Diese Balanoposthitis ist eine hauptsächlich bei nicht-zirkumzidierten Männern im 5. bis 8. Lebensjahrzehnt auftretende Erkrankung unbekannter Ursache. Als Auslöser werden irritative Faktoren wie Wärme, Traumata (Friktion), unzureichende Hygiene oder immunologische Vorgänge mit IgE-vermittelten Reaktionen vermutet. Bakterielle oder virale Ursachen konnten bisher nicht bewiesen werden (Köhn et al. 2016a). Diese Form der Balanitis wird nicht als Präkanzerose angesehen, auch wenn in Einzelfällen über gleichzeitiges Auftreten von malignen Veränderungen an der Haut berichtet worden ist (Wollina et al. 2017).
Klinik
Besonders an der Dorsalseite der Glans, aber auch am inneren Vorhautblatt, kommt es zur Ausbildung von spiegelnden, im Hautniveau liegenden, durch ihre bräunlich-rote Farbe auffallende Plaques ohne tastbare Konsistenzzunahme (Abb. 13). Häufig kann man petechiale Punktblutungen („cayenne pepper spots“) feststellen. Seltener kann der Befall multilokulär oder erosiv sein. Subjektiv können leichtes Brennen oder Juckreiz bestehen.
Der Verlauf geht unbehandelt chronisch über Jahre. Die Prognose ist günstig, da keine Präkanzerose vorliegt.
Die Epidermis ist im Bereich der Herde deutlich verdünnt und zeigt dezente Spongiose und Dyskeratose mit abgeflachten basalen Keratinozyten. Im oberen Korium weitgestellte Kapillaren und plasmazelluläre Entzündung mit Hämorrhagien sowie Hämosiderinablagerung.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die in ihrer Prognose völlig anders zu bewertende Erythroplasie Queyrat. Andere differenzialdiagnostische Überlegungen betreffen fixe Arzneimittelreaktion, Kontaktdermatitis, Psoriasis, Lichen planus oder infektiöse Formen der Balanitis.
Therapie
Äußerlich werden glukokortikoidhalige Externa in fettarmer Grundlage und Tacrolimus (Heilversuch!) angewendet. Auch über den Einsatz von Imiquimod zur lokalen Therapie wurde berichtet. Unterstützend wirken gute Hygiene und Trockenhalten (Mullstreifen) des Präputialraumes. Zirkumzision führt zu Besserung. Positive Effekte sind auch durch Behandlung mit CO2- oder Erbium:YAG-Laser beschrieben worden.
Obwohl bisher eine infektiöse Ursache für die Balanitis plasmazellularis Zoon nicht nachweisbar ist, gibt es Hinweise auf ein Ansprechen dieser Erkrankung auf eine lokale Anwendung von Mupirocin (Cohen 2019).
Andrologische Relevanz
Gerade bei Männern im mittleren und höheren Lebensalter (z. B. bei Abklärung eines Altershypogonadismus) kann diese Erkrankung ein Zufallsbefund im Rahmen einer andrologischen Untersuchung sein. Sie erfordert eine Abgrenzung gegenüber malignen Veränderungen des Penis und eine spezifische Therapie.

Lichen sclerosus et atrophicus

Einführung
Der Lichen sclerosus et atrophicus ist eine chronisch-entzündliche Bindegewebserkrankung der Haut, die bevorzugt (>80 %) die Genitalregion befällt. Die Ursache der Erkrankung ist unklar; infektiöse und traumatische Faktoren, Autoimmunerkrankungen, genetische Faktoren sowie hormonelle Faktoren werden diskutiert (Fergus et al. 2020). Der Lichen sclerosus et atrophicus kann mit einem Diabetes mellitus, hohem Body mass Index und koronarer Herzkrankheit assoziiert sein (Kirtschig et al. 2017).
Klinik
Bei Frauen tritt der Lichen sclerosus et atrophicus fünf- bis zehnmal häufiger auf als bei Männern. Der Erkrankungsgipfel ist zweigipfelig mit einem präpubertären Peak, einem Anstieg der Inzidenz nach der Pubertät und Abfall nach dem 60. Lebensjahr. Betroffen sind meist unbeschnittene Patienten im mittleren Lebensalter. Die Inzidenz bei Männern liegt bei 0,07 % (Kirtschig et al. 2017). Schon bei Kindern ist diese Hauterkrankung ein häufiges, wenn auch manchmal nicht diagnostiziertes Phänomen (Köhn und Möhrenschlager 2008; Köhn et al. 2016a).
Klinisch präsentiert sich die Erkrankung mit porzellanartig verfärbten, derben, zunächst kleinfleckigen Herden, die schließlich zu größeren Flächen mit pergamentartiger Oberfläche konfluieren können (Abb. 14). Im weiteren Verlauf können auch Hämorrhagien, Erosionen und Ulzerationen auftreten. Beim Mann sind Adhäsionen zwischen Glans penis und innerem Vorhautblatt die Folge. Das Orificium urethrae kann sich verengen, so dass die Miktion und Ejakulation behindert sind. Anfänglich sind die Hautveränderungen symptomlos; später wird über Juckreiz, Brennen, verminderte Sensibilität der Glans penis und Schmerzhaftigkeit der Erektion bzw. vaginalen Beschwerden berichtet. Beim Mann kommt es zu einer narbigen Verengung der Vorhaut und sekundären entzündlichen Veränderungen infolge von Einrissen (Rhagaden) der Vorhaut bei Erektion und Geschlechtsverkehr.
Immer sollte bei genitalem Befall mit Lichen sclerosus et atrophicus das gesamte Integument einschließlich der Analregion untersucht werden, um extragenitale Herde dieser Erkrankung zu erfassen.
Differenzialdiagnosen
Die Differenzialdiagnosen des Lichen sclerosus et atrophicus umfassen Vitiligo, postinflammatorische Hypopigmentierungen, Narben durch Traumen oder Operationen oder das vernarbende Pemphigoid.
Risiken und Prognose
Bei chronischem Verlauf des Lichen sclerosus et atrophicus kann in den genitalen Herden ein spinozelluläres Karzinom auftreten. Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie hoch das Risiko dafür ist. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass es deutlich niedriger ist als ursprünglich (bis 5 %) angenommen. Das Risiko für angenitale Karzinome scheint vor allem bei familiär gehäuft auftretendem Lichen sclerosus et atrophicus erhöht zu sein (Kirtschig et al. 2017).
Therapie
Therapeutisch sollte bei Männern die Beschneidung frühzeitig erwogen werden, da nach Zirkumzision selbst Hautveränderungen an der Glans penis Rückbildung zeigen können. Die lokale Applikation kortikoidhaltiger (Clobetasol) Cremes und auch die Injektionen von Glukokortikoiden haben sich als effektiv erwiesen. Alternativ können Externa mit Immunmodulatoren (Pimecrolimus, Tacrolimus) als Heilversuche eingesetzt werden. Eine Abtragung einzelner Herde mit dem CO2-Laser ist möglich. Positive Effekte wurden auch durch mit fokussiertem Ultraschall beschrieben (Kirtschig et al. 2017).
Die früher regelmäßig empfohlenen testosteronhaltigen Cremes gelten heute als obsolet.
Andrologische Relevanz
Der Lichen sclerosus et atrophicus kann als Folge der Phimose zu Beschwerden bei Geschlechtsverkehr und Ejakulation führen. Frühzeitig entdeckte Erkrankungen im Rahmen einer andrologischen Untersuchung geben den Anlass zu einer rechtzeitigen Therapie und eine Aufklärung des Patienten über die (seltene!) Entwicklung von Peniskarzinomen.

Balanitis erosiva circinata

Einführung
Es handelt sich um eine zumeist chronische psoriasiforme Balanitis, die spontan vorkommt oder in Kombination mit reaktiven Arthritiden (Variante der peripheren Spondylarthritiden) beobachtet wird (Meier et al. 2020). Sie wurde früher auch als Teil des Reiter-Syndroms mit der Trias Harnröhrenentzündung (Urethritis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und Gelenkentzündung (Arthritis) charakterisiert. Es besteht eine Assoziation mit Infektionen durch Chlamydia trachomatis. Die meisten Patienten sind zwischen 30 und 40 Jahren alt. Die Inzidenz beträgt 3,5 pro 100.000 Männer unter 50 Jahren (Wu und Schwartz 2008).
Klinik
Die Erkrankung beginnt meist mit stecknadelkopfgroßen, erst grauweißen Maculae im Präputialraum, die sich in runde, noch kleine fleischrote Erosionen mit grauer Randbegrenzung umwandeln (Abb. 15). Diese scharf begrenzten Herde vergrößern sich nach allen Seiten und konfluieren. Auf diese Weise bilden sich bizarre landkartenartig erodierte Flächen, die nach allen Seiten von außen von einem weißlichen Epithelsaum begrenzt sind. Die periurethrale Gegend der Glans bleibt zumeist frei. Nicht selten bestehen schmerzhaftes Jucken oder Brennen (Köhn 2012).
Therapie
Zur topischen Therapie der Balanitis circinata werden vorübergehend glukokortikoidhaltige Cremes oder Tacrolimus (Heilversuch!) angewendet. Bei erosiven Verläufen sind austrocknende Maßnahmen angebracht. Aufgrund der Assoziation mit Psoriasis kann auch eine vorsichtige Lokaltherapie mit calcipotriolhaltigen Cremes erwogen werden; wegen der Seltenheit der Erkrankung liegen hierzu aber noch keine größeren Erfahrungen vor. Die Hautveränderungen können sich auch unter systemischer Therapie der begleitenden reaktiven Arthritiden zurückbilden (Meier et al. 2020).
Andrologische Relevanz
Eine während einer andrologischen Untersuchung auffallende Balanitis circinata sollte Anlass zu einer weiteren Abklärung rheumatologischer Begleiterkrankungen geben. Nur bei stärker ausgeprägten entzündlichen Veränderungen kann sie den Patienten in seiner Sexualität durch Beschwerden beeinträchtigen. In der Regel sind die Patienten aber aufgrund der sichtbaren Veränderungen besorgt und fühlen sich in ihre Außenwahrnehmung gestört.

Genitaler Befall bei allgemeinen Hauterkrankungen

Einführung
Eine Vielzahl auch die übrige Haut befallender, entzündlicher, allergisch bedingter, genetisch determinierter oder auch autimmunologischer Hauterkrankungen kann ebenfalls das äußere männliche Genitale befallen. Hierzu gehören z. B. die Psoriasis vulgaris, das atopische Ekzem, die Akne inversa, Vitiligo, blasenbildende Erkrankungen (Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid), Lichen ruber oder die Urticaria (Nesselfieber, Nesselsucht) (English et al. 1997). Exemplarisch wird hier auf die Veränderungen durch Psoriasis vulgaris, atopisches Ekzem und Akne inversa eingegangen (Köhn et al. 2015).

Psoriasis vulgaris

Einführung
Die Prävalenz der Psoriasis liegt bei ca. 3 % der Bevölkerung (Elston 2021). Bei entsprechender erblicher Disposition kommt es zu einer entzündlichen Reaktion unter Vermittlung von Zytokinen (v. a. Interleukin-17A und 23, Tumornekrosefaktor alpha), die einhergeht mit einer übermäßigen Teilungsrate und Bildung von Keratinozyten sowie einer Invasion von neutrophilen Granulozyten (Grän et al. 2020). Die Klinik ist geprägt durch scharf begrenzte Erytheme mit weißlicher Schuppung vor allem an den Streckseiten der Extremitäten. Befallen werden kann aber das gesamte Integument einschließlich der Kopfhaut und der Genitoanalregion (Abb. 16). Bei Patienten mit einer generalisierten Plaque-Psoriasis ist die Genitalregion in bis zu 40 % mit beteiligt (da Silva et al. 2020).
Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung einer Arthritis liegt bei ca. 30 % der von Psoriasis betroffenen Patienten (Ogdie et al. 2020).
Die Psoriasis kann mit metabolischen Komorbiditäten (Übergewicht, Rauchen, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus) assoziiert sein.
Andrologische Relevanz
Psoriasis ist signifikant mit dem Auftreten von erektiler Dysfunktion assoziiert. Die Wahrscheinlichkeit für Männer mit Psoriasis, an einer Erektionsstörung zu leiden, ist im Vergleich zu Männern mit anderen Hauterkrankungen verdoppelt (Goulding et al. 2011).
Die Ursachen für diese Zusammenhänge sind nicht nur auf psychogene Faktoren wie das gehäufte Auftreten von Ängstlichkeit und Depression zurückzuführen (Kurizky und da Mota 2012). Psoriasis ist überzufällig häufig mit kardiovaskulären und endokrinen Störungen (koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Arteriosklerose; metabolisches Syndrom) assoziiert, die wiederum Risikofaktoren für eine erektile Dysfunktion sind.
Patienten mit Psoriasis haben in bis über 50 % Probleme mit Verabredungen (Sozialkontakten) und Aufnahme sexueller Beziehungen (Ramsay und O’Reagan 1988; Gupta und Gupta 1997; Cather et al. 2017).
Ein Befall der Genitoanalregion beeinträchtigt nicht nur die Sexualität der Patienten, sondern auch ihre Lebensqualität allgemein (da Silva et al. 2020).
Noch unzureichend untersuchte andrologische Aspekte der Psoriasis vulgaris sind Assoziationen mit reduzierter Spermaqualität (Caldarola et al. 2017) und reduziertem Gesamttestosteron im Serum (Allam et al. 2019; Perez-Garcia et al. 2020).
Auch die Therapie der Psoriasis (z. B. mit Methotrexat) kann bei der Beratung von Patienten oder bei Rückfragen medizinischer Kollegen andrologische Relevanz erlangen.

Atopische Dermatitis

Einführung
Die atopische Dermatitis ist eine entzündliche Erkrankung, die bevorzugt die Beugeseiten der Extremitäten befällt, aber auch am sonstigen Integument auftreten kann und gewöhnlich mit starkem Juckreiz einher geht. Sie betrifft Menschen aller Altersklassen. Die Ätiopathogenese ist komplex umfasst neben genetischer Prädisposition epidermale Funktionsstörungen und entzündliche Reaktionen (Langan et al. 2020).
Die atopische Dermatitis manifestiert sich durch schuppende Erytheme bei sebostatischer Haut, die bei häufigem Scheuern durch den Juckreiz zu Lichenifikation und Kratzexkoriationen neigt (Abb. 17).
In industrialisierten Ländern sind ca. 10 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen (Tsakok et al. 2019). Mehr als 40 % der Patienten (Männer und Frauen) berichten über ein gleichzeitiges Auftreten der atopischen Dermatitis im Genitalbereich (Woo et al. 2021).
Andrologische Relevanz
Die atopische Dermatitis geht mit Einschränkungen der Lebensqualität einher (Woo et al. 2021). Durch die Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls infolge der Hautveränderungen sind viele Bereiche der Sexualität der Patienten gestört (Misery et al. 2019; Ludwig et al. 2020).
Die Daten zu einer möglichen Assoziation der atopischen Dermatitis mit erektiler Dysfunktion sind aber noch widersprüchlich (Chung et al. 2012; Egeberg et al. 2017).

Acne inversa (Hidradenitis suppurativa)

Einführung
Die Acne inversa ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haarfollikel, die mit schmerzhaften Knoten und Abzessen einher geht und zu Fistulierung und Narbenbildung neigt. Betroffen sind Regionen mit apokrinen Drüsen wie die Axillen, die inguinale und genito-anale Region. Die gesicherte Prävalenz liegt bei bis zu 0,5 % (Nikolakis et al. 2020).
Andrologische Relevanz
Die Sexualität von Patienten mit Acne inversa ist vor allem bei Befall der genito- analen Region aufgrund der häufig chronisch-entzündlichen Veränderungen mit Sekret- und Pus-Absonderung als Folge der Fistelbildungen beeinträchtigt. Erektionsstörungen werden in bis über 50 % beschrieben (Cuenca-Barrales et al. 2021). Einschränkung der Lebensqualität war korreliert mit der Schwere der Acne inversa, während die Krankheitsschwere nicht im Zusammenhang mit dem Ausmaß der sexuellen Dysfunktion in Zusammenhang stand.

Genitale Dermatosen durch Infektionen

Virusinfektionen

Humane Papillomaviren

Einführung
Anogenitale Warzen (Synonyme: Feigwarzen oder Condylomata acuminata) werden verursacht durch humane Papillomaviren (HPV). Diese gehören zu den DNA-Viren und befallen das Plattenepithel der Haut und Schleimhäute (Köhn 2016c). Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt; obwohl Geschlechtsverkehr bei Genitalwarzen eine vorrangige Rolle spielt, sind durch die Resistenz der Viren gegenüber Austrocknung auch Schmierinfektionen nach Kontakt mit kontaminierten Oberflächen möglich. Die Inkubationszeit nach Infektion mit HPV beträgt ca. 4 Wochen bis mehrere Monate.
HPV-Typen
Ca. 200 verschiedene HPV-Typen sind bekannt, von denen ca. 40 die anogenitale Region infizieren können. Die überwiegende Mehrheit der anogenitalen Warzen wird verursacht durch die HPV-Typen 6 und 11, die nicht mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung maligner Veränderungen einhergehen (low risk HPV).
Einige HPV-Typen (HPV 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59) sind onkogen (high risk HPV). Sie werden als ein Hauptfaktor für die Entstehung zervikaler, peniler und anderer anogenitaler Karzinome bzw. deren Vorstufen (z. B. zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN), vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) und penile intraepitheliale Neoplasie (PIN)) angesehen.
Epidemiologie
Etwa 1 bis 2 % der sexuell aktiven Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren sind von anogenitalen Warzen betroffen. In Deutschland wird von einer Inzidenz für anogenitale Warzen von 169,5/100.000 Personen (im Alter von 10–79 Jahre) pro Jahr ausgegangen. Die meisten Infektionen betreffen Personen zwischen 15 und 45 Jahren (RKI 2018).
Humane Papillomaviren können aber auch in klinisch gesunder genitaler Haut bei mehr als 50 % von Männern nachgewiesen werden (Sichero et al. 2014).
Klinik
In den meisten Fällen scheint eine Infektion mit HPV ohne klinisch erkennbare Hautveränderungen abzulaufen. Klinische Manifestationen einer HPV-Infektion im Anogenitalbereich des Mannes umfassen:
  • Anogenitale Warzen (Condylomata acuminata)
  • Bowenoide Papulose (schwere intraepitheliale Neoplasie im Bereich des Penis in Form von flachen, rötlich-bräunlichen makulo-papulösen Hautveränderungen, meist mit Nachweis von HPV 16)
  • Condylomata gigantea (Buschke-Löwenstein-Tumore, große, verrukös imponierende Tumore im Genitalbereich)
  • Perianale intraepitheliale Neoplasie (PAIN)
  • Penile intraepitheliale Neoplasie (PIN).
Die typischen Feigwarzen beginnen initial als stecknadelkopfgroße, hautfarbene oder auch gering pigmentierte, scharf begrenzte Papeln (Abb. 18), die im Verlauf beetartig konfluieren oder auch hahnenkammartige Strukturen ausbilden können. Sie stellen sich dann als verschieden große, rötliche Tumoren dar mit zerklüfteter Oberfläche, die z. T. schmalbasig auf der Haut aufsitzen. Feigwarzen treten beim Mann bevorzugt an der Eichel und Vorhaut (75 %) oder am Penisstamm (25 %) auf, sind aber auch in der Analregion oder an anderen Körperstellen vorzufinden. Besonderer Beachtung bedürfen intraurethrale und intraanale Condylome.
Condylomata acuminata können über Monate bis Jahre persistieren und in ca. einem Drittel der Fälle auch spontan abheilen.
Differenzialdiagnosen
Condylomata lata bei Syphilis, weiche Fibrome, Papillae coronae glandis, Verrucae seborrhoicae, papillomatöse pigmentierte Nävuszellnävi, Lichen ruber planus, Mollusca contagiosa
Diagnostik
Der makroskopische Befund ist meist so typisch, dass eine Diagnosestellung problemlos möglich ist. In Zweifelsfällen oder bei atypischem klinischem Bild ist eine histologische Untersuchung sinnvoll. Histologische Untersuchungen werden auch empfohlen bei Größenzunahme unter Therapie oder Therapieresistenz, anogenitalen Warzen bei immunsupprimierten Patienten und großen (>1 cm) Condylomen.
Unterstützend kann bei der Diagnostik der sogenannte Essigsäuretest angewendet werden. Dabei werden verdächtige Läsionen der Haut (z. B. am Penisstamm) mit (3)-5 %iger Essigsäure benetzt. Eine nach wenigen Minuten auftretende Weißfärbung kann auf eine HPV-induzierte Hautveränderung hinweisen. An der Schleimhaut sollte grundsätzlich nur 3 %ige Essigsäure angewendet werden.
Eine routinemäßige Proktoskopie oder Urethroskopie ist nicht indiziert und wird nur bei entsprechendem Verdacht durchgeführt. Da mehr als 90 % der urethralen Condylome im Bereich des Meatus urethrae lokalisiert sind, ist die Spreizung der Harnröhrenöffnung und sorgfältige Untersuchung dieser Region von besonderer Relevanz. Vorher sollten die äußerlichen Condylome adäquat behandelt werden, um eine Schmierinfektion durch die Untersuchung zu vermeiden.
Eine HPV-Typisierung mit Differenzierung zwischen „high risk“ und „low risk“ Typen sollte bei sehr großen Condylomen und bei Kindern erfolgen. Für die Diagnosestellung hat sie in der Regel keine Relevanz.
Bei Diagnose von HPV-induzierten Veränderungen empfiehlt sich auch ein Screening auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie HIV, Lues, Chlamydien oder Hepatitis B und C (Gross et al. 2018; Workowski et al. 2015).
HPV-Screening und Prävention
Eine routinemäßige HPV-Typisierung bei Männern mit anogenitalen Warzen oder zum Ausschluss einer Infektion ohne Nachweis von Genitalwarzen wird nicht empfohlen (Gross et al. 2018; Workowski et al. 2015).
In Anbetracht der hohen Raten von HPV-Nachweis in gesunder Genitalhaut von Männern kann auch eine entsprechende HPV-Typisierung in gesunder Haut von Männern, deren Partnerinnen Condylome aufweisen, nicht empfohlen werden. Eine sorgfältige klinische Untersuchung des Mannes auf das Vorliegen von anogenitalen Warzen und deren Therapie sind aber in diesem Fall zwingend notwendig.
Jeder Patient muss über Ursache, Komplikationen (Entwicklung von Peniskarzinomen bei Infektion mit „high risk“ HPV-Typen) und Möglichkeit der Infektion von Sexualpartnerinnen und Sexualpartnern einschließlich dort auftretender Risiken (Entwicklung von Portiokarzinomen bei Infektion mit „high risk“ HPV-Typen) aufgeklärt werden. Die verschiedenen Übertragungswege (z. B. durch orogenitale Kontakte) sollten dem Patienten bekannt sein. Hierbei sollten auch psychologische und sexualmedizinisch relevante Aspekte, die den Patienten belasten, angesprochen werden. Es empfiehlt sich, Paaren und Patienten gegenüber zu betonen, dass beide Partner in der Regel gemeinsame HPV-Typen aufweisen und die Infektion eines Partners nicht zwingend durch Sexualkontakte mit anderen Personen verursacht sein muss.
Alle Personen, mit denen der betroffene Mann in den letzten 6 Monaten Sexualkontakt gehabt hat, sollte er informieren, damit sich diese ebenfalls untersuchen lassen können (Gross et al. 2018).
Die Reduktion der Anzahl von Sexualpartnern als präventive Maßnahme ist zu betonen.
Da HPV-induzierte Hautveränderungen auch an proximalen Anteilen des Penis, Skrotum oder Bauchwand auftreten, bieten Condome keinen vollständigen Schutz. Zudem können Latex-Kondome durch vorherige Anwendung von Imiquimod an der Penishaut beschädigt werden.
Möglicherweise wirkt sich eine Circumcision protektiv auf das Auftreten von genitalen HPV Infektionen aus (Yuan et al. 2019).
Therapie
Die Behandlung anogenitaler Warzen erfolgt durch Verfahren, die der Patient unter häuslichen Bedingungen anwendet und solche, die nur von ärztlicher Seite durchgeführt werden können.
Nach Anleitung können Patienten Imiquimod Creme, Epigallocatecholgallat/Sinecatechins (grüner Tee-Extrakt) oder Podophyllotoxin auftragen. Nebenwirkungen (Irritationen) und Anwendungsbeschränkungen (z. B. Größe der zu behandelnden Fläche) sind zu berücksichtigen.
Die nur ärztlicherseits durchzuführenden Methoden umfassen Kryotherapie, Trichloressigsäure, chirurgische Entfernung, Elektrokoagulation und Abtragung mit dem Laser (Cave! HPV in Dämpfen).
Impfung
Die Impfung mit HPV-Impfstoffen ist weder weltweit noch auf europäischer Ebene einheitlich geregelt. Grundsätzlich stehen bivalente (HPV-Typen 16 und 18), quadrivalente (HPV-Typen 6, 11, 16 und 18) und 9-valente (HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58) Impfstoffe zur Verfügung.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission derzeit die Impfung von 9–14jährigen Mädchen und Jungen, idealerweise vor dem Auftreten sexueller Kontakte (AG HPV 2018).
In der aktuellen deutschen S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-induzierter Neoplasien wurde eine Empfehlung zur Impfung HPV-impfnaiver Erwachsene im Alter von 18 bis 26 Jahren unabhängig von ihrem Geschlecht aufgenommen (Gross et al. 2021).
Das amerikanische Center for Disease Control and Prevention spricht sich für eine generelle Durchimpfung bis zum 26. Lebensjahr aus, wenn zuvor (im Alter von 11–12 Jahren) noch keine Impfung erfolgt ist. Eine Impfung im Alter > 26 Jahre wird nicht empfohlen, könne aber nach individueller Abwägung auch noch zwischen dem 27. und 45. Lebensjahr durchgeführt werden (Meites et al. 2019).
Einigkeit besteht bisher, dass eine Impfung zur Therapie bereits bestehender HPV-induzierter Veränderungen nicht empfohlen wird.
Andrologische Relevanz
Die im Rahmen einer andrologischen Untersuchung diagnostizierten Genitalwarzen geben Anlass zur Therapie und weiteren Diagnostik bei Sexualpartnern.
HPV sind auch im Ejakulat asymptomatischer Männer nachweisbar. Ein Einfluss auf die Spermaqualität und Spermienfunktionen konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, kann aber derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden (Moreno-Sepulveda und Rajmil 2021; Wang et al. 2021).

Herpes simplex Virus (HSV)

Einführung
Auslöser der genitalen Herpesinfektion ist meist Herpes simplex Virus Typ 2, seltener auch Herpes simplex Virus Typ 1. HSV sind DNA-Viren, die in sensorischen Ganglien persistieren, um bei Reaktivierung erneut klinische Läsionen auszubilden (Möhrenschlager et al. 2004). Reaktivierungen können getriggert werden durch Immunsuppression, UV-Lichtexposition, endokrinologische Faktoren, emotionale Belastungen sowie neurochirurgische Eingriffe an Ganglien. Ansteckung kann auch bei makroskopisch unauffälligem Haut- und Schleimhautbefund erfolgen (Patel et al. 2017).
Klinik
Die primäre Infektion mit HSV weist eine Inkubationszeit von 3 bis 7 Tagen auf. Nachfolgend kommt es zur Ausbildung eines Erythems mit gruppiert stehenden, juckend-schmerzhaften, serösen Bläschen (Abb. 19). Eine begleitende Lymphadenitis inguinal, Fieber, Kopfschmerz und allgemeines Krankheitsgefühl können auftreten. Der primären HSV-Infektion folgt bei etwa 85 % der Patienten mindestens ein symptomatisches Rezidiv. Bei etwa 20 % der Infizierten kommt es zu rekurrierenden Läsionen am Genitale. Insgesamt unterliegt die Rezidivhäufigkeit jedoch großen intra- und interindividuellen Schwankungen. Klinisch manifestieren sich lediglich etwa 30 % der Fälle von genitalem HSV.
Die Diagnose kann häufig bereits klinisch gestellt werden. Zur Diagnosesicherung besteht aber auch die Möglichkeit des DNA-Nachweises durch PCR (Patel et al. 2017).
Differenzialdiagnose
Im akuten Stadium müssen u. a. ein akutes Kontaktekzem, fixes Arzneimittelexanthem, bullöse Stichreaktionen, bullöser Lichen sclerosus et atrophicus, Primäraffekt bei Syphilis, Ulcus molle, Lymphogranuloma venerum, autoimmune und bullöse Erkrankungen, Morbus Behcet und Zoster ausgeschlossen werden.
Therapie
Die Therapie mit Virustatika (Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir) ist nur effektiv, wenn sie frühzeitig erfolgt. Bei häufigen, immer wieder auftretenden Reaktivierungen eines Herpes genitalis kann eine über Monate durchgeführte Suppressionstherapie mit den o. g. Virustatika durchgeführt werden. Zusätzlich können Analgetika und bei Superinfektionen lokale antibiotisch oder antiseptisch wirksame Externa zur Anwendung kommen.
Andrologische Relevanz
Sehr häufige (zum Teil auch monatliche) Rezidive eines Herpes genitalis können die Sexualität der betroffenen Patienten aufgrund von subjektiven Beschwerden und Sorge vor Ansteckung (z. B. auch im Rahmen eines gezielten Geschlechtsverkehrs zum Ovulationsoptimum) erheblich beeinträchtigen.
Darüber hinaus kann Herpes simplex Virus auch im menschlichen Ejakulat nachgewiesen werden (Kurscheidt et al. 2018). Eine abschließende Bewertung einer Relevanz für die männliche Fertilität ist aber noch nicht möglich (Teixeira et al. 2021).

Molluscum contagiosumVirus

Einführung
Das Molluscum contagiosum (Dellwarzen) Virus gehört zur Gruppe der DNA-Pockenviren. Zwei Haupttypen (Typ 1 und 2) werden unterschieden; Typ 2 tritt etwas häufiger im Genitalbereich auf. Die Übertragung erfolgt über Haut-Haut-Kontakte, aber auch im Schwimmbad und durch die Benutzung gemeinsamer Handtücher. Bei Auftreten von Dellwarzen im Erwachsenenalter muss an eine Immunsuppression (z. B. durch HIV-Infektion) gedacht werden (Edwards et al. 2021).
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 7 Wochen (vereinzelt auch bis 6 Monate) entstehen zentral genabelte, hautfarbene, halbkugelige Papeln oder Knötchen von 1 bis 10 mm Durchmesser (Abb. 20). Auch größere, zum Teil auch solitäre Läsionen (Riesenmollusken) treten auf. Gelegentlich wird über Juckreiz geklagt. Dellwarzen können sich nach mehreren Monaten auch spontan zurückbilden.
Die Diagnosestellung ist zumeist klinisch möglich. Eine histologische Sicherung ist nur selten in klinischen Zweifelsfällen erforderlich.
Differenzialdiagnosen
Milien, Condylome, Histiozytome sowie gestielte weiche Fibrome müssen abgegrenzt werden.
Therapie
Dellwarzen können durch die lokale Anwendung von Kaliumhydroxidlösung, Cantharidin oder Kryotherapie behandelt oder auch nach lokaler Anästhesie durch Curettage, Exprimierung oder Elektrokauter entfernt werden.
Andrologische Relevanz
Eine Infektion mit Molluscum contagiosum Virus hat keinen direkten Effekt auf die männliche Fertilität. Die Entdeckung im Rahmen einer andrologischen Untersuchung kann aber eine frühzeitige Therapie und damit auch Verhinderung der Übertragung bewirken. Zudem können Mollusca contagiosa gerade bei ausgedehntem Befall Hinweise auf eine Immunsuppression, z. B. im Rahmen einer HIV-Infektion, sein.

Pilzinfektionen

Candida albicans

Einführung
Candida albicans ist ein Saprophyt auf der menschlichen Haut und Schleimhaut, der durch das Immunsystem und andere Keime an einer unkontrollierten Vermehrung gehindert wird. Klinische Relevanz kann dieser Hefepilz in Folge einer generellen (z. B. HIV, Krebserkrankungen oder andere Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus) oder lokalen (z. B. Anwendung von Glukokortikoiden oder Änderungen der Keimbesiedelung durch Antibiotika) Beeinträchtigung des Immunsystems gewinnen (Haag et al. 2004).
Klinik
Hefepilzinfektionen der Genitalregion manifestieren sich als erosive, mazerierte Haut- und Schleimhautveränderungen.
Darüber hinaus sind weißliche Beläge (Abb. 21) und randständige Follikulitiden („Satellitenpapeln“, z. B. an den Oberschenkel-Innenseiten) typisch für die Soorbalanitis bzw. Balanoposthitis candidomycetica. Die Hautveränderungen können jucken oder brennen.
Die Diagnosestellung erfolgt klinisch sowie durch den Nachweis von Candida albicans in der Kultur.
Differenzialdiagnosen
Ausgeschlossen werden müssen Gonorrhö, Trichomoniasis, Herpes genitalis, Chlamydieninfektion, Lichen ruber (mucosae), Lichen sclerosus et atrophicus, Psoriasis inversa, eine unspezifische („irritative“) Balanitis, toxische oder allergische Kontaktdermatitis, eine bakterielle Intertrigo und Morbus Hailey-Hailey.
Therapie
Örtliche begrenzte Hefepilz-Infektionen können in der Regel lokal mit Antimykotika behandelt werden. Zusätzlich werden desinfizierende Bäder empfohlen. Bei häufig rezidivierenden Erkrankungen kommt eine Zirkumzision in Betracht.
Andrologische Relevanz
Meist Zufallsbefund ohne Effekt auf die männliche Fertilität. Bei ausgedehntem Befund ggf. weitere internistische Abklärung (Immunstatus, Diabetes mellitus).

Dermatophyten

Einführung
Dermatophyten (Fadenpilze) befallen im Genitoanalbereich am häufigsten die Inguinal- und Glutealregion. Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit pilzbefallenen Hautschuppen. Ein prädisponierender Faktor ist eine gleichzeitig vorliegende Fußmykose. Der häufigste Erreger der Tinea inguinalis ist Trichophyton rubrum (Haag et al. 2004).
Klinik
Charakteristisch sind manchmal juckende, rundliche, rote bis braun-rote Maculae mit typischerweise randständig betonter Schuppung, die sich zentrifugal ausbreitet (Abb. 22). Mehrere Läsionen können zu polyzyklischen Herden konfluieren.
Neben dem klinischen Befund gestatten positive Nativpräparate mit Nachweis von Hyphen (Pilzfäden) und eine positive Pilzkultur die korrekte Diagnose. Die Hautschuppen für diese Diagnostik sollten am Rand der Läsionen entnommen werden.
Differenzialdiagnosen
Die Tinea inguinalis muss vor allem vom Erythrasma (fehlende Schuppung, ziegelrote Fluoreszenz im Wood-Licht) abgegrenzt werden.
Weitere Differenzialdiagnosen sind bakterielle Intertrigo, Psoriasis inversa, Lichen
simplex chronicus, Kontaktekzem, eine Candidose sowie der Morbus Hailey-Hailey.
Therapie
Grundlage der Therapie sind lokal austrocknende Maßnahmen und die Anwendung von Antimykotika. Weitere betroffene Hautareale (z. B. Füße, Zehenzwischenräume, Nägel) sollten ebenfalls saniert werden.
Sollten diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, wird vor allem bei großflächigem Befall eine systemische Therapie notwendig.
Andrologische Relevanz
Meist Zufallsbefund ohne Effekt auf die männliche Fertilität.

Bakterielle Infektionen

Syphilis

Einführung
Die Syphilis (Lues) ist eine in verschiedenen Stadien ablaufende Systemerkrankung durch das spiralige Bakterium Treponema pallidum (Köhn und Spornraft-Ragaller 2021).
Sie hat in den letzten Jahren durch eine Zunahme der Prävalenz wieder erhöhte Bedeutung gewonnen. Die Zahl der an ihr neu Erkrankten stieg in Deutschland von 3033 (2011) auf 7889 im Jahr 2019 (Jansen 2020). Der Anteil von Frauen liegt bei ca. 6 %. Die höchsten Inzidenzen mit 35–40/100.000 Einwohnern werden bei den 25–39jährigen beobachtet. Über 85 % der Infektionen gehen auf homosexuelle Kontakte unter Männern zurück.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 21 Tagen (mit einer Variabilität von 10 Tagen bis 2 Monaten) entsteht an der Eintrittsstelle des Bakteriums ein schmerzloses Ulkus mit regionärer Lymphknotenschwellung (Abb. 23). In Abhängigkeit von der Sexualpraktik und dem Infektionsweg kann das Ulkus genital, anal, labial, pharyngeal oder an jeder anderen Körperstelle lokalisiert sein. Eine klinische Manifestation wird nur von 50–60 % der Infizierten beobachtet.
Im Stadium I ist die Syphilis hochinfektiös. Erfolgt keine suffiziente Therapie, entwickelt sich nach 2–6 Monaten eine sekundäre Syphilis (Lues II), die mit Veränderungen der Haut (Exantheme, Leukoderme), Lymphknoten (Lymphadenopathie), Schleimhäute (Plaques muqueuses der Zunge, anogenitale Condylomata lata) und der Haare (Alopzie) einhergeht. Die Veränderungen heilen klinisch auch ohne Therapie ab. Auch im Stadium II sind betroffene Patienten noch infektiös. Unbehandelt schreitet die Syphilis nach 3–5 Jahren in das dritte Stadium fort (Lues III). Dieses manifestiert sich in 30–40 % mit granulomatösen Veränderungen der Haut und Gefäße mit z. T. ernsten Komplikationen (Aneurysma dissecans). Nach weiteren Jahren ohne suffiziente Therapie folgt schließlich die quartäre Syphilis (Lues IV) mit neurologischen Symptomen (Neurosyphilis) und Persönlichkeitsveränderungen.
Die Diagnose beruht in Frühstadien auf dem direkten Erreger-Nachweis (Dunkelfeld-Mikroskopie aus Reizsekret, PCR), später auch auf serologischen Tests.
Differenzialdiagnose
In Abhängigkeit vom Krankheitsstadium muss neben anderen sexuell übertragbaren Infektionen eine Vielzahl dermatologischer Erkrankungen berücksichtigt werden.
Therapie
Zur Festlegung der Therapie der Syphilis erfolgt eine Einteilung in Frühsyphilis (bis ein Jahr post infectionem), Spätsyphilis (alle späteren Phasen der Syphilis oder bei unbekannter Dauer), Neurosyphilis oder konnatale Syphilis. Therapeutisch kommen vor allem Penicillin oder Doxycyclin zum Einsatz.
Andrologische Relevanz
Die zufällige Diagnose einer Syphilis im Rahmen der andrologischen Untersuchung beschränkt sich sicher auf wenige Einzelfälle. Das steht im Einklang mit größeren Untersuchungen zu Ergebnissen der Lues-Serologie vor Methoden der assistierten Reproduktion, bei denen sich nur ein Patient mit Lues latens seropositiva in einem Kollektiv von über 4000 Patienten fand (Lattes et al. 2013). Treponema pallidum DNA und RNA ist im Rahmen einer Kasuistik im Ejakulat auch ohne gleichzeitige genitale oder anale Läsionen nachgewiesen worden (Godornes et al. 2019). Bei immunsupprimierten Patienten kann es auch zu einer Epididymo-Orchitis durch Treponema pallidum kommen (Agrawal und Ranjan 2019).

Gonorrhoe

Einführung
Die Gonorrhoe wird durch den gramnegativen Diplococcus Neisseria gonorrhoeae verursacht (Köhn und Spornraft-Ragaller 2021). Die WHO geht weltweit von mehr als 85 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr bei Männern und Frauen in der Altersgruppe 15–49 Jahre aus (WHO 2021). Der Schwerpunkt der Infektionen liegt im westpazifischen Raum und dem afrikanischen Kontinent.
Nach Einführung des Infektionsschutzgesetzes ist die Gonorrhoe in Deutschland nicht mehr meldepflichtig. Daher gibt es keine bundesweiten Zahlen über ihr Auftreten. Nur im Bundesland Sachsen existiert noch ein Meldesystem, das einen Anstieg der Fälle mit Gonrorrhoe von 1,8/100.000 Einwohner im Jahre 2011 auf 19,9/100.000 Einwohner im Jahre 2019 verzeichnet (Selb et al. 2020). Seit dem 01.03.2020 gilt in Deutschland eine nicht-namentliche, Labor-basierte Meldepflicht gemäß § 7 Abs. 3 des IfSG für Neisseria gonorrhoeae mit verminderter Empfindlichkeit gegenüber Azithromycin, Cefixim oder Ceftriaxon.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von 2–6 Tagen manifestiert sich die Infektion bei unkompliziertem Verlauf durch eine Urethritis mit typischem eitrigen Ausfluss, vor allem vor dem ersten Morgenurin. In Abhängigkeit von den ausgeübten sexuellen Praktiken können auch Proktitis, Pharyngitis oder Konjunktivitis auftreten.
Als Folge einer komplizierten Gonorrhoe führen aufsteigende Infektionen beim Mann zu Prostatitis und Epididymitis, bei der Frau zu Salpingitis oder akuter Peritonitis („pelvic inflammatory disease“). Die seltene hämatogene Streuung geht mit Arthritis, Perihepatitis gonorrhoica, Hautveränderungen, Endokarditis oder Meningitis einher.
Während der typische Verlauf beim Mann mit Befall der Urethra in weniger als 10 % asymptomatisch ist, fehlt eine spezifische Klinik bei Befall von Urethra oder Zervix der Frau in mehr als 50 %. Noch höher (>80–90 %) ist der Anteil asymptomatischer Verläufe bei Erkrankungen des Rektums oder des Pharynx. Das ist auch der Grund dafür, dass die wirkliche Prävalenz immer deutlich höher ist als die Zahl der in epidemiologischen
Erhebungen gemeldeten Fälle.
Die Diagnostik der Gonorrhoe beruht im Wesentlichen auf dem direkten Erregernachweis (Nachweis intrazellulär gelegener Diplokokken in Abstrichen z. B. durch Methylenblaufärbung), Kulturverfahren und DNA-Amplifikationsmethoden (Unemo et al. 2021).
Zu beachten ist, dass in 10–40 % Koinfektionen mit Chlamydia trachomatis auftreten (WHO 2021). Auch andere sexuell übertragbare Infektionen müssen immer ausgeschlossen werden.
Differenzialdiagnose
Andere Verursacher von Urethritis.
Therapie
Die Therapie erfolgt mit Ceftriaxon und Azithromycin, alternativ auch mit Cefixim. Ciprofloxacin, Ofloxacin oder Doxycyclin sind nur bei nachgewiesener Sensibilität möglich (DSTIG 2019; Unemo et al. 2021). Zu beachten sind die aktuellen und auch regional unterschiedlichen Resistenzsituationen von Neisseria gonorrhoeae.
Andrologische Relevanz
Die Datenlage bezüglich einer andrologischen Relevanz von Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae ist uneinheitlich (Fode et al. 2016). Das Auftreten von Epididymitiden durch Neisseria gonorrhoeae belegt aber, dass Beeinträchtigungen der männlichen Fertilität möglich sind (Chen et al. 2017).

Ulcus molle

Einführung
Weltweit ist die Prävalenz des Ulcus molle nur unvollständig dokumentiert, scheint aber abzunehmen. In Regionen wie Malawi oder Nordindien war Haemophilus Ducreyi früher für 15–24 % genitaler Ulcera verantwortlich. In Südafrika lag der Anteil über 60 %. In den letzten Jahren ist der Anteil in den meisten Regionen auf weniger als 10 % gesunken (Lautenschlager et al. 2017). In Europa beschränken sich Infektionen mit Haemophilus Ducreyi auf Einzelfälle. Aufgrund vermehrter Migration sollte jeder, der Untersuchungen des äußeren Genitales durchführt, über diese Erkrankung informiert sein.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von 3–7 Tagen entwickeln sich an der Eintrittsstelle des Bakteriums Hämophilus Ducreyi Papulopusteln und schließlich schmerzhafte Ulzerationen unterschiedlicher Größe mit begleitender regionärer Lymphknotenschwellung. Die Lymphknoten können auch einschmelzen. Im Gegensatz zum Ulcus bei Syphilis ist das Ulcus molle weich palpierbar („weicher Schanker“).
Die Diagnose kann durch Kultur oder PCR gesichert werden. Andere begleitende sexuell übertragbare Erkrankungen (vor allem HIV und Syphilis) sollten immer ausgeschlossen werden.
Therapie
Die Therapie erfolgt mit Ceftriaxon und Azithromycin, alternativ auch mit Ciprofloxacin und Erythromycin.
Andrologische Relevanz
Die Wahrscheinlichkeit für die zufällige Diagnose eines Ulcus molle im Rahmen einer andrologischen Untersuchung ist weltweit regional sehr unterschiedlich. In Europa kommt es nur vereinzelt vor.

Lymphogranuloma inguinale

Einführung
Das Lymphogranuloma inguinale ist eine stadienhaft ablaufende sexuell übertragbare Infektion durch Chlamydia trachomatis der Serovare L1–L3 (in Europa vor allem L2 und L2b). In Südostasien, Afrika, Südamerika und der Karibik sind diese Erreger für 2–10 % aller genitalen Ulzerationen verantwortlich. In Europa wird das Lymphogranuloma nur selten beobachtet und findet sich hier vor allem bei direkten Sexualkontakten homosexueller Männer (de Vries et al. 2019).
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von 3–30 Tagen treten Proktitis oder eine kleine schmerzlose Papel, Pustel oder Erosion mit narbenloser Abheilung innerhalb von einer Woche auf (Phase 1). Nach 2–6 Wochen beginnt eine schmerzhafte regionäre Lymphknotenschwellung mit Einschmelzung (Phase 2). Nach einer Latenzphase von 5–10 Jahren werden Ulzerationen, Fisteln und z. T. massive örtliche Lymphödeme („Elephantiasis“) beobachtet (Phase 3). Die Diagnose stützt sich auf direkten Erregernachweis (PCR), Serologie oder Kultur. Andere sexuell übertragbare Infektionen müssen ausgeschlossen werden (Lautenschlager et al. 2017).
Differenzialdiagnose
Therapie
Die Therapie erfolgt mit Doxycyclin, Erythromycin oder Azithromycin.
Andrologische Relevanz
Bezüglich der Wahrscheinlichkeit für die zufällige Diagnose eines Lymphogranuloma inguinale im Rahmen einer andrologischen Untersuchung gilt die gleiche Einschätzung wie beim Ulcus molle.
Ein weiterer Aspekt ist die mögliche Relevanz von Chlamydia trachomatis der Serovare L1–L3 für die Fertilität von Frauen, der einer Vermeidung möglicher Infektionen der Partnerin eine besondere zusätzliche Bedeutung gibt. So fand sich Chlamydia trachomatis L2 bei im Portio-Abstrich infertiler Frauen auch ohne sonstige Hinweise auf ein Lymphogranuloma venereum (de Jesús De Haro-Cruz et al. 2011).

Akute Gangrän des männlichen Genitales (Fournier-Gangrän)

Einführung
Es handelt sich um eine infektiöse, akute, gangränisierende Entzündung mit nekrotischem Zerfall Skrotum und Penis innerhalb kürzester Zeit. Isolierter Befall des Penis ist selten (Lahouar et al. 2021).
Es liegt fast immer eine Mischinfektion mit verschiedenen aeroben und anaeroben bakteriellen Erregern zugrunde, so dass eine lokalisierte, nekrotisierende, subkutane Infektion mit Beteiligung der Faszien und Muskulatur wahrscheinlich ist (Köhn 2012). Prädisponierende Faktoren sind Verletzungen, urologische Eingriffe oder vorhergehende Operationen sowie Diabetes mellitus, immunsupprimierende Therapie, Tumorerkrankungen oder eine HIV-Infektion. Thrombosierender Gefäßverschluss soll die rasche Progression erklären.
Klinik
Die Erkrankung beginnt scheinbar spontan oder nimmt ihren Ausgang von einer oft unbemerkten banalen Exkoriation. Ganz plötzlich kommt es unter hohem Fieber mit Schüttelfrost und stark eingeschränktem Allgemeinbefinden zu einem entzündlichen Ödem am Penis und Skrotum. Bereits nach einem Tag sieht man an dem glockenschwengelartig aufgetriebenen Penis bläulich-schwärzliche oder weißliche Plaques, die gangränös zerfallen, sich ausbreiten und die Penishaut, sogar mit Einschluss der Corpora cavernosa, sowie die Skrotalhaut zerstören können. Die Hoden können freiliegen. Die Erkrankung kann auch auf die Bauchwand und/oder die unteren Extremitäten übergreifen. Es besteht eine ausgeprägte Leukozytose.
Die Mortalität liegt zwischen 10 und 30 %. Kommt es zur Abheilung, bleiben teilweise mutilierende Vernarbungen zurück.
Therapie
Diese muss sofort massiv einsetzen. Unmittelbar nach Materialabnahme für bakterielle Untersuchungen sollte hoch dosiert breitbandantibiotisch therapiert werden. Die vollständige operative Entfernung des erkrankten Gewebes im Gesunden ist obligat. Darüber hinaus wird auch die frühzeitige intravenöse Gabe von Glukokortikoiden empfohlen.
Andrologische Relevanz
Die Erkrankung ist selten und ein urologischer Notfall, so dass sie nur in Einzelfällen andrologische Relevanz bekommt, wenn es in Folge dieser nekrotisierenden Faszitis auch zu einer Gangrän der Hoden bei jüngeren Männern kommt (Gupta et al. 2007).

Phimosen

Klinisch werden primäre und sekundäre Phimosen, vollständige und unvollständige sowie akute und chronische Phimosen unterschieden. Folgen können Smegmastau, Smegmolithe (pflastersteinartige weißliche Auflagerung von Smegmakonkrementen auf der Glans penis), entzündliche Veränderungen (Balanoposthitis) und ein Peniskarzinom sein.
Erworbene Phimosen werden durch entzündliche oder degenerative Vorgänge verschiedener Ursache ausgelöst, die ein Reponieren des Präputiums erschweren oder verhindern (Köhn 2012).
Bei Neugeborenen sind Glans penis und inneres Präputialblatt in über 90 % der Fälle noch miteinander verklebt. Normalerweise löst sich diese epitheliale Verbindung in den ersten Lebensjahren durch Degenerationsvorgänge in den die Glans und Präputium verbindenden Epithelschichten. Bei über 18 Jahre alten Männern können Phimosen in bis zu 13 % nachgewiesen werden (Morris et al. 2020).
Risikofaktoren der erworbenen Phimosen sind Adipositas, Diabetes mellitus und Lichen sclerosus et atrophicus.
Eine frühzeitige Circumcision hat protektive Effekte bezüglich der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Peniskarzinomen im späteren Lebensalter (Douglawi und Masterson 2019; Thomas et al. 2021).
Eine Sonderform der akuten Phimose und urologischer Notfall ist die Paraphimose, bei der sich das hinter die Eichel zurückgestreifte phimotische Präputium nicht mehr nach vorn reponieren lässt und starke Schmerzen verursacht. Die Glans ist meistens blaurot verfärbt und geschwollen. Dahinter sieht man eine kragenförmige („spanischer Kragen“), einfache oder doppelte ringförmige Schwellung der Vorhautblätter. Ursachen können entzündliche Prozesse oder Traumen sein.

Maligne Veränderungen des äußeren Genitales

Maligne Erkrankungen am Penis können primär auftreten (z. B. Melanome, spinozelluläre Karzinome, selten auch Basaliome) oder sich erst sekundär im Rahmen eines allgemeinen Hautbefalls am Penis manifestieren (z. B. kutane Lymphome).

Erythroplasie Queyrat

Einführung
Wie die bowenoiden Penispapeln ist die Erythroplasie Queyrat als ein nicht-invasives Karzinom oder penile intraepitheliale Neoplasie mit Bevorzugung der Eichel aufzufassen. Sie weist Ähnlichkeiten zum Morbus Bowen, einem in situ Karzinom der Haut, auf. Bei der Pathogenese ist eine Infektion mit humanem Papillomavirus Typ 16 von wesentlicher Bedeutung (Köhn et al. 2016b).
Klinik
Klinisch fallen bei älteren, nicht beschnittenen Männern scharf begrenzte, unregelmäßig konfigurierte Rötungen auf, die nass-glänzend oder feingranulierend erscheinen (Abb. 24). Eine Progression der unbehandelten Erythroplasie Queyrat in ein invasives spinozelluläres Karzinom ist möglich.
Differenzialdiagnosen
Balanitis plasmacellularis Zoon, Psoriasis vulgaris, seborrhoisches Ekzem, Kontaktdermatitis, Balanitis oder Balanoposthitis anderer Genese.
Therapie
Die Hautveränderungen können chirurgisch oder durch Lasertherapie entfernt werden. Weitere Therapiemöglichkeiten bestehen in der Anwendung von Imiquimod, 5-Fuoruracil oder photodynamischer Therapie (PDT) (Kravvas et al. 2020).
Andrologische Relevanz
Eine Erythroplasie Queyrat kann sehr selten ein Zufallsbefund im Rahmen der andrologischen Untersuchung sein. Da diese Veränderung zwar v. a. bei älteren Männern auftritt, das Alter der Männer zum Zeitpunkt der gewünschten Vaterschaften aber in den letzten Jahren ständig angestiegen ist, muss sie zukünftig bei länger bestehenden umschriebenen Rötungen des Penis in Betracht gezogen werden. Die Kenntnis dieser Erkrankung ist auch bei der Untersuchung älterer hypogonadaler Männer oder bei der Abklärung der Gynäkomastie im höheren Lebensalter als zufälliger Befund von Bedeutung.

Extramammärer Morbus Paget

Eine seltene Variante eines intraepidermalen Adenokarzinoms ist der extramammäre Morbus Paget, der bei nicht ausreichender, rechtzeitiger Therapie in ein invasives Karzinom übergehen kann (Dauendorffer et al. 2021). Betroffen sind vor allem ältere Patienten. In Untersuchungen an Patienten mit genitalem Befall lag das das durchschnittliche Alter bei ca. 62 Jahre (Phyo et al. 2020). Der extramammäre Morbus Paget manifestiert sich bei Männern bevorzugt in der inguinal-skrotalen Region als scharf begrenztes, infiltriertes Erythem, das auch leicht schuppen kann und Wachstumstendenz zeigt (Abb. 25). Nicht selten wird es jahrelang erfolglos unter der Diagnose eines Ekzems behandelt.
Eine vollständige operative Entfernung der Läsionen muss gesichert werden.
Andrologische Relevanz

Invasives Plattenepithelkarzinom des Penis

Plattenepithelkarzinome des Penis sind in industrialisierten Ländern selten. Die Prävalenz liegt dort nur bei 0,1–1,0/100.000 Einwohner; in einigen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas haben sie hingegen einen Anteil von bis zu 10 % an aller Karzinome des Mannes (Thomas et al. 2021). Häufig bestehen prädisponierende Faktoren wie Infektionen mit humanen Papillomaviren, chronische Entzündungen, Phimosen, ungenügende Hygiene oder Nikotinkonsum. Im Bereich der Eichel oder Vorhaut kommt es zum Wachstum eines rötlichen Tumors mit Blutungsneigung mit möglicher Metastasenbildung (Abb. 26). Eine Therapie des Karzinoms sollte daher frühzeitig erfolgen.
Andrologische Relevanz
Die Wahrscheinlichkeit, bei einer andrologischen Untersuchung ein invasives Peniskarzinom zu diagnostizieren, ist sehr gering. Die andrologische Relevanz ist daher eher in der rechtzeitigen Beratung von Patienten bei möglichen Provokationsfaktoren (siehe oben) zu sehen.

Verletzungen des Penis

Penisruptur („Penisfraktur“)

Eine Penisruptur entsteht durch ein stumpfes Trauma (meist während des Geschlechtsverkehrs) auf den erigierten Penis und ist durch den Einriss der Tunica albuginea der Corpora cavernosa gekennzeichnet. Nach einem unmittelbar relativ lokalisierten Schmerz kann sich ein massives Hämatom im Rupturbereich entwickeln oder sich diffus auf Penis, Skrotum, Unterbauch und darüber hinaus ausbreiten. Hämaturie kann auf Mitverletzung der Harnröhre hindeuten (10–40 % der Fälle). Die Penisruptur ist ein urologischer Notfall. Chirurgische Versorgung sollte bei Bedarf sofort erfolgen (Ge et al. 2021).
Andrologische Relevanz
Folgen einer Ruptur der Tunica albuginea der Schwellkörper können in 10–30 % erektile Dysfunktion oder Strikturen der Urethra sein.

Nebenwirkungen von Injektionen zur Penisaugmentation

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch weiter verbreitete Injektion von Paraffinen, Mineralölen oder Vaselin zur Vergrößerung des Penis wird heute noch vereinzelt in osteuropäischen Ländern praktiziert und führt zu granulomatösen Entzündungen (Paraffinomen, Abb. 27) (Rosellen et al. 2020). Heroininjektionen in den Penis können zu ausgedehnten Infektionen führen. Vereinzelt wurde auch über die Selbstinjektion pulverisierter und in Wasserstoffperoxid gelöster Tabletten (Aciclovir bei Herpes genitalis recidivans) berichtet, die granulömatöse Entzündungen der Penishaut zur Folge hatten. Keloide der Penishaut sind eine Rarität.
Die häufigsten Komplikationen von Injektionen werden im Rahmen der Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT) beobachtet, bei der zur Therapie von erektiler Dysfunktion vasoaktive Substanzen intrakavernös injiziert werden. Die Fibrosen treten im Bereich der Tunica albuginea der Corpora cavernosa auf (Köhn 2012).
Andrologische Relevanz
Durch die Granulome also Folge der Injektion von z. B. Paraffinen kann es zu Schmerzen bei Erektion und Störungen der Samendeposition kommen.

Selbstverletzungen des Penis

Eine relativ häufige Traumatisierung des Penis bei Kindern ist auf Strangulationen durch Haare zurückzuführen, in deren Folge dessen es zu Lymphödem und Hautnekrosen kommen kann. Bei Erwachsenen werden Strangulationsverletzungen durch Anwendung ringförmiger Gegenstände (Metallringe, Flaschenhälse) beobachtet. Verletzungen durch medizinisch verordnete Penisringe oder Vakuumpumpen sind bei Beachtung der Kontraindikationen (Anwendung für mehr als 30 Minuten; gleichzeitige Anwendung von Cumarinen) sehr selten (Köhn 2012).

Piercings

Dermatologisch und andrologisch relevante Veränderungen können beim Piercing durch die in dieser Lokalisation teilweise sehr lange Heilungsphasen (bis 9 Monate) und Vernarbungen der Urethra auftreten (Abb. 28) (Lee et al. 2018). Das Piercing des männlichen Genitales kann im Bereich des Frenulums, der Vorhaut, zwischen Hodensack und Penisbasis („Hafada“), zwischen Harnröhrenöffnung und Frenulum („Prince Albert“), vertikal durch den Penis („Apadravya“), quer durch die Eichel („Ampallang“) oder durch den Eichelrand („Dydoes“) erfolgen (Köhn 2012).

Induratio penis plastica

Einführung
Die Induratio penis plastica (IPP, Morbus Peyronie, penile Fibromatose) ist eine umschriebene, plaqueartige, fibromatöse Veränderung der Tunica albuginea der Corpora cavernosa (Köhn 2012). Durch lokale Traumen, vermutlich v. a. während sexueller Betätigung, kommt es unter Vermittlung verschiedener Zytokine zunächst zu einer Entzündungsreaktion mit nachfolgender Fibrose (Patel et al. 2020). Eine erbliche Disposition wird angenommen. Die Prävalenz wird auf ca. 0,4–13 % geschätzt (Ziegelmann et al. 2020).
Die IPP kann in bis zu 20–30 % assoziiert sein mit palmaren (Morbus Dupuytren) oder plantaren (Morbus Ledderhose) Fibromatosen (Patel et al. 2020).
Klinik
Betroffen sind vor allem Männer zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr. Die Symptome betreffen Deviationen des Penis (>80 %), Schmerzen (50–70 %) und bei stärkerer Ausprägung auch erektile Dysfunktion (30–50 %).
Therapie
Die bisherigen medikamentösen Therapieansätze sind nicht befriedigend. In sehr ausgeprägten Fällen mit funktioneller Einschränkung müssen eine operative Plaqueentfernung erfolgen oder Schwellkörperimplantate eingesetzt werden (Chung et al. 2020).
Andrologische Relevanz
Eine Folge der IPP ist eine erektile Dysfunktion bei bis zu ca. der Hälfte der betroffenen Männer. Schmerzen am Beginn der Erkrankung, Erektionsstörungen und Beeinträchtigungen des äußeren Erscheinungsbildes des Penis während der Erektion wirken sich negativ auf die Lebensqualität der betroffenen Männer aus.
Die zum Teil erheblichen Deviationen des Penis können bei Männern mit Kinderwunsch neben der erektilen Dysfunktion die Samendeposition beeinflussen.
Noch nicht abschließend geklärt ist die Assoziation der IPP mit einem Testosteronmangel (Aditya et al. 2019).

Angeborene Fehlbildungen des Penis

Einführung
Relevante angeborene Defekte des äußeren männlichen Genitales sind vor allem die Hypospadie, die deutlich seltener vorkommende Epispadie oder der sogenannte „Mikropenis“.
Die Hypospadie gehört mit einer Prävalenz von ca. 20/10.000 Geburten in Europa und ca. 34/10.000 in den USA zu den am häufigsten vorkommenden, angeborenen Fehlbildungen des Penis (Springer et al. 2016). Die internationale Prävalenz liegt bei 20,9/10.000 Geburten und zeigt in vielen Regionen einen Anstieg vor allem ab den 1990iger-Jahren (Yu et al. 2019). Ein Zusammenhang mit einer Exposition gegenüber östrogenartig wirkenden Umweltgiften in utero wird diskutiert. In ca. 25 % berichten Patienten über eine ventrale Penisdeviation (Spinoit et al. 2020).
Die Prävalenz der Epispadie beträgt 1/100.000 Geburten. Im Vordergrund stehen operative Maßnahmen mit dem Ziel ausreichender Erektionen und Ejakulationen (Wood und Woodhouse 2011).
Der Mikropenis kann Folge verschiedener Erkrankungen sein (primäre testikuläre Funktionsstörungen durch Klinefelter-Syndrom, Anorchie oder testikuläre Dysgenesie, hypogonadotroper Hypogonadismus bei z. B. Kallmann-Syndrom, Testosteroninsensitivtät durch Androgenrezeptorstörungen oder 5-alpha-Reduktase-Mangel, genitale Entwicklungsstörungen). Der echte „Mikropenis“ muss abgegrenzt werden vom scheinbar zu kleinen Penis bei Adipositas, wo der Penis zu einem Teil in der Fettschürze verborgen liegt („buried penis“).
Andrologische Relevanz
Die andrologische Relevanz kongenitaler Fehlbildungen des Penis umfasst neben reduzierter Lebensqualität und Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls mit Einschränkungen sexueller Beziehungen auch die Assoziation mit erektiler Dysfunktion und Störungen der Samendeposition durch Ejakulationsstörungen. Zusammengefasst sind somit häufig alle drei Dimensionen menschlicher Sexualität betroffen.
Männer mit Hypospadie werden seltener biologische Väter; wenn sie Kinder haben, nehmen sie häufiger Methoden der assistierten Reproduktion in Anspruch (Skarin Nordenvall et al. 2020). Die reduzierte Fertilität von Männern mit Hypospadie steht auch mit der Assoziation mit Hodenhochstand in Zusammenhang; reduzierte Spermatogenese scheint bei proximaler Hypospadie vorzukommen (Punjani und Lamb 2020).
Die oben genannten Veränderungen haben ebenfalls in der Beratung von Patienten vor Durchführung von IVF und ICSI andrologische Relevanz. Das Risiko der nach diesen Verfahren geborenen Kinder für Hypospadie (OR = 1,87, 95 % CI: 1,47–2,40) und Malformationen des Urogenitaltraktes allgemein (OR 1,61, 95 % CI: 1,41–1,85) ist erhöht (Zhang et al. 2021).

Skrotale Hautveränderungen

Skrotalzysten

Einführung
Skrotalzysten werden als Varianten von Epidermalzysten an der Skrotalhaut klassifiziert, die im Verlauf verkalken und ihre Zystenwand verlieren. Aufgrund ihrer Neigung zu Verkalkungen werden sie vor allem bei multiplen Auftreten im englischsprachigen Raum auch als skrotale Kalzinose (scrotal calcinosis) bezeichnet (Köhn 2014f; Syed et al. 2018).
Klinik
Skrotalzysten treten schon in der Jugend oder bis zum dritten Lebensjahrzehnt auf und zeigen im weiteren Verlauf meist Wachstum. Sie imponieren als derb palpierbare, halbkugelig bis rund vorstehende, weißlich-gelbliche Knoten mit einem Durchmesser von meist 5–10 mm, teilweise aber auch mit deutlich größerem Umfang (Abb. 29). Manchmal ist zentral eine kleine Pore in der Haut erkennbar, aus der sich auf Druck weißlich-bröckeliges Material entleeren lässt.
Anfänglich sind die Skrotalzysten meist symptomlos; später können sie als Folge von Verkalkungen, Entzündungen und Infektionen Schmerzen mit Narbenbildung verursachen.
Therapie
Solitäre Skrotalzysten ohne Wachstumstendenz und Neigung zu Infektionen müssen nicht zwangsläufig therapiert werden. Vor allem bei multiplem Befall fühlen sich die Männer mit Skrotalzysten schon aufgrund der äußerlich sichtbaren Veränderungen eingeschränkt.
Als einzige sinnvolle Möglichkeit steht dann die operative Entfernung zur Verfügung.
Andrologische Relevanz
Häufige nutzen die meist noch jüngeren Patienten eine andrologische Untersuchung, um sich über Wertigkeit, Prognose und Therapiemöglichkeiten dieser Veränderungen aufklären zu lassen. Eine darüber hinaus gehende besteht nicht.

Pruritus scroti

Einführung
Das Skrotum gehört zusammen mit den Augenlidern zu den Regionen mit der dünnsten Haut. Daher können mechanische und andere irritative Einflüsse (z. B. Feuchtigkeit und Wärme) zu Störungen der kutanen Integrität führen, die mit Juckreiz und Kratzexkoriationen einhergehen. Dermatosen wie atopische Dermatitis, seborrhoisches Ekzem oder Psoriasis betreffen auch die Skrotalhaut und sind die Ursache für den Juckreiz. In anderen Fällen müssen psychosomatische Faktoren berücksichtigt werden, oder es finden sich keine Ursachen (Köhn 2012).
Klinik
Häufig fällt nur eine dezente Rötung auf, manchmal auch assoziiert mit geringem Ödem und Kratzexkoriationen. Die epidermale Beteiligung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei chronischem Verlauf treten besonders bei älteren Erwachsenen ausgeprägtere Lichenifikationen und Rötung der Skrotalhaut (Rotes-Skrotum-Syndrom) auf. Bei Schuppung sollte Material für mykologische Untersuchungen entnommen oder eine Kontaktdermatitis in Betracht gezogen werden. Die Patienten sind oftmals verunsichert und benötigen eine kompetente ärztliche Führung. Immer ist eine Inspektion des gesamten Integuments erforderlich.
Therapie
Unkritische Therapie mit lokalen Kortikosteroiden oder Antimykotika führt meist nicht zum Erfolg. Immer sollte die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden. Psychosomatische Ursachen sollten entsprechend betreut werden.

Zusammenfassung

  • Eine andrologische Erstuntersuchung sollte die sorgfältige Inspektion des äußeren Genitales immer mit einschließen.
  • Dabei können als Zufallsbefunde harmlose oder auch relevante Befunde erhoben werden.
  • Sie bietet darüber hinaus den Patienten die Möglichkeit, Veränderungen anzusprechen, die sie stören oder verunsichern.
  • Die andrologische Untersuchung eröffnet zudem die Möglichkeit einer frühzeitigen präventiven Beratung und Behandlung von Patienten (z. B. Phimose oder Infektionen mit HPV).
  • Normvarianten ohne Krankheitswert sind Papillae coronae glandis und heterotope Talgdrüsen.
  • Daneben sind auch Pigmentflecke, Angiokeratome, Angiome, Zysten und Fibrome in den meisten Fällen ohne klinische Relevanz.
  • Andere Veränderungen wie ansteckende oder maligne Erkrankungen haben hingegen für den Patienten und seine Partnerin klinische Relevanz.
  • Erkrankungen wie Phimose oder Induratio penis plastica können die Sexualität des Patienten durch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, erektile Dysfunktion oder Störungen der Samendeposition beeintrachtigen.
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